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MackenblÄtt für Pulsnitz, Königsbrück, Ra-rbrrg, Radeburg, Moritzburg und AmgegeM Erscheint: Mittwoch« und «onna-end«. ,, Abonnementspreis: M»schNkil,ch de« jeder S°nnabend.Numm-r »elUeeenden SonntagWlatle«) Vierteljährlich I Mk. 25 Pfg. Inserate werden mit »0 Pfennigen für den Raum einer gespaltenen Corpus- »eile berechnet u. sind bis spätestens Dienstags und Freitags Vormittags v Uh* hier aufzugeben. Amtsblatt des Königlichen Amtsgerichts, sowie des Stadtrathes zu Dulsniß. FünfunddreWgfter Jahrgang. Buchdruckerei von Ernst Ludwig Förster in Pulsnitz. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Paul Weber in Pnlsnitz. Geschäftssteke» sür Königsbrück: bei Herrn Kaufm. M. Tschersich. Dresden: Annoncen-Bureaus Hassenstein L Vogler u. Jnvalidendans. Leipzig: Rudolph Moss» von uns unbekannten Firmen und Personen nehmen wir nur gegen Pränumerando-Zahlung durch Briefmarken oder Posteinzahlung auf. Anonyme Annoncen, oder solche, welche Beleidigungen enthalten, werden keinesfalls ausgenommen, mag der Betrag beiliegen oder nicht. ^XPkälliON Ü68 ^Ml8blLiiSS» Mittwoch. 67. 22- A«g«ft 1883. Bekanntmachung. Vom 20. August bis 15. September bin ich beurlaubt. Die Herren Schulvorstandsvorsitzenden, Lokalschulinspectoren und Lehrer wollen sich während dieser Zeit in allen dringlichen Angelegenheiten an Herrn Bezirks-Schulinspeklor vr. Wild in Bautzen wenden, welcher meine Stellvertretung übernommen hat. Kamenz, den 18. August 1883. Der Königliche BezirkS-Schulinspektior. Schütze. Wo hinaus? Berlin, 15. August. Die von dem Fürsten Bis marck eingrlritete Wirthschafts- und Reformpolitik steuert auf ein dreifaches Ziel los, und zwar: 1. Auf ein möglichst hohes Mab von wirthschaftiicher und industrieller Unabhängigkeit des neuen Reiches vom Ausland, 2. auf ein möglichst hohes Maß von finanzieller Selbst- ständigkeit der Reichsverwaltung und 3. auf ein möglichst hohes Mast von socialer Friedens stellung zur Abwendung der überall in Europa drohenden Socialrevolution. Die neue Socialpvlitik soll recht eigentlich dem armen Mann helfen, sie soll den Wohlstand der Hand werker und Landw rthe heben und dem Arbeiter Trost und Hilfe bieten bei Unglücksfällen und in der Noth des Alters. Die Pläne sind also recht eigentlich staatser haltend, weil sie der Verarmung und Verkümmerung wehren wollen. Die socialpolitischen Gedanken Bismarcks wollen den armen Mann schützen vor der Verführung zur Social demokratie. Die Verarmung wirkt am Besten für die Socialdemokratie. Darum hat die moderne liberale Ge setzgebung der Socialdemokratie so mächtig Vorschub ge leistet, weil sie die Verarmung gefördert hat. Indem der Kanzler durch seine socialen Reformen der Verarm ung zu steuern sucht und Dem, was in den Forderungen der Socialisten als berechtigt anerkannt werden muß, rntgegenkommt, durchschneidet er die Lebenswurzel der Socialdemolratie. Wer also die socialpolitischen Pläne des Kanzlers durchkreuzt und bekämpft, wie die gcsammte Linke eS thut, der leistet der Socialdemokratie Vorschub, wenn er das auch weder im Sinne hat, noch zu thun glaubt. In engem Zusammenhänge damit aber steht die Kolonisationsfrage und überseeische Politik. Leider hat der Reichskanzler bis jetzt damit wenig Glück gehabt. Die gesammte Rechte steht jedoch hinter dem Kanzler, und sie wird auch fernerhin seine koloni satorischen Pläne unterstützen. Denn was aus dem Ge biete für Deutschlands Zukunft auf dem Spiele steht, ist rin Stück nationaler Existenz. Wer die neue Wirth- schaftspolitik ganz begreifen will, darf die darin ver flochtenen kolonisatorischen Interessen nicht übersehen. Durch die Gründung überseeischer Kolonien wird unser ganzer Nationalreichthum gehoben und dadurch für so ciale Reformen und Friedensstiftungen im Sinne des Reichskanzler- das unentbehrliche materielle Fundament geschaffen. Alle Welt weiß, daß England, neuerdings auch Italien, Spanien und andere Länder die hohe Bedeutung der überseeischen Politik mehr und mehr zu würdigen verstehen. Der Nerv von Hollands Macht und Wohl stand lag stets nur in seiner überseeischen Politik. Der größte Gewinn aber, den Holland aus seinen Kolonien schöpft, besteht nicht in den haaren Geldzuflüssen, sondern darin, daß die holländische Bevölkerung niemals an Be- schästigungsmangel, an erstickender Uebersüllung, an Ver engung des WirthschaftLgebiets social erkranken kann, wie dies leider bei uns der Fall ist. Jeder findet dort als Kaufmann, als Kolonialbeamter, als Kolonist den weitesten Spielraum für seine Kräfte, während in Deutsch land alle Branchen bereits derartig überfüllt sind, daß für neue Existenzen kein Raum mehr darin ist. Wir befinden uns gegenwärtig in Deutschland in einer sehr unangenehmen Lage, die soweit fortgeschritten ist, daß Alles nach Hilfe ruft; wir dürfen den deutschen Fabrikanten nicht zu viel Schuld an dem deutschen Elend beimessen. Der deutsche Fabrikant kann nicht wie er will. Er wird nicht unterstützt von einen: nationalen Münz- und Bankwesen. Unser Handel sowie unser ganzer Unternehmungsgeist ist vorwiegend produktiv. Der deutsche Fabrikant ist durchschnittlich ein mit Existenz sorgen geplagter Mann, dem die Reichsbank und der Prtvatbankier den Kredit leicht kündigen und der im Handumdrehen bankerott fein kann. Ist er einmal bankerott, so bleibt er gewöhnlich bankerott, während sich englische, amerikanische und französische Fallite schnell wieder erholen und für die Weltstellung ihrer Nationen mitkämpfen können. Unsere Fabrikanten, die seit 8 Jahren gegen eine entsetzliche, durch den Freihandel und die Münz- und Bankreform verursachte Geschäftskrisis ankämpfen, find vorläufig noch nicht wieder zu Blut gekommen, um !>en Konkurrenzkampf mit den Vollblut-Nationen überall sieg reich aufnehmen zu können. Die Regierung ist leider durch den unfähigen Parlamentarismus gehindert, den deutschen Fabrikanten unter die Arme zu greifen. Das industrielle Bedürfniß nach überseeischen Märkten ist schon heute in allen Industrieländern vorhanden, in dessen tritt es bei dem Wirrwarr der wirthschaftlichen Erscheinungen dem Tagespolitiker noch nicht so grell und überwältigend entgegen, wie es bei Ereignissen der Fall ist, welche wie rin Hagelschlag, ein Erdbeben oder eine kriegerische Invasion mit plötzlicher Schrecklichkeit Herein brechen. Die industrielle Überproduktion und die ins Wunderbare steigende Leistungsfähigkeit der modernen Technik hat mehr Aehnlichkeit mit denjenigen schleichenden Krankheiten des Körpers und des Staates, welche in den Anfängen nur das wissenschaftlich bewaffnete Auge des Fachmanns erkennt. In der That, die wachsende Leistungsfähigkeit der modernen Technik hat für die Industrie, für das darin angelegte Kapital und die darin arbeitenden Menscben die Gefährlichkeit einer schleichenden und tödtlichen Krank heit, wenn mit der Großartigkeit des technischen Fort schritts nicht Hand in Hand geht, eine eben solche Groß artigkeit der Absatzerweiterung. Eine solche anzustreben und vorzubereiten, ist die Aufgabe der geographischen Gesellschaften und Vereine, welche sich für Kolonien gebildet haben. Eins aber muß immer wieder betont werden: daß diese nur im engen Anschluß an die Regierung etwas Durchgreifendes leisten können. Zeitereignisse. Pulsnitz, 21. August. Der Zutrieb am gestrigen Viehmarkte bezifferte sich aus 250 Rinder, 79 Pferde und 148 Schweine. — Bei Pilzeinkäufen und beim Pilzsammeln ist wegen des häufigen Vorkommens von Giftpilzen die größte Vorsicht anzurathen, da im entgegengesetzten Falle ja nur zu leicht das verhängnißvollste Unglück ange richtet werden kann. Es empfiehlt sich daher, wenn man nicht ganz sicher ist, giftfreie Pilze vor sich zu haben, auf den Genuß derselben ganz zu verzichten. — Bezüglich der neuerdings vielfach laut gewor denen Klagen, daß zum Bierschank Gläser unter >/r Liter bei dem seitherigen Bierpreise verwendet werden, erfährt das „L. T.," daß jene Verwendung von dergleichen Gläsern schwerlich die Probe bei etwaigen Revisionen bestehen werde, da das neue Gesetz über die Bezeichnung des Raumgehaltes der Schankgefäße wohl Maßgrößen vom Liter abwärts in Größen von Zehntheilen zulaffe, andererseits aber auch das Vorhandensein eines diesen Maßgrößen entsprechenden geaichten Maßes erfordere. Nun girbt es nach der deutschen Aichordnung aber keine Drei-Zehntel-, Vier-Zehntel- und dergleichen Litergefäße, weßhalb denn auch Schankgefäße dieser Größen nicht verwendbar sein werden. — Ein ziemlich umfangreicher Schwindel wird gegen wärtig wieder einmal von „herumziehenden Leinwand- händlern" betrieben, durch welchen namentlich weniger bemittelte Leute, die bei den scheinbar billigen Preisen einen Gelegenheitskaüf zu machen glaubten, benachtheiligt werden. Von der Behörde ist dieser Gesellschaft nicht gut beizukommen, da sie ihr Geschäft in einer so rafft- nirten Weise betreiben, daß ihnen ein Betrug nicht nach- gewiessn werden kann. Während sie in früheren Zeiten meist baumwollne Gewebe führten, die durch Appretur und Pressung der besten Leinwand und namentlich den Damast-Gedecken täuschend ähnlich gemacht wurden, füh ren sie jetzt ein Fabrikat, das zwar Leinwand genannt werden muß, aber, aus den schlechtesten Garnen gear beitet, schon in der ersten Wäsche fast vollständig zerfällt. Mehrere große Fabriken sollen sich ausschließlich mit der Herstellung dieser Schwindelleinewand befassen und kann man ungefähr darnach bemessen, in welch' bedeutendem Umfange die Betrügereien verübt werden. — Die Ausgrabungen im Schloßbrunnen zu Stolpen sind bis jetzt soweit gefördert, daß gegen 48 m desselben Von dem in den Brunnen geworfenen Steinen rc. wieder befreit sind. Rechnet man jedoch davon die schon früher noch frei gewesenen 30 m ab, so sind bis jetzt erst gegen 18 m geräumt, woran 3 Bergleute und 1 Obersteiger gegen 8 Wochen gearbeitet haben. Ob sich in dem Brunnen dir geglaubten Werthgegenstände vorfinden werden, ist sehr zweifelhaft, da man bis jetzt, außer einigen werth- losen Gegenständen, wie in Stein gehauene Adler, einen Frauerkopf und Heiligenbild auf Werthsachen wie Ka nonenrohre rc. nicht gestoßen ist. Um etwaigen Un glücksfällen vorzubeugen, ist behördlicherseits das Be treten der Brunnenbrüstung während der Arbeit bei Strafe verboten. Das Zutagefördern des muthwilliger Weise in den Brunnen geworfenen Bauschuttes rc. ver ursacht jetzt schon bedeutende Kraftanstrengung und wird man schon in nächster Zeit noch mehr Arbeitskräfte an stellen müssen. Dresden. Seltenes Jagdglück hat Se. Majestät der König am Dienstag auf dem Anstande auf Fisch häuser Revier in der Nähe des Dorfes Bühlau bei Dresden gehabt. Vor etwa drei Jahren war von Sr. Majestät aus jenem Revier auf dem Wechsel ein großer stattlicher Hirsch mit nur einer Stange bemerkt worden, es hat jedoch bisher niemals gelingen wollen, das seltene Wild wieder zu Gesicht, noch weniger zum Schüsse zu bekommen. In Jägerkreisen wurde deshalb das Vor handensein des sagenhaften einstangigen Hirsches ange zweifelt. Da, bei der Jagd bei Bühlau, erschien nun plötzlich der so lange gesuchte Hirsch aus dem Wechsel nach Fischhäuser Revier: Sr. Majestät der König pürschte sich an denselben langsam heran und erlegte ihn mit