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bezüchtigt, als er sich ihr in Pyrmont damals genähert und in ver steckten Andeutungen und halben Warten versichert, daß er Ver gangenes bereue und sie ihm nicht gleichgiltig sei. Aber der Name Duisberg, der Name Bertha v. Faüing erweckte in ihr eine bittere Er innerung. Sie hatte vor Jahren gehört, daß die junge schöne Frau eines Regierungsrates Duisberg em Verhältnis mit einem Freunde ihres Gatten gehabt, das sehr viel von sich reden gemacht und zu einer unglücklichen Ehe geführt habe, — daß ein Herr v. Duisberg von seiner Frau geschieden und Herr v. Hirschfeldt als der Störer des Friedens jener Ehe genannt worden sei. — Und dann, der Le gationsrat hatte sie empfindlich beleidigt durch sein rücksichtsloses Gebühren beim gestrigen Thee; er hatte, während sie den Thee be reitete, sich von den Speisen vorgelcgt, ohne ihr zuerst anzubieten; er hatte sie behandelt, als ob sie hier nur eine Art erster Dienerin oder nur geduldet, M gh er der Herr vom Hause sei. „Er ist ein verknöcherter Egoist," murmelte sie Vor sich hin. „Wie könnt' ich nur einen Augenblick wähnen, daß seine Hand der Preis meiner Beihilfe zu seinem Plan sein könne? Und welch ein Preis Wäre dies? Ein Mann ohne Vermögen, ein bloßer Lebe mann an der Grenze des Greisenalters, der höchstens heiratet, um sich einer Pflegerin zu sichern, ein Geschöpf, das er quälen und mißhan deln kann?! — Nein, mich soll er nicht wieder düpieren, denn vor erst bin ich in höherem Grade als er Herrin der Situation und kann all' seinen Plänen ein Paroli biegen! Bella ist mir mehr als ein Mittel zu meinen Zwecken, denn ich bin ihr gut, ich habe ihr Vertrauen, das ich nicht täuschen werde. Ich will abwarten, wie sich die Sachen gestalten und wie ihr jener Herr v. Duisberg behagen wird. Ich werde allen weiteren Avancen des Legationsrats vorsichtig auswcichen und mir nichts vergeben, denn erst muß ich der Sache auf den Grund sehen!" (Fortsetzung folgt.) 'Vorgefühl. in mir noch Lust und Hoffen ^^Mußt ich singen doch vor Gram, War mir oft, als Hütt' getroffen Mich das Leid, das später kam. Herz! Du hast es vorcmpsundcn Weil Dich trrf schon mancher Schlag. Und ein Glied mit alten Wunden Voraus fühlt den lieben Tag. Eine Dame von Kairo und eine Fcllahfrau. «Schluß.) In der That läßt cs sich übrigens auch nicht in Abrede ziehen, daß die Mitglieder der vornehmen Familien Aegyptens in ihrer ganzen äußeren Erscheinung etwas haben, wodurch sie sich von der ärmeren und niedrigeren Volkstlasse auszeichnen, und insonderheit ist cs das weibliche Geschlecht, welches sich hierauf etwas zu gut thun kann. Das gemeine Fellahwcib nämlich, das ist die Frau des ägyptischen Bauers, bei dem sich das ägyptische Element so ziemlich rein erhalten hat, — ei wie dick sind nicht ihre Lippen, wie schwarz braun ihre Hautfarbe, wie rund und breit die Nase, wie kurz und unter setzt die Statur! Dagegen aber die Dame von Kairo — hat sie nicht einen eben so prächtigen und üppigen, a's hohen und schlanken Wuchs, und zeichnet sich ihr Gesicht nicht durch einen wunderbar edlen Schnitt, so wie durch einen feinen Mund und ein herrliches großes Auge aus? Und dann die Hautfarbe — freilich so weiß ist sie nicht, als die des Europäers, aber sie hält doch die Mitte zwischen weiß und b aun und unterscheidet sich also wesentlich von dem Schwarzbraun des gemeinen Volkes. Kurz die ganze ! Erscheinung einer vornehmen Dame aus der alten Hauptstadt Aegyptens hat etwas Edles oder wenn man so will, etwas Adeliges an sich und wenn sie im Glanze ihres Reichtums angcthan, mit orientalischem Pompe, das Haar durch ein Diadem gehalten, um den Hals ein Perlenhalsband, um die Arme goldene Schließen und um den Leib eine breit gewirkte Seiden schärpe, einherschreitet, dann glaubt man in der That eher eine Fürstin als eine Frau von gewöhnlichem bürgerlichen Stande vor sich zu haben. — Ganz anders verhält es sich mit den Fellahweibern ist Abbildung). Am schlimmsten nämlich unter allen ackerbautreibenden Nattonen der Erde hat es der ägyptische Bauer, der von den Arabern so genannte Fellah, denn der Grund und Boden, den er bepflanzen muß, gehört ihm keineswegs als Eigentum, mit dem er schalten darf wie er will, sondern nur pachtweise an, und übcrdem hat er von diesem Pacht so viel Abgaben zu bezahlen, daß er kaum existieren kann Wie nämlich die Araber das Land eroberten, nahmen sie cs für den Khalifen in Besitz, und seither ist der jeweilige Regent alleiniger oberster Herr aller liegenden Güter. Freilich behielt er keineswegs das Ganze für sich, sondern er gab davon einzelne Stücke an seine Emirs und Beys; allein war nun er selbst oder einer seiner Barone — denn das sind die Emirs und Beys -- Herr eines Guts, immer blieb der untcrjochic Altägyptier der arbeitende Sklave, der ganz der Willkür i-mes Herrn preis- gegeben war, und so blieb es bis auf die neuesten Zettel erab, wenn auch vielleicht >m gegenwärtigen Augenblicke die Bedrückung etwas gemilderter erscheinen mag. — Hat es nun aber der Fellah schlimm, so hat es seine Frau noch viel schlimmer und zwar so schlimm, daß nicht leicht ein sonstiges weibliches Wesen mit ihr tauschen möchte. Den ganzen Tag nichts als Arbeit — schwere Arbeit von der ersten Jugendzeit an Sie muß dem Vater oder Gatten beistchen, weil er allein nicht fertig würde, und nbcrocm muß sie kochen und waschen und alles thun, was man irgend nur von einer Magd verlangen kann. Kein Wunder also, wenn sic unter solchen Verhält nisse schon frühzeitig altert, sind wenn man überhaupt nur wenige Schön Helten unter dem niederen altägyptischcn Baucrnvolkc trifft! Gefangen. Das kleine Bild ist eine reizende, allerliebste köstliche Arbeit des Künstlers, die sich durch die Naivität und Keckheit in der Kom Position, die feine Charakteristik, die glückliche Färbung wie insbesondere durch seinen Humor auszcichnct. Einer Erklärung bedarf ei» so prächtiges Bild nicht 1 s Ur l ri — Kind: „Mama, sei so gut und gib mir ein paar Rosinen." — I Mutter: „Weil Du heute brav warst,! sollst Du eine Hand voll haben Da nehme Dir/ — Kind: .Eine Hand (voll! Ach Mama, dann gib Du sic ticbcr mir; Dcinc Hand ist größer." Das älteste deutsche Buch. Die Bibliothek von Upstla besitzt ein Buch von unschätzbarem Werte, den sogenannten silbernen Codex. Es ist das Werk des gotischen Bischofs Ulphilas oder Wölfel, der das urdcutsche Alphabet erfand die Bibel in die gotische Sprache übersetzte und als hoch bejahrter und hochgeachteter Greis im Jahre 388 starb. Im achten Jahr- hundert vcrschw ndcn die Exemplare dieser Bibel mit der wcstgotitchcn Sprache und nur die byzantinischen Schriftsteller bezeugten, es habe einst ein Ulphilas gelebt und die Bibel übersetzt. Erst im sechzehnten Jahrhundert nnd in Folge der fleißigeren Bibclsorschung entdeckte man in der Abtei Werden ein Exemplar der gotischen Bibelübersetzung und zwar ein Prachtstück, der Schatzkammer eines Königs würdig. Das Buch ist in massives Silber ein gebunden und enthält auf 160 Blättern die 4 Evangelien in gotischer Ucbcr setzung. Die Buchstaben sind mit Silber- oder Goldschrist aus violettem Sammet gestempelt In dieser urdeutschcn Uebersctzung tautet das Vater unser also: „Atta unsar in himinam, waihnai namo thein, quimai thiudi- nassus thcins, wairthai vilja thcins." Die Schlußformel des Gebets lautet ,Untc theina ist thiudangardi jahmachts jah vulthus in aivins, amen." «Denn dein ist Reich und Macht und Herrsch.st in Ewigkeit. Amen.» Wie so fremd und doch wieder wie so traulich klingt uns die Sprache unserer deutschen Vorväter entgegen! S. I — Mutter: „Heute, lic'oc Anna, ist der Geburtstag Deiner Groß mutter, da mußt Du Ihr Glück wünschen und den lieben Gott bitten, daß er sic noch lange erhält und recht all werden läßt." — Anna: „Ach, liebe Mutter, ich will lieber zu Gott beten, daß er sic wieder jung werden läßt, denn alt genug ist sic schon." Wer mit Ochsen fährt, kommt auch zu Markte * Wer in aller Gassen wohnt, wohnt übel. * Nach dem Nürnberger Recht hängt man den Dieb nicht eher, els man ihn hat. Wenn ein Wanderer getrunken hat, wendet er dem Brunnen den Rückcn. AuMung des Scherz-Rebus in voriger stummer: Abcntouer. Verlag von Paul Weber, Buch- und Sleindruckerc! in P- lnsih. RkdaMon von C. «. Vi-tsfer In Stuttgart. Druck von Brr tuec L Psetssec tu Stuttgart.