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Neudörfel und sind durch rapides Umsichgreifen des Feuers auch die Gebäude der Nahrungsbesitzer Michael Brand und Peter Bick in Asche gelegt worden. Alle 3 Kalamitosen hatten nichts versichert und sind bei ersterem noch 2 Kühe und 20 Gänse in den Flammen umge kommen. Radeberg. Die Weihe der für die hiesige neuer baute katholische Kirche gespendeten zwei Glocken erfolgte am 14. Juni durch Bischof Bernert, unter Assistenz des Präses des katholischen geistlichen Konsistoriums, Stolle und des Direktors des katholischen Progymnasiums Kaplan Buck. Diese Glocken sind ein Geschenk der Glas fabrikbesitzer Stadtrath Hirsch und der Brüder Wilhelm und Max Hirsch. Die Kirche, welche in ihrer inneren Einrichtung der Vollendung entgegengeht, wird am Tage ihres Schutzheiligen, des h. Laurentius, am 10. August oder am darauffolgenden Sonntag ihre feierliche Weihe empfangen. — Wie uns mitgetheilt wird, werden zu dem am 25. d. M. beginnenden Jahrmärkte in Dresden wieder um die üblichen Extrazüge verkehren und zwar früh 6^ von Arnsdorf nach Dresden und vom 25. zum 26. d. M. Nachts 12"> im Anschluß an den fahrplanmäßigen Zug Nr. 35 (Abend 11^ ab Dresden) von Arnsdorf bis Kamenz. Hier trifft letzterer Zug Nachts 12»« ein. — Die Ergebnisse des Ersatzgeschäfts im Bezirke des König!, sächs. Armeecorps stellten sich im vorigen Jahre wie folgt: In den Listen wurden geführt 78142 Mann. Davon wurden ausgehoben 9712, zurückgestellt 23181, ausgemustert 6232, der Ersatzreserve I. über wiesen 7582, der Ersatzreserve II. überwiesen 2792, der Seewehr II. überwiesen 1, ausgeschlossen 110 Mann. Ueberzählig geblieben sind 976, freiwillig eingetreten 1066, ohne Entschuldigung ausgeblieben 3739, anderwärts gestellungspflichtig geworden 21662 Mann. Als uner- miltelt wurde» 1089 Man» in de» Nestantenlisten geführt. (Dr. N.) — In der Angelegenheit der Arbeitseinstellung bei der Chemnitzer Actienspinnerei haben sich die Gegensätze zwischen den bisherigen Arbeitgebern und den Arbeitern leider in so scharser Wnse zugespitzt, daß an einen fried lichen Ausgleich kaum noch zu denken ist. Jede der bei den Parteien beharrt fest auf dem zuerst genommenen Standpunkte. — Hinsichtlich der Zahl der täglich zu expedirenden Züge steht nach einer vorliegenden Aufstellung allen an deren Bahnhöfen in Sachsen der Bahnhof zu Zwickuu voran. Auf demselben laufen nicht weniger als 208 Züge aus und ein. Kirchberg. Die beiden an Trichinose Erkrankten, an welchen Professor Wagner in Leipzig Heilversuche anstellen wollte, sind jetzt verhältnißmäßig wohl hierher zurückgekehrt und sprechen sich über die ihnen zu thcil gewordene Behandlung rc. sehr lobend aus. — Der polnische Dichter Kraszewski ist am Montag in Berlin verhaftet worden und zwar auf Grund einer Requisition des diesseitigen Botschafters in Wien, der zu dem Verdacht Grund zu haben glaubte, daß Kraszewski, der sein eigentliches Domizil in Dresden hatte, in die Spianoge wegen der Jterna und Pläne deutscher Fest ungen, sowie anderer militärischer Geheimnisse zu Gunsten einer fremden Macht verwickelt sei. Schriftstücke, die in der Abwesenheit des Dichters von Dresden bei einer in seiner Wohnung vorgenommenen Haussuchung gesunden worden sind, haben den Verdacht angeblich zur Gewißheit erhoben. Bereits ist in dieser Angelegenheit die sehr geheim geführte Voruntersuchung im Gange, und es ist unter Andern der Dresdener Oberstaatsanwalt Roßtäuscher hier eingetroffen. Die drei Mitverhaftcten Kraszewskis sind die Gebrüder Kowendzieski die in Dresden eine Cigarettensabrik leiteten, und ein ehemaliger Major von Bogdanowitsch, der Kraszewskis Romane theilweise ins Deutsche übersetzt hat. Der verhaftete Dichter ist 1812 in Warschau geboren und lebt in Dresden seit dem Jahre 1863. — Der Ort Weddersleben (Kreis Aschersleben) be findet sich seit voriger Woche in gerechter Aufregung über einen dort begangenen Mord. Der neunjährige Sohn des Handelsmannes Derge hatte sich Vormittags gegen 10 Uhr zum Spielen vor das Dorf begeben und wurde seitdem vermißt. Eine Frau bemerkte am Nach mittag, daß in einem Roggenstücke ein frisch getretener Weg hinsühre, sie verfolgte denselben und fand am Aus gange, etwa 20 Schritte von dem eigentlichen Wege ent fernt, die Leiche des Knaben. Durch einen Längs- und einen Querschnitt war dem Kinde die Luströhre durch schnitten. Da die Blutspuren noch ganz irisch waren und die Leiche kurz nach 3 Uhr Nachmittags aufgefunden wurde, so ist anzunehmen, daß der Mord etwas nach Mittag begangen worden. Ueber den Mörder fehlt jeder Anhalt und kein Mensch kann sich die Beweggründe erklären, die denselben veranlaßt haben, das unschuldige Kind zu ermorden. — Der Erfinder der Reibzündhölzer. Eine der populärsten Erfindungen wird im heurigen Sommer fünfzig Jahre alt; im Juni 1833 wurden die Reibzünd hölzer erfunden. Der Erfinder war ein politischer Ge fangener und seine Schöpfung entstand in de» Mauern eines Staatsgefängnisses. Der Student der Chemie, I. F. Kammerer aus Ludwigsburg, nach dem Hambacher Feste 1832 eingezogen, erhielt nach längerer Haft ein halbes Jahr Gefängniß auf dem Hohenasperg. Der junge Chemiker kam unter die Obhut eines alten Offiziers, welcher feinen größtcntheils jugendlichen Schutzbefohlenen ihr Schicksal zu erleichtern suchte, so weit es sich mit seiner Amtspflicht vertrug. Dieser alte Oberst lernte auch den jungen Landsmann näher kennen, erfuhr von ihm, daß er Chemie treibe und erlaubte gern, daß er sich in seiner Zelle ein kleines Laboratorium einrichte. Kammerer hatte schon auf der Universität Versuche zur Verbesserung der damals bestehenden Feuerzeuge gemacht. Namentlich suchte er die Tunkzündhölzchen zu vereinfachen. Es waren dies Holzspänchen mit Schwefelspitzen, die man in eine chemische Flüssigkeit eintauchte, um eine Flamme zu entfachen. War das Fluidum frisch, so blieb der Erfolg nicht aus; veraltet aber versagte das Zündwasser den Dienst, und die Folge davon war, daß viele Leute bei der alten Methode, die Feuerung durch Stahl, Stein und Zunder zu erzielen, stehen blieben. Nach vielen vergeblichen Versuchen begann Kammerer mit Phosphor zu experimentiren. Er hatte nahezu das Ende seiner Haft erreicht, als er die richtige Mischung tras. Aolks- uud Landwirthschaftliches. Dresden, 19. Juni. Auf dem gestrigen Schlacht viehmarkte waren außer 386 Rindern noch 786 Hammel, desgleichen 825 Schweine, darunter 744 Land- und 81 Ungarschweine, sowie 263 Kälber ausgetrieben. Der Ge schäftsgang gestaltete sich in den einzeln Viehsorten sehr verschieden, und würde im Allgemeinen sicher das Prädikat schlecht erhalten haben, wären lediglich hiesige und aus wärtige Fleischer, nicht aber auswärtige Exporteure zur Deckung ihres Bedarfes am Platze gewesen. Letztere waren in größerer Zahl, namentlich aus den Rheinlanden, erschiene» und bewirkten zum Theil recht erhebliche Aufkäufe namentl.inRindernbesiererQualitäten. Die hiesigen Fleischer hatten noch immer infolge der anhaltenden Hitze Grund zu Klagen über geringen Fleischkonsum, zumal in Rind- und Schweinefleisch, während das eben stattfindende Schützenfest dermalen noch keinen maßgebenden Einfluß avszuüben vermag. Beste Qualität in Rindern war ausreichend vertreten, zog aber gleichwohl infolge der durch die Exporteure bewirkten Aufkäufe 5 Proc. im Preise an, so daß sich der Centner Fletsch auf 63—66 stellte, während Mittelwaare 54—57 geringe Sorte dagegen 27 galt, ohne indeß einen völligen Umsatz zu erzielen. Für Hammel, welche zur Zeit der grünen Gemüse jederzert begehrter sind, wurden anfänglich sehr hohe Preise beansprucht, ermäßigten sich jedoch später, so daß das Paar von den etwas schwach aufgetriebenen englischen Lämmern im Gewicht zu 50 Kilo Fleisch auf 67—70 zu stehen kam, während Landhammel in derselben Schwere 60—63 Bracken 30 galten. In Schweinen war nur sehr geringe Nachfrage vor handen, trotzdem aber mußten vorwöchige Preise angelegt werden, und zwar kosteten Landschweine englischer Kreuz ung wieder 51—54 und Schlesier 48—51 pro Clr. Schlachtgewicht, indeß man für den Ctr. lebendes Ge wicht von serbischen Bakoniern bei 35—40 K. Tara 58 und 59 von ungarischen aber bei derselben Tara 60 und 61 bewilligen mußte. Mecklenburger, Walachen rc., überhaupt alle anderen fremdländischen Schweinesorten fehlten auch heute wieder vollständig und am Schluß des Marktes zeigten sich trotzdem erhebliche Ueberständr in den ausgetr ebenen Sorten. Kälber waren für den vorliegenden Bedarf viel zu stark aufgetrieben und es verlief deshalb das Verkaufsgeschäst ungemein flau. Nur in bester Waare wurden bis 1 pro Kilo Fleisch erzielt, während leichtere Stücke schon zu 80 pro Kilo ausgeboten wurden. Erste Lieke. Roman aus dem Englischen. Autorisirte Bearbeitung von Mar von Weißenthurm (16. Fortsetzung.) „Sybille, ich befehle Dir, zu schweigen! Du weißt nicht, was Du sprichst! Wenn Du Dich berechtigst glaubst, eine Erklärung zu fordern, so bi» ich bereit, sie zu passenderer Zeil Dir zu geben. Du hast diese junge Dame schwer beleidigt!" Das spöttische Auflachen Sybillens unterbrach ihn. „Schwer beleidigt!" ries sie aus. „Als ob das möglich wäre! Alle Welt verachtet sie und überall weiß man, daß ein Geschöpf wie sie, gar nicht beleidigt werden kann! Willst Du wissen, wie man sie nennt, diese reine —" „O still," flehte Bertie, „ich habe Ihnen nie ein Leid zugefügt, Lady Oliphant, schonen Sie meiner!" Sybille war im Begriff fortzufahren, als eine ge bietende Bewegung ihres Gatten sie zum Schweigen brachte. „Still!" gebot er donnernd, laut und ernst. „Dieser Auftritt hat bereits zu lange gewährt. Wie kannst Du es wagen, hierher zu kommen, um dieses schuldlose Mädchen zu beleidigen? Mich zu beleidigen? Verlasse das Gemach!" rief er, die Thür öffnend, „und wenn Du ruhiger bist, werde ich diese Angelegenheit mit Dir zum Abschluß bringen." Ein undefinirbares Etwas in seinem Blick ließ Sybille zurückbeben und sie wandte sich der Thür zu. „Ich werde dich verlassen," sprach sie stvlr, „damit Du diese interessante Unterredung zum Abschluß bringen kannst; der Gatte welcher sein Weib hintergeht, bleibt bei dem Mädchen, welches ihn verführte." Ein leiser Schrei entrang sich Äertie's Lippen und unfähig, sich länger ausrecht zu halten, sank sie zu Boden, das Antlitz mit beiden Händen bedeckend. Mit einem triumphirenden Blick verließ Sybille das Gemach und Hugo sah vom Fenster aus, wie ihre statt liche Gestalt den Garten durchschritt und sich langsam entfernte. Mit namenloser Liebe und unendlicher Weichheit wandte er sich dann zu Bertie zurück. Liebevoll und sanft beugte er sich nieder zu dem jungen Mädchen und versuchte es, sie emporzurichten. Doch Bertie schauerte nur in sich zusammen unter seiner Berührung und flüsterte leise: „Nein, nein, verlasse» Sie mich!" Er war von der furchtbaren Scene, welche Sybille veranlaßt hatte, zu sehr empört, um ruhig nachdenken zu können und während er mit großen Schritten den kleinen Raum durchmaß, durchkreuzten die verschiedensten Pläne seinen Kopf. Zorn gegen Sybille war das Gefühl, welches im ersten Augenblicke vorherrschte, um dann namenlosen! Mitleid für Bertie Raum zu geben, gepaart mit der innigsten Liebe zu ihr. DaS Mädchen kniete noch immer am Boden, doch gab sie keinen Laut von sich und einen Augenblick lang sürchtete Hugo, daß sie ohnmächtig sei. Er beugte sich nieder und richtete sie sanft empor. „Mein armer, verwundeter, kleiner Liebling!" sprach er liebevoll. „O, hätte ich vermocht, Dir dies zu er sparen! Kannst Du mir verzeihen, Bertie?" „Es war nicht Ihre Schuld," sprach das Mädchen, ohne sich jedoch ihm zuzuwenden. „Was hätte ich nicht darum gegeben, Sie davor zu schützen, armes Kind," sprach er schmerzlich. „Ich bin überzeugt, daß es Ihnen leid thut," sprach sie leise. „Im Augenblick that mir das Ungerechte der Anklage weh. Doch im Grunde genommen ist nichts daran gelegen. Nur Sie glauben nicht, daß Sybillens Worte Begründung hatten, nicht wahr? Der Gedanke, daß Sie mich verachten, wäre mir unerträglich!" „Ich Sie verachten? O, Bertie, ich wollte, ich ver möchte es über mich, Sie zu Haffen! Doch kein weib liches Wesen ist jemals inniger, hingebender geliebt worden, als Sie von mir!" Eine kurze Pause entstand, während welcher Hugo Oliphant sich an ihrer Seile nieüerließ und die Hände von ihrem Antlitz zog, sie zärtlich sesthaltend. „Weißt Du noch, wie glücklich wir früher waren?" fragte er sanft, während jein Blick den ihrigen suchte. „Welche frohe Zeiten wir zusammen verlebten? Wir be durften keines dritten Wesens, damit unser Glück voll kommen sei!" — Sie antwortete »ich:, doch ihr war es, als müßte ihr das Herz zerspringen. „Ich war ein Thor, Dir zu mißtrauen, doch der Wahnsinn hatte mich damals ersaßt. Stündlich habe ich seither meine Schuld, mein Vergehen gegen Dich, Du Unschuldvolle, bereut! Keine frohe Stunde habe ich ver lebt und niemals kann ich glücklich werden, es sei denn durch Dich, Bertie!" „Durch mich?" wiederholte sie. „Ja, höre mich an, mein Kind!" fuhr er in leiden schaftlicher Erregung fort. „Laß' uns zusammen fliehen von hier! Es giebt sonnige Länder, in denen wir das Glück genießen können, Du und ich: Laß uns nach dem Kontinent reisen. Ich will Dich so glücklich machen wie Du es zu werden verdienst. Ich will das sonnige Lächeln wieder auf Deine Lippen zaubern. Willst Du, Bertie? O, gew.ß! Du folgst mir, Du giebst mich dem Leben, dem Glück wieder!?" Er kniete vor ihr nieder und umschlang sie mit seinen Arinen. Eine Sekunde lang schwieg das Mädchen, dann sprang sie auf und fragte mit bebenden Lippen: „Hugo Oliphant, ich kann Sie nicht recht verstanden haben! Sie, der Mann einer Anderen, wollen um mich werben?" Wie vor einer Erscheinung taumelte er zurück, als ihre Worte fein Ohr trafen. „O verzeih' mir, Bertec," stammelte er mit bleichen Lippen, „ich weiß nicht, was ich spreche!" Er warf sich auf einen Stuhl und schluchzte gleich einem Kinde, und Bertie stand einen Augenblick bleich und zitternd neben ihm; dann sprach sie mit sanfter, bebender Stimme: „Gott schütze Dich und lasse Dich glücklich werden, Hugo!" und im nächsten Augenblick schwankte sie mit bleichem Antlitz aus dem Gemach. Düsteren Blickes starrte Hugo ihr nach — sollte der Traum seiner Liebe so trostlos, so hoffnungslos enden? 22. Kapitel. tzi» verhängnißvoller Gag. „Herr Griffitt will Dich sprechen, Hugo!" rief Lady Harberton einige Tage nach der eben geschilderten Scene, in die Bibliothek von Oliphant tretend. „Griffitt? wiederholte Sir Hugo, müde von einem Stoß Schriften emporblickend. „Ist er hier? Es muß wohl etwas Ernstes sein, was er mir mitzutheilen hat, sonst würde er nicht von der Stadt heraus gekommen sein." „Er sagte die Sache sei dringend! Sybille ließ ihm ein Gabelfrühstück serviren. Sie ist soeben mit Percy und Viola ausgeritten! Hast Du Sorgen, Hugo?" „Liebe Ethel, seit einiger Zeit schon lastet viel auf mir. Es sind bedeutende, über unsere Verhältnisse hinausgehende Ausgaben gemacht worden seit meiner Verheiratung und da die Herrschaft schon verschuldet