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Mockniblutt sur Pulsnitz, Königobriilk, Radrtzrrg, Radeburg, Mnriblmrg und Rmgegend. Erscheint: Mittwoch« und Sonnabend«. Abonnementspreis: (einschließlich des jeder Sonnabend-Nummer deine,lenden SonnIagsdlalieS) Vierteljährlich I Mk. 25 Pfg. «Amtsblatt der Königlichen Herichtsbehörden und der städtischen Behörden zu AuksniH und Königsbrück. Irrserate werden mit »0 Pfennigen für den Raum einer gespaltenen Corpus- zeile berechnet u. sind bis spätestens Dienstags und Freitags Vormittags » Uhr hier aufzugeben. BicrmiSSrcißigster Jahrgang. Buchdruckerei von Ernst Ludwig Förster in Pulsnitz. Verantwortliche Redaction, Druck und Berlag von Paul Weber in Pulsnitz. Geschäftsstellen sllr Königsbrück: bei Hern, Kaufm. M. Tschersich. Dresden: Annoncen-Bureaus Haasenstein L Vogler u. Jnvalidendanl. Leipzig: Rudolph Mosse. von uns unöetamüen Firmen und Personen nehmen wir nur gegen Pränumerando-Zahlung durch Briefmarken oder <NlllvU^il-<4llf4bilis^ Posteinzahlung auf. Anonyme Annoncen, oder solche, welche Beleidigungen enthalten, werden keinesfalls ausgenommen, mag der Betrag bestiegen oder nicht. ^XPkälRllN ÜK8 ^Mi8tzlLU68. Mittwoch. 69. M. August 1882.I Sonnabend, den 2. Sept. 1882, Viehm<^^MSnigsbrück^ Zeitereignisse. Elstra. Beim Tan vergnügen am letztvergangenen Sonntag ereilte den 21jährigen Dienstknecht Ernst Eduard Teich aus Prietitz auf einem hiesigen Saale ein jäher Tod, indem derselbe, nachdem er am Tanze Tbeil ge nommen, über plötzliches Unwohlsein klagte, umfiel und nach kurzer Zeit eine Leiche war. — Zur Theilnahme und rcsp. Beiwohnung an den diesjährigen groben Herbstübungen des 12 königl. sächs. Armeccorps treffen außer Sr. Maj. dem Kaiser und König noch folgende Fürstlichkeiten in Dresden ein: Der Kronprinz des deutschen Reichs, die Prinzen Friedrich Carl, Albrecht und Wilhelm von Preußen, der Groß herzog von Mecklenburg-Schwerin, der Großherzog von Sachsen, der Erbgroßherzog von Sachsen Weimar-Eise nach, der Erbprinz Bernhardt von Sachsen-Mciningen- Hildburghausen, der Herzog Ernst von Sachsen-Altenburg, der Herzog Ernst von Sachsen Coburg-Gotha, der Fürst Heinrich XIV. von Rcnß jüngere Linie, der Fürst von Schwarzburg - Rudolstadt und der Erzherzog Johann Salvater von Oesterreich, sämmtlich mit Adjutanten und Gefolge. Ferner treffen ein: Generalfeldmarschall Graf V. Moltke, Kriegsmiuistcr v. Kameke, Marineminister v. Stosch, Generalinspectcur der Artillerie v. Bülow, Chef des Ingenieur-Corps und der Pioniere v. Biehler, außer dem fremdländische Offiziere aus Belgien, Eiigland, Frankreich, Italien, Japan, Oesterreich, Rußland, Schwe den und Norwegen, Spanien. Die Führung der fremd ländischen Offiziere ist dem Director der Militär-Reitan- stalt, Major Edler v. d. Planitz übertrage» worden. — Die Befehle zur große» Kaiserparade find nun mehr den Truppen der sächsischen Armee sämmtlich zugc- gangen. Die Parade wird in zwei große Treffen formirt In das erste Treffen kommt die gesummte Infanterie das Kadettencorps, die Unteroffiziersschule und das Pionnicr- bataillon. Die Infanterie mit Compagniefront in Bata illonskolonne, die Kavallerie in Negimcntskolonue mit Escadronsfront, Artillerie unv Train in Linie. Die ganze Parade kommandirt Se. k. Hoh. der kommandircnde General, General der Infanterie Prinz Georg. Das erste halbe Treffen (I. Infanteriedivision Rr. 23) General- lieutenant Ex,. Freiherr v. Hausen, das zweite halbe Treffen (2. Infanteriedivision) Generallieutenant Exz. V. Monti e, das ganze zweite Treffen befehligt der Kavallerie general Exz. Senfft v. Pilsach, die einzelnen Theile Gc neralmajor v. Schönberg (wenn dessen durch Sturz vom Pferde erlittenen Verletzungen bis dahin genügend geheilt sind), Generalmajor v. Walcher und Generalmajor v. Schubert. Die Parade zählt io Jnfa^ terieregimenter, 6 Kavallerieregimenter, 1 Pionnierbataillon, 2 Artillcrie- regimenter, 1 Trainbata'llou, die Unteroifiziersschule uud das Kadettencorps. Die Truppen desiliren zwei Mal vor Sr. Majestät dem deutschen Kaiser, die Infanterie das erste Mal tu Compagniefront, das zweite Mal in Regimentskolonne, die Kavallerie, Artillerie und Train das erste Mal im Schritt, das zweite Mal im Trab. Wie man hört, führt König Albert sein Leibregimcnt dem deutschen Kaiser persönlich vor. — Dem Landes-Obstbauverein von Sachsen gehören gegenwärtig 30 Bezirks Obstbauvereine mit 2897 per sönlichen und 119 korporativen Mitgliedern an. — Der noch nicht l6'/2 Jahr alte Lehrling Ern Wilhelm Noack aus Lobcndau in Böhmen, welcher be kanntlich am 18. d. M. das Dienstmädchen des Gold und Silbcrarbeilers Franz von Schlcchtleüner, Namens Anna Marie Backofen, ermordet hat, wird dem Ver nehmen nach von der 3. Strafkammer des Dresdner Königl. Landgerichts abgcurtheilt werden, da, wie schon angedeutet, nach 73 Nummer 3 des Gerichts-Verfass ungs Gesetzes Personen im Alter von zwölf bis achtzehn Jahren in der Regel nicht vor das Schwurgericht zu stellen sind und nur im Ausnahmesalle ß 298 der Straf prozeß-Ordnung zu beobachten ist. — Die Parade-Aufstellung, welche die sächsischen Militäivereine bei der Anwesenheit des deutschen Kaisers auf dem Antonsplatz abhalten werden, nimmt außer ordentliche Dimensionen an; aus der Amtshauptmann- schast Kamenz allein ist die Stellung von ca. 1000 Mann augemeldet worden und nach jetziger Berechnung werden zu der Parade etwa l 5,900 Militär Vereinsmitglieder er scheinen. Die einzelnen Vereine erscheinen natürlich mit ihren Fahnen. Die Mannschaften werden sich an drei Punkten, am Stadtpark, im Feldschlößchen und am Kaiser Wilhelm-Platz, sammeln und Mittags 1 Uhr den Abmarsch nach dem Paradeplatz antreten. Die Parade abnahme erfolgt zwischen 2 und 3 Uhr, dann bewegt sich der Festzug nach dem Feldschlößchen, welches als Festlokal erwählt worden ist. Die Generaldirektion der Sächs. Staatsbahnen hat den Militärvercinsmitgliedern Fahrpreisermäßigung zugestanden. (Dr. N.) — In neuerer Zeit mehren sich die Fälle, in denen Zostkarten, theils gänzlich ohne Adresse, theils mit aus er Vorderseite niedergcschriebenen Mitthcilungen Ver chen, in die Brieskasten geworfen werde». Da seitens der Postanstalten derartige Postkarte», sosern sich der Absender nicht genannt hat, als unbestellbar an die Ober- Postdirektion eingcsandt und später vernichtet werden, so liegt Veranlassung vor, auf die Nachtheile hinzuweisen, welche den Absendern durch das Weglassen der Adresse bez. durch einen unrichtigen Gebrauch der Postkarten unter Umständen entstehen können. Meitzen. Zur Zeit sind die meisten hiesige» Fab riken so beschäftigt, wie es seither nur bei der kö sigl. Porzellan-Manufactur der Fall gewesen. Die Eisengießer eien haben so viel Aufträge (namentlich in Brückenbau uud in landwirthschaftlichen Maschine»), daß sie über Feierabend arbeiten lassen und ihre Etablissements ver größern, um dann noch mehr Arbeiter am ehmen zu können. Auch eine neue Metallgießerei wird eröffnet. Die Jute-Fabrik läßt ebenfalls ein großes neues Gebäude aufführen und macht immer bessere Geschäfte, da sächs. Jute jetzt mit der schottischen concurrirt und ein Mode artikel für Zimmereinrichtungen geworden ist. Auch alle Baugewerke haben vollständig Beschädigung. Trotz der niedrigen Micthzmsen läßt selbst die Privatbauthätigkcit nicht nach. Außerdem sind auch viele öffentliche Bauten in Aussicht. — In der Nähe von Aken an der Elbe wurde eine in der Erde angebrachte, mit Bietern abgesteiste und durch eine Fallthür im Rasen verschlossene Höhle entdeckt, welche die wohleingerichtete Werkstatt eines Falschmünzers enthielt. Die Vorgefundenen Falsifikate und Werkzeuge wurden mit Beschlag belegt; vom Thäter hat man noch keine Spur. — Die diesjährige Leipziger Michaelismeffe beginnt am 25. September und schließt am 14. October. Die Vor- oder Engroswoche beginnt am 18. September. — Die Blindenvorschule zu Hubertusburg soll nach dem benachbarten Moritzburg verlegt und mit der dort igen Filiale der Dresdner Landes-Blindenanstalt ver einigt werden. Das in Hubertusburg frei werdende Anstaltsgebäude wird alsdann zur Unterbringung der jetzt in Königswartha befindlichen Staatsanstalt für Epi- siptifche Verwendung finden. Neber das Anstaltsgebäude zu Königswartha sind zur Zeit Dispositionen noch nicht getroffen. — Die Handels- und Gewerbekammer in Chemnitz richtet an alle Industrielle, Gewerbtreibende und Händler dcsbetreffendenHandelskammerbezirkes, welchemit Egypten in Verbindung stehen, das Ersuchen, dem Präsidium der genannten Handels- und Gewerbekammer mitzutheilen, wie hoch sich die Forderungen an Firmen in jenem Lande belaufen, um hiernach zur Wahrung der Handelsinteressen in Egypten durch das Neichskanzleramt weitere Schritte zu thun. — Daß ein hoher Gerichtshof einstimmig ^in lautes Gelächter ausbrechen muß, kann gewiß als Seltenheit gelten, aber unter gewissen Umständen muß »ran ein solches Vorkommniß entschuldigen. Vor Berliner Ge schworenen stand jüngst ein Falschmünzer. Sein Ver brechen war klar erwiesen, der Präsident richtete jedoch an den Verbrecher die übliche Frage, ob er noch etwas zu seinen Gunsten anzusühren habe. „Ach, meine Her ren," begann jetzt der Angeklagte, „ich bitte uni eine recht milde Strafe. Denn, sehen Sie, ich hatte das Geschäft kaum ein Vierteljahr betrieben, da wurde ich schon abgesaßl. Eingebracht hat es mir nichts, denn die Unkosten waren zu groß. Sie können mirs glauben: Jeder Thaler kostet mich selbst zwei!" — Der Gerichts- Hot konnte leider diese mildernde Strafe nicht gelten lassen, sondern verurtheilte den Mann zu 6 Jahren Zuchthaus. — Falsch angebrachte Sparsamkeit hat in der Fa milie eines Berliner Buchhalters I. ein schweres Opfer gefordert. Am Freitag voriger Woche hatte Frau I. von einer Hausirerin einige Paar baumwollene Strümpfe gekauft, deren Preis sich durch seine auffallende Billig keit auözcichncte. Ein Paar derselben hatte am Sonntag der etwa 25-jährige Sohn der Familie angezogen und damit eine längere Fußparthie gemacht. Nach Rückkehr von derselben spürte der Knabe heftig brennende Schmer zen in den Füßen, so daß die Mutter in der Meinung, daß die Durchreibung der Haut Veranlassung sei, das in solchen Fällen gebräuchliche Mittel, Lappen mit Hirsch talg anwandte. Trotzdem schwollen beide Füße während der Nacht erheblich an. Zwei am Montag früh zu Hülfe gerufene Aerztc constaürtcn nach Untersuchung der Geschwulst eine Blutvergiftung, als deren Urheber sich schlüßlich die Strümpfe herausstellten, deren Garn mit gifthaltigen Farbstoffen gefärbt war. Trotz aller angewendeten Gegenmittel wurde am Montag Abend eine Amputation des am meisten geschädigten rechten Fußes bis zum Knöchelgeleuk nothwendig. — Das Verbrecher-Album der Berliner Polizei ist bereits zu stattlichem Umfange angewachsen. Es zählt jetzt 2135 Photographie» von 663 Mörder», Einbrechern und Räubern, 291 Taschendieben, 143 Ladendieben, 191 Schlasstellendieben, 153 Bauernfänger, 153 Fälschern und Hochstaplern, 386 Paletot-, Kolli- und Billarddieben, sowie von 155 Frauenzimmern. — Die kleinen goldenen Fünsmarkstückc (halbe Krone») dürsten demnächst ganz aus dem Verkehre ver schwinden. Die Reichsbank-Anstalten sind angewiesen worden, die eingehenden halben Kronen auzuhalten und nicht von Neuem in Umlauf zu setzen. Es scheint dem nach, daß sich die kleinen Goldstückchen für den Verkehr ungeeignet erwiesen haben. — Die „Danziger Zeitung" erhält von einem acht baren, nicht unbemittelten Arbeiter aus Danzig folgenden Bericht: „Nachdem ich mehrere Jahre in einer Fabrik gearbeitet hatte, wurde mir nebst vielen Anderen ge kündigt und ich bemühte mich um eine andere passende Beschäftigung, welche zu erhalten mir nicht sogleich gelang. Da kam ich auf den Gedanke», nach Amerika auszu- wandern und wenn ich dort Brod für mich und meine Familie fände, die letztere nachkommen zu taffen. Ich schiffte mich im Juni in Hamburg ein und zahlte 110