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Die Miß war blaß geworden vor Aerger. „Sprechen Sie nicht so laut, Sir!" hauchte sie hervor und dabei blitzten ihre dunklen Augen unmuthig auf den jungen Mann. „Aller Blicke richten sich auf uns. Alle lächeln. Gott, wie halte ich das aus!" „Unsinn," murmelte der junge Mann; „geben Sie mir die Karten, ich will ein Spiel machen." „Ich leihe Ihnen dieselben nicht wieder, sie sind falsch und gezeichnet," sagte Miß Egeria, trotzig ihr Haupt erhe bend, denn nun senkte sich plötzlich die Waage zu ihren Gunsten. i „He, Madame, was soll das?" rief der wilde Dick; ; „die Kartest, wenn ich bitten darf!" „Ich werde sie Ihnen nicht geben," entgegnete die Wirthin fest. „Niemals mehr will ich die Hand zu ihrem Spiel bieten, Sir!" „Schreien Sie nicht so, Miß!" sagte Dick, ingrimmig mit den Zähnen knirschend. „Sie rufen ja, als wenn Sie auf der Kanzel ständen. Man muß seine Perlen nicht in den Kehricht werfen. Haben Sie mich verstanden?" „Ich werde jeden Menschen vor Ihnen warnen," fuhr die tiefbeleidigte Schwester des glücklichen Goldsuchers Tom fort; „Jedermann erzählen, daß Sie mir ein Eheversprechen gegeben und bis heute noch nicht gehalten haben." „Das führt zu nichts, Miß Egeria," entgegnete Dick, welcher es bereute, daß er seine Braut in eine Aufregung versetzt hatte, welche die Aufmerksamkeit der Gäste auf sie zog. „Wir wollen uns vertragen; aber nun geben Sie mir die Karten, ich sehe bereits einige Kunden meiner warten." „Nimmermehr sollen Sie dieselben aus meiner Hand empfangen, Sir," antwortete die Dame mit gedämpfter Stimme, „heute noch gehe ich zum Sheriff und klage Sie auf ein unerfülltes Eheversprechen an." Dick, der Spieler, sah ein, daß er es für heute mit Miß Egeria verdorben habe; er machte gute Miene zum bösen Spiel und setzte sich zu einigen Goldgräbern, die an einem entfernten Tische in die Karten vertieft waren. Es währte nicht lange, so sah man den eben Hinzugetretenen mitten im Spiele. Häufchen Goldkörner bedeckten den Tisch, eine Waage lag daneben, um den Werth derselben abzu schätzen und die vier Partner vergaßen Alles um sich her und versenkten sich mit Hochrothen Köpfen in die verhäng nisvollen Wandlungen ihres schlimmen Geschäftes. Nach wenigen Stunden hatte sich das Glück zumeist für einen hohen, breitschulterigen Goldgräber, Namens Sauter, entschieden. Sein Goldhausen wurde aus Kosten der Anderen größer und größer und immer mehr verlor sich eine Hand voll desselben nach der anderen in dem Säck chen, das er an einer Schnur um den Hals trug. Dick war bleich geworden vor Aerger. Solch' eine Niederlage, solche Verluste hatte er seit Jahr und Tag nicht erlebt. Sein Haufen war bis auf wenige Unzen zusammenge schmolzen und nach einer oberflächlichen Berechnung hatte er schon gegen fünfhundert Dollars verloren. Und das Alles verschuldete die eigensinnige Miß Egeria, seine Braut. Ha, welche Blicke warf er der bleichen Dame zu, wie knirschten seine Zähne, wie rollten seine Augen in den tiefen Höhlen unter den buschigen Brauen. Eben jetzt traten seine beiden Leidensgefährten aus dem Spiel. „Wir haben genug verloren; gegen Sauter können, wir heute nicht an," sagten sie. „Ich will es durchhalten!" rief Dick ingrimmig. „Mir ist es recht," entgegnete der Sieger. „Was setzest Du?" „Zehn Unzen," sagte Dick. Die Summe wurde abgewogen und auf die Mitte des Tisches gelegt. Die Karten fielen, ein Trumpf folgte dem andern, dann war der Gang zu Ende. Das Spiel hatte sich zum Nachtheil Dick's entschieden. „Das ist höchst merkwürdig," sagten die beiden Zu schauer; „wir sahen Dich sonst stets gewinnen und heute zum ersten Male fortgesetzt die Segel streichen." Sauter hatte inzwischen den neuen Gewinn eingesteckt und blickte seinen vor Wuth bebenden Gegner fragend an. „Wollen wir aufhören?" wandte er sich an ihn. „Giebst Du mir Kredit?" fragte Dick mit bebenden Lippen. „Bis wann?" forschte Sauter. „Morgen werde ich zahlen," entgegnete der Andere. „Was setzest Du?" fragte Sauter wieder. „Zehn Unzen wie immer," antwortete Dick. Die Karten sielen, das Spiel ging seinen Gang und der anerkannt gewandteste und glücklichste Spieler, der oft an einem Abend Tausende von Dollars gewonnen und alle Tische gesprengt hatte, verlor auf's Neue. Längst waren die Gäste verschwunden, da endlich er hoben sich die Vier, um das Lokal zu verlassen. Der Spieler Dick hatte nicht weniger als zehntausend Dollars eingebüßt. Sein Antlitz war todtenbleich. Miß Egeria konnte sich glücklich preisen, daß sie ihm in diesem Zustande nicht begegnete, er hätte sich in seiner Wuth thätlich an ihr vergriffen. Er stürmte hinaus in die Nacht, durch die öden Gassen und schwor, sich zu rächen. (Fortsetzung folgt.) Winnel'ied. Kornblumen stecht' ich Dir zum Kranz Jn's blonde Lockenhaar, Wie leuchtet doch der blaue Glanz Auf gold'nem Grund so klar! Der blaue Kranz ist meine Lust, Er sagt mir stets auf's Neu', Wohl keine sei in tiefster Brust Wie Du, mein Kind, so treu. Auch mahnt sein Himmelblau zugleich Mich heimlich süßer Art, Daß mir ein ganzes Himmelreich In Deiner Liebe ward. Räthsel. Von Max Schmidt. Es sind 9 Worte zu finden, deren Anfangsbuchstaben von oben und Endbuchstaben von unten gelesen ein christliches Fest ergeben: l) Ein Reich, das sich noch nicht für verloren hält; — 2) Ein Nadelholzbaum; — 3) »panischer Thronfolger; — 4) Afrikanischer Fürst; — 5) Chemischer Prozeß bei geistigen Ge tränken; — 6) Deutscher Mittelstaat; — 7) Fernes Land in Ruß land; — 8) Zahl zwischen 10 und 20; — 9) Einer von denen, die — nach Göthe — nur bescheiden sind. Auflösung. I) Polen; - 2s Fichte; — 3) Jnfan«.; - 4s NeguS; — 5s Währung; — 6s Dachsen; — 7) Tartarei; — 8» Eilf; — 9s Vur Lum»! Pfingsten — Pfingsten. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Paul Weber in Pulsnitz.