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1248 Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. ^ 87, 12. Juli. bestimmen, über die wir verfügen könnten, und Ihnen noch Gele genheit zurWahl geben, wenn Sie uns nicht damit betrauen wollten. Wir könnten Ihnen auch angebautcs Land oder Bauplätze in Städten beschaffen. Doch könnten wir Ihnen dazu nicht rathen, indem die Preise meistens zu hoch stehen, und auch die Steuern höher sind. Je niederer der Preis, desto mehr Changen (Chancen?) des Steigcns. Wir würden auch das Land, wenn möglich, in ver schiedenen Parccllen aussuchcn, damit, wenn eine Nummer nicht trifft, die andere cinschlägt. Uebeclcgen Sic nunmehr rasch. Eine bessere Offerte kann Ihnen nicht mehr gemacht werden. Wir würden mit beiden Hän den zugreifen, wenn uns heute eine ähnliche Offerte aus Californien oder Südamerika auf unfern Verlag zugingc. Den Grund, der uns zu dieser Offerte bestimmt, haben wir thcilwcise oben schon berührt. Der Hauptzweck aber, den wir dabei haben, ist die ehrliche und redliche Absicht, schuldenfrei zu werden und unser Geschäft großartiger einzurichten. Erreichen wir dies, so werden wir in Zukunft ein in jeder Beziehung guter Kunde zu Ihnen werden. Noch einmal eine Zeit durchzumachcn, wie die letzte, wäre un möglich und würde uns aufrciben; denn übermäßige geistige An strengung, verbunden mit Verdruß und Angst, zernagt den Lcbcns- faden rasch. Unser Geschäft hat nun zwei schwere Krisen durchgc- macht, eine dritte soll es nicht befallen. Man sagt, aller guten Dinge sind drei, aber des Bösen ist Einmal zuviel. Sie sehen, daß wir nicht mit Unrecht Allem aufzubicten streben, um schuldenfrei zu werden, d. h. mit ehrlichen und gerechten Mitteln. Auf betrüger ische Weise, wie cs leider so Manche diesmal wieder machten, konn ten wir leicht mir einem Streich unsere Schulden bezahlen. Doch dazu würde sich keiner von uns verstehen. Strenge Rechtlichkeit bringt den Geschäftsmann zu Ehren und Vermögen, sonst nichts s!*)s. — Auch unsere heutige Offerte machen wir, weil wir überzeugt sind, daß Sic dabei nur verdienen können. — Ländereien hier sind stets der sicherste Besitz und bilden den Grundstein eines soliden Vermö gens. Sie können zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Können Sie es so cinrichtcn, daß Sic das Land halten können, so sind Sic des Gewinnes auch sicher. — Das ist hier die einzige Bedingung, und wer hier das Land bequem halten kann, und nicht mit amerikanischen Wucherzinscn die Ankaufssumme zu schaffen braucht, ist stets eines schönen Gewinnes sicher. Ueberlegen Sic nun die Sache reiflich und lassen Sic uns bald eine Antwort haben. Herzlich grüßend Philadelphia, im April 1858. John Weik L Co. Personalnachrichten. Berlin, 7. Juli- Der plötzliche am 4. d. M., Morgens 8'^ Uhr, am Schlagfluß erfolgte Tod Joseph Lehfcldt's war seiner Familie wie seinen Freunden so unerwartet, daß sie noch, vor Schrecken gelähmt, an seinem Sarge stehen. Das Eine ist Allen klar, daß sie einen unersetzlichen Verlust erlitten haben, dessen Größe zu ermessen der frische Schmerz unfähig ist, — daß ein Mann aus ihrer Mitte geschieden, der, treu und echt in jeder Beziehung, durch eine seltene und immer seltener werdende Vereinigung geistiger und sittlicher Vorzüge, den Kreisen, in denen er sich bewegte, eine Zierde und eine Stütze war. In seiner Vaterstadt Glogau auf dem dortigen evangelischen Gymnasium, zu dessen vorzüglichsten Schülern er gehörte, vorbe reitet, bezog er, kaum achtzehnjährig, die Universitäten Breslau und Berlin, wo er, vorzugsweise unter Böckh und Hegel, in eifrigster und erfolgreichster Weise Philologie und Philosophie studirtc, zu gleich aber mit einem Wissensdrang, der ihn bis zum letzten Augen blicke seines Lebens nicht verlassen, auch in den cxacten Wissen schaften ein solches Maaß von Kenntnissen sich erworben hat, das ihn befähigte, den Fortschritten der Wissenschaft auf diesem Gebiete zu folgen. Noch im Beginne der zwanziger Jahre bestand er die Prüfung für das höhere Schulamt, deren Ausfall ihn zum Unter richt bis in die Prima der Gymnasien berechtigte. Durch seine Con- fession von dem Lchrerbcrufc an Staatsanstaltcn ausgeschlossen, er griff er mit Begeisterung die erste sich ihm darbictcndc Gelegenheit, sein reiches Talent der Bildung seiner Glaubensgenossen zu wid men, indem ec einem an ihn ergangenen Rufe der jüdischen Ge meinde von Alt-Strclitz, sich an die Spitze einer zu errichtenden Schule zu stellen, mit frischem Jugendmuth folgte. Hier hat er im Verein mit trefflichen Freunden, unter denen ich vor Andern Jo seph Zedcner, gegenwärtig Custos am British Museum in London, nenne, binnen kurzer Zeit Hunderte von Schülern aus ganz Mecklen burg um sich versammelt und in einen bisher wenig fruchtbaren Boden die ersten Keime höherer Bildung ausgcstrcut. Den Ansprü chen gemäß, die er an Bildung und Wissen zu stellen gewohnt war, hat er die von ihm begründete Schule weit über das Niveau dcr- artigerAnstaltcn hinaus zum Range eincsProgymnasiums gehoben. Die persönliche Auszeichnung, die ihm durch die Verleihung des Ti tels „Oberlehrer" von Seiten des Großhcrzogs von Mecklcnburg- Strclitz zu Thcil wurde, war eine minder sprechende Anerkennung seiner Wirksamkeit, als die Bewilligung eines jährlichen Zuschusses aus Staatsmitteln zu den Unterhaltungskosten der jugendlich auf strebenden Anstalt. Nach sechsjähriger Wirksamkeit an der Schule lernte er wäh rend eines Aufenthaltes in Berlin seine nachmalige Frau und zu gleich deren Vetter, den Schreiber dieser Zeilen, kennen, der bald ein inniges Freundschaftsbündniß mit ihm schloß. L. entsagte der ihm lieb gewordenen Laufbahn und gründete, nachdem er sich im Okto ber 1833 verheirathet hatte, im Verein mit dem Unterzeichneten am 1. Jan. 1834 eine Verlagsbuchhandlung unter der Firma VeitckCo. Wie er den reichen Schatz seines, besonders sprachlichen und ge schichtlichen, Wissens, sowie die Gewohnheit fleißiger und gewissen hafter Arbeit in seinem neuen Berufe vcrwcrthct hat, weiß Niemand besser als ich, und ich fühle mich verpflichtet, cs auszusprcchen, weil derVerstorbcnc mit scltcncrBcscheidcnheit, ja, mit einer allem Schein fast mehr als zulässig abgeneigten Zurückhaltung die eigene Leistung weit eher verbarg als hervorkehrte. Fast fünfundzwanzig Jahre haben wir als Socicn verlebt, und wenn ich auf diesenZeitraum zurückblicke, so darf ich sagen, daß der freundschaftliche Verkehr und Gedanken austausch, der uns zuerst zusammengcführt hatte, nie durch den ge schäftlichen verdrängt, daß vielmehr dieser durch jenen gehoben und belebt worden ist. , Unter dem Geleite zahlreicher Freunde und Genossen sind die irdischen Reste Lehfcldt's heute Abend zur Ruhe bestattet worden. M. Veit. Am 7. Juli starb nach nur kurzer Krankheit Herr Eduard Kretzschmar, Besitzer der rübmlich bekannten xvlographischen An stalt gleichen Namens in Leipzig. DieKönigin von Preußen hat dem Besitzer der Trautwein'schcn Buch- und Musikalienhandlung in Berlin, Herrn Martin Bahn, das Prädicat ihres Hof-Buch- und Musikalienhändlers verliehen. *) Vergl. Bbrsenbl. 1858, Nr. 76, S. 1060—61.