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^ 135, 15. Juni ISIS. Nichtamtlicher Teil. Bvrs-nbl-N s. d. DUchn, Buchhand-r 7099 Es sei mir gestattet, den Schulbücherbörsentag in Stadt Han- nover zu schildern. Selbstverständlich ist die Zusammenkunst am dritten Tage nach Schulanfang in später Abendstunde anzu- beraumen, was seitens der Schulbücherkommission des Ortsvereins geschieht. Selten ist eine Vereinsversammlung des Ortsvereins so besucht, wie gerade diese Versammlung. Jeder Besucher der Versammlung muß sein durch die Schulbücher kommission bearbeitetes Schulbücherverzeichnis, auf dem sämt liche Schulbücher, nicht Lektüre, der staatlichen und städtischen Schulen mit verschiedenen andern Angaben ver zeichnet stehen, mitbringen und muß vorher sein Schulbücherlager einer Durchsicht unterzogen haben, um aus diesem Verzeichnisse die Bücher zu bezeichnen, von denen er reichlich noch Vorrat hat oder die er aus irgendeinem Grunde gern abstoßen möchte. Am Kopf dieses Verzeichnisses stehen die Sortimentshandlungen der Stadt alphabetisch aufgeführt. Jede der anwesenden Firmen erhält nach dem Alphabete des Verzeichnisses eine fortlaufende Nummer und außerdem dieselbe Nummer, 'recht groß ge druckt und auf Pappkarton ausgezogen, eingchändigt. Der Leiter der Versammlung, eine von Statur große Persönlichkeit, der die ganze Versammlung übersehen kann, ruft der Reihe nach die Titel der auf dem erwähnten Schulbllcherverzeichnisse ausgesührten Schulbücher auf. Jeder, dev seine Vorräte von dem und dem Buche abstoßen will, erhebt seine Ziffer, die der Leiter der Ver sammlung laut aufruft und von den Versammelten auf dem Ver zeichnisse neben dem Titel des betreffenden Buches notiert wird. Es ist tatsächlich mitunter lächerlich, wie bei manchen Schulbüchern die ganze Gesellschaft ihre Vorräte anbietet. Das Schulbücher- verzeichnis führt zirka 500 Büchertitel und erfordert dies Verfahren trotz schneller Erledigung, nur ab und zu unterbrochen durch kom- mandierte Aufnahme eines Schluckes zur Stärkung, doch zwei bis drei Stunden. Sofort nach Beendigung der Börse werden schon am gleichen Abend viele Wünsche laut, für den oder jenen dies oder jenes Buch bestimmt zum Abholen am nächsten Tage Parat zu halten —, und tatsächlich kann man am nächsten Tage bald nach Offnen des Geschäfts die Träger der Wissenschaft mit Verlang zetteln im Geschäfte erblicken. Mancher Kollege, der seinen in derselben Nacht abgehenden Leipziger Bestellbries in der Tasche trägt, ändert noch in derselben Versammlung wegen Auslaufens des Gewünschte» am Orte seinen Bestellzettel. Es ist wohl einleuchtend, daß d i e Sortimenter, die sozusagen auf einem Hucken beieinander in großer Friedlichkeit die Stätte ihrer Tätigkeit haben, bei diesem Verfahren die besten Geschäfte machen, d. h. ihr Lager am meisten reduzieren können, da man seinen Bedarf in möglichster Nähe zu decken beliebt. Ich betone zum Schlüsse nochmals, daß Stadt Hannover mit der Schulbücherbörse sehr zufrieden ist und diese nie missen möchte. Gemeinsamer Schulbücherbezng der Mitglieder des Ortsper eins der Buchhändler in Elberfeld-Barmen betreffend die Schulbücher der Firma B. G. Tenbnc r in Leipzig. Bericht der Herren vr. Giesecke in Leipzig und M. Hartmann in Elberfeld. Anlaß zu dein gemeinsamen Bezüge gab die Firma B. G. Teubner, die wiederholt und nachdrücklich darauf hingewiesen, daß für die Sortimenter Vorteile erwachsen würden, wenn sie sich ent schließen würden, die Schulbücher gemeinsam zu bestellen. Mehr sache Erwägungen und Verhandlungen, die zum Teil auch münd lich mit Herrn l)r. Giesecke-Teubner geführt wurden, ergaben die unten mitgcteilten Vereinbarungen. Besondere Erwägungen er- fuhr dabei die Frage der nicht buchhändlerischen Wiederverkäufe!, deren Regelung unter Berücksichtigung der tatsächlichen Verhält nisse erfolgte und sich auch als durchaus zweckentsprechend erwies. Sehr schwierig war die Frage der Berücksichtigung der antiquari schen Schulbücher. Außerdem übernahm es Herr vr. Giesecke, widerstrebende Mitglieder persönlich aufzusuchen und von dem Vorteil zu überzeugen. Die Vereinbarungen lauteten wie solgt: 1. Die Firma B. G. Teubner liefert die Schulbücher einschließ lich der Nachbezüge während der Oster-Schulbücherzeit fzirka sechs Wochen) direkt frachtfrei ausnahmslos nur an die von den ortsansässigen Sorti ments! n hadern gewählte neutrale Aus- l i e f e r u n g s st e l l e. Kosten für Eilgut und Post pakete zu gleichen Teilen. 2. Jede direkte Lieferung z. B. durch die Bar- und Grossosortimente wird von der Firma B. G. Teubner ver hindert. 3. Die Firma B. G. Teubner liefert an die Auslieferungsstelle zu Originalbedingungen. Die Auslieserungs stelle liefert an die beteiligten Mitglieder des Ortsvereins ebenfalls zu den Original-Nettopreisen des Verlages, an alle anderen Mitglieder mit 12>/, Prozent, dagegen an Wiederverkäufer nur mit 10 Prozent. Die Lieferung an die Wiederverkäufer ersolgt nur durch die Auslieserungsstelle, jede Lieferung durch die Sortimenter ist verboten. 4. Der gemeinschaftliche Bücherbezug durch die Auslieferungs stelle endigt vier Wochen nach Schulanfang. Bon diesem Zeitpunkt an beginnt wieder der Einzelbezug jeder Firma. 5chDie Auslieserungsstelle regelt ldas Kon'to ;in jder fünften Woche nach Schulanfang durch Zah lung bzw. Rückgabe der während dieser Zeit bezogenen, aber nicht verkauften Schulbücher. In einzelnen Fällen muß jedoch aus Wunsch eine frühere Rücksendung ermög licht werden. 8. Für die Bezüge der Auslieferungsstelle hastendie zu dieser Vereinbarung vereinigten Mitglieder des Ortsvereins ge meinsam. 7. Jeder Teilnehmer istzurAbgabe seiner Vorräte im Be darfsfälle verpflichtet, im Weigerungsfälle verliert er das Rückgaberecht von Restvorräten. 8. Diese Vereinbarung gilt für Ostern 1910. 9. Diese Bestimmungen sind von allen vereinigten Firmen durch Unterschrift anzuerkennen. a) Nähere Ausführungen zu Punkt 3. 1. Die Zahl der zu bestellenden Bücher wird ermittelt durch Anfrage bei den Schulverwaltungen unter Berücksichtigung der in den einzelnen Sortimenten noch vorhandenen Rest vorräte und eines Prozentsatzes für a n ti q u a r i s ch e An käufe. Für letztere sind bis zu 25 Prozent zu berücksich tigen, doch soll hier von Fall zu Fall der Beirat entscheiden. 2. Die beteiligten Firmen geben jede für sich der neutralen Auslieferungsstelle ihren Lagerbestand und voraussichtlichen Bedarf an, auf den vom Ortsverein ausgestellten alphabeti schen Verzeichnissen. 3. Die Auslieferungsstelle bestimmt bei Überzeichnung des von ihr festgestellten Bedarfes die Zahl der auf jede Firma ent fallenden Exemplare nach Maßgabe der eingereichten Be stellungen. 4. Von den von der Firma B. G. Teubner gelieferten Büchern verbleiben in Einzelsälleu bis zur Höhe von 25 Prozent des Bezuges als Reservelager bei der Auslieferungsstelle. 5. Neue Bestellungen bei der Firma B. G. Teubner, die nur durch den Beirat ausgesührt werden dürfen, erfolgen erst dann, wenn durch Rundfrage festgestellt ist, daß die Mitglieder keine Restvorräte smehr chaben oder nichts zurückgeben wollen. Falls neue Bücher eingeführt werden, soll der Beirat den ganzen voraussichtlichen Bedarf feststellen und sofort kommen lassen. SIS'