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^5 135, 15. Juni 1910. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 7097 Durch Urteil der 4. Strafkammer des hiesigen König!. Land gerichts I vom 23. April 1910 ist für Recht erkannt: In dem im Verlage von Julius Zeitler in Leipzig 1907 erschienenen Buch »Pierre Louys, Lieder der Bilitis« sind die nachbezeichneten Lieder: Die Vergleichungen, Die gefällige Freundin, Der unter brochene Schlaf. Für die Wäscherinnen, Psappha, Der Rat, Ungewißheit, Die Begierde, Die Hochzeit, Weiterleben des Vergangenen, Die Brüste der Mnasidika, Spiele, Halbdunkel, Der Kuß, Die rasende Umarmung, Das Ding, Die Ver suchung, Die Anstrengung, An Gyrinno, Gespräch, Das zer rissene Kleid, Der Gleichgültige, Wollust, Die Herberge, Das Gesinde, An ihre Brüste, Dem holzgeschnitzten Gotte, Die Flötenspielerin, Der warme Gürtel, Einem glücklichen Gatten, Einem Verirrten, Vertraulichkeiten, Die Bestellung, Der Blumentanz, Vergewaltigung, Ratschläge für einen Liebhaber, Die kleine Rosenverkäuserin, Die kleine Phanion, Winke, Der Mädchenhändler, Der Fremdling, Der Unbekannte, Ge prellt, Der letzte Liebhaber, Die Taube unbrauchbar zu machen, und zwar in den zu Gerichtshänden gekommenen und in sämtlichen weiteren Exemplaren, soweit sie sich im Besitze des Verfassers, Druckers, Herausgebers, Verlegers oder Buchhändlers befinden oder öffentlich ausgelegt oder öffentlich angeboten werden, desgleichen diejenigen Teile der Platten und Formen, auf welchen sich diese Stellen befinden. München, 7. Juni 1910. (gez.) Der Erste Staatsanwalt beim Landgericht I. (Deutsches Fahndungsblatt Stück 3414 vom 13. Juni 1910.) Nichtamtlicher Teil. Zum Schulbuchhandel. Der Vorstand des Börsenvereins der Deutschen Buch händler hat folgendes Rundschreiben an die Vorstände der Kreis- und Ortsvereine gesandt: An die Vorstände der Kreis- und Ortsvereine. Bei der Vorberatung der Verkehrsordnung hat sich heraus gestellt, daß über eine Anzahl Fragen des Schulbücher-Geschästs noch erhebliche Meinungsverschiedenheiten bestehen, deren Aus gleichung Schwierigkeiten machte. Der Vorstand des Börsen vereins hat deshalb aus Anregung des Vereinsausschusses einen besonderen Ausschuß von Sachverständigen zur Beratung dieser Fragen einberufen, dem folgende Herren angehört haben: Albert Diederich in Fa. C. Diller L Sohn in Pirna, vr. Erich Ehlermann in Fa. L. Ehlermann in Dresden, Or. Alfred Giesecke in Fa. B. G. Teubner in Leipzig, Martin Hartmann in Fa. Bernhard Hartmann in Elberfeld, Kommerzienrat Klasing in Fa.Belhagen L Klasing in Bielefeld, Georg Knothe in Fa. Schmort L v.Seeseld Nachs. in Hannover, Kommerzienrat Paul Oldenbourg in Fa. R. Oldenbourg in München, Karl Schöpfung in Fa. I. Lindauersche Buchhandlung in München, Kommerzienrat Karl Siegismund in Fa. K. Siegismund in Berlin, Hermann Streller in Fa. R. Streller in Leipzig, Alsred Voerster in Fa. F. Volckmar in Leipzig. Der Ausschuß hat am 18. Januar unter dem Vorsitz des Herrn vr. Ehlermann als zweitem Vorsteher des Börsenvereins getagt und die ihm bekannt gewordenen Beschwerden sowie die Vor schläge zu deren Abänderung eingehend erörtert. Der Ausschuß ist zu dem Ergebnis gekommen, insbesondere folgende Beschwerden von Sortimentern einerseits und Ver- legern andererseits als berechtigt anzuerkennen: 1. Das häufige Erscheinen veränderter Auslagen eines Buches innerhalb eines Schulbüchertermins (Ostern,-Michaelis) schädigt das Sortiment nach der materiel len und ideellen Seite; doch liegt es nicht in der Macht des Verlegers, diese Fälle zu vermeiden; wo ein solcher Wechsel aber eintrete» muß, ist wenigstens Sorge zu tragen, daß die damit verbundenen Nachteile nach Möglichkeit gemildert werden. 2. Nicht selten erhalten Lehrer als Freiexemplare neuere Aus lagen als durch das Sortiment an die Schüler geliefert werden. 3. Das Sortiment bestellt häufig sehr viel mehr Exemplare eines Werkes, als dem wirklichen Bedarf an dem betressenden Ort entspricht. 4. Die Schulen und Schulbehörden verlangen häufig in unnötig rigoroser Weise den Gebrauch nur der allerneusten Auslagen auch dann, wenn diese gegen die vorhergehenden nur uner heblich verändert sind, und geben sehr oft weder rechtzeitig noch ausreichend Auskunft über den Bedarf an Schulbüchern für das bevorstehende Schulhalbjahr. Zur Abstellung der erwähnten Übelstände wird zu einem großen Teil das Sortiment selbst beitragen können. Der Unter zeichnete Vorstand gestattet sich deshalb, einer Anregung des Schulbücher-Ausschusses Folge gebend, hierdurch die Bitte an die Kreis- und Ortsvereine zu richten, ihrerseits zur Abstellung dieser Übelstände nachdrücklichst Mitwirken zu wollen. Dies kann zunächst dadurch geschehen, daß die Kreis- und Ortsvereine auf ihre Sorti menter-Mitglieder in dem Sinne einwirken, daß künftig bei der Bestellung von Schulbüchern Bestellungen über den wirklichen Bedarf hinaus nach Möglichkeit vermieden werden. Abgesehen von der möglichsten Beschränkung, die sich jeder bestellende Sorti menter selbst auferlegen muß, empfehlen wir Ihrer Ausmerk, samkeit namentlich die in Hannover seit Jahren bestehende und vortrefflich bewährte »Schulbllcherbörse«. Einen sehr lehrreichen Versuch haben ferner im Vorjahre die Buchhändler in Elberfeld-Barmen gemeinsam mit der Firma B. G. Teubner in Leipzig durch Zentralisation des Bezugs ge macht. Über beide Organisationen finden Sie in der Anlage einen eingehenden Bericht des Herrn Knothe einerseits und der Herren Or. Giesecke und Hartmann andererseits. So ausgezeichnet die Elberselder Organisation funktioniert hat, so kann es doch keinem Zweifel unterliegen, daß hier noch weitere Erfahrungen abgewartet werden müssen, insbesondere nach der Richtung, ob die Vorzüge der Zentralisation sich auch bewähren, wenn die Zentralstelle nicht nur mit einem, sondern mit mehreren Schulbücher-Verlegern in Verbindung tritt. Jedenfalls aber empfehlen wir allen Orts- Vereinen, eingehend erwägen zu wollen, ob etwa und unter welchen Voraussetzungen an ihrem Platz eine ähnliche Organisation in die Wege geleitet werden kann. Der Unterzeichnete Vorstand wird gern zu weiterer Auskunft und Beratung zur Verfügung stehen. Es ist ferner dahin zu wirken, daß die Sortimenter, wenn ihnen Exemplare liegen geblieben sind, hiervon den Verlegern sofort nach Abschluß des Schulbüchergeschäfts Mitteilung machen. Es erscheint zweckmäßig, daß die Kreis- und Ortsvereine hieran regelmäßig erinnern. Erhält der Verleger rechtzeitig Nach richt von liegengebliebenen Exemplaren, so wird er vielfach in der Lage sein, diese zurüüzunehmen, solange sie für ihn selbst noch benutzbar sind. Erhält er aber die Nachricht verspätet, nachdem er vielleicht inzwischen bereits eine neue Auflage hat erscheinen lassen, so wird er zu einer Rücknahme oft beim besten Willen nicht mehr imstande sein, und es ergeben sich dann jene unerfreulichen Korre spondenzen, die ja aus solchen Anlässen leider allzu ost gepflogen werden. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel 7 / Zlahraaiw 919