Volltext Seite (XML)
101, 3. Mai 1904, Nichtamtlicher Teil 3877 Nichtamtlicher Teil Vörsrnverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig. Vorläufiger kurzer Bericht über die Ergebnisse der Hauptversammlung am Sonntag Kantate, den 1. Mai 1901, im Deutschen Buchhändlerhause zu Leipzig. Tagesordnung: 1. Geschäftsbericht über das Vereinsjahr 1903/04. 2. Bericht des Rechnungs-Ausschusses über die Rechnung 1903. 3. Bericht des Rechnungs-Ausschusses über den Voranschlag 1904. 4. Antrag des Vorstandes: des Vörsenvereins wird beauftragt, unter Mitwirkung des Außerordentlichen Ausschusses für Urheber- und Verlagsrecht alle ihm zweckdienlich erscheinenden Schritte zu tun, um auf den Anschluß der Vereinigten Staaten von Nord amerika an die Berner Konvention hinzuwirken, ö. Antrag des Herrn vr. Gustav Fischer in Jena und Genossen: Die Hauptversammlung wolle beschließen, zur Abände rung der ZA 29 Ziffer 4 und 30 Absatz 2 der Satzungen des Börsenoereins einen außerordentlichen Ausschuß ein zusetzen, dessen Mitglieder vom Vorstande in Gemeinschaft Genoffen auf Änderung der Z8 1, 2, 3^ 4, 5, 7, 8, 11, 12, 16, 17, 23, 33, 35 und Hinzufügung eines K 36 der Buchhändlerischen Verkehrsordnung. (Die aus führliche Begründung und die Motive zu diesem Anträge sind abgedruckt im Börsenblatt Nr. 81 vom 9. April 1904.) Vorstand: Der erste Vorsteher an Stelle des Herrn Albert Brockhaus-Leipzig; der zweite Vorsteher an Stelle des Herrn vr. Ernst Bollert-Berlin. Rechnungs-Ausschuß: Zwei Mitglieder an Stelle der Herren Max Müller-Breslau und Artur Seemann- Leipzig. Wahl-Ausschuß: Zwei Mitglieder an Stelle der Herren Adolf Rost-Leipzig und Franz Deuticke-Wien. Verwaltungs-Ausschuß: Fünf Mitglieder an Stelle der Herren Rudolf Vrockhaus-Leipzig, Otto Engert-Leipzig, Ferdinand Lomnitz-Leipzig, vr. Jos. Petersmann-Leipzig, und Hans Heinrich Reclam-Leipzig. Dcr Erste Vorsteher des Börsenvereins Herr Albert Blockhaus eröffncte die Haupt-Versammlung pünktlichst 10 s, Uhr. Punkt I. Als erster Punkt der Tagesordnung stand der Geschäftsbericht des Vorstandes über das Vereinsjahr 1903 04 zur Beschlußfassung. Er wurde absatzweise zur Debatte gestellt. Bei dem Abschnitt, der sich über die kontradiktorischen Verhandlungen in Berlin verbreitet, nahm Herr vr. Ernst Bollert-Berlin, zweiter Vorsteher des Börsenvereins, das Wort, um einige allgemeine Mit teilungen zu machen, die der vom Reichsamt des Innern geforderten Geheimhaltung des Inhalts nicht zuwiderlaufen. Die Besprechung der gestellten Fragen sei eine sehr gewissenhafte, bis ins einzelne gehende gewesen und die gerechte Sache des Buchhandels sei gut vertreten worden. Er glaube, daß alle Teilnehmer der Konferenz den Eindruck mit fortgenommen hätten, daß die Vorwürfe Professor vr. Bllchers im großen ganzen un berechtigte seien. Es sei festgestellt worden, daß die Er höhung der Bücherpreise, das heißt die durch Beschränkung des Rabatts für das Publikum eingetretene, nicht eine Folge der bewährten Organisation des deutschen Buchhandels sei, sondern sie habe sich als notwendig herausgestellt, um den deutschen Sortimentsbuchhandel kräftig zu erhalten und dadurch auch den deutschen Verlegern und ihren Büchern leistungsfähige Absatzgebiete zu sichern. All gemein sei das gute Einvernehmen, das stets zwischen Autoren und Verlegern bestanden habe, anerkannt worden. Bei den Ausführungen über dieses beiden Teilen sehr nützliche Verhältnis sei die Brücke geschlagen worden zu einer Ver ständigung, die in den in Aussicht genommenen Beratungen einer Kommission von 22 Mitgliedern (11 Buchhändler und 11 Gelehrte unter dem Vorsitz des Herrn Reichstagsabgeord neten Spahn) zum Segen der beiden aufeinander angewiesenen Interessengruppen, wie der Buchhandel hoffe, zustande kommen dürste. Herr R. L. Prager-Berlin knüpfte daran noch die Mitteilung, daß in Berlin auch festgestellt worden sei, daß der Börsenverein der Deutschen Buchhändler mit Unrecht als »Kartell« im gewöhnlichen Sinne bezeichnet werde. Herr Konsul Otto Harrassowitz-Leipzig will bei den zukünftigen Verhandlungen über die ausnahmsweise Gewährung von Rabatt an öffentliche Bibliotheken dem Vorstand des Börsen vereins in jeder Hinsicht freie Hand gewahrt wissen, was auch der Erste Vorsteher, Herr Albert Brockhaus, zur Wahrung der Interessen des Gesamtbuchhandels für den Vorstand in Anspruch nimmt. Bei einem andern Punkt des Geschäftsberichts geißelt Herr vr. Wilh. Ruprecht-Göttingen das in den Zugaben beim Schulbüchergeschäst liegende unlautere Gebaren und empfiehlt den Kreis- und Ortsvereinen, in ihre Bestimmungen einen Paragraph aufzunehmen, durch den alles Verteilen von Schülerkalendern als Zugaben und ähnliches vollständig ver boten werde. Es liege darin nur eine unproduktive Aus gabe für den Buchhandel, die mit der lohnenden für Weih nachtskataloge nicht zu vergleichen sei. Geh.-Rat Wilhelm Spemann-Stuttgart machtauf den soeben veröffentlichten, auch im Börsenblatt abgedruckten Gesetz entwurf betreffend das Urheberrecht an Werken der bildenden Künste und der Photographie aufmerksam und bittet um fleißige Studierung des Entwurfs und Mitteilung aller Wünsche an den Ausschuß für Urheber- und Verlagsrecht. Der Geschäftsbericht wurde in seiner Gesamtheit ge nehmigt, nachdem Herr Albert Brockhaus noch erwähnt hatte, daß zur Mitteilung eines Nachtrags keine Veranlassung Vorgelegen hätte. Die verstorbenen Mitglieder wurden durch Erheben von den Sitzen geehrt. Punkt 2 und 3. (Bericht des Rechnungs-Aus schusses über die Rechnung 1903 und Voranschlag 1904.) Zu diesen Punkten nahm Herr Max Müller-Breslau als Vorsitzender des Rechnungs-Ausschusses das Wort. Er hob die erfreulichen Tatsachen hervor, daß von der Forderung an die Konkursmasse der Leipziger Bank noch 17 Prozent (im ganzen also 67 Prozent) zur Auszahlung gekommen seien, und daß bei reichlichen Abschreibungen von über 33 000 noch ein Gewinn von über 4000 erzielt worden sei. Mit warmen Worten für die dankenswerte Tätigkeit des Herrn Schatzmeisters Rudolf Winkler und der Geschäftsstelle des Börsenvereins beantragte er, den Abschluß der Jahresrechnung zu genehmigen und dem Vorstand Ent lastung zu erteilen. Dieser Antrag fand ebenso wie der auf die Genehmigung des Voranschlags einstimmige Annahme. Punkt 4. (Antrag des Vorstandes: Die Haupt versammlung wolle beschließen: Der Vorstand des Börsen vereins wird beauftragt, unter Mitwirkung des Außer ordentlichen Ausschusses für Urheber- und Verlagsrecht alle ihm zweckdienlich erscheinenden Schritte zu tun, um auf den Abschluß der Vereinigten Staaten von Amerika an die Berner Konvention hinzuwirken.) Herr vr. Ruprecht fetzte die Be weggründe auseinander, die den Vorstand des Börsenvereins veranlaßt hätten, diesen Antrag aus die Tagesordnung zu stellen. Der von einem Teil des deutschen Buchverlags mit Lebhaftigkeit gewünschten Kündigung des deutsch - amerikanischen Überein kommens könne der Vorstand nach reiflicher Überlegung und Börsenblatt fttr den deutschen Buchhandel. ?l. JahrslaM. 515