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402 Pfarrer Schleyer bei dein altkatholischen Bearäbniß eines 17jährigen Jünglings das Kirchengeläute. Ein Gendarm nahm ihm den Schlüssel zur Kirchenthüre aus der Tasche; als man in die Kircbe kam, fanden sich auch noch die Schwengel an den Glocken entfernt. Als man den Pfar rer zur Rede stellen wollte, war er aus dein Pfarrhofe verschwunden. Einstweilen wurde der Meßner verhaftet. In Nürnberg werden nächstens drei Kanonen an kommen, welche der Sultan dem Germanischen Museum geschenkt hat. Diese drei Riefenkanonen haben die Tür ken im 16. Jahrhundert auf ihren Eroberungszügen den Deutschen abgenommen und nach Constantinopel gebracht, wo sie seither Kanoucn außer Dienst waren. Wann wird die Zeit kommen, da auch die Krupp'schen Geschütze zur Disposition gestellt und zu ihren Vätern in dem Germa nischen Museum versammelt werden? Dann werden unsere Enkel nach Nürnberg wallfahren wie die Muha- medaner '.lach Mekka. Trier, 11. Decbr. Mit dem ersten Januar erscheint hier ein neues, „allgemein verständliches, wohlfeiles und katholisches" Sonntagsblatt, das in der Taufe den Namen „St. Paulinius-Blatt für das deutsche Volk" erhalten hat. Frankreich. Paris, 8. Dec. (K. Z.) Ein hierher zurückgekehrter Correspondent der „Liberte", welcher sechs Wochen bei Don Carlos gewesen, hat den Eindruck mitgenommen, daß die Carlisten sich nicht länger mehr halten können und schon als verloren zu betrachten seien. Der offtciöse „Moniteur" behauptet ebenfalls, die Carlislen seien er müdet. Diesem Blatte zu Folge wäre sogar die Rede von Don Carlos und Isabella. Die Mittwochssitzung der Versailler National-Ver- sammlung, in welcher die erste Lesung des Cadregesetzes statnand, verdient wegen einer Rede des legitimistischen Generals du Temple, in welcher derselbe dem Marschall Mac Mahon ziemlich scharf zusetzte, einige Beachtung. Der General bestritt die Nothwendigkeit einer neuen Heeres- Organisation und fuhr daun folgendermaßen fort: „Atan spricht viel zu viel von der Ausbildung der Offiziere und Soldaten; nicht an Mangel an Ausbildung hat die Uebergabe von Metz und Paris, den Verlust der Schlacht von Reichshofen, den Ucbersall von Beaumont und tun Zug nach Sedan verschuldet, sondern die Unfähigkeit und ^Verweichlichung der Führer. Wenn ein Obergcneral nur Persönlichen Muth zeigt, so ist das kein besonderes Ver dienst, da man ja von jedem gemeinen Soldaten dasselbe verlangt. Dagegen muß er sich in jedem Augenblicke Zeiner ganzen Verantwortlichkeit bewußt sein und sich im Felde von Niemanden, nicht einmal von seinem Sou verän beeinflussen lassen. So wie er das Vertrauen in sich selbst verloren hat, muß er zurücktreten. Es fehlt eben bei uns an aller Hingebung, und mit dem Muth ist nur allzu oft der Eigennutz verbunden. Erst wenn sich alles um den rechtmäßigen König schaaren wird, wer den wir wieder eine wahre Armee haben. In den Blät tern spricht man fortwährend ungestraft von einem Staats streiche. Das wäre doch eine Schande, wenn eine Armee, die sich noch nicht für ihre Niederlagen gerächt hat, ihren Muth nur an den wehrlosen Vertretern des eigenen Lan des kühlte." Daß General du Temvle die leaitimistische Marotte vom „rechtmäßigen König" nicht lassen konme, ist selbstverständlich; seine Bemerkungen übe, den Staats streich sind jedoch bezeichnend für die gegenwärtigen Be ziehungen der legitimischen Partei zu dem Marschall und Regierung. Rußland. Petersburg, 10. Tecember. Die auf Rußland be züglichen Aeußerungen des Reichskanzlers Fürsten Bis marck in der Reichslagssitzung vom 4. December finden hier sehr große Beachtung und machen in allen Kreisen den besten Eindruck.: Petersburg, 11. Dec. Die französische Regierung hat nunmehr auch ihrerseits durch den hiesigen Bot schafter General Lcflü ihre Bereitwilligkeit, den neuen Congreß zur Codificirung des Kriegsrechts zu beschicken, erklären lasten. — Die russische Regierung hat in Teheran um die Erlaubniß nachsuchen lassen, eine Eisenbahn von der russischen Grenze aus bis in das Innere von Persien bauen zu dürfen. — Bei dem Congress« sollen die einzelnen Regier ungen jedoch nicht durch ihre in Petersburg beglaubigten diplomatischen Agenten vertreten sein, sondern jede Re gierung wird Specialgesandte diplomatischer und uuli türischer Natur für diesen Congreß schicken. Spanien. Bayonne, 12. Dec. Nach eben eingetroffenen Nach richten ist General Loma gestern seinen am 8. rhaltenen Wunden erlegen. General Blanco hat das Kommando über die Division übernommen. Ter Carlistengeneral Mogrovejo ist ebenfalls schwer verwundet. Das Gespenst in der Lübecker Bank. Kriminalgeschichte von E. Eggert. (Fortsetzung aus Nr. 100.) Nicht minder brachte man in Erfahrung, daß De- lapres in verschiedenen Städten Deutschlands geleot habe, und zwar allenthalben auf gleiche Weise,wie jetzt in Lübeck und in demselben zweideuligen Ruf. Dazu kam, daß man ihm in Lübeck, außer den mannigfachen Fähig keiten, die er öffentlich geltend gemacht hatte, sogar andere gefährlicherer Art zuschrieb, denn es hieß, er be sitze die Fertigkeil, eine jede Handschrift aus» Täuschendste nächzuahmen und Mittel und Wege, die geheimsten An gelegenheiten Anderer zu erforschen, mochten sie ihn an- gehen oder nicht. Niemand suchte mit chm in Berührung, Niemand in Streit mit ihm zu kommen und w sahen sich endlich auch d>e beiden Holzkaufleute sowohl, wie das Personal unserer Bank, veranlaßt, weitere Versuche, Grundler von seinem neuen Freunde zu entfernen, einzu- stellen. So standen die Sachen, als eines Morgens bei der Bank nne Dreihundertchaler-Banknote eingereicht wurde, die sich als gefälscht erwies. Der Inhaber der Banknole, ein Senator der Stadt, hatte sie von einem Correspondenten in Amsterdam, dieser von einem russischen Kaufmann, dieser wieder von einem Geschäftsfreund in London erhalten und schließlich erklärte der Cassirer eines damals m Lübeck sehr ange sehenen englischen Bankhauses, dag sie dort nul anderen Banknoten gegen von Mner eigenen Firma ausgestellten Noten, von der dänischen Bank direct eingegaugen sei. Bei näherer Nachforschung entsann sich Christian Haroldson, daß er an dem von dem Cassirer erwähnten Tage wirklich Banknoten mir dem englischen Hause ein gewechselt habe und zwar durch die Hand Eduard Grundler's. Der vorsichtige alte Geschäftsführer hatte nach seiner Gewohnheit die Nummern der ausgegebenen Noten nicht nur in einem Geschäftsbuche der Bank verzeichnet, son dern außerdem noch privatim Notiz von denselben ge nommen, und die von demselben war nicht darunter. Außerdem bezeichnete der englische Cassirer Grund ler als den Uebecbringer derselben, während dieser es entschieden in Abrede stellte, das Geringste von der Fälschung zu wissen. Tie Noten waren ihm in einem versiegelten Packet übergeben und wie er sie empfangen, so hatte er sie abgeliefert. Mein Vater pflegte zu sagen, es fei ihm auffällig gewesen, daß Grundler bel Abgabe dieser Erklärung nicht im Geringsten stammelte, roch war er weder durch Fragen, Versprechungen der Ver zeihung, noch durch Drohungen zum Wiederruf derselben zu bewegen. Der Cassirer bestätigte seine Angaoen insoweit, daß er das Siegel unverletzt gefunden habe, auch war das Packet ziemlich genau nach so langer Zeit eingeliefert worden, als Grundier gebraucht haben mochte, den Weg von der M.-Straße nach der Straße, wo das englische Bankgeschäft belegen war, zu Fuß zurückzulegen. - Nur ein Umstand sprach gegen Grundler. Es stellte sich heraus, daß er eben zu derselben Stunde in der von jenem Stadttheil ganz abgelegenen Neustadt ge sehen worden war, wo man ihn indessen schnell wieder aus den Augen verloren hatte. Den Gesetzen der Stadt Lübeck nach mußte Grund ier unter so eigenthümlichen Umständen entweder nach weisen, wo und wie er die Banknote erhalten oder die Strafe für Fälschung erleiden, die dort, wie in fast allen übrigen europäischen Ländern als schweres Ver brechen angesehen wurde. Er weigerte jede weitere Auskunft, wurde in's Ge- fängniß geführt und man setzte einen Tag zur Unter suchung dieser Sache vor dem städtischen Gerichtshöfe fest.— ' Jeder, der Grundler kannte, bedauerte ihn. An Delages dachte Niemand. Dian verfiel nicht im Ent ferntesten daraus, ihm ein derartiges Verbrechen zur Last zu legen und es haftete kein Schatten von Arg wohn auf ihm. Grundler's Freunde und Verwandte sagten lediglich, er habe sich durch schlechten Umgang ruiniren lasten und man sähe jetzt, wie wenig Antheil Delapres an dem jungen Menschen nehme, denn dieser war gerade wie früher an allen möglichen öffentlichen Orten anzutreffen, lind lachte und scherzte nicht minder ausgelassen mit neuen Freunden. Doch das lag im Charakter seiner Nation. Spät am Abend vor dem Gerichtstage saß Christian Haroldson in seinem Comptoir, beschäftigt, einige Papiere zu ordnen und Rechnungen durchzusehen, denn dei alte Geschäftsführer widmete sich, seit dieser Schlag die Bank betroffen hatte, seinem Posten mit noch größerem Eiser. Mein Vater (mein Großvater war damals wegen Kränk lichkeit schon nicht mehr im Geschäft) verweilte noch, um ihm zur Hand zu gehen, nachdem das ü.rige Personal die Bank längst verlassen hatte. Man hatte die Arbeit vollendet und war eben im Begriff, das Local zu schließen, als der Portier den Besuch eines Herrn ankündigte, der Herrn Haroldson nothwendig noch zu sprechen habe. Dieser Besuch war Delapres, der mit de» zierlichste» Verbeugungen in's Zimmer trat. Weder Prinzipal- noch Commis hatten jemals ein Wort init ihm gewechselt, doch Beiden, wie der ganzen Stadt Lübeck war er eine wohlbekannte Persönlichkeit. Es war ein Mann von auffallendem Aeußern, mit schwarzem Haar und Bart, einein Lächeln wie Sonnen schein und einein Blick so kalt und scharf wie Stahl, wenn er zornig wurde; und was bei der damaligen Mode besonders auffallend war: er trug das Haar lang, ohne Zopf ungepudert. Delapres führte sich auf die verbindlichste Weise ein und brachte sein Geschäft ohne weitere Umschweife vor. Er war gekommen, Herrn Haroldson's Fürsprache für seinen jungen Freund zu erbitten. Trotz seines fran zösischen Accents sprach er das Dänische sehr gut und mein Vater behauptete oft, in seinem Leben keinen Red ner gleich ihin gehört zu haben. Fortsetzung folgt. JUustrirte Wochenschrift „Deutscher Kriegerbund," Nr, 51 derselben enthält: „Soldaien-Liebchen", historische Erzählung aus den Jahren 1813 15 von Fr. Lubojatzky ; Verschiedenes; Vcreinsnachrichten; über die .unter den Militär-Vereinen zu errichtende Wittwen- und Waiftmkaffe; Humoristisches; Aus dec Rekrutenzeit (mit Illustration); Fragen an den Unfehlbaren in München; Literarisches rc. Preis pro Quartal nur 75 Pf. neue Neichswährung. Zu beziehen durch jede Po stau statt. Die in diesem Quartal bereits erschienenen Nummern werden nachgeliesert. *** Ich habe mir einen gründlichen Katarrh zuge zogen, hört man oft und fast jeder ist zu dieser Jahres zeit mehr oder weniger damit befallen. Selten jedoch wird einem solchen Katarrh die Bösartigkeit zngetraut, welche derselbe bei Vernachlässigung zeigt und es giebl nicht wellige Fälle, wo Lungenschwindsucht und andere schwere Krankheiten dadurch entstanden sind. Als Schutz- und Vorbeugungsmittel verdien! der rheinische Trauben- Brust-Honig (siehe Annonce) allen empfohlen zu werden, welche an Beschwerden der Aihmung vrgane zu leiden haben, da dieser angenehme Saft die Eigenschaften be sitzt den Schleim zu'lösen, die Trockenheit und dadurch den Reiz zum Husten zu mildern und zu heben, wodurch baldige Befreiung der unangenehmen Zustände erzielt wird. Auch werden die ernährenden und verdauungs befördernden Wirkungen dieses Hansmittels Vielseitig ge- rühlnt und anerkannt. Kirchennachrichten. Dom. IV. Ackvont, den 20. December 1874, predigt Vorm. Herr Oberpfarrer U. Richter, Nachm. Herr Diac. Horn. Die Beichtrede hält Herr Diac. Horn. Beerdigungen (Parochie Pulsnitz): Den 1. November, Johann Gottfried Steinert, Haus- auszügler und Leineweber, Mßn. Pulsnitz, 76 I. 21 T. — Ten 1. Novbr., I todtgeb. Tochter der ledigen Wil helmine Auguste Schäfer aus Obersteina. — Den 3. Nov., Karoline Anna Martha, Tochter des Zimmermann Karl Putzke hier, 7 Ri. 21 T. — Den 6. Nov., Frau Agnes Pein, Ehefrau des Töpfergesellen Karl Julius Pein hier, 37 I. 7 Ri. 2 T. — Len 9. Nov., Gottlieb August Prescher, Hausauszüglcr und Bandweber, ein Witwer, in Mßn. Ohorn, 62 I. 26 T — Den 10. November, August Georg, Sohn des Töpfermeister Julius August Petzold hier, 7 Ri. 28 T. — Den 16. Nov., Jungfrau Anna Linke hier, Tochter ds Schuhmacherinstr. Julius Linke in Wolmirstädt in Thüingeu, 19 1.1 Ri. 21 T. — Ten 22. November, das todgeb. Töchterchen des Stell macher Heinrich Emil Hille, Rßn. Pulsnitz. — Den 22. November, vie ledige Johane Christiane Salomo Berg mann, Obersteina, 55 I. ? Ri. 19 T. — Den 27. Nov., Felix Anlon, Sohn des Emnuel Rudolf Rietschel, Mßn. Pulsnitz, 10 Ri. 23 T. — Ten 27. Novbr., Gustav Adolf Großmann, Gärter in Böhm.-Fri dersdorf, 44 I. 10 Bi. 24 T. — Dl 28. November, Max Bruno, jüngstes Kind des Kcr Traugott Wehner in Nieder steina, 10 T. — Ter 29. November, Friedrich Alwin, jüngstes Kind des Joann Gottlieb Hörnig in Böhm.- Ohorn, 2 M. 3 T. KönigSbrÜ, den 20. Decbr. 1874, predigt Vorn Herr Oberpfarrer Kirsch, Nachm Herr Diac. Pfeiffer. Blattgold L Silber, - Christbaum-Verkauf Schiefertafeln u. -Griffel, Bleistifte, Stahl- j kaufen. M. Nuhhert, j heute, Sonnabend, beim Förster Mager. Pulsnitz. 1 2spanniger Lastschlitlen mit Schleppe ist zu verkauft» bei Carl Jentsch, Pulsnitz' 1 leichter Ispänniger Korbschlitten 20 Pf. an, "empfiehlt EtÜÜHDsÜtlÜt Größen bei i ist zu verkaufe» l Pulsnitz. Cart Peschke, C. Liebers, j Herruhaus WulSnitz. > Schloßgaffe Nr. 47. fcvrin, tritt- -JVUstt.lt, u. Federmesser, Reißzeuge in allen Größen' empfiehlt billigst in Pulsnitz. i Rhein. WMiüIsc, i Liesiahriae Trucht. st Swock von Zm Bllilimustschmauß, Soutag, den 2v. December, ladefreundlichst ein Atnig. Ang. Zschiedrich. Zu Pulsnitzer Stavt-Lagervier ladet frermdlichst ein Herrmann Enaradt.