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bockeMM für Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg mid Umgegend. Erscheint: Mittwocki« u. Sonnabend» früh 8 Nbr. Abonnementspreis: Vierteljähtlich I2j Ngr., auch bei Bestellungen durch die Post. Inserate werden mit 1 Ngr. für den Raum einer gespaltenen Corpus-Zeile berechnet und sind bis spätestens Dienstags und Freitags Vormittags 10 Uhr hier aufzugeben. Amtsblatt der Königlichen Gerichtsbehörden und der städtischen Behörden zu Pulsnitz und Königsbrück. Srchsunkywamigstcr Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Ernst Ludwig Förster in Pulsnitz. « Geschäfts st eilen für Königsbrück: bei Herrn Kaufm. M Tschersich. Dresden: Annoncen bureau von C. Graf und Haasen stein L Vogler. Leipzig: Bernhard Freyer, Rudolph Mosse, Haasenstein L Vogler und Eugen Fort daselbst. Auswärtige Annoncen-Aufträge von uns unbekannten Firmen und Personen nehmen wir nur gegen Pränumerando-Zahlung durch Briefmarken oder Posteinzahlung auf. Anonyme Annoncen, oder solche, welche Beleidigungen enthalten, werden keinesfalls ausgenommen, mag der Betrag beiliegen oder nicht. 66 Mittwoch IS. August 1874 Deutsches Reich. Pulsnitz. Den 31. August und 1. Seplbr. d. I. findet in Kamenz die IV. Generalversammlung des bienenwirthschastlichen Hauptvereins für das Königreich Sachsen statt. Dieselbe ist verbunden mit Ausstellung und Berlovsung von Gegenständen der Bieneilzucht und ist dabei folgende Tagesordnung festgesteUt worden: Diontag, den 31. August, Abends 6 Uhr, Borversamm lung und Ausschußsitzung im Saale des goldenen Sternes, nach diesem Freiconcert daselbst. Dienstag, den 1. September, früh 8 Uhr, Eröffnung der Ausstellung im Garten des Schützenhauses, Vormittags 10 Uhr Haupt versammlung im Saale des Schützenhauses, Nachmittags 3 Uhr gemeinschaftliches Miltagsessen im Saale des gol denen Sternes, Nachmittags 4 Uhr Prämiirung und Berlovsung auf dem Ausstellungsplatze, darnach Concert. Ausstellungsgegenstände muffen bis zum 25. August beim Herrn Gastwirlh Koch angemeldet werden und spätestens den 31. August auf dem Ausstellungsplatze sein. Die Aussteller der preiswürdigsten Gegenstände werden mit Geldprämien beziehendlich Ehrendiplomen bedacht werden; auch hat ein ungenannt sein wollendes Mitglied des Dresdner Vereins 15 Stück schöne Preis-Medaillen (5 Stück silberne und 10 dergl. broncene in Sammt- Etuis, 50 Thaler iin Werth) dein Ausstellung«-Comitce zugeschickl, dieselben zur Prämiirung der ausgestellten Gegenstände für Bienenzucht zweckdienstlich zu benutzen. Loose st 7s> Ngr. sind durch die Vorsitzenden der ein zelnen Vereine zu beziehen. Mitglieder des bienenwirlh- schastlichen Hauptvereins genießen gegen Vorzeigung ihrer Mitgliedskarten aus den sächsischen Slaatseisenbahnen Fahrpreisermäßigung. Für Quartiere wird von Seiten des Localcomitee's nach Möglichkeit Sorge getragen werden. Dresden, 13. August. Der gestrigen Beerdigung des Slaatsministers a. D. von Carlowitz wohnte u. A. auch eine Deputation der Altenburger Zwitterftocksgcsell- schaft, deren Vorstandsmitglied derselbe gewesen, in reichster Bergmannstracht bei. Die Liebe zum Bergmannswesen sog der Verstorbene wohl schon in seiner Jugend als Sohn des Amtshauptmanns von Carlowitz zu Freiberg ein. Sein Leben war indes nichts weniger als der stillen Arbeit in verborgenen Schächten entsprechend, vielmehr war es ein Leben der Arbeit im Hellen Licht des TageS. Darum fehlte es ihm aber auch nicht an Licht- und Schattenseiten und an der Beurtheilung zu welcher die Oeffentlichkeit herausfordert. Wohl dem edlen Verblichenen, daß man der Lichtseiten mehr verzeichnen kann, daß nach 72 Jahren der Geistliche (Pastor Clauß von der Neustädter Kirche) an seinem Grabe an den Trost erinnern konnte, den er nicht für verschuldete, sondern für unverdiente Verkennung und Kränkung in dem Ge- süht erfahren, daß er jederzeit das Beste gewollt. Jn- Mschen nicht nur sondern auch den schönsten Lohn empfing Herr Carlowitz schon hier auf Erden für die bittere Kränkung, die er, namentlich auch unter uns in Sachsen, für jem Streben nach Verwirklichung seines Ideals von der Einheit und Größe des deutschen Vaterlandes erlitten. Man weiß, daß, nachdem er von 1846 bis 1848 Justiz- numfler gewesen und 1849 von der Stadt Dresden in die Kammer gewühlt worden, sein Festhalten an die Führerschaft Preußens in Deutschland ihn in Opposition mit Herrn von Beust brachte und ihn sogar vermochte, 1852 gänzlich nach Schlesien ans sein Gut zu übersiedeln. Aber mit Nichten leitete ihn dabei der Groll gegen seine Heimath, sondern nur sein deutsches Gefühl, denn auch Preußen nach dem Scheitern der Erfurter Unionsbestreb ungen, bei welchen er als Regierungscommiffar fungirte, unter Herrn von Manteuffel in die Bahn der alten ver haßten Bundestagspolitik einlenkte, da machte er ihm als Abgeordneter der Stadt Görlitz ebenfalls die Opposition eines deutsch- und freiheitsliebenden Diannes. Als solcher bekämpfte er auch später Herrn von Bismarcks Politik, die er für unheilvoll hielt, und man muß den unerschrockenen Kämpfer in Berlin im Abgeordnetcnhause bei den hitzigen Verhandlungen damaliger Zeit beobachtet haben um der Ehrlichkeit seines politischen Vorgehens die vollkommenste Hochachtung zollen zu können. Nimmer hätte der treffliche deutsche Mann damals geahnt, daß dermaleinst an seinem Grabe Advocat Siegel, der daheiin zu Dresden in seiner „Constitutionellen Zeitung" auch für Deutschlands Heil zu kämpfen suchte, im Auftrage eines Dresdner „Reichs- vereinsals Anerkennung seiner Verdienste um das geeinte deutsche Vaterland einen Kranz auf sein Grab legen würde. Die Einigung desselben war der Svnnenblick an seinem Lebensabend, der seinen Geist erhellte und sein Gemüth erwärmte. Friede seiner Asche! Berlin. Das General-Postamt hat jetzt entschieden, daß die Privat-Unterbeamten der Postamts- und Post- Expeditivns-Vorstehcr (Orts-Briefträger rc.) als Reichs- Beamte zu betrachten seien. Demgemäß sind fortab, wie ein Circular besagt, alle Ordnungsstrafen, welche gegen die Privat-Unterbeamten von deren Vorstehern erkannt werden, zur Postcasse zu verrechnen. — Wie die nationalliberale Korrespondenz berichtet, wird von fortschrittlicher Seite für die Budgetberathung in der nächsten Reichstagssession ein Antrag auf Be seitigung der besonderen Kriegsministerien in Württem berg und Sachsen und Ersetzung derselben durch bloße Centralverwaltungsstellen in Aussicht gestellt. Das Preuß. Kriegsministerium seinerseits würde alsdann ganz den Charakter eines Reichs-Kriegsamts annehmcn, den es thatsächlich jetzt bereits habe. Köln, 16. Ang. Bazaine hat gestern dem Gouverneur, Generallieutenant von Kummer, einen Besuch abgestattet, den dieser im Laufe des Nachmittags erwiederte. Die Ge mahlin Bazaine's hat sich mit ihrem Neffen heute Morgen nach Spaa begeben, tun ihre Kinder von dort abzuholen. — Bazaine verweilt noch hier. — Von der „Kölnischen Zeit- ung" wird ein Brief veröffentlicht, den Frau Bazaine an den französischen Minister des Innern gerichtet hat und wo rin dieselbe ausdrücklich erklärt, daß außer ihr und ihrem Neffen, Alvarez de Rul (nicht ihrem Bruder), sich Niemand an der Befreiung ihres Gemahls betheiligt habe. Sie habe erst, als es ihr nicht gelungen, eine Milderung der Gefan genschaft ihres Gemahls zu erlangen, sich zu dem Fluchtver suche entschlossen und ihren Gemahl dazu in Briefen be stimmt, die mit sympathetischer Tinte geschrieben gewesen feien. Frau Bazaine schildert dann weiter die Einzelheiten der Flucht, wie sie bereits mitgetheilt worden sind. Mainz, 14. August, Abends. Heute Nachmittags traf, von Basel kommend, der ehemalige Marschall Bazaine mit seiner Tochter erster Ehe und einem unbe kannten jüngeren M.mne hier ein. (Letzterer ist vermuth- lich der Verwandte Bazaine's, der Mexicaner Antonio Alvarez de Rull, welcher die Marschallin bei Vorbereit ung und Ausführung der Flucht unterstützt hat.) Bazaine reiste von hier über Köln nach Brüssel weiter. — Ein schauderhafter Vorfall hat sich neulich im Fabrikorte Ruhla bei Eisenach resp. in der Gaststube des Bicrbrauereibesitzers Linsenmaier ereignet. Der ein zige hoffnungsvolle Sohn desselben, welcher bei der Fest ungs-Artillerie zu Erfurt als Kanonier steht, hatte sich, nachdem er von den Schießübungen zu Jüterbogk zurück gekehrt, in Urlaub zu seinen Eltern begeben, um ihnen einen längeren Besuch abzustatten. Von jenen Hebungen aber hatte er eine nicht crcpirte Granate mitgebracht, mit dereni Inhalte er einige anwesende Gäste, trotz der Verwarnung seiner Eltern, die befürchteten, daß die Granate geladen sei, bekannt machen wollte. Er ergriff deshalb ein Messer und bohrte mit demselben an der Zündschraube herum, um die Granate zu öffnen, als plötzlich letztere mit einem fürchterlichen Krache explodirte. Dein Unglücklichen wurden sofort beide Hände von den Armen hinweggerissen; die eine Hand aber flog durch das zertrümmerte Fenster auf die Straße hinaus, während er selbst mit zerrissenem Unterleib und Brust durch die Thüre in das angrenzende Zimmer geschlendert wurde, wo er alsbald seinen Geist aufgab. Einem der Gäste zerschmetterte ein Granitsplitter die Knochenröhre über dem einen Fuße, während ein anderer eine geringere Verwundung davon trug. Die Bestürzung der Anwesenden war natürlich groß. — Kullmann's Waffe haben, wie aus Schweinfurt gemeldet wird, auf Anordnung des Untersuchungsrichters zwei Sachverständige genau untersucht und Schießproben damit angestellt. Hierdurch wurde constatirt, daß dieselbe eine ganz vorzügliche Schießwaffe, ,ein starkes Terzerol mit weiter Mündung ist und beim letzten Gebrauche scharf geladen war. Frankreich. Paris, 13. August. (N.-Z.) Verschiedene Abend blätter, darunter auch officiöse Organe, versuchen auszu führen, Bazaine sei wegen gemeiner Verbrechen verur- theilt, so daß Frankreich von allen Regierungen, mit denen es Auslieferungsverträge geschlossen habe, die Aus lieferung des Exmarschalls verlangen könnte. Eine solche Absurdität bedarf keiner ernstlichen Widerlegung. — Die ultramontanen Blätter wüthen über die Anerkennung Spaniens, welche nicht blos eine Demüthigung Frank reichs, sondern ein neuer vom Fürsten Bismarck gegen den Katholicismus geführter Schlag sei. Drr hiesige Vertreter Spaniens erhielt heute ein Telegramm, nach welchem sein Beglaubigungsschreiben, sowie diejenigen seiner Collegen heute von Madrid abgegangen sind. Da der Marschall Mac Mahon am Sonntage seine Reise nach der Bretagne antrifft, wird hier die Ueberreichung des Beglaubigungsschreibens des spanischen Gesandten erst nach der Rückkehr des Marschalls stattfinden können. Paris, 13. August. (K. Z.) Die officiöse „Presse" bestätigt, daß Baraine sich keineswegs einer Strickleiter bediente, sondern sich durch eine Thür des Forts, zu der er den Schlüssel hatte, fortbegab. Die Gefängnißbeamten ständen deshalb stark im Verdacht. Die Strickleiter mit Blutfleck sei nur eine Erfindung. Die „Presse" behauptet ebenfalls, daß Bazaine trotz gegebenen Ehrenwortes (?) durchgebrochen fei. Man glaubt, daß Bckzaine über die zu der Terrasse führend? Wendeltreppe entwischt sei. Verhaftete Dienstboten Bazaine's sagen aus, er habe am Sonntage eine lebhafte Unterredung mit seiner Frau und dem Oberst Billette gehabt. Nach der Audienz bei Mac Mahon hätte die Marschallin an Bazaine geschrieben, der Besuch habe sie sehr befriedigt. Das sollte bedeuten, daß die Flucht versucht werden müsse. Die Untersuchung stellte fest, daß Abends um 8 Uhr die Marschallin, von Noul begleitet, von einem Schfffer ein Boot für 20 Franken miethete und auf demselben abfuhr. — Die österreichische Kaiserin kommt nicht nach Waris, sondern begiebt sich über Belgien nach Wien. Paris. Der „Figaro" witzelt über die Flucht Bazaine's indem er sagt: sämmtliche Gefangene Europas unterzeichneten gegenwärtig eine Petition, um nach Frank reich oder nach Noumea transportirt zu werden, sie würden sich unter dieser Bedingung sogar die Verdoppel ung des ihnen zuerkannten Strafmaßes gern gefallen lassen! (Andere Spaßmacher meinen, der Ausfall aus dem Gefängnisse sei dem Ex-Marschall besser gelungen, als seine Ausfälle aus Metz.) Italien. Alailand, 15. August. Wie „Perseveranza" erführt, hätte Bazaine an den Kronprinzen Humbert ein Schreiben gerichtet, in welchem der Marschall ausspricht, er hätte sich auf seiner Durchreise dem Kronprinzen vorstellen sollen, er habe aber nach der wiedererlangten Freiheit den sehnlichsten Wunsch gehegt, alsbald seine Söhne zu sehen. Spanien. Madrid, 11. August. General Morioncs hat, nach hier Angegangenen Meldungen, mit dem ersten Armee corps gestern die Carlisten angegriffen, welche unter Mcndiri bei Oteiza in Navarra (südwestlich von Pamp lona) befestigte Stellungen innehatten und dieselben mit 18 Bataillonen Infanterie, Cavallerie und Artillerie Vertheidigen. Die Carlisten wurden aus allen Positionen geworfen und die Ortschaft Oteiza von den Regierungs truppen besetzt. Madrid, 15. Aug. Nach hier eingegangen Nachrichten haben die Carlisten vier Locomotiven der von Madrid nach Saragossa führenden Eisenbahn in den Fluß gestürzt und vier Brücken zerstört. — In der Schlacht bei Oteiza haben die Carlisten einer Depesche des General Moriones zufolge etwa 700 Mann, sowie beträchtliche Proviantvorräthe und