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unzen beziehen. Dem Bundesrathsausschuß sind, wie verlautet, die in Wien getroffenen politischen Vereinbar ungen sormulirt zugegangen. Es ist Seitens der Mittel- staätcn der Wunsch zu erkennen gegeben worden, von diesen wichtigen Abmachungen genaue Kenntniß zu er halten, und ist man hier sofort mit der größten Bereit willigkeit diesem Verlangen nachgekommen. Preußen ist bekanntlich im Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten nicht vertreten. Die betr. Sitzung des Ausschusses soll nur von kurzer Dauer gewesen sein. Seit seiner Existenz ist der Ausschuß für die auswärtigen Angelegenheiten, auf dessen Bildung Bayern namentlich bei den Versailler Verhandlungen den allergrößten Werth legte, unseres Wissens nur dreimal zusammengetreten; in zwei Fällen handelte es sich um Angelegenheiten von untergeordneter Bedeutung, das andere Mal gelangten Mittheilungen über den Stand der orientalischen Frage an denselben. Am 4. Dccember 1874 brachte der Abg. Dr. Jörg in jener denkwürdigen Sitzung, als Bismarck das Centrum beschuldigte, daß Kullmann sich an den Rockschößen des Centrums festgehalten, die Klage zur Sprache, daß man nichts von einer Einberufung des diplomatischen Aus schusses höre. Der Reichskanzler eiwiederte damals da rauf, daß der Ausschuß so oft zusammentrete, als eins der Mitglieder auf dessen Berufung antlägt, rcsp. der bayerische Gesandte ihn beruft. Der Ausschuß werde zusammentreten, so ost das Bedürsniß dazu vorliege; das auswärtige Amt sorge schon dafür, daß ein solches Be- dürfniß nicht häufig eintritt. Es theilt nämlich der, Bundesregierungen durch metallographische Abschriften die wichtigeren Depeschen und die Ergebnisse auf dem diplomatischen Gebiete über seine dienstlichen Verpflicht ungen hinaus, mit. So äußerte sich der Reichskanzler vor fünf Jahren. Die jetzigen Berathungen des Aus schusses sür auswärtige Angelegenheiten, denen die poli tischen und handelspolitischen Abmachungen mit Oester reich zu Grunde liegen, verdienen ein besonderes In teresse. — In Bezug auf den Versuch des Herrn Leutner, den „Großer Kurfürst" zu Heden, lauten Vie neuerdings eingegangenen Nachrichten mehr Vertrauen erweckend, als früher, fv daß die Hebung nicht nur als einigermaßen gesichert, sondern auch als ziemlich nahe bevorstehend in sachverständigen Kreisen angesehen wird, vorausgesetzt freilich, daß die hergelangten Mittheilungen über den Stand der Vorarb iten sich völlig bewahrheiten. Es soll nämlich gelungen sein, das beim Zusammenstoß mit dem anderen Schiffe verursachte Leck durch eine starke Platte völlig zu schließen. Es ist damit in der Thal eine der Vorbedingungen der Hebung erledigt worben, die nicht geringe Schwierigkeit bot. Um dies zu erreichen, mußte eine ganz besondere, sinnreiche Vorkehrung augewendet werden. Die Schrauben nämlich, mit denen die Platte befestigt worden, wurden am oberen Ende mit starken Haken versehen, welche in den das Leck umgebenden Planken befestigt wurden. Alsdann wurden die Schrau ben angezogen und so unter ganz bedeutender Kraflan- wendung die Platte an den Schiffsrumpf befestigt, so daß das Leck völlig dicht geschlossen ist. Nach Beendig ung dieser Arbeit haben wiederholte Versuche das uner wartet günstige Resultat gehabt, daß sich der Rumpf als im Uebngen unverletzt erwiesen hat. Die nächste Aufgabe ist nun das Befestigen der zur Hebung erfor derlichen Pontons, worauf alsdann bei andauernd gün stigem Welrer an die Hebung selber gegangen werden wird. Daß keine Zeit versäumt werde, dazu mahnt außer anderen Gründen auch die Gefahr des baldigen Herannahens der stürmifchen Jahreszeit. Dem eigent Uchen Akt der Hebung beabsichtigen die Lords der eng lischen Admiralilät, welche die Angelegenheit mit großem Interesse verfolgen, auf einem Kanonenboot beizuwohnen. Auch der Kapitain des großen englischen Schiffes „Vanguard", welches in der Nähe des „Großer Kur fürst", gleichfalls in den Grund gebohrt wurde, hat seine Theilnahme an dem Hebungsakte angemeldet. — An Gaben zur Unterstützung der Hinterbliebenen der mit dem „Großen Kurfürst" Verunglückten sind neu erdings bei der Admiralität 50,014 eingegangen. — Während der deutsche Dampfer „Luxor" vor ein peruanisches Prisengericht gestellt und in zwei Instanzen verurtheilt worden ist, obwohl er zur Zeit seiner Fen haltung keine Kriegskontrebande an Bord hatte, ist der englische Dampser „Santiago", auf welchem im Hafen von Payta von ^>en dortigen peruanischen Behörden sieben Kisten mit Kriegskontrebande für Chile bestimmt, vorgefunden waren, das Schiff alfo dircct bei der Be förderung von Kriegskontrebande abgefaßt worden war, nicht nur nicht vor ein Prifengcrichl veiwiesen worden, sondern prompt wieder freigegeben. In dem einen Falle ist also, wo völkerrechtlich eine Condemnirung durch ein Prisengericht zweifellos bedingt war, eine Freilassung er folgt, während in dem anderen Falle, wo nach dem Rechte anderer Nationen schon aus dem Mangel eines Absassens auf frischer That ein Ve. fahren vor einem Prisengeiichl ausgeschlossen erschien, ein verurtheilendes Verbiet abge geben worden. Dieser arge Fall von Rcchtsungle chheit wird in einer Correspondenz Hamburger B älter aus Lima auf die nachdrücklichere Vertretung der britischen Interessen im Auslände zurückgeführt. Es ist leider aller dings richtig,— bemerkt das „B. T." —, daß der deutsche Gesandte zur Zeit, als der Krieg in Südamerika aus brach, bereits einige Monate auf einer Reise in Europa abwesend war und daß neuesten Nachrichten zufolge erst ganz kürzlich sein Ersatzmann, Herr v. Gramatzky, in Peru eingetroffen ist. Inzwischen weht aber jetzt auch ; die Flagge der deutschen Kriegskorveite „Hansa" in den peruanischen Gewässern und steht zu hoffen, daß nunmehr auch die deutschen Interessen in Peru nachdrucksvolle Vertretung finden. — Üeber die vielbesprochene Reise des Czaren nach Frankreich zum Besuche seiner in Cannes weilenden Ge mahlin wird geschrieben: „Momentan kursiven hier ver schiedene Gerüchte über die Neisedispositionen und die Rückkehr des Kaisers nach Petersburg. Jedoch wird bei sämmtlichcn Versionen der nahe bevorstehende Besuch des Kaisers in Cannes berücksichtigt. Nach der einen Lesart wird sich der Czar schon in nächster Woche und zwar auf 14 Tage dorthin begeben und dann via Livadia nach Petersburg zurückkehren. Andererseits verlautet, der Kaiser treffe am 31. Oktober von Livadia hier ein und begebe sich Mitte November über Berlin nach Cannes, um dort längere Zeit bei seiner hohen Gemahlin zu ver bleiben." — Die in Berlin tagende Gcneralsynode hat sich mit großer Majorität sür die Verlegung des Buß- und BettageS in den evangelischen Kirchen entschieden. Sie hält die Verlegung desselben sowohl im kirchlichen als nationalen Interesse für dringend geboten und wählte den letzten Freitag im Kirchenjahre, indem sie sich der Hoffnung hingiebt, daß sich die übrigen deutschen Staaten dieser Wahl anschließen werden. — Der Urheber d-.r furchtbaren Pulver xplosion bei Hamburg dürfte allem Anschein nach in der Berliner Charitee verstorben fein. Am 1. October früh traf näm lich in Berlin mit der Lehrier Bahn ein wie ein Schiffer gekleideter Mann ein, der kurz nach Verlassen des Knpees leblos zu Boden stürzte. Er wurde nach der Charitee gebracht, wo er in den nächsten Tagen verstarb. Die Sektion ergab als Todesursache die Einnahme vegeta bilischen Giftes. Der Umstand, daß der Mann ein Schiffer und seine Beschreibung genau aus den von den Hamburger Gerichten erlassenen Steckbrief paßt, läßt vermachen, daß dieser Mann identisch mit dem Urheber der entsetzlichen Katastrophe ist. Die Leiche ist in Folge dessen zur Feststellung der Persönlichkeit exhumirt worden. — In Gera sind in diesem Jahre 222 Neubauten ausgeführt worden, so viele, als manches Städtchen Häuser zählt. — Am Rhein wird die diesjährige Weinernte als entschieden mißrathen angesehen. Die Trauben bleiben des ungünstigen Wetters wegen Hari und sind mit Sau erbeeren vermischt. Eine Preissteigerung für Trauben hat bisher schon stattgesunden (sie beträgt fast 10 pCt.); weiterer Ausschlag ist mit Sicherheit zu erwarten. Frankfurt, 20. October. Ter Staatsministcr des Auswärtigen, v. Bülow, ist heute Nachmittag 3 Uhr gestorben. München, 17. Oct. Die Abgeordnetenkammer ge nehmigte in ihrer heutigen Sitzung nach einer langen und lebhaften Debatte mit großer Majorität die Erhöh ung des Malzausschlags auf 6 pro Hektoliter mit dem Anträge Vaillant, nach welchem diese Erhöhung nur bis zum 1. Januar 1882 bewilligt wird. Auch die übrigen Artikel der Regierungsvorlage wurden ange nommen. — Mit Rücksicht darauf, daß im Verlause des heurigen Jahres wiederholt trichinöse Schweine durch die Trichinenschauanstalt in Hof konstatirt worden sind und aus Anlaß des Umstandes, daß die Schweine durch Ratten trichinös werden, wird der Magistrat in Hof eine allge meine Vertilgung der als Trichinenträger bekannten Ratten vornehmen lassen. Straßburg, 18. Oct. Der Statthalter von Elsaß- Lolhringen, Generalfeldmarschall v. Manteuffel, hat auch bei seinem Aufenthalte in M e tz eine öffentliche An sprache gehalten. Seine Rede war wie seine bisherigen im Neichslande: kurz, klar und entschieden. Ich ehre Eure Gefühle, aber ich fordere Gehorsam und wo der selbe nicht freiwillig erfolgt, da werde ich ihn mir er zwingen. Das ist der Grundton der Mantcuffelschen Reden. Er sagte: Sein Programm sei Gerechtigkeit und Unparteilichkeit in allen Verwaltungszweigen, Milde, wo es sich um Schonung berechtigter Gefühle handele, un erbittliche Strenge aber gegen alles Paktiren mit dem Auslande, welches er als das behandeln werde, was es sei, als Hochverrath. Freiherr v. Manteuffel verlas u. A. einen ihm zugegangenen französisch geschriebenen Drohbrief und bezeichnete dies als ein Beispiel, wie man während der kurzen Zeit seiner Amtsthätigkcit durch Drohungen auf ihn emznwüken gesucht habe, selbstver ständlich ohne Erfolg. Er sei 70 Jahre alt geworden, ohne je Furcht gekannt zu haben, er werde auch jetzt furchtlos auf dem ihm vom Kaiser anvertrauten Platze bleiben. — Der Rücktritt des kommandirenden Generals des 15. (elsässischen) Armeekorps v. Fransec y wird erst im nächsten Jahre ersolgen. Bislang hat der Statt halter Freiherr v. MantcusiU in keiner Weise irgend welche Stellung zu mili ürischen Dingen genommen, sondern auf das Bestimmteste betont, daß dieselben seiner Stellung förmlich fernlägen. Manchester, 18. Octbr. Bei einem hier stattgehabtcn Banket hielt der Marquis v. Salisbury eine längere Rede, in welcher er erklärte, England habe Cypcrn be setzt, um den Beweis zu liefern, daß es die Regierung sür ihre Pflicht gehalten habe, einen neuen Eingriff Rußlands zu verhindern. Was die Vertheidigung des Backans angihe, so sei er der Ansicht, daß man bei der gegenwärtigen Situation wenig Ursache habe, einen An griff zu sülchten. Gleichviel, welche bedenkliche Politik in der Türkei eintrete, so dürste das die englische Re gierung doch nicht davon abhalten, zu verhindern, daß Rußland nach Konstantinopel gehe; die Ausgabe zu ver hindern, daß sich das slavische Reich von einem Meere bis zum anderen ausdehne, sei Oesterreich anvertraut. Wenn Eng land kein Vertrauen mehr zu dem türkischen Soldaten habe, so könne es dem österreichischen Soldaten vertrauen, welcher an der Pforte Wache stehe. Wir konnten in der Türkei keine große Nationalität aufrichten, um Rußland Widerstand zu leisten, weil es dort keine homogene Na tionalität giebt. Rußland könne nicht weiter vorrücken, weil Oesterreich stark sei. Die Stärke und die Unab hängigkeit Oesterreichs seien eine Bürgschaft sür die Stabilität des europäischen Friedens. Die Vorgänge der letzten Wochen berechtigen die Regierung zu dem Glauben, daß, wenn Oesterreich angegriffen werden sollte, es nicht allein dastehen würde. Die von den Blättern gebrachte Nachricht von dem Abschlusse eines Offensiv- und De- fensiv-Bündnisies zwischen Oesterreich und dem deutschen Reiche habe lebhafte Freude hervorgerufen. Salisbury gab sodann noch einen historischen Ueberblick über die Ereignisse in Afghanistan und schloß mit der Erklärung, daß der Zweck Englands in Afghanistan die Vertheidig ung, nicht eine Vergrößerung des englischen Gebietes sei. (B. T.) Bukarest, 16. Octbr. Aus Kalafat wird ein sehr unliebsamer Zwischenfall gemeldet, der sich aus Anlaß der Anwesenheit des Fürsten von Bulgarien ereignete. Fürst Alexander langte daselbst vorgestern enthusiastisch begrüßt an; auch die Jiraeliten betheiligten sich an dem Empfang und hatten zu Ehren des Fürsten einen Tri umphbogen errichtet, der reich mit kostbaren Tempelge- wändcrn behangen war. Letztere erregten den Neid der Bulgaren, welche die Gewänder Herunlerriffen. Es kam in Folge dessen zu sehr bedauerlichen Tätlichkeiten. Nur mit Mühe gelang es dem Fürsten, die Inden vor wei teren Mißhandlungen zu schützen. Belgrad, 16. Oct. Der Commandant der serbischen Grenzwache bei Kurschnmlje erhielt vorgestern die Meld ung, daß mehr als 100 Arnauten heranziehen, um auf serbischem Gebiet zu plündern. Serbische Truppen wur den in Hinterhalt gelegt und zersprengten die ganze Ar- nautenbande. Ordentliche Sitzungen des hiesigen Schöffengerichts finden am 28. October, am 4., 11., 18., 25. November, am 2., 9., 16., 30. Dccem ber 1879; ferner am 13., 20., 27. Januar, am 3., 10., 17., 24. Februar, am 2., 9., 16., 23. März, am 6., 13., 20., 27. April, am 4., 11., 25. Mai, am 1., 8., 15., 22, 29. Juni, am 6., 13., 20., 27. Juli, am 10., 24. August, am 7., 21., 28. September, am 5., 12., 19., 26. October, am 2., 9., 16., 23., 30. November und am 7., 14., 21., 28. December 1880 statt. Außerordentliche Sitzungen werden je nach Be- dürfniß abgehalten. Volks- und LandwirthschnftlicheS. Die Vertilgung des Gctreidekäfers aus Malzböden geschieht nach einer Einsendung der „Allg. Hopfen Ztg." wie iolgt: Mittelst Gummiblasebalg bespritze man die Oberfläche des Malzes mit echtem persischen Jnsecten- pulver; nach kurzer Zeit können die Maden und Käfer an Wänden und Gebälken mit leichter Mühe getödtet werden; dann ist auch möglichst viel Luftzug und Um schaufeln des Malzes erforderlich. Gegen den Gummifluß der Kirschbäume. Um den Gnmmifluß beim Kirschbaume zurückzuhallen, hat man in neuerer Zeit (da alle Baunikitte u. s. w., die beim Kernobst mit so glücklichem Erfolg angewendet werden, beim Kirschbaum nicht viel Helsen) sich nach anderen Hülsemitteln unigesehen und endlich durch Zufall ein zweckmäßiges Mittel in der Anwendung der schwarzen Seife gefunden. Das Verfahren dabei ist ganz einfach. Man bereitet die Seife zu einer breiartigen Piaffe, be streicht damit die Rinde und legt den Verband auf. Durch dieses Mittel sind schon viele kränkelnde, zum Theil schon abgestorbene Kirschbäume gerettet und wie der in Flor gebracht worden. Gurkcnaufbewahrung. Wie der „Obstgarten" vor schlägt, sollen die frischen Gurken, um sich 3—4 Wochen sehr gut zu halten, mit der Stielseite 5—8 Centinieter in Brunnenwasser gesteckt und dies öfters erneuert wer den. Es ist dies ungefähr die Methode, wie man auch Weintrauben bis Weihnachten frisch erhalten kann. Nur glauben Einige noch, die Gurken gegen das Austrocknen mit einem Ueberzuge von Eiweiß oder Collodium über ziehen zu sollen, wodurch deren Dauer bedeutend ver längert werde. Für den Winter soll man die fehlerlosen Gurken in reinem, seinem, früher scharfgetrocknetem Sand in ein irdenes Gefäß, das mit einem passenden Deckel geschlossen werden kann, einlegcn und den Topf 0,75—1 Meter tief in trockenem Boden eingraben. So sollen die Gurken wunderbar frisch bleiben.