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Rockeiiblutt für Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radebnrg, Moritzburg und Umgegend. Erscheint: Mitlwow« und «onnabend« früh 8 Uhr. AbonnementSpreiS: Bierieljährlich 1t Mark. Inserate werden mit 10 Pfennigen für der. Reum einer gespaltenen CorpuS- Zeile berechnet u. sind bis spätesten« Dienstags und Freitags Vormittag« v Uhr hier aufzugeben. Amtsblatt der Königlichen Gerichtsbehörden und der städtischen Behörden zu Pulsnitz und Königsbrück. Cinunddreißigster Jahrgang. » - - - ----- Buchdruckerei von «»»K ««dwig Förster in PulSnttz. »erantwortliche Rektion, Druck und »erlag von Paul Weder in Pulsnitz. . «eschäftsftelleu für Königsbrück: bei Herrn Kaufmann R. Tschersich. Dresden: Annoncen- vureau'S Haasenstein L Vogler, In validendank, W. Saalbach. Leipzig Rudolph Mosse, Haasenstein L Vogler. Berlin: Lentralannoncenbureau für s ämmtliche deutsche Zeitungen. t>l1 - Ml 1 von uns mibekannten Firmen und Personen nehmen wir nur gegen Pränumerando-Zahlung durch Briefmarken oder Posteinzahlung auf. Anonyme Annoncen, oder solche, welche Beleidigungen enthalten, werden keinesfalls aufgenommen, mag der Betrag beiliegen oder nicht. Lxpvü üs« Mittwoch. 12 Februar 1879. Zur Breslauer Reichstags- Ersatzwahl. Dresden, 9. Februar. Die gestern erfolgte Reichs tags-Nachwahl in Breslau mußte von vornherein von besonderem Interesse sein, weil sie die erste Probe für die wirkliche, nicht die scheinbare Leistungsfähigkeit des Socialistengesetzcs abgeben sollte. Diese Probe ist nicht so günstig ausgefallen, als diejenigen erwartet haben mögen, welchen die äußere Zerstörung der socialdemokrati schen Organisation mit der Lösung des geistigen Bandes gleichbedeutend schien, das die Partei seit fünfzehn Jahren umschlingt und zusammenhält. Der svcialdemokratische Kandidat, Stellmachermeister Kräcker, hat zwar weniger Stimmen auf sich vereinigt (rund 5200), als Justizrath Freund, der von den Nationalliberalen und Fortschrittlern aufgestellt war (rund 6500); immerhin aber ist eine Stichwahl nothwendig geworden, bei der der Sieg der Liberalen allerdings wahrscheinlich ist, da natürlich Alles aufgeboten werden wird um die Anhänger des „Neuen Wahlvereins", welcher diesmal für den Herrn von Wallenberg-Pachaly gestimmt haben, zu Justizrath Freund herüberzuziehen. Selbst dies günstigste Resultat wird den Eindruck nicht verwischen können, den die ungebrochene Energie einer Partei hervorbringen muß, welcher seit über drei Monaten jedes politische Agitationsmittel fehlt, die keine Presse mehr besitzt, keine Wahlversammlungen mehr abhallen darf und keine Geldbeiträge cinziehen kann. An Stimmenzahl hat sie freilich verloren. Am 30. Juli erhielt derselbe Herr Kräcker, dem gestern 5200 Stimmen zugefallen sind, dcren 6318. Aber dieser Nüc.- gang fällt umsoweniger ins Gewicht, als sich auch auf liberaler Seite dieselbe Erscheinung zeigt. Der seitdem verstorbene Abg. Bürgers brachte es auf 7976 Stimmen gegen die 6500, welche sich an: 4. Februar auf Justizrath Freund vereinigten. Es ist also trotz des Socialisten- gesetzeS in den Parteiverhältnissen keine wesentliche Ver schiebung eingetreten. Ob dieser Thatsache nur eine locale oder eine allge meine Bedeutung zukommt, läßt sich noch nicht klar über sehen. Erst die demnächst in Duisburg bevorstehende Nachwahl wird die Bedeutung des 4. Februars schärfer hervortreten lassen. Unwahrscheinlich ist es aber schon heute nicht, daß der Breslauer Vorgang im Ganzen und Großen ein richtiges Bild von dem Stande der Dinge im socialdemokratischen Lager bietet. Der Eindruck dieses Bildes wird ein sehr verschie dener sein. Der traumselige Optimismus, d^r die Polizei mit Vergnügen, auf der Bresche sieht, welche die eigene Trägheit offen läßt — dieser Optimismus, wird heute vielleicht einen politischen Schüttelfrost durchmachcn, schon morgen aber wieder die üblichen Trostgründe bei der Hand haben. Drei Monate Socialistengesetz — wird eS heißen — pah! was ist das? Laßt nur erst drei Jahre vergehen, dann werden wir andere Wahlen erleben, und was dergleichen mehr ist. Andere Leute, die etwas mehr Galle, aber ebensowenig Einsicht besitzen, werden sich vermuthlich oer Meuiung Hinneigen, daß das Socialistengesetz lückenhaft sei und man durch verschärfte Bestimmungen nachhelsen musse. Wiederum von Anderen die der Wahrheit schon etwas näher kommen, ist zu erwarten, daß sie im Sinne dcs neuen Arbeitgebervcreins „Concordia" bemüht sein werden für Verbesserung der äußeren Lage des ArbeiterstandcS und für Erweiterung seiner Bildungsmittel thätig zu sem. Aber ein wenig näher au die Wahrheit herankommen als die Vertreter des bloßen äußeren Zwanges heißt noch nicht sie ergreifen und besitzen. Gewiß wird man dem Proletariat, wenn man es von dem Wohlwollen der Besitzenden überzeugen will, nicht blos mit religiösem Trost und frommen Unter weisungen kommen dürfen; vielmehr gilt hier der in der Armenpflege bewährte Grundsatz, daß die leibliche Hilfe der geistlichen und geistigen voranzugehen hat. Allein Mit der leiblichen Hilfe allein ist es doch auch nicht ge- than, und noch weniger ist es gleichgiltig, mit welcher Art von geistlicher und geistiger Unterstützung man an den Arbeiter herantritt. Wenn die „Concordia" Hilfs-, Sterbe- und Jnvalidenkassen für ihre Arbeiter einrichten, wenn sie ihnen billige Wohnungen, Restaurationen und Lesezimmer zur Verfügung stellen will, so kann das Alles die beste und segensreichste Wirkung ausüben, aber nur unter der Voraussetzung, daß der Verein nicht darauf besteht, den Leuten als Zugabe zu diesen guten äußeren Dingen das ordinäre Schulze-Delitzsch'sche Bildungsrecept zu bieten, Religion und Christenthum aber gänzlich außer Acht zu lassen. Wer den Frieden ohne Gott sucht, wird immer und allenthalben nur den Unfrieden finden, auch wenn seine Zwecke im Uebrigen lobenswerth und frei von gemeiner Selbstsucht erscheinen. Zeitereignisse. Dresden. Die diesjährigen Hebungen der Mann schaften des. Beurlaubtenstandes unserer königl. süchs. Armee finden wieder in der Dauer von zwölf Tagen in den Monaten April, Mai und Juni statt. Bei der Wahl des Zeitpunktes sollen die Interessen der am meisten betheiligten bürgerlichen Berufskreise berücksichtigt werden. — Die für den Monat Februar gegen den Vor monat sich ergebende erhebliche Zunahme der nothwen digen „Subhastationen im Königreiche Sachsen" zeigt recht deutlich, daß die mit Eintritt des neuen Jahres erhoffte Besserung in den Verhältnissen des Hypotheken marktes noch nicht eingetreten ist und daß der aus diesem Gebiete zu constatirende Reinigungsproceß vorläufig noch fortdauert. Jnsgesammt sind für den laufenden Monat 151 Subhastationen (gegen 120 im Januar) angesetzt. — Von 2404 Gewerbsgehülfen, welche im Januar nach Leipzig zureisten, haben daselbst nur 168 Arbeit gefunden. — Ein Annaberger Geschäftshaus hatte seit Jahren auf einem entlegenen Handelsplätze eine Waarensorder- ung, welche bei der Weigerung dcs Bestellers, zu zahlen, als verloren angesehen werden mußte, da Wechselprozesse in jenem Lande nur mit enormen Kosten und meist ver geblich durchzuführen sind. Im September v. I. ent nahm der Chef des Hauses den Zeitungen eine Notiz des Reichskanzleramtes, daß aus jenem Platze ein deutscher Consularagent installirt worden sei und wandte sich in Folge dessen an solchen mit der Bitte, seine Rechte als deutscher Fabrikant zu schützen und zu ver suchen, diese Waarenforderung einzuziehen. Dem ener gischen Wirken des deutschen Consularagenten gelang es, nach großen Schwierigkeiten das Recht des Anna- bcrger Hauses durchzusetzen, und im Laufe voriger Woche konnte dasselbe dem Reichskanzleramt die Mittheilung machen, daß cs durch den Vertreter des deutschen Reiches ohne irgend welche Spesen in den vollen Besitz seines Geldes gelangt sei. — „Der Krug geht so lange zum Wasser, bis er bricht!" Das hat ein bekannter „Naturheilarzt" in Essen an sich erfahren müssen. Er hat die Nolle des Doctor Eisenbart gespielt und einen jungen Mann aus Mei ningen brieflich fast blind kurirt! Dem Vater des armen Menschen, der sich vor einigen Tagen in Essen befand, um den „Naturheilarzt" zur Verantwortung zu ziehen, hat dieser ein „Schmerzensgeld" von 3000 Mark bezahlt, weil er sonst bei dem Staatsanwalt angezeigt worden wäre. Dresden, 6. Febr. Gestern fand eine Sitzung des Aufsichtsraths der oberlausitzer Bank in Zittau statt, in welcher die Dividende pro 1878 auf 4°/» festgesetzt wurde nach Verwendung von ca. 45 000 zu außer ordentlichen Abschreibungen. Der in der letzten Gene ralversammlung beschlossene Rückkauf von 300,000 eigener Actien wird erst im neuen Jahre verbucht. Dresden, 7. Februar. (Dr. N..) Justizrath vr. Schaffrath hat infolge Erkrankung sein Reichstagsman dat niedergelegt. Die Neuwahl im Kreise Döbeln-Wald heim Leisnig ist jetzt für den 27. Februar ausgeschrieben,' Konservative Wähler dieses Kreises denken daran, Herrn Staatsminister a. D. Freiherrn von Friesen aufzu- stelley.- Dresden, 10. Febr. Zum Vorstand der kgl. Landes lotterie an Stelle des am 31. März c. in Ruhestand tretenden Herrn Geh. Finanzrath Müller ist Herr Ad vokat Deum er, früher Reichstagsabgeordneter, Mitglied der ersten Kammer und Rittergutsbesitzer in Kamenz, ernannt worden. — Die vor wenigen Tagen erlassenen kaiserlichen Kabinetsordres über die in diesem Jahre bevorstehenden Hebungen, Manöver, Rekruten - Einstellungen und Ent lassungen der Reserven enthalten auch bezüglich des kgl. sächsischen 12. Armeekorps vielerlei Wichtiges. Zu großen Armeekorpsübungen werden Heuer das 1. 2. und 15. Armeekorps einberufen. Ohne die Attentate des Vor jahres hätte der Kaiser das in Elsaß-Lothringen stehende 15. Armeekorps schon voriges Jahr manövriren lassen. Das wird nun Heuer nachgeholt. Aus den großen Waffenplätzen Metz und Straßburg rücken 18 resp. .11 Jnfanteriebataillone zu 6wöchentlichen Uebungen ins Feld. Die Bewachung dieser großen Festungen wird in der Zwischenzeit Truppen anvertraut, die aus Trier resp. Freiburg und Constanz einrücken. Als Manöverfeld ist jedoch nicht das klassische Schlachtenterrain in der Um gegend von Metz gewählt worden. Unter jenen zum Manöver ausrückenden Truppen befindet sich auch das in Straßburg garnisonirende sächsische Infanterieregiment. Eine kriegerische Bedeutung gegen Frankreich haben die militärischen Bewegungen und namentlich die Verstärk ungen der Truppen in Elsaß-Lothringen nicht. Außer dem Iß. Armeekorps werden diejenigen von Preußen und Pommern zu Korpsmanövern zusammengezogen. Alle übrigen Armeekorps halten ihre gewöhnlichen Herbst übungen in Verbänden einer Division ab. Eine größere Belagerungsübung nebst Uebung des Minenkriegs wird im August und September auf dem Plateau der Veste Alexander bei Coblenz abgehalten. Dabei werden 12 Kompagnien Pionniere thätig sein, darunter auch eine Kompagnie des sächsischen Armeekorps. An Uebungen einer Kavalerie-Division und an Kavalerie-Uebungsreisen betheiligt sich das sächsische Armeekorps nicht. Hingegen wird eine 12tägige Uebung eines Theils der Landwehr und Reserven bei allen Armeekorps wie in den letzten 4 Jahren abgehalten, zu diesem Behufs 106,415 Mann einberufen (89,000 von der Infanterie, 2400 von den Jägern, 8500 von der Artillerie, 2950 von den Pionniern und 3565 von dem Train). Die Entlassung der Reserven erfolgt 2 Tage nach dem Emrücken der Truppen aus den Manöver in ihre Garnisonen, spätetens am 30. Sep tember. Die Einstellung der Rekruten geschieht zwischen den 4. und 8. November, so daß dem Lehrerpersonal des Heeres eine theilweise Erholungspause von 5 Wochen gegönnt werden kann. — In Folge einer Aufforderung des Gewerbe- Vereins zu Riesa hatten sich am Sonntag Nachmittag im Rathskeller daselbst eine größere Anzahl Handwerker aus Riesa und Umgegend versammelt, um über die vor geschlagene Gründung neuer Innungen zu berathen. Nach längerer Debatte, in welcher verschiedene Ansichten geltend gemacht wurden und nachdem noch verschiedene Schriftstücke verlesen worden waren, wurde von dem Vorsitzenden der Versammlung die Frage zur Abstimmung vorgelegt, ob dieselbe gewillt sei eine Innung oder Corporation zu gründen? Ein hierauf gestellter Antrag: Eine Commission von 5 Mitgliedern zu ernennen, welche untersucht ob es angezeigt sei, in Riesa eine Innung zu gründen, fand nach kurzer Debatte einstimmig An nahme und wurden, wie das „Elbeblatt" mittheilt, per Acclamation folgende Herren in die Commission gewählt: Tischlermeister Gustav Heinrich, Schmiedemeister Thieme,