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nitätsformationen und endlich im hiesigen KriegSmaga- zin das nicht unbedeutende Ausstattungsmaterial für die heizbaren Lazarethzüge. Berlin. Die neuesten Maßnahmen der französischen Regierung bezüglich der Handelsverträge mit England und Belgien lassen erkennen, daß das neue Jahr nicht blos für Deutschland, sondern für den ganzen Continent und für England bedeutungsvolle Aendervugen der ge genseitigen Handelsbeziehungen herbeiführen wird. Frank reich hat die bisherigen Handelsverträge mit England und Belgien gekündigt und ist entschlossen- eine Anzahl von Handelsverträgen, welche mit dem-1. Juli er. ab laufen, zu kündigen, um so rum Beginn des nächsten Jahres ab vollständig sreie Hand für eine neue und all gemeine Regelung dieser Verhältnisse zu haben. Das rad cale Vorgehm der französischen Regierung zeigt, daß man jetzt entschlossen ist, ganz mit den Napoleonischen Freihandels-Traditionen und mit den Vorspiegelungen des Cobden-Clubs zu brechen. Da wir mit Frankreich zur Zeit auf dem Fuße des Rechts der meistbegünstigsten Nation leben, so ist die Entwickelung, welche die franzö sische Handelspolitik nimmt, auch für Deutschland von entschiedenster Bedeutung und es ist geradezu als ein Glück zu betrachten, bemerkt die „B. B. Z.", daß in Folge der Bemühungen des Fürsten Bismarck Deutsch land zu Beginn des nächsten Jahres in demselben Maße freie Hand haben wird, seine Handelsbeziehungen nach feinen eigenen Interessen zu regeln, wie Frankreich. Es wäre demnach wenig angebracht gewesen, die Verhand lungen mit Oesterreich - Ungarn zu überstürzen und sich nach dieser Seite hin zu binden, während an unserer westlichen Grenze eine radicale Neuformation der Zoll- und Handelsbeziehungen geplant wird. Berlin, 12. Januar. Den Bemühungen der Sicher heitsbehörde ist es endlich geglückt, die verwegene Ein- brechervande zu ermitteln, welche Mitte November v. A dem Juwelier Fritze am Schloßplatz vom oberen leer stehenden Stockwerke aus einen Ladenbesuch durch die Decke abgestattet und hierbei mit großer Sachkenntniß ausgewählte Goldsachen und Juwelen im Gefammtwerlhe von 75,000 mitgehen bieß, währmd von ihr das minder werthvolle Silberzeug unbeachtet geblieben war. Der Thäter, denn cs war nur einer, ist gestern Nach mittag durch den Kriminalkommissar Wolschina verhafl-t worden. Der Verhaftete ist ... der Juwelier Otto Fritze selbst, der wie inzwischen ermittelt worden, das an geblich gestohlene Gut für 43,000 bei einem guten Bekannten lombardird und den Diebstahl vermuthlich nur fingirt hatte, um ein für ihn vortheilhaftes Arrange ment mit seinen Gläubigern zu erzielen. — Die Wellen der vom Fürsten Bismarck ange regten Schutzzollfluth wälzen sich auch schon gegen die Gestade Großbritanniens. So unglaublich es auch klingen mag, in dem ursprünglichen Heimachslande der Idee des Freihandels, in England, macht sich gegenwärtig eine Bewegung gegen die Handelspolitik des Landes, gegen die Doktrinen Cobdens, Brigbts, John Stuarts Mills bemerkbar, deren Wirksamkeit sich freilich vor der Hand noch nicht berechnen läßt. Thatfache ist, daß eine Reihe von Klubs, welche in politischer Beziehung radikalen An sichten huldigen, eine Agitation im ganzen Lande begonnen haben, deren Zweck in nichrs Geringerem besieht, als die Regierung zu nöchigen, die feil 40 Jatren em^c- führte Freihandels-Gefetzgcbung z modlfiziren. Vor allem Anderen soll das Kabinet b'os mit De tfchnften bestürmt werden, eine parlamentai-schs KommMion zu di> scm Behuse einzusetzen. Tie Leiter der Bewegung er klären, der jetzige jchlechte Zustand der Industrie und des Handels Englands rühre blos von der verj-hllen Frechandelspolitik her, und eine Aenderung d rsetben würde von ungeheurem Nutzen für die arbeitenden Klassen sowohl wie für die Fabrikanten sein. Verschick eue G°vb- grundbesitzer, wie der Herzog von Sutherland, Lord Bateman, Lord Camphell und Montague Carry (Letzterer der vertrauteste Freund des Lord Beaconsftld) sollen sich der Bewegung angeschlossen haben, und die Mittel zur Agitation liefern. In kurzer Zeit schon wird ein Meeting in der Halle des landwirthschaftlichen Institutes hier statt finden, wo die Grundsätze der neuen Partei auseinander gesetzt werden sollen. In der City geht eine ziemlich zahlreich unterschriebene Petition an den Lordmayor von Hand zu Hand, welche folgendermaßen lautet: „Wir die Unterzeichneten Banquiers, Kaufleute, Fabrikanten und sonstigen Cityleute, ersuchen Eure Lordschast, recht bald in der Guildhall eine Versammlung ohne Rücksicht auf die politische Parteischattirung einzuberusen, um die Ne gierung anzugehen, eine parlamentarische Untersuchung der jetzigen lang andauernden Depression des Handels atWwrdnen, mit Rücksicht auf eine eventuelle Abänderung des sogenannten herrschenden Freihandel-Systems."—Und dies im Vaterlande des Freihandels. (B. T.) — Die Straßburger machen recht hüsche Fortschritte im Deutschen. Sie gestehen's nicht und wissens vielleicht selber nicht, aber sie zeigen es, oder wie man vornehm sagt, sie fügen sich der Macht der Verhältnisse. Zahl reiche Hausbesitzer, die es seither für eine Sünde hielten, mit ihren deutschen Miethern ein Wort zu sprechen oder . ihnen ein freundliches Gesicht zu zeigen, gehen jetzt mit ihnen spazieren und in das Wirthshaus. In den deut schen und namentlich Bayrisch-Bier-Kneipen, die früher von den Einheimischen gemieden wurden wie die Pest, sitzen sie plaudernd und scherzend stundenlang beisammen fogar mit den „preußischen" Beamten. Leute, die bis vor Kurzem das Deutsch kaum radebrechten (sie stellten sich aber nur jo, um nicht deutsch sprechen zu müssen), plaudern jetzt flottweg ihr „Dutsch," und vollends in den Straßburger Zeitungen nehmen die deutschen und nament lich Berliner Nachrichten, Witze, Anecdoten rc. einen dreimal so großen Raum ein als die Pariser; sie schieben nicht, sondern werden geschoben vor ihrem Publikum. Vollends der Weihnachtsmarkt war der beste in ganz Deutschland, die Kaufläden und Buden wurden im Sturni genommen, um Spielzeug zu erobern. Bis vor wenigen Jahren war der Neujahrsmarkt, wie in ganz Frankreich die Hauptsache; denn die Pariser beschenken sich zu Neujahr. Bromberg, 9. Januar. Der II7jährige Veteran Barth lomäus Bagnewsky ist verstorben. Derselbe hatte sich schon einmal einer Unterstützung von Seiten des Kronprinzen zu erfreuen und erhielt auch aus Heidelberg fortdauernd mildthätige Gaben; mit ihm wird jedenfalls dw älteste Bamberger zu Grabe getragen werden, 117 Jahre sind ein wahrhaft phenominales Alter. Bag newsky hinterläßt eine achtzigjährige Gattin. Wien, 12. Jan. Am Montag beginnt der Mar- schallsrath unter Vorsitz des Erzherzog Albrecht und unter Zuziehung der Generale Philippovic, Kuhn, Schönfeld, Jovanovic und Tegethoff, zunächst zur Erörterung von Fragen bezüglich der während der Okkupation gemachten Erfahrungen, welche eine Verbesserung oder Aenderung der Heeresorganisation wünfchenswerth machen; ferner soll die gegenwärtige militärische Situation und die durch die militärische Vorsicht bedingten Maßnahmen für die Eventualität eines Vormarsches von Novibazar erwogen werden, welcher jedoch demnächst nicht beabsichtigt wird. Wien, 12. Januar. Meldung der Polit. Corresp. aus Konstantinopel von heute: Die Verhandlungen über den definitiven Frieden mit Rußland nehmen einen solchen Verlaus, daß die Unterzeichnung desselben läng stens im Laufe der nächsten Woche erwartet werden darf. Aus Albanien wird ein beruhigender Umjchwung. in der Stimmung der Bevölkerung gemeldet. Den dortigen Muhamedanern, welche in das Innere der Türkei aus wandern wollen, ist Seitens der Regierung die dauernde Befreiung von türkischem Militärdienst angeboten worden. — Nach einer Meldung der „Agence Havas" aus Ragusa hätten die Notabeln von Al anien dem Gouver neur von Scutari erklärt, daß sie sich mit den Waffen in der Hand der Uebergabe Podgoritza's an Montene gro widersetzen würden. Die Montenegriner beständen jedoch auf der Uebergabe. Pans. Der erste Minister des Bey von Tunis, Ben Jsmain, hat gestern rn großer Uniform dem fran zösischen Konsul, welcher von den Beamten des Konsulats und den hier stalionirenden französischen Offizieren um geben war, die ausreichendsten Entschuldigungen des Bey überbracht. Paris, 12. Januar. Die „Ropubliqne fransaise" bespricht die glückliche Lösung des Zwischenfalls mit Tunis, hebt die Schnelligkeit und Festigkeit, mit welcher der Münster des Auswärtigen vorgegangen sei, rühmend hervor unb bemerkt schließlich: Diejenigen, die die Un- ilm-heit begangen hätten, dem Vertreter Frankreichs zu trotzen, hätten bald genug in Erfahrung bringen können, daß die französische Republik sich überall und von Allen Ächlnng zu verschaffen wissen werde. Paris, 11. Jan ar. Die „Agence Havas" läßt sich aus Konnantuwpet mehren die Bimte sei oem Projekte emer gmnschten Okkupation Ostrumeliens nach dem Ab züge der russischen Truppen incht geneigt. Seitens der innrnalionmen Kommission fee auf die Nothwendigkert einer solchen hmgewneien worden. Man spreche davon, für den Fall einer solchen Okkupation die Ernennung eines Franzosen als Ewneral-Komnussar in Vorschlag zu oruu e>u Petersburg, 12. Januar Es bestätigt sich, daß die Großmächte erneu veruaulichen Ideenaustausch übe^ die Kanordalur des Pr n,en von Battenberg für den bulgarischen Furstenthron gepflogen haben. Das Er- uebinß davon wa>-, daß konstatM werden konnte, keine einzige Macht erhebe irgend welche Einsprache gegen diese Kandidatur. Man geht auch bereits so weit, zu sagen, kein Anderer als der genannte Prinz werde Furst von Bulgarien sein. Petersburg, 12. Januar. Der Leiter des Mini steriums des Innern, Staatssecrelär Makow, hat eine Bekanntmachung «lassen, in welcher das vom „Golos" gebrachte Telegramm, wonach auch in Zaritzin dis Pest aufgetreten sein sollte, als eine vollständige Erfindung bezeichnet wird. Zugleich weist der Staatssecrelär Ma kow auf die gegen die Verbreitung der Epidemie er griffenen Maßregeln hin und erklärt, daß sonach kein Grund zu übertriebenen Besorgnissen vorhanden sei. Schließlich lenkt der Staatssecrelär die Aufmerksamkeit der Redaktionen der Zeitungen auf die Nothwendigkeit einer vorsichtigen Auswahl ihrer Mittheilungen, da die Veröffentlichung erfundener Nachrichten die schwersten Folgen haben könnte. — Die Bewegung in Rußland scheint sich nicht mehr eindämmen zu lassen. Im „N. W. T." veröffentlicht, wie aus Wien telegraphirt wird, ein Petersburger Korre spondent den Text einer Adresse, welche von mehreren Provinzvertretungen an den Zaren gerichtet worden, und in der unumwunden um Verleihung einer Verfassung gebeten wird. Den russischen Blättern wurde die Ver öffentlichung natürlich verboten. Ob's viel helfen wird? Madrid, 12. Januar. Der Generalcapitain Es partero, Herzog von Vittoria, ist, 86 Jahre alt ge storben. Konstantinopel, 12. Januar. Wie es heißt, wrd sich Savfet Pascha nach Paris begeben und dem Mini ster des Auswärtigen, Waddington, das Großkreuz des Medjidieordens persönlich überreichen. — Montenegro kann noch immer nicht in den ru higen Besitz des ihm durch den Berliner Vertrag zuge- fprochenen Landzuwachses gelangen, obwohl die Pforte anscheinend thut, was nur in ihren Kräften steht, um die Angelegenheit zu ordnen. Sie macht sogar Hussein Pascha den Vorwurf, daß er gegen die Albanesen nicht energisch genug aufgetreten sei. Derselbe erhielt neuer dings die kategorischesten Instruktionen, um die Mitglieder der Liga aufzuklären, daß der Sultan unter keiner Be dingung eine Unterstützung des Widerstandes der Be wohner von Podgoritza und Spuz gegen die Abtretung an Montenegro dulden weide. Das klingt gewiß loyal. Gestern aber meldet wieder die „Agenze Havas" aus Ragusa, die Notablen von Albanien hätten dem Gou verneur von Skutari erklärt, daß sie sich mit den Waffen in der Hand der Uebergabe Podgoritzas an Montenegro widersetzen würden. Die Montenegriner beständen jedoch auf der Uebergabe. Natürlich werden sie das. Ob es aber trotzdem oder vielmehr deshalb nicht nächstens blutige Köpfe setz.n wiro, ist eine andere Frage, welche wir nicht so ohne weiteres verneinen möchten. London, 11. Januar. Eine amtliche Meldung be stätigt die Flucht des Gouverneurs von Kandahar, die in der Richtung nach Herat erfolgt ist. Der Untergvu- verneur hat sich bereit erklärt den Engländern zu unter werfen. Die englischen Truppen sollten heute in Kan dahar einrücken. — Mit dem Vorwärtsdringen der Engländer in Af- gbanistan giebt die russifche Regierung nach und nach Re rein abwartende Haltung auf, die sie bisher einge nommen hatte und trifft ihre Vorbereitungen, um bei der Theilung der Beute nicht zu spät zu kommen. Es ist bekannt, daß um die Grenzen der afghanischen Pro vinzen Balkh und Herat herum die Russen mit bedeuten den Streitkräften stehen, daß die Generale Lomakin und Iwanow jeder für sich ein Armeecorps kommandiren, das für alle Fälle stark genug ist. Em Privattewgramm aus London berichtet, daß man der Absicht Rußlands, am Oxus eine Flottenstation zu errichten, große Bedeutung beigelegt — nicht mit Unrecht verstimmt dies die Briten. Ueberrascht kann es aber nicht haben, nachdem ja längst bekannt war, daß russische Offiziere in diesem Sommer in dem Dampfer „Samarkand" den Qxus auswärts bis nach Afghanistan gefahren waren und General Groten- Helm, der Kommandant von Peter Alexandrovsk in Chrwa sich für die Errichtung einer Flottenstation am Oxus ausgesprochen hatte. Es scheint, als ob Chojah Saleh hierzu ausersehen sei, ein Punkt wie er günstiger mcht gesunden werden könnte. Von hier aus führen die Straßen nach Buchara und Samarkand im Sarasschan- Gebiete. Diese Straßen bilden für Rußland den di- rectesten Weg nach Afghanistan, der bei dem Vasallen- verhältniß des Emirs von Buchara zu Rußland noch mehr Bedeutung gewinnt und Rußland ermöglicht, schnell die Besetzung der Hindukuschpässe zu bewirken. England hält seine Beute in den Krallen, Rußland schickt sich an, sie zu umklammern — wer denkt da nicht an Atta Troll's: „Nach den Gütern dieser Erde Grerfen alle um die Welte, Uno das ist ein ew'geS Nausen, Und ein Jeder stiehlt für sich!" Calcutta, 9. Januar. General Roberts griff niit drei kleineren Truppen-Abtherlungeu den Feind an, welcher bedeutende Slrmträfie zusammengezogen hatte. Der F^ind wurde unter bedeutenden Verlusten vollstän dig „eschlagen. Die englische Kavalerre machte einen eifolgre chen Angriff, tödtete gegen 300 Mann, machte 100 befangene und erbeutete viel Vieh und Geireide- voirätbe. '(???) Die Verluste der Engländer sind un bedeutend. Anno 72. Vou Otto Girndt. (Fortsetzung.) Stetten's Augen vergrößerten sich; „So sagte das Fräulein?" „Es sind ihre eigenen Worte!" behauptete der Greis. „Nun scheinen Sie sreilich, Gott Lob, nicht in der Lage, Unterstützung zu brauchen —" „Aber die Worte des Fräuleins," unterbrach ihn der junge Mann, „verkünden ein schönes Herz!" „O, Sie werden es kennen lernen!" rief Corbeau aus. „Ich will es nicht," fuhr Brigitte determinirt da zwischen, „daß Einer der Meinigen dem Fräulein auch nur eine Stunde lästig fällt. Mein Großneffe hat mir überdies gesagt, sein Aufenthalt daure nur bis morgen, also wozu erst der Umzug?' „Er macht mir durchaus keine Umstände, liebste Tante," ließ Stetten naiv fallen, „ich habe Nichts, als diese kleine Reisetasche —" „Die Sie mir erlauben werden," bat Corbeau. „Nein, mein Werther alter Herr," widersprach Stetten, „dann hätte die Tante Recht, daß ich Ihrem Hause, dessen integrirender Bestandtheil Sie sind, lästig siele. Ich trage mein Täschchen selbst. Da hängt's!" Er schlang den Niemen über seinen Kopf. „Und nun vorwärts ich stehe zu Diensten! Allenfalls kann ich meinen Aufenthalt auch um einen Tag verlängern, gute Tantel"