Architekt BDA. Alwin Seifert, München: Ladenhof der Borstei in München DIE GRÜNANLAGEN DER BORSTEI IN MÜNCHEN VON ARCHITEKT BOA. DIPL.-ING. ALWIN SEIFERT. MÜNCHEN „Münchens Niedergang als Kunststadt“ war ein Jahrzehnt lang das Feldgeschrei derer, die in dem Nichtmitmachen jeder Kunstmode nur rückständige Spießbürgerlichkeit sehen konnten. Seit nun die Not unserer Zeit unerbittlich die Spreu vom Weizen scheidet und nur das innerlich Ge sunde am Leben läßt, hört man den Ruf nicht mehr. Zu sehr wird offenbar, wieviel „Asphalt“, wieviel Schlagworte als das Heil der Welt angebetet worden waren. Die unan tastbare Wirtschaftlichkeit und technische Gediegenheit des in München in den letzten Jahren Gebauten zwingt zu einer langsam wachsenden und darum wohl dauernderen Anerken nung der Tatsache, daß aus der Fortentwicklung erprobten Erbgutes letzten Endes Solideres erwächst als aus der Will kür des Intellekts. Nicht als ob das technisch Neue a priori abgelehnt worden wäre in München; aber man hat es mit einer von der Bauleitung der Oberpostdirektion muster gültig aufgezogenen und einwandfrei objektiv durchge führten Versuchssiedelung bewenden lassen, nicht fünfzig Millionen an Versuche gesetzt, die mit einer halben eindeu tig zu machen waren und zu dem Ergebnis führten, das jeder erfahrene Fachmann vorher wußte: daß nämlich von all den Neuerungen nichts auf die Dauer besser war als das seit langem Erprobte. So bleibt München beim verputzten Backsteinbau und beim Ziegeldach, und so ist die Borstei, das Unternehmen des einzelnen Mannes Bernhard Borst, ein Urbild Münchener Baukunst des letzten Jahrzehnts. Nicht aber nur im Bautechnischen; sie nimmt noch eine Sonderstellung ein dadurch, daß weit über das von einem Bauunternehmer zu Erwartende hinaus allem Gebauten neben einer schlechthin vollkommenen handwerklichen Aus arbeitung eine Form gegeben wurde, die abseits von allem Modischen keineswegs altväterlich, sondern eben zeitlos und vor allem in den schmückenden Einzelheiten von höchster künstlerischer Qualität ist. Aber so wie dünnwandig-gestelzte Skelettbauten nur aus fränkischer Art heraus entstehen konn ten, so ist hier das Großflächig-Massive, in seiner Wucht noch gesteigert durch den Gegensatz feingliedrigen Eisen- und Holzwerks, Geist vom Geist der bajuvarischen Land schaft, in der die Borstei erwachsen und verwachsen ist. Müssen also die Dammerstocksiedlung und die Borstei Ver körperungen des äußersten Gegensatzes in allem Baulichen sein, so sind sie es auch im Gärtnerischen. Oder waren es zum mindesten noch im Jahre 1930, als ich Dammerstock besuchte. Da standen die Bauten, über ein Jahr schon