Volltext Seite (XML)
ZUR JAHRESVERSAMMLUNG DER DGfG. VON STADTGARTENDIREKTOR KURE Unter Fortlassung der Begrüßungsworte an die Teilnehmer der Veranstaltung sind im Folgenden die Ausführungen des Ehrenpräsidenten der DGfG., des Leiters der 44. Jahresversammlung in Hannover, über die Stellung der DGfG im kulturellen Leben der Gegenwart wörtlich wiedergegeben. „Die Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst bezweckt die Förderung der Gartenkunst und Gartenkultur im weitesten Sinne und erkennt in der Veranstaltung von Versammlungen wie der heutigen ein besonders wirksames Mittel, das Ver ständnis für Gartenkunst in der breiten Öffentlichkeit zu wecken und einen regen Gedankenaustausch über alle uns beschäftigenden Probleme zu vermitteln. Wenn wir auch in der von uns herausgegebenen Zeitschrift „Gartenkunst“ ein wertvolles Instrument unserer Arbeit erblicken, so ist die Jahresversammlung unserer Gesellschaft, deren Mitglieder im ganzen Reiche wohnen, doch die wich tigste Veranstaltung des Jahres, weil sie unserem großen Kreise die einzige Gelegenheit bietet, in persönlichem Meinungsaustausch die geleistete Arbeit kritisch zu werten und über die Aufgaben der kommenden Zeit zu beraten. Wir wandern mit unseren Hauptversammlungen durch die deutschen Lande, um unseren Mitgliedern zugleich die Kenntnis dergartenkünstlerischen Entwicklung zu vermitteln und sie zum Studium alter und neuer Garten werke anzuregen. Durch die Zeitverhältnisse waren wir gezwungen, im vorigen Jahre die Hauptversammlung ausfallen zu lassen, und ob gleich wir nicht etwa von einer so erheblichen Besserung der Wirtschaftslage reden können, daß die Schwierigkeiten des Vorjahres völlig behoben wären, so hat die Gesellschafts leitung es doch für unbedingt notwendig erachtet, in diesem Jahre zur Hauptversammlung einzuladen. Wir haben als Tagungsort Hannover gewählt, weil hier die „Jahresschau deutscher Gartenkultur“ stattfindet, als Rahmenausstellung für den vom Reichsverband des deutschen Gartenbaues, der führenden Organisation und Standesver- tretung des gesamten deutschen Gartenbaues veranstalteten Deutschen Gärtnertag, der verbunden wird mit einer erst malig stattfindenden Reichsgartenbaumesse. Die Stadt Hannover glaubte aber auch aus andern Gründen, Recht und Anlaß zu haben, die Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst zu Gast zu laden. Hannovers Ruf als Pflege stätte der deutschen Gartenkunst ist seit Jahrhunderten begründet. An dieser Stätte hat einer der genialsten unseres Berufes, Gartendirektor Trip, vorbildliche Werke ge schaffen; unter ihm haben zahlreiche, in ihrem späteren Leben zur Führung auf unserem Gebiet berufene Kollegen die Grundlagen ihres technischen und künstlerischen Könnens gelegt. Die Bürger Hannovers nennen gern ihre Stadt „Die Stadt im Grünen“ — und das mit Recht, denn lange bevor Hannover wie die meisten deutschen Städte in den ersten Jahrzehnten nach der Reichsgründung mit dem bebauungs planmäßigen Ausbau der öffentlichen Grünanlagen begann, verfügte die Stadt bereits über ein großes, viele Hektar umfassendes Gebiet öffentlicher Wald- und Parkflächen, die in unmittelbarer Nähe der bebauten Stadt — in besonders glücklicher Form in die Planung der Stadt eingefügt — den Bürgern für Erholung und Naturgenuß zur Verfügung standen. Aber die Führer unseres Gemeinwesens haben durchaus nicht auf dem Ruhm des Ererbten ausgeruht, sondern weit vorausschauend bis in fernliegende Zukunft vorgesorgt, um für die kommenden Geschlechter unseres hoffentlich zu aller Zeit so klug und bedacht wie heute geführten Gemeinwesens ein Stadtgebilde vorzubereiten, das immerdar das schmückende Beiwort der „Stadt im Grünen“ mit Berechtigung tragen darf. Es ist mir heute nicht nur als Leiter der hiesigen städtischen Garten- und Friedhofsverwaltung, sondern als eines der ältesten Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Garten kunst und als ihr bisheriger Vorsitzender seit 2 Jahrzehnten, ein herzliches Bedürfnis, mit aufrichtigem Danke der Männer zu gedenken, deren persönlichem, von einer starken natur verbundenen Seele getragenem Interesse für deutsche Garten kultur, die Stadt Hannover ihre anerkannte stetige Entwick lung auf dem Gebiete planmäßiger Grünflächenpolitik verdankt. Der Name des Stadtdirektors Dr. Tramm wird für alle Zeiten verbunden bleiben mit den gartenkünstlerischen Werken, die unter seiner Amtsperiode entstanden sind. Trotz schwerer wirtschaftlicher Not hat es sein Nachfolger, Herr Oberbürgermeister Dr. Menge — als einer der hervor ragendsten kommunalen Wirtschaftsführer Deutschlands anerkannt — durchzuführen vermocht, daß der Ausbau unseres Grünflächensystems in für die Zeitverhältnisse außerordentlich beachtlichem Maße fortgeführt werden konnte. Die deutsche Gesellschaft für Gartenkunst dankt in dieser Stunde Herrn Oberbürgermeister Dr. Menge und den städtischen Körperschaften für die unermüdliche Förderung aller Aufgaben auf unserem Berufsgebiet. Wir stehen inmitten einer alle und alles erfassenden Umwäl zung unseres nationalen Lebens, deren unaufhaltsamer Fluß uns noch jahrelang in Spannung halten wird. Unsere Ge sellschaft steht als künstlerisch-wissenschaftliche Vereini gung abseits der bewegten innerpolilischen Kämpfe, die diese gewaltige Periode deutscher Geschichte erfüllen. Aber ihre Wirkungen lassen weder den einzelnen noch unsere Gemeinschaft unberührt, denn sie schaffen neue Grundlagen für unser nationales Leben, deren inniges Verständnis die Voraussetzung für jede ersprießliche Mitarbeit am nationalen Werke ist. Und dieses Werk hat das einzige hohe und heilige Ziel: die Gesamtheit unserer Lebensbedingungen unter das Prinzip der neuen Volksgemeinschaft zu stellen. In dem Wesen jeder nationalen Erhebung und Erneuerung, in jeder Neuordnung innenpolitischer Verhältnisse liegt stets ein starker Wandel auch auf kulturellem und künst lerischem Gebiete begründet. Als ein Teilgebiet des deutschen Geistes- und Kulturlebens wird die deutsche bildende Kunst unter den Auswirkungen der nationalen Revolution mitten in das große Erleben unseres Volkes gestellt. Der gestaltende Künstler muß die Beziehung zu den neuen nationalen und sozialen Grund lagen finden, wenn er mit seinen schöpferischen Kräften ein rechter Helfer am großen Werk der nationalen Wieder geburt werden will. 133