Der Wallmoden-Platz in der Gartenstadt Hannover -Kleefeld Gartenarchitekten: H üb otter und Langer h ans, Hannover DIE GARTENSTADT ALS Der Gartenstadtgedanke und die Garlenstadtbewegung er wuchsen aus der Reaktion gegen ungesunde Wohnungs verhältnisse der Großstadt. Es ist jedoch nur in wenigen Einzelfällen gelungen, planmäßig angelegte Gartenstädte in reiner Form, nämlich als selbständige Gebilde von bestimmt begrenztem Umfang mit eigenem Arbeits-, Handels- und Verwaltungszentrum zu verwirklichen. Da die Entwicklung der industriellen Arbeitszentren in fester Verbindung mit den Großstädten durchweg einen — wenigstens vorläufigen — Abschluß schon gefunden hatte, sind in Anlehnung an zahlreiche Großstädte Gartenvorstädte mit reinem Wohn charakter gegründet worden. Die gesundheitlichen und ethischen Vorzüge der garten städtischen Wohnform genügten aber nicht, um ihr all gemeine Anerkennung und dem Gedanken überall Erfolg zu verschaffen. Die bei größeren Städten im Falle weiträumiger Bebauung kostspielige Überwindung der Entfernungen, die auf stärkere bauliche Ausnutzung eingestellten Bodenpreise und die viel fach übersteigerten Ansprüche in bezug auf die Grund stücksaufschließung durch Straßen, Versorgungsleitungen und Kanalisation rückten die „wirtschaftlichen“ Vorteile des mehrgeschossigen Miethauses immer wieder in den Vordergrund, und zwar um so mehr, als sich gesundere For- WOHNIDEAL men dafür entwickelten. Die mit der Etagenwohnung ver bundene größere Freizügigkeit und „Bequemlichkeit“ der an städtische Lebensformen gewöhnten Bewohner kommt außerdem dem Bedürfnis weiter Volkskreise stark ent- gegen. Für uns besteht aber kein Zweifel darüber, daß dem Eigen heim aus bevölkerungspolitischen und kulturellen Gründen der unbedingte Vorzug gebührt. W'ir sind auch der Mei nung, daß, wenn man den Aufwand an öffentlichen Frei flächen und sonstigen notwendigen Gemeinschaftseinrich tungen den Miethausbaukosten zurechnet, für diesen kaum ein wirtschaftlicher Vorteil herauszuholen ist. Wenn dem gegenüber von bestimmter Seite sogar das Miet hochhaus als das wirtschaftliche Ideal propagiert wurde, so wollen wir uns dabei der Worte des Beichskanzlers Hitler erinnern: Das Volk lebt nicht für die Wirtschaft, sondern die Wirtschaft soll dem Volke dienen. Wenn man das Eigenhaus mit Garten als die ideale Wohn form erkannt hat, weil es am besten die Verbundenheit der Bewohner mit dem Boden gewährleistet, die günstigsten Vorbedingungen für die Aufzucht von Kindern und Pflege des Familienlebens bietet, und zur Selbständigkeit und Selbst verantwortlichkeit des Einzelnen erzieht, dann dürfen nicht Gartenkunst, 46. Jahrgang, Nr. 6, Juni 1935 81