GRABMALKUNST UND GRABMAL INDUSTR IE VON BILDHAUER KARL AHLBRECHT, HANNOVER Die im Aprilheft unter der gleichen Überschrift veröffentlichten Ausführungen haben den Verfasser zu den hier folgenden Gedankengängen angeregt. Die wertvollen Betrachtungen aus dem Munde eines selbst ausübenden Künstlers sind von grundsätzlicher Bedeutung und insofern besonders aktuell, als sie die in wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht gleich wichtige Frage der sinngemäßen Abgrenzung der Maschinenanwendung gegen den Be reich handwerklicher Arbeit behandeln und für die Aufgaben der Grabmalkunst zu überzeugender Lösung führen. Die Schriftleitung. Daß über die Verwendung und Bearbeitung der Grabmale aus Granit und Diabas eine Streitfrage überhaupt entstehen konnte, ist ein Beweis, wie sehr die grundsätzlichen Fragen in den Bestrebungen zur Hebung der Grabmalkultur noch einer Klärung bedürfen. Im Interesse dieser Klärung und weil in dem Meinungsstreit, der sogar bis in die Minister- zimmer vorgedrungen ist, auch die Friedhofsverwaltung der Stadt Hannover einschließlich der beratenden Grabmal kommission zu den Angegriffenen zählt, sieht sich der Ver fasser veranlaßt, als Vertreter der bildenden Künstler in dieser Kommission, zu dieser Streitfrage Stellung zu nehmen. Es ist eine bittere Ironie des Schicksals, wenn gerade Han nover, das noch im Jahre 1931 von den auswärtigen Ver tretern des damals in seinen Mauern tagenden Reichsaus schusses für Friedhof und Denkmal als die Stadt der schönen Friedhöfe mit einer vorbildlichen Grabmalkultur laut ge priesen wurde, heute neben anderen deutschen Großstädten mit auf der Anklagebank sitzt. Und warum? Nun, weil Herr Regierungsbaumeister Kretschmer im Namen der an geblich schwer geschädigten Granitindustrie die etwas kühne Behauptung aufstellte: auch Hannover gehöre zu jenen Ver waltungen, „die mitVerboten und kleinlichenMaßvorschriften selbst die reformfreudigen und fortschrittlichen Granitwerke gequängelt und drangsaliert, sowie aus persönlichen Ge schmacksgründen den vorbildlichen neuzeitlichen Erzeug nissen dieser Werke ihre Friedhofstore verschlossen hätten“. Wenn nun angesichts dieser Behauptung Herr Gartenbau amtmann Wernicke in seinen im Heft 4 abgedruckten Aus führungen durch Zahlen belegen konnte, daß, trotz angeb lich schärfster Zensur, auf einzelnen Abteilungen der han noverschen Friedhöfe Granitgrabmale bis zu 90°/0 vorherr schend sind, so fragt man sich, ob die Vorwürfe Kretsch mers noch berechtigt sind. Man sollte m. E. in einer Zeit, in der die gesamte deutsche Wirtschaft einschließlich des Handwerks und der Künstler schaft den schwersten Kampf um die nackte Existenz zu führen hat, doch etwas vorsichtiger bei der Aufstellung von Schuldgründen zu Werke gehen. Wenn man schon glaubt, nach Gründen suchen zu müssen, die für den Beschäftigungs rückgang der Granitindustrie verantwortlich zu machen sind, so ist zu erwarten, daß das nur nach sorgfältigster Prüfung aller in Betracht kommenden Faktoren geschieht; anstatt kurzerhand die bösen Friedhofsverwallungen mit ihren „kurzsichtigen“ Beratungskommissionen als die Schuldigen zu bezeichnen. Es widerspricht aber auch den Tatsachen, daß — wie Herr Reg.-Baumeister Kretschmer glaubt - die Ursachen, die der Förderung der Grabmalkultur noch