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Mo ckeMZtt für Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend. Erscheint: «tiltwoch« u Sonnabend« früh 8 Uhr. Abonnementspreis: Vierteljährlich 12t Ngr., auch bei Bestellungen durch die Post. Anserate werden mit 1 Ngr. für den Raum eimr gespaltenen CorpuS-Zeile berechnet und sind bis spätesten- Dienstag» und Freitag» Vormittag« II Uhr hier auszugeben. Amtsblatt der Königlichen Gerichtsbehörden und der städtischen Behörden zu Pulsnitz und Königsbrück. Stchsundfwalyigstcr Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Ernst Ludwig Förster in PulSnitz. Geschäftsstellen ' für Königsbrück: bei Herrn Kaufm. M Tschersich. Dresden:. Annoncen bureau von C. Graf und Haasen stein L Vogler. Leipzig: Bernhard Freyer, Rudolph Moffe, Haasenstein L Vogler und Eugen Fort daselbst. Auswärtige Annoncen-Aufträge von uns unbekannten Firmen und Personen nehlyen wir nur gegen Pränumerando-Zahlung durch Briefmarken oder Posteinzahlung auf. Anonyme Annoncen, oder solche, welche Beleidigungen enthalten, werden keinesfalls ausgenommen, mag der Betrag beiliegen oder nicht. Lxpvü. Se« ^Z42. Mittwoch S» Mai 1874 Bekanntmachung. Da wahrzunehmen gewesen, daß den über die Feier der Sonn-, Fest- und Bußtage im Gesetze voin 10. September 1870 erlassenen Anordnungen vielfach zuwider gehandelt und insbesondere in Töpfereiwerkstätten an Sonn- und Festtagen ungestört fortgearbeitet, sowie in Kaufs- und Gewerbsläden der Handel an den gedachten Tagen auch während des Vor- und Nachmittagsgottesdienstes betrieben, und daß ferner auch namentlich an den Vorabenden der Sonn-, Fest- und Bußtage, sowie an den Abenden dieser Tage selbst in öffentlichen Schänkwirthschaften ungebührlich lange und bis weit über die Mitternachtsstunde hinaus verkehrt und hierbei nicht selten lärmender, oder sonstiger grober Unfug verübt wird, so werden bez. in Folge höherer Anordnung die Eingangsgedachten sowie sonst dießfalls bestehenden gesetzlichen Vorschriften unter Hinweis auf die in 360,365, 366,, des Reichsstrafgesetzbuchs für Zuwiderhandlungen der gedachten Art angedrohten Geld- und Haftstrafen hierdurch mit dem Bemerken in Erinnerung gebracht, daß die Aufsichtsorgane zur Revision und bez. Anzeigeerstattung angewiesen worden sind. Königsbrück, am 16. Mai 1874. Königliches Gerichtsamt daselbst. Meusel. Deutsches Reich. Dresden. (Dr. K.) Seiten der Ministerien des Krieges und der Finanzen ist neuerlich in der Anlegung einer Fahrstraße vom Kaiser Wilhclmplatze durch das Birkcnwäldchen nach der Antvnstraße eingewilligt, die hauptsächliche Entschließung aber Vorbehalten worden bis zu der Verlegung der Palais-Caserne an der Königs straße, nach welcher erst der Garten, von dem ein Theil zu der Straße erforderlich ist, frei werden kann. Dresden. Vor einigen Tagen ist in Dresden bei einem Pferde, welches einem Holzhändler daselbst gehörte und von demselben erst vor Kurzem gekauft worden war die Tollwuth ausgebrochen. Das Thier wurde in die Thierarzneischule gebracht und hat sich dort in den eigenen Körper gebissen und in seiner Wuth dergestalt zerfleischt, daß e- bald an Blutverlust verendet ist. Berlin. Seit einigen Tagen hat die Corvette „Nymphe" im Kieler Hafen Anker geworfen. Hinter ihr, sagt die „Kiel. Zeitung," liegt eine Reise, wie sie wohl wenige Schiffe unserer Nation gemacht haben. In 1000 Tagen hat sie 65,000 Seemeilen oder 16,250 Deutsche Meilen zurückgelegt und von diesen nur den sechszigsten Theil unter Dampf, die übrigen unter Segel. 35 Häfen ist sie angelaufen, in denen noch nie vorher ein deutsches Schiff geankert ist. Berlin. Die „N. A. Z." schreibt: „Vor einiger Zeit meldeten wir die Ermordung des aus Rinteln ge- bürtigten vr. msä. Wilhelm Westphal, zuletzt in Guadalajara. Eine Woche nach dem ersten darüber er statteten Bericht waren bereits vier der Mörder desselben hingerichtet worden. Die Promptheit der mexikanischen Justiz in diesem Falle verdient wohl Anerkennung. Die „A. Z." schreibt: Daß die Baseler Missions- gescllschaft sich noch einmal kriegerischen Ruhm erwerben ürerpe^hat gewiß Niemand erwartet. Und doch ist dem «Anur, daß ihre im Schutzgebiete der Goldküste verbrem^n Agenten der letzten englischen Expedition gegen die Aschantis durch Lieferung von Handwerkern aller Art, wie Hilf- und Büchsenschmieden, Zimmerleuten und Schuhmachern rc., große Dienste geleistet, wußten die selben auch ganze 10 Eompagnieen zum Christenthum Lehrter schwarzen Soldaten ins Feld zu stellen, welche stcy durch Subordination, Muth und Ausdauer von ihren Heidenthum befangenen Kameraden auf das Ruymuchstx ausgezeichnet haben. Daß sich dies, wie ge- so verhält, ist dem Bundesrath von dem oßoruanmschen Geschäftsträger im Auftrage seiner Re- emer Danksagung an dem Präsidenten der Baseler Mlssionsgesellschaft so eben bestätigt worden. Ganz besonders wrrd englischerseits auch die gastfreund liche Aufnahme verdankt, welche Offiziere und Mann schaften der ^xpeouron in den Missionsstationen der Gesellschaft aus dem Marsche von dem Volta nach dem Prcch-Flusse gesunden haben. (Die Mission arbeitet also doch nicht so erfolglos, wie ihre Feinde gewöhnlich thun.) „Ein sehr seltenes Schauspiel", so erzählt die „Tri büne", „versetzte am Sonntag Vormittag viele Besucher der reizenden Havelpartieen hinter Moorlake bei Potsdam in Aufregung. Eine prächtige Gabelweihe, die schon längere Zett an einer bestimmten Stelle über dem Wasser geschwebt hatte, schoß mit einem Male auf den Wasserspiegel herab und krallte sich in einen vom User nicht sichtbaren Gegen stand — nach der Aussage von Schiffern m einen großen Hecht. Vergeblich aber machte das Thter die größten Anstrengungen, sich mit seiner Beute wieder in die Höhe zu heben, und augenscheinlich konnte es auch die Fäng aus der Masse, die cs gepackt, nicht wieder herausziehen. Der nun folgende Kampf zwischen Fisch und Vogel währte ungefähr eine Minute, während welcher letzterer sich durch sein verzweifeltes Flügelschlagen, wobei er schrille Angst töne erschallen ließ, vergeblich zu retten suchte; der Fisch behielt schlüßlich die Oberhand und riß seinen Gegner jäh lings in die Tiefe." Frankreich. Paris, 19. Mai. Morgen findet ein Duell zwischen dem Fürsten Metternich und dein Herzog von Montebello, .der früher Imperialist war, jetzt aber wieder zu den Royalisten hinneigt, statt. Anlaß zu dem Duell gab die Fürstin Metternich, die, als der Herzog sie am Samstag in einer Gesellschaft bei der Gräfin Pourtales grüßte, ihn mit den Worten ansuhr: „Jemanden, der den Mantel nach dem Winde hängt, grüße ich nicht." Der Herzog forderte in Folge dessen den Fürsten Metternich, der auch annahm. — Im Kriegs-Ministerium hat man die vorläufigen Ueberschläge, betreffend die neuen Be festigungen von Paris, zu einem gewissen Abschluß ge bracht. Man glaubt, daß der Bau derselben gegen das Jahr 1894 fertig sein könnte. — Das Streichhölzer monopol hat, da die Regierung nicht im Stande war, den Käufern gegenüber ihre Verpflichtungen einzuhalten, zum Anfang ein höchst ungünstiges Ergebniß geliefert: Das erste Betriebsjahr wird mit einem Deficit für die Negierung enden. Parts, 20. Mai. (N. Z.) Auf die Nachricht, daß die äußerste Rechte in der Nationalversammlung den An trag auf Auflösung stellen wolle, herrschte gegen den Schluß der heutigen Börse eine Art von Panik. Man befürchtete, daß die Majorität vom 16. Mai auch die Auflösung votiren könnte. Ebenso wirkte die Nachricht verstimmend, daß Magne, welcher bei der Börse stets be liebt war, nunmehr beseitigt werden solle. Der Vicomte de Gontaut-Biron, dem das Portefeuille des auswärtigen Ministeriums angetragen worden, hat geantwortet, daß er es für besser halte, auf seinem Berliner Posten zu verbleiben, indem er gleichzeitig dem Marschall Mac Mahon dringend rieth, Den Herzog Tccazes zu veranlassen, daß er sein Portefeuille behalte, weil dies im Interesse der diplomatischen Beziehung Frankreichs sehr wünschenswerth sei. — Graf Arnim ist hier eingetroffen, um seine Familie abzuholen. Paris, 21. Mai. Das Duell zwischen dem Grafen v. Montebello und dem Fürsten v. Metternich hat gestern auf Degen in der Nähe von St. Cloud stattgefunden. Ersterer ist am Arm leicht verwundet. Paris. Aus der gegenwärtigen Krisis zieht den größten Vortheil eine Partei, die noch vor Kurzem als völlig hoffnungslos angesehen wurde, die bonapartistische. Von sehr unterrichteter Seite wird der „K. Ztg." hier über geschrieben: „Die Nachrichten von den steigenden Chancen der Bonapartisten treten immer bestimmter auf. Man erinnere sich in Frankreich, daß Regierungstouren (und regiert wolle doch sein) vorwiegend in den Kreisen sich finde, die in dm letzten 20 Jahren am Ruder ge wesen. Eine Schule von Beamten sei nur bei den Bona partisten. Atan behauptet, daß Sedan ganz überflügelt sei von dem lebendigen Gefühl für die langen Jahre von^ Ruhe, Erwerbsthätigkeit und wachsendem Wohl stände. Und was den letzten unglücklichen Krieg betrifft, so komme man zu der Einsicht, daß die Nation dabei auch ihren Antheil an dessen Entstehung habe." — Einer der besten Kenner Frankreichs äußerte sich dieser Tage folgendermaßen: „Die Zukunft Frankreichs liegt meines Erachtens zwischen Republick und Kaiserreich. Ich habe die Restauration des Kaiserreiches von Anfang an für das Wahrscheinlichste gehalten und seit der Erfahrung der letzten Zeit bin ich mehr und mehr davon überzeugt. Es liegt darin auch eine Art logischer Consequenz. Die Gesellschaft in Frankreich ist einmal ganz demokratisirt, und auf der anderen Seite bedarf dieses leichtsinnige Volk einer starken Regierung, mag sie sonst noch so mangelhaft sein. Zieht man die Summe aus beiden Elementen, so hat inan den Bonapartismus." Paris. Ein französischer Divisionsgeneral hatte sich vorgestern vor dem Pariser Zuchtpolizeigerichte gegen die Anklage des Betruges zu verantworten. Der General Robin war seiner Zeit ein wackerer Soldat: die Trunk sucht hat ihn zu Grunde gerichtet. Bataillonschef in der Marine-Infanterie und Offizier der Ehrenlegion, mußte er schon in den letzten Jahren des Kaiserreichs trotz einer sehr ehrenvollen militairischen Vergangenheit in Nichtactivität versetzt werden. Bei Beginn des Krieges wurde er wieder in die Armee ausgenommen. Er be fehligte bei Sedan mehrere Bataillone des Freischützen- Corps Lafond Maquard, diente dann in der Nordarmee unter Faidherbe als Brigadegeneral und ward bald zum Divisionsgeneral befördert. Nach dem Friedensschluß wurde ihm dieser Grad nicht bestätigt und nun verfiel er in sein altes, regelloses Leben, trieb sich in den ver rufensten Kneipen herum und lockte den Leuten, indem er ihnen von seinen Feldzügen vorerzählte, ihr Geld aus der Tasche. Der General Robin wurde zu acht Monaten Gefängniß und zum Verlust seiner Decoration verurtheilt. Versailles, 21. Mai. Die National-Versammlung verhandelte heute über die Vorlage, nach welcher die jenigen jungen Leute, die zwar einer fremden Nationalität angehören, aber in Frankreich geboren sind und der Militairpflicht in ihrem Heimathlande nicht Genüge leisten, zur Aushebung für das französische Heer heranzuziehen sind. Die Versammlung beschloß, die Vorlage an den Staatsrath zurück zuweisen. Die Sitzung verlief im Uebrigcn ohne bemerkenswerthen Zwischenfall. Italien. Rom. Das Institut der Nationalgarde in Italien ist seiner Auflösung nahe. Man schreibt von Florenz, daß bei der dermaligen Anwesenheit des Königs Victor Emanuel im Palaste Pitti es außerordentlich schwer hält, jeden Tag die erforderliche Anzahl von Nationalgardisten aufzutreiben, um die Ehrenwache für den König im Palaste beistellen zu können. So ist auch dieser En thusiasmus, der Anfangs so bedeutend war, vcraucht und das so oft besungene Palladium dem Verscheiden nahe. England. London. Betreffs der verbannten Polen veröffent licht Stefan Poles folgenden Brief: „Ich freue mich, meine Landsleute benachrichtigen zu können, daß Se. Exc. Graf Schuwalowa heute Morgen auf sein Ehrenwort die Versicherung gegeben hat, daß wir alle ohne die ge ringste Besorgniß nach Polen zurückkehren dürfen. Se. Excellenz nimmt nur zwei oder drei Leute aus, die „unter den, Mandel der Politik Mordthaten begangen haben."" Die Verbannten werden freilich eine unanfechtbare Be stätigung dieser Mittheilung erwarten.