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Nach erfolgter Ergänzungs-, resp. Wiederwahl besteht der Kirchenvorstand zu Schmorkau aus folgenden Mitgliedern: I) Herr Häusler und Gemeinderathsmitglied Karl Heinrich Traugott Handrich in Schmorkau O. S., 2) Herr Häusler, Friedensrichter, Standesbeamter und Gemeindevorstand Gottlob Heinrich Miertschke in Schmorkau M. 2. stellvertretender Vorsitzender, 3) Herr Gartennahrungsauszügler, Gemeinde- und Schulvorstand Karl Gotthelf Ziesche in Weißbach und 4) der Unterzeichnete als Vorsitzender. Schmorkau bei Königsbrück, den 22. November 1880. Gustav Richard Wimmer, Pfr. Aweck und Aiele Äer Nnlksräülmm' Dulcigno besetzt und sofort an Montenegro die offizielle Auirn Einladung erlassen, Delegirte zum Abschluß einer Militär- am 1. December d. I. konvention nach Kunja zu entsenden. Der montenegrin ische Delegirte Matanovich ist in vergangener Nacht nach Kunja abgegangen, wo sich als türkischer Delegirter Bedri Bey einfinden wird. Cattaro, 24. November. Derwisch Pascha hat gestern Dulcigno besetzt. Rom, 23. November. Der „Diritto" dementirt die Mittheilung von dem Ausbruche der Feindseligkeiten bei Dulcigno und meldet, daß die Discussion über das Avant-Projekt der Donau-Kommission am 29. ds. unter Theilnahme Serbiens und Bulgariens beginnen werde. Die Theilnahme der Türkei an der Diskussion ist zweifel haft. Der Eifer der Regierung, die Wehrfähigkeit Griechen lands zu Lande und zu Wasser heben, hält ungeschwächt an. So hat die Negierung die sofortige Errichtung von 10 neuen Bataillonen Infanterie und vier Feld- batterieen angeordnet, wodurch die Stärke der Armee um weitere 15,000 erhöht wird. Nach den im Marine- Ministerium vorbereiteten Vorlagen wird Griechen land noch vor Ende März einen neuen Zuwachs seiner Flotte um zwei Panzercorvetten erhalten. Im Arsenal von Salamis werden neue Torpedoboote gebaut und 40 transportable Brücken sind angelangt. Die Sanitäts- Abtheilung der Armee besitzt um 400,000 Francs Arznei mittel, darunter für etwa 100,000 Francs Chinin, welche in 126 ambulanten Apotheken vertheilt werden sollen. Vom Etablissement Krupp sind drei Gehilfen in Athen eingetroffen, um die Bemannung der griechischen Flotte im Gebrauche der großen Krupp'schen Geschütze zu unter weisen. London, 22. November. Die Unsicherheit der Lage und die Unentschiedenheit des Kabinets geht daraus her vor, daß das Parlament blos bis zum 2. December ver tagt wurde. Die Möglichkeit einer Einberufung vor Weihnachten ist noch nicht absolut ausgeschlossen. — Der „Standard" meldet aus Konstantinopel, daß der Entschluß zur Räumung Dulcignos nur durch Gras Hatzfelds Eintreten bewirkt wurde, dessen Einfluß allein maßgebend sei. Alle anderen Staaten polterten oder machten sonstige Fehler; Deutschland allein behielte die Oberhand. Mit der am 1. December 1880 in ganz Deutsch land stattfindenden Volkszählung treten wir zum ersten Male in den fünfjährigen Turnus der Volkszählung ein. Zwar war schon im Jahre 1870 für die Staaten des norddeutschen Bundes eine sich von fünf zu fünf Jahren wiederholende Ermittelung der Volkszahl in Aussicht ge nommen, aber der damals ausbrechende Krieg mit Frank reich verhinderte die Ausführung dieses Gedankens, der glückliche Ausgang des Krieges gestattete aber, daß am 1. December 1871 die Zählung nunmehr im ganzen deutschen Reiche nach übereinstimmenden Grundsätzen be werkstelligt werden konnte und diese Grundsätze werden bei allen am Schlüsse jedes Jahrfünfts wiederkehrenden Volkszählungen im deutschen Reiche zur Anwendung kommen. Viele glauben, daß die Kenntniß der bloßm Zahl der Menschen für viele Zwecke genüge, aber auch dies zugegeben, so ist doch die bloße Ermittelung der Ein wohnerzahl eines Landes nur ein Minimum dessen, was man von den Bewohnern eines Staates wissen muß. Der Mensch lebt, wo es auch sei, gleichzeitig ein physisches und geistiges, ein sittliches und religiöses, ein wirthschast- liches oder sociales und hierdurch wieder ein politisches Leben. Die Zahl weist nur die Existenz von so und so viel Bewohnern nach, sie sagt aber nichts über deren Nationalität, Geschlecht, Confession, Alter, Beruf und sociale Stellung rc. Die Kenntniß all' dieser verschiedenen Beschaffenheiten des Menschen ist jedoch nothwendig, wenn die Volkszählung ihren wahren Zwecken genügen und sie das wichtigste Mittel zur Messung des Volks wohlstandes werden und bleiben soll, dessen leider uner reichbares Ideal ist, daß jeder Einzelne im Volke dm ihm von der Vorsehung gesetzten Lebenszweck erreiche. Der internationale statistische Congreß zu St. Peters burg hat zuerst die auf's Einfachste zurückgeführten Vor schriften für Volkszählungen formulirt, nach denen nicht nur die Zahl der Bewohner, sondern auch das Alter, Geschlecht, die Confession rc. des Einzelnen ermittelt wird. Diese Bestimmungen hat im Wesentlichen auch das deutsche Reich für seine Volkszählungen adoptirt, je mehr dieselben zur allgemeinen Geltung gelangen — wie dies auch der Fall ist — desto besser wird es möglich sein, den Wohlstand der verschiedenen Völker gegen einander abzuwägen. Bei Anwendung des nämlichen Zählver fahrens sind solche Vergleiche nicht blos von Land zu Land lehrreich, sondern auch diejenigen von Zeit zu Zeit innerhalb des nämlichen Landes sind von großer cultur- eller und statistischer Bedeutung. So ist denn die Volkszählung am 1. Decbr. 1880 im deutschen Re-che nicht nur eine- Maßregel zur Er mittelung der Volkszahl, sondern auch zur Messung des Volkswohlstandes. Jedem Familienhaupte ist durch die ihm von den Zählern zur Ausfüllung übergebenen Zähl karten das Mittel dargeboten, an seinem Theile nach Kräften dazu beizutragen, daß jene Ermittelungen so ge nau wie möglich ausfallen, da ja die darin gestellten Fragen nur richtig und der Anweisung gemäß beantwortet zu werden brauchen. Für das gute Gelingen der bevor stehenden Aufnahme kann ferner durch den Hinweis auf die Wichtigkeit der Volkszählungen viel in der Schule, in Gemeindeversammlungen, vor allem aber durch ver ständige Belehrung der Bevölkerung in der Presse gethan werden. Einen großen Theil der Vorbereitungsarbeiten hat ja das statistische Büreau in Berlin bereits auf seine Schultern genommen, aber ein größerer Theil von Ar beiten steht ihm freilich bei Gewinnung und übersicht lichen Zusammenstellung der Zählergebnisse noch bevor und es wird darum keine Mühe scheuen, so rasch und so gut wie möglich zu dem Endresultate vorzudringen und dasselbe zu verkünden. Möge nur dieses durch harmonisches Zusammenwirken der Behörden, der Zähl commissionen, der Zähler und namentlich auch der Be wohner zu erzielende Resultat den erfreulichen Nachweis erbringen, daß das deutsche Volk in der Zeit von 1875, wo die letzte Zählung stattfand, bis 1880 nicht nur an Zähl zugenommen, sondern auch an seinem Wohlstände keine Einbuße erlitten habe. Pulsnitz, 24. October. Ueber zwei vor unlängerer Zeit im hiesigen Wochenblatte berichteten, vom Königl. Schöffengerichte zu Pulsnitz abgeurtheilten Sachen, berichtet das Geschwornengericht zu Bautzen: 1) der Tischler Friedrich Rudolf Nitsche in Großröhrsdorf war vom k. Schöffengericht Pulsnitz wegen Unterschlagung zu einer Woche Gefängniß verurtheilt worden. Nitsche hatte vom Materialwaarenhändler Schöne in demselben Orte, welchem er einen größeren Betrag schuldete, Auftrag bekommen, einen Kleiderschrank anzusertigen; Schöne hatte ihm dazu mehrere Bieter übergeben. Diese Bieter verwendete nun Nitsche rechtswidrig in seinem Nutzen, und vertröstete Schönen, welcher zur Lieferung des Schrankes drängte, von einer Zeit zur andern: „er ist in der Arbeit," „er ist bald fertig", „er ist noch nicht ganz trocken" rc., bis end lich der Gendarm die wahre Sachlage aufdeckte. Die Ausflucht Nitsche's, er habe jene Bieter im Allgemeinen für die Zwecke seines Gewerbes gehandelt, konnte um so weniger zu der seinerseits erhofften Freisprechung führen, als er zugeben mußte, daß ein Kaufpreis für jene Bieter nicht vereinbart worden sei-. Der Gerichtshof erkannte aus Bestätigung des angefochtenen Urtheils. 2) Gegen den Fabrikarbeiter Friedrich Gustav Clemens Müller aus Ohorn war vom kgl. Schöffengericht zu Pulsnitz wegen Diebstahls auf eine viertägige Gefängnißstrafe erkannt worden. Vergeblich suchte der Angeklagte dar- zuthun, daß das gelegentlich einer Aussuchung durch den Gendarm bei ihm vorgefundene, vom Fabrikant Eduard Georg Hempel aus Pulsnitz bestimmt für Eigenthum der Fabrik anerkannte Stück Gurt ihm, als er noch als zweiter Werkführer in gedachter Fabrik bedienstet gewesen, vom ersten Werkmeister Behufs eingehenden Studiums der Fäden, Farben rc. in seine Wohnung verabfolgt worden sei. Die anderweite umfängliche Beweisauf nahme führte nur zur Bestätigung des angefochtenen Urtheils. Pulsnitz. Am 24. dieses Monates haben in Zittau die Ergänzungswahlen für die Handels- und Gewerbe kammer stattgefunden. Zur Handelskammer wurden ge wählt: die Herren Hempel, Georg, Fabrikant, Pulsnitz; Huste, Robert, Kaufmann, Bischofswerda; Neumann, C. I., Fabrikant, Eibau; Kubisch, Oscar, Fabrikant, Reichenau; Reichel jr., Emil, Kaufmann, Löbau; Rein hardt, G. H., Bankdirector, Bautzen; Wäntig, Paul, Kaufmann Zittau; — zur Gewerbekammer: Brussig, Ernst, Holzhändler, Obercunnersdorf; Kutschke, Wilh., Fabrikant, Cunewalde; Mütze, I. H., Zwirnfabrikant, Pulsnitz; Naumann, E. I., Tischlermeister, Zittau; Pfeil, Robert, Klempnermeister, Zittau; Reißmann, C. F. A., Uhrmacher, Kamenz. Tagesgeschichte. Brüssel, 21. November. Heute fand auf dem Kirch hofe Evere die Einweihung des Denkmals für die während des deutsch-französischen Krieges in Belgien verstorbenen französischen Soldaten statt. Der französische Gesandte, Decrais, hielt hierbei eine Rede, in welcher er Belgien für dessen hochherzige Gesinnungen gegen Frankreich dankte. Gleichzeitig 'ertheilte er die Versicherung, daß die Regierung der französischen Republick trotz aller in der letzten Zeit aufgestellten gegentheiligen Behauptungen, keine Absicht auf eine Annexion hätte, sondern in der belgischen Nation eine verbündete und befreundete Nation erblickte. Wien, 24. November. Meldung der „Polit. Korresp." aus Cettinje von heute: Derwisch Pascha hat gestern Pulsnitz. Freitag, den 3. December, hält Herr vr. Hildebrand aus Königsberg im hiesigen Gewerbe vereine einen Vortrag über „die Motoren der heutigen Industrie" und erläutert denselben durch Vorführung zahlreicher Modelle. Das interessante Thema verspricht den Betheiligten einen genußreichen Abend, umsomehr als dem Vortragenden von auswärts ein guter Ruf vorangeht. So schreibt das „Geraer Tageblatt" über einen im dortigen Gewerbevereine gehaltenen Vortrag wörtlich: „Herr vr. Hildebrand aus Königsberg nimmt das Wort zu seinem Vortrag: Die Kraftmaschinen der heutigen Industrie. Der Herr Vortragende hatte eine ganze Anzahl äußerst sauber gearbeiteter Modelle von Maschinen, die er zur Veranschaulichung in Thätigkeit setzte. Herr vr. Hildebrand hat einen sehr fließenden Vortrag und experimentirt mit Ruhe und Sicherheit. In historischer Weise berührt er frühere Entdeckungen auf dem Gebiete des Maschinenwesens, die theils auf Lust-, theils auf Wasserdruck beruhten; gedachte einer griechischen Dampfmaschine, des Heronsballes und an derer Spielereien, der Gesetze, welche sich aus deren Wesen für die Technik und Mechanik ergeben, schilderte das Studium der Erfinder der Dampfmaschinen, Loko motiven, Heißluft-, Oel- und Gaskraftmaschinen (wobei namentlich der neue Otto'sche Motor große Aufmerksam keit erregte) und demonstrirte das Wesen und die Zu sammensetzung dieser Maschinen an den aufgestellten Modellen. Sodann erging er sich auf dem Gebiete der Elektrizität, erzielte mittelst der Geißler'schen Röhren außerordentliche Lichteffekte und setzte schließlich die Zu hörer durch Vorführung des Phonographen, mittelst dessen die menschliche Rede, Gesang und andere Töne auf einer Zinkplatte fixirt werden und von dieser wieder durch eine Membrane zurückgegeben werden können, in die größte Verwunderung. Die mit voller Aufmerksam keit dem glatten Vortrage und sicheren Experimenten folgende Versammlung brach nach Beendigung derselben in einen wahren Beifallssturm aus und zollte durch denselben dem Vortragenden die verdiente Anerkennung." — Der Besuch des gewiß lehrreichen Vortrags sei noch besonders den erwachsenen Söhnen der Mitglieder em pfohlen. Pulsnitz, 25. Novbr. Das Jahr 1880 ist ohne weiteren Staatsvertrag von einer Reihe von Culturstaaten zum großen Zählungsjahre auserkoren worden. JeMher der Tag der Zählung für das deutsche Reich heranrückt, um so nothwendiger wird eine wiederholte Besprechung des wichtigen Gegenstandes. Ein wesentlicher Fortschritt in der Behandlung des Zählgeschäfts ist, daß nicht mehr blos die einheimische oder ortszuständige, sondern die „factische Bevölkerung" d. h. alle zur Zeit an jedem Punkte Anwesenden gezählt werden. Erst dadurch ist diesem Werke eine sichere Grundlage gegeben. Die große Masse des Volks verhält sich den Zählungen gegenüber leider noch immer theils gleichgiltig, theils abgeneigt, aus recht verschiedenen Gründen. Viele sehen in jeder Zähl ung nur eine unbarmherzige Gehilfin der Steuerschraube. Gerade die ärmeren und arbeitenden Klaffen haben je doch die meiste Ursache, genaue Kenntniß der thatsäch- lichen Verhältnisse ausgebreitet zu wünschen, denn erst darauf gestützt können ihre Anwälte in der Gesetzgebung für gerechte Vertheilung der Lasten mit Erfolg kämpfen. Andere haben einen Widerwillen gegen jede öffentliche Leistung, sehen darin eine Belästigung, eine „gelehrte Spielerei", der sie, wenn sie sich ihr nicht entziehen können, gern eine Nase drehen, ohne den hohen Werth der Sache für sie selbst zu ahnen. Deshalb ist es an der Volkspresse, derlei Vorurtheilen den Krieg zu machen. — Jeder richtig Denkende und Empfindende muß die Ehrenpflicht fühlen, seinerfeits dem Zählgeschäft thunliche Förderung zuzuwenden und auch in seinen Umgangs kreisen dafür zu wirken. Von Stumpfsinn zeugt es, wenn, ähnlich wie dies politische Wahlen so oft gefälscht hat, Einzelne ihr Gewissen zu beschwichtigen suchen mit gedankenlosen Redensarten, „was kann mein Thun und Lassen dem Großen Ganzen viel schaden oder nützen" rc. Wieviel ein gutes oder böses Beispiel nach außen wirkt, entzieht sich der Berechnung. Unzweifelhaft übt es einen Einfluß, namentlich auch nach Innen. Ich muß mir sagen: für meine Selbstachtung ist kein Fall von erfüllter oder vernachlässigter Pflicht gleichgiltig. Unter lasse ich, was die Zählung von mir verlangt, so mache ich mich einer geistigen Steuerdefraudation schuldig. — Der vor einiger Zeit in Frauenstein aus dem Gefängniß entwichene vormalige Steueraufseher Hahn aus Großröhrsdorf ist nunmehr in Zürich, und zwar abermals wegen Betrugs, festgenommen worden. Hahn war früher bei der Steuerinspection Kamenz beschäftigt. Bautzen. In der vor dem kgl. Schwurgerichte hier am 20 September d. I. stattgefundenen Hauptver handlung wurde die Dienstmagd Johanne Rahele Olbrich aus Wittgendorf wegen dreifachen Mordes zum Tode verurtheilt; diese Strafe ist durch allerhöchste Gnade in lebenslängliche Zuchthausstrafe verwandelt worden und wird nunmehr die noch im hiesigen Gerichtsgefängniffe detinirte p. Olbrich in das Weiber-Zuchthaus zu Hohen eck eingeliefert werden.