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MackcMM für Pulsnitz, Königsbriilk, Radeticrg, Radeburg, Moritzburg und Rmgrgcnd. Erscheint: Mittwochs und Sonnabends. Abonnementspreis: ' leixschlichlich des jeder Sonnabend-Nummer bcUieaenden SonntagSblaltc») Vierteljährlich 1 Mk. 25 Pfg. Inserate , werden mit 10 Pfennigen für den Naum einer gespaltenen Corpus- > zeile berechnet u. sind bis spätestens Dienstags und Freitags Vormittags v Uhr hier aufzugeben. Amts Klatt der Königlichen Gerichtsbehörden und der städtischen Aehörden zu Autsnitz und Königsbrück. Zweiunddreitzigster Jahrgang. Buchdruckerei von Ernst Ludwig Förster in Pulsnitz. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Paul Weber in Pulsnitz. Geschäftsstellen Mr Königsbrück: bei Herrn Kaufm. M. Tschersich. Dresden: Annoncen-Vureaus Haasenstcin <L Vogler u. Jnvalidendank. Leipzig- Rudolph Mosse. von uns unbekannten Firmen und Personen nehmen wir nur gegen Pränumerando-Zahlung durch Briefmarken oder Posteinzahlung auf. Anonyme Annoncen, oder solche, welche Beleidigungen enthalten, werden keinesfalls aufgenommen, mag der Betrag beiliegen oder nicht. ^XPKlliliON ÜK8 ^Ml8dlLii68. 94. 24. November 1880. Mittwoch. Einiges über die Gcwerbegerichte. Die Reichsregierung ist erfreulicher Weise immer Mehr bemüht, den mannigfachen, in den Kreisen unserer Gewerbetreibenden und Industriellen sich kundgebenden Wünschen nachzukommen, wie dies die in der vorigen Reichstags-Session an den Bundesrath gelangte um sangreiche Vorlage über Revision einer Reihe von Ab schnitten der Gewerbeordnung und Erlaß eines Gesetzes über Einführung von gewerblichen Schiedsgerichten be weist. Aber wenn in diesen Vorlagen auch das prin- cipielle Anerkenntniß seilens der Regierung liegt, daß in Bezug auf unsere heutigen gewerblichen Verhältnisse l Vieles zu bessern ist, so kann man sich nicht verhehlen, daß manche dieser Gesetze noch erhebliche Abänderungen bedürfen, wenn sie wirklich von praktischem Nutzen sein sollen. Das hier Gesagte gilt hauptsächlich von einigen Bestimmungen des Gesetz-Entwurfes über die Einsetzung von Gewerbe-Schiedsgerichten. Eine dieser Bestimm ungen nun lautet dahin, daß die directe Wahl der Bei sitzer an den Gewerbegerichten durch Arbeitgeber und Arbeitnehmer vorzunehmen sei; nach unserer Meinung müßte diese directe Wahl beseitigt werden. Mit der directen Wahl der Beisitzer wird die Unruhe des Wählens und der Wahlagitation gewissermaßen zu einer permanenten, zu einer in alle Kreise unaushörlich hineindringenden gemacht, die Erwählung wird und muß Parteisache werden und es liegt auf der Hand, daß Jemand, der zum Beisitzer erwählt wird, sich seinen Wähler einigermaßen verpflichtet fühlt. Der Erwählung in Parteiversammlungen wäre da wohl die Ernennung durch eine Behörde vorzuziehen, welche Sachverständige sowie wohlbeleumdete und vorurtheilslose Lcule zu Beisitzern zu ernennen Hütte. Eine zweite zu beanstandende Bestimmung des er wähnten Gesetzentwurfes ist die Diätenlofigkeit der Bei sitzer. Man ist hierbei von dem Gesichtspunkte ausge gangen, daß die Ehre, die mit einem derartigen Amte verbunden ist, die kleine Belästigung und hier und da vielleicht auch Schädigung, welche bei der Ausübung eines solchen Amtes fast unausbleiblich ist, ganz wohl auswiegen. In kleineren Orten und Gewerbegerichten mit beschränkten Functionen mag dies auch gehen, anders liegt aber die Sache in den großen Städten, wo in jeder Woche drei, vier und noch mehr Sitzungen der Gewerbegerichte stattfinden, welche ost halbe und drei viertel Tage dauern. Während dieser Zeit muß nun der Arbeiter umsonst sein Amt als Beisitzer ausüben und wieviel Verdienst geht ihni da nicht verloren! Der Arbeitgeber kann die Diätenlofigkeit allerdings leichter ertragen, aber von dem Gesichtspunkte aus, daß es besser ist, Beiden Diäten zu gewähren, damit Keiner dem Andern gegenüber über Beeinträchtigung klagen kann, betrachtet, erscheint es uns besser, daß wenigstens in großen Städten und Jndustriebezirken sowohl dem Ar beitgeber wie dem Arbeitnehmer Diäten gezahlt werden. Noch gegen eine weitere Bestimmung möchten wir Einsprache erheben. Diese Bestimmung besagt, daß eine bestimmte Classe von Streitigkeiten vor dem Gewerbe gerichte durch den Vorsitzenden allein in Verhandlungen zu erledigen ist, und nur, wenn gegen dessen Entscheid Einsprache erhoben wird, sollen die Sachen vor das Plenum des Gerichts gelangen. Man hat wahrschein lich durch diese Bestimmung eine Abkürzung des Ver fahrens bezweckt, aber wir sind überzeut, daß in den meisten Fällen nur eine weitere Verschleppung des Ver fahrens entsteht, denn wohl selten wird sich Jemand bei einem ungünstigen Entscheid des Vorsitzenden be ruhigen, sondern es vielmehr auf die Gerichtsverhand lung ankommen lassen und da dieselbe ja kostenlos ist, so erscheint der Versuch, durch die Gerichtsverhandlung einen günstigeren Entscheid herbeizuführen, wohl gerecht fertigt. Es ist allerdings wenig Aussicht vorhanden, daß die jetzigen Bestimmungen in dem Gesetzentwurf über die Gcwerbegerichte maßgebenden Ortes in dem von uns angedeuteten Sinne abgeändert würden und es muß daher der Wucht der Bedürfnisse überlassen bleiben, in der Zukunft etwas Zweckmäßigeres als jetzt herbei- zusühren. Tagesgeschichte. Wien, 19. November. Die „Neue Freie Presse" meldet aus Baosich: Die Feindseligkeiten zwischen den Türken und den Albanesen sind gestern zum Ausbruch gekommen. Ueber den Verlauf des Gefechtes ist noch nichts Näheres bekannt. Pesth, 17. November. Wie verlautet, hat der hiesige Oberstadthauptmann dem Theaterdirector Müller die Concession zu deutsche» Theatervorstellungen in Pesth auf die Dauer von 3 Jahren ertheilt. Petersburg, 17. November. Hochgestellte Personen erhielten Drohbriefe wegen der gestrigen Hinrichtungen. In einem Petersburger Bahnhose wurde gestern eine Presse confiscirt. — In Kiew fand der revidirende Senator große Unordnung in den Land-Angelegenheiten. Philippopel. Daß die ganze Orientpolitik durch das Eingreifen BiSmarck's eine entscheidende Wendung erhalten hat, tritt auch hier zu Tage. Der russische Einfluß nimmt ab, und mit Genugthuung bemerkt man, daß Aleko Pascha das russische Gängelband — welches äußerlich sehr sinnreich durch das große Band des St. Annen-Ordens dargestellt wurde — entschieden abgestreift hat. Seit zwei Monaten etwa, d. h. seit seiner Rück kehr aus Konstantinopel, mehren sich die Fälle, daß er die Einmischung des russischen Generalkonsuls Tschere- teleff in die inneren Angelegenheiten der Provinz zurück gewiesen hat. Von dem Augenblicke ab, da Aleko sich nicht allein durch die Pforte gestützt sah, sondern mehr noch durch die Mächte, welche die Pforte stützen, hat er sich mit anerkennenswerther Beharrlichkeit die guten Rathschläge des russischen Prokonsuls vom Leibe gehalten. Der Rückzug, den die russische Politik neuerdings hat antreten müssen, zeigt sich gerade in unserem allem poli tischen Wind und Wetter offenen Staatenhaus in auf fallender Weise. Unsere Bulgaren erkennen es immer mehr und mehr, daß man in ihrem Namen russische, rein russische Politik treibt, und dagegen sträubt sich ihre Eigenliebe. Vor wenigen Tagen erst sand diese Gesinn ungsart bemerkenswerthen Ausdruck. Der russische Militärattaches, Hauptmann Eck, nach Petersburg zurück berufen, verläßt die Stadt, und nicht ein einziger der bulgarischen Offiziere findet sich ein, um ihm Lebewohl zu sagen. Hauptmann Eck hatte die Taktlosigkeit be gangen, zu dem Abschiedsmahl nur seine russischen Lands leute zu laden, und, wie auch bei früheren Gelegenheiten, die Bulgaren, selbst die, welche in der russischen Armee gedient haben, zu übergehen. Diese kleinen Umstände tragen auch dazu bei, daß die Bulgaren mit einer ge wissen Schadensreude zusehen, wie ihr Gouverneur dem russischen Prokonsul gelegentlich die Thür weist. Athen, 16. November. Freiwillige strömen aus allen Theilen des Landes herbei. Die Griechen Wala- chiens wetteisern mit ihren Landsleuten m anderen Län dern in der Bildung von Comite's zur Aufbringung der Mittel, um die Freiwilligen mit Kriegsmunition zu versehen. Die Professoren der Universität entflammen den Eifer der Studenten durch patriotische Reden, in denen sie die jungen Leute ermahnen, sich als Freiwillige einschreiben zu lassen. Komunduros hofft, daß ein aus ländisches Anleihen von 100 Millionen Drachmen in Kurzem definitiv arrangirt werden wird. London. Der „Standard" erfährt durch Privat depeschen, die chilenische Flotte habe vor einigen Tagen Valparaiso verlassen, um zur Belagerung Lima's in Callao Truppen ans Land zu setzen. Zeitereignisse. Pulsnitz. Einem dringenden Bedürfniß abzuhelfen, hat sich im Laufe dieses Jahres auch in Meiß. Pulsnitz ein Frauen verein zur freien Unterstützung der Hülss- bedürftigen gebildet. Derselbe hat in der kurzen Zeit seines Bestehens schon eine recht segensreiche Thätigkeit entfaltet. Augenblicklich bereitet er eine Christbescheerung vor. Zum Besten der Letzteren hat nun der Gesang verein in Meiß. Pulsnitz mit großer Bereitwilligkeit für nächsten Sonntag eine musikalische Abendunlerhaltung veranstaltet, auf welche hinzuweisen wir nicht verfehlen wollen. Bei den mannigfachen regen Beziehungen zwischen Stadt und Meiß. Pulsnitz werden gewiß auch unsere Mitbürger der guten Sache ihre Theilnahme nicht versagen. Pulsnitz. Wir wollen nicht verfehlen, darauf auf merksam zu machen, daß die im Laufe voriger Woche ausgegebenen Hauslisten für die Zwecke der Einkommensteuer binnen zehn Tagen auf der Nathsexpedition selbst wieder abgegeben wer den müssen, während die in den nächsten Tagen ausgegeben werdenden Hauslisten für die Zwecke der Volkszählung von den Herren Zählern wie der ab geholt werden. Die Versäumung der Frist sür die ersteren Listen, also für die Einkommensteuer, kann eine Geldstrafe bis zu 50 Mark zur Folge haben. Dresden, 23. November. Der Auftrieb vom gestrigen Schlachtviehmarkte bezifferte sich mit nur 304 Rindern, 732 Hammeln, 78 Kälbern und 1279 Schweinen, unter denen sich 640 ungarische Bakonier und 487 Land schweine verschiedener Kreuzung, 70 Oswiciner und 25 Walachen, sowie zum ersten Male 57 böhmische Land schweine befanden. Primaqualität von Rindern, die sich knapp zugemeffen zeigte und von den beliebten Olden burger Weideochsen blos 15 Stück enthielt, wurde pr. Ctr. Schlachtgewicht mit 69 bezahlt, indeß Mittel- waare 57 und dritte Qualität 30 galt. Beste Rin der waren rasch vergriffen und blieb nur von geringer Waare etwas übrig, da ziemlich viel kauflustige Fleischer am Platze waren und sich gestern überhaupt ein leb hafterer Geschäftsgang geltend machte. Englische Lämmer in schwachen Quanten am Platze, kostete pr. Paar zu 50 Kilo Fleisch 65 und Landhammel 57 das Paar Ausschußschöpse 30 Auch in Schweinen war trotz des hohen Auftriebs ein ziemlich glattes Geschäft zu verzeichnen und hielten Landschweine englischer Kreuz ung den Preis von 63 und Schlesier den von 57 pr. Ctr. Schlachtgewicht, während der Ctr. lebendes Gewicht von Mecklenburgern, welche in außerordentlich feinen Stücken am Platze waren, 63 und von Bakoniern 56 bis 58 galt. Walachen kosteten nur 50, Böhmen 55 und Oswiciner 60 pr. Ctr. lebendes Gewicht. An Tara bewilligten die Händler für Böhmen 35, für Walachen 35 bis 40 und in allen übrigen Fettvieh; orten 40 bis 45 Psd. In Kälbern war über 80 bis 100 pr. Kilo Fleisch trotz schwachen Auftriebs nicht zu er zielen. Dresden. Von einer sehr bedeutsamen, nachahmens- werthen Maßnahme zur Bekämpfung der Kurpfuscherei und Geheimmittelwesens berichtet uns die „Pharm. Ztg." solgendes: „Es wird uns mitgetheilt, daß nach dem Vorgänge anderer größerer Städte, wie Carlsruhc, Magdeburg, Stettin, Braunschweig, Köln rc. auch die Dresdener Apotheker — und zwar, wie wir hören, auf Anregung des Besitzers der k. Hofapotheke — sämmtlich beschlossen haben, von jetzt ab mit sogenannten Spezia litäten oder Geheimmitteln, mögen sie von Apothekern oder Laien herrühren, keinerlei Handel mehr zu treiben, sowie auch jede Geschäftsverbindung mit Afterärzten und Medikastern abzubrechen und somit das glücklicherweise nur von einigen Apothekern befolgte Prinzip, jedem Kun den das zu liefern, was er verlangt, abzulehnen. — Der Gehcimmittelhandel ist ein ehrenrühriges bctrüger-