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2S2, 28. Oktober 1912. Nichtamtlicher Teil. «Srs-nN°tt f. d. rn«». Such-andN. 132 79 gelingen. Sie haben aus berufenem Munde gehört, daß der Kolportagebuchhandcl schon zu einem großen Zweige des Buchhandels geworden ist, und ich möchte Sie deshalb noch mals bitten, das Wort »Kolportagebuchhändler« zu streichen. Vorsitzender: Ich möchte nur, um der Diskussion jede Schärfe zu nehmen, bemerken, daß ich Herrn Streller nicht so verstanden zu haben glaube, wie der erste Herr Vorsteher des Börsenvereins; ich meine, er hat gerade ausgefuhrt, daß er versuchen will, mit uns zusammen zu arbeiten und einen Weg dafllr zu finden. Ich glaube nicht gehört zu haben, daß er der Meinung ist, wir würden uns nicht einigen können. Ich möchte das — es ist ja freilich Ansichtssache — nicht ungesagt lassen. Auf den kleinen Irrtum, der Herrn Markiewicz unterge laufen ist, wird der Herr Referent Wohl eingehen. Herr Paul Nitschman», Berlin: Herr Markiewicz wünscht, daß die Worte »Kolportage- buchhändler« und »Kolporteure« gestrichen werden. Herr Markiewicz scheint den eigentlichen Sinn der Sache nicht ganz erfaßt zu haben. In dem Augenblick, wo die beiden Gewerbe zweige gestrichen würden, würden sie überhaupt keinen Wieder verkäuferrabatt bekommen, es kann sich also Wohl nur um einen Wunsch des Herrn Markiewicz handeln, daß die Z e i t s ch r i f - ten, die der Kolportagebuchhändler vertreibt, von der Be schränkung ausgeschlossen werden. (Herr Markiewicz-Berlin: Jawohl, ich bitte um Ent schuldigung !) Herr Hermann Streller, Leipzig: Ich mutz auf die Ausführungen des Herrn Siegismund eingehen, weil ich offen gestanden im höchsten Grade peinlich berührt bin, daß unsere Bestrebungen so vollständig verkannt werden. Ich habe Ihnen schon des öfteren gesagt und habe es vorhin erst wiederholt, datz wir über das, was Sie wollen, vollständig einig sind, und datz ich nur die Wege, die Sie einzu schlagen wünschen, nicht für günstig halte. Es handelt sich also lediglich hierum, und ich meine, wenn auf beiden Seiten der gute Wille vorhanden ist, dann mühte der Weg auch zu finden sein. Ich habe mit Bedauern gehört, daß Herr Kommerzienrat Siegismund aus den vorangegangenen Verhandlungen den Eindruck gewonnen hat, daß wir die Verhandlungen abge brochen hätten. Nach meinem Gedächtnis stellt sich die Sache so dar, datz auf Grund Ihrer Anregung vom vorigen Herbst am 2. Dezember eine Besprechung zwischen den Herren Kommerzienrat Siegismund, Seemann, Fernau, Otto Maier, Dähnert und meiner Wenigkeit stattfand. In dieser Be sprechung wurde die ganze Frage durchgesprochen, und auf Wunsch des Herrn Kommerzienrats Siegismund das Wie, wie die Sache gemacht werden müßte, ausgeschaltet. Wie es bei Inangriffnahme eines derartigen neuen Stoffes nicht anders sein kann, ging der Meinungsaustausch herüber und hinüber, und es erging an uns schließlich der Wunsch und die Bitte, daß wir unsere Meinung aufschreiben und einreichen möchten. Ich habe hier die Kopie dessen, was wir dann, meines Wissens im Februar, dem Börscnverein eingcreicht haben, es sind das dreißig Seiten, also eine große Sache, auf die wir, resp. ich dann nach vier Wochen einen Brief bekamen von zwei Seiten, aus dem ich entnehmen konnte, daß wir nicht richtig verstanden wurden. Ich habe dann zu meinem Be dauern in Ihrem Jahresbericht gelesen, daß die Verhand lungen mit den Grossisten rcsnltatlos gewesen wären. Ich habe mich darüber gewundert, weil ich nicht annehmen konnte, daß die offizielle Entgegnung auf unsere Eingabe, ein Brief an meine Firma sein könne, und habe erwartet, daß darauf noch eine detaillierte Antwort und eine Begründung dieser Ablehnung erfolgen würde. Es ist aber nichts Weiteres er folgt, so dah ich zu Ostern nur sagen konnte: ich bin aufs höchste erstaunt, aus dem Jahresbericht zu erfahren, datz die Verhandlungen abgebrochen sind; denn meines Wissens sind sie nicht abgebrochen, und Sie haben ja vorhin aus meinem Munde gehört, daß wir nach wie vor über die Sache einig sind, daß wir Grossisten selbst das Bedürfnis haben, die Sache zu ordnen und Ihnen, soweit wir irgend können, gern entgegenkommen, da wir zu einem guten Teile gleiche Interessen haben. Ich scheine vorhin in meinen Ausführungen eine beson dere Ursache zu Mißverständnissen gegeben zu haben, als ich sagte, datz wir jetzt frei wären, zu tun und zu lassen, was wir wollten. Ich habe diesen Ausdruck im Gegensatz dazu gebraucht, daß wir später eine Ordnung über unsere Ge schäfte setzen und haben würden. Das ist in den vierzig Jahren, seit wir unsere Geschäfte betreiben, ein Novum, und darum konnte ich sagen: wir sind bis jetzt frei davon gewesen. Ich habe damit nicht sagen wollen, daß wir uns den Bestimmungen, die der Börsenverein erlassen hat, nicht fügen wollen; Sie können auch aus der Genesis unserer Geschäfte nicht beweisen, datz wir das etwa getan hätten. Meine Herren, ich glaube nach diesen Ausführungen um so mehr betonen zu müssen, daß es mir sehr peinlich war, datz Herr Siegismund hier von einem Kampfe gesprochen hat. Ich glaube gern, datz jeder, der einen Kampf auf- nehmcn will, der Überzeugung ist, daß seine Waffen gut und scharf sind, nicht wahr, das meint jeder, und es steht mir gar nicht zu, Ihre Waffen zu untersuchen; denn wenn wir Gegner sind, werden wir uns vorher nicht erzählen, mit was für Pulver wir schießen. Aber ich meine, solange sich dieser Kampf, der wirklich mörderisch würde und dem Sortiment schwere Wunden schlagen könnte, vermeiden läßt, soll er ver mieden werden. Wir haben keine Freude am Streit, und ich glaube, wir haben das zur Genüge bekannt gegeben. Ich kann also nur bedauern, daß wir so gänzlich mißver standen sind. Herr Karl Siegismund, Berlin: Meine Herren, es ist ja sehr schön gesagt, wenn Herr Streller vorhin äußerte: wir sind in der Sache einig, weshalb sollen wir uns zanken? Nun, ich weiß nur nicht, worin diese Einigkeit besteht. Wir sind eben nicht einig, denn was die Herren Grossisten wollen, genügt uns nicht, und das, was wir wollen, wollen die Herren Grossisten nicht anerken nen, also wo ist nun eigentlich die Einigkeit vorhanden? Seit drei Jahren verhandeln ich und der Börsenvereinsvorstand mit den Herren Grossisten, und die Grundbedingungen, die wir von seiten des Börsenvereins fordern zu sollen glauben, sind von den Grossisten strikt abgelehnt worden. In dem Schriftstück, das uns zugestellt worden ist, und in der Wieder- vcrkäuferordnung, die die Herren uns vorgelegt haben, ist man um die Sache in genau derselben Weise herumgegangcn, wie Herr Streller hier um den Kern der Sache herumzugehcn versucht. Die Herren müssen mir zugeben, datz ich mich in den ganzen Verhandlungen bemüht habe, einen Ausgleich zu schaffen, ich habe ja als Vorsteher dos Börsenvereins die Pflicht, bestehende Gegensätze zwischen den einzelnen Jn- tercssentengruppcn auszugleichen, aber, meine Herren, wenn ein Ausgleich eben nicht möglich ist, dann habe ich auch die Pflicht, die Hand in die Wunde zu legen und dort einzu schneiden, wo ich ein Eitergeschwür bemerke. Anders kommen wir nicht weiter. (Sehr richtig!) Ich freue mich, daß Herr Streller nunmehr entgegenkom mende Worte äußern zu sollen geglaubt hat, und ich werde der letzte sein, der diese nicht beachten wird. Morgen schon bin ich bereit, mit Ihnen weiter zu verhandeln, aber aus der Grundlage, wie sie uns hier der Herr Referent vorgezeichnet hat. Diese Grundlage ist die gleiche, wie wir sie Ihnen >a 1727»