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für Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend. Erscheint: MttttwoehO und Sonnabends. SbonnementSpreiS: (einschl. des jeder Sonnabend-Nr. beiliegenden Sonntagsblattes) Vierteljährlich 1j Mark. * Inserate werde« mit 10 Pfennigen für den Naum einer gespaltenen Corpus- Zeile berechnet u. find bis spätestens Dienstags und Freitags Vormittags b Uhr hier aufzugeben. Amtsblatt der Königlichen Gerichtsbehörden und der städtischen Behörden zu Pulsnitz und Königsbrück. Zwtiunddreißigster Jahrgang. Buchdruckerei von wrnfit «udwtg Hörster in Pulsnitz. Verantwortliche Redaction, Druck und »erlag von Paul Weber in PulSnitz. SeschäftSsteUen für Königsbrück: bei Herrn Kaufmann M. Tschersich Dresden: «nnoncrr - vureau'S Haasenstein L Bögler, In- Validendank, W. Saalbach. Leipzig: Rudolph Moffe, Haasenstein L Logier. Berlin: Tentralannoncenbureau für sLmmtliche deutsche Zeitungen. Auswärttge Aimoncen-Austräge von uns unbekannten Firmen und Personen nehmen wir nur gegen Pränumerando-Zahlung durch Briefmarken oder Posteinzahlung auf. Anonyme Annoncen, oder solche, welche Beleidigungen enthalten, werden keinesfalls ausgenommen, mag der Betrag beiliegen oder nicht. NxpsÄ Sonmveub. .M 9. 31. Januar 1880. Steckbri e .fi Gegen den unten soweit möglich beschriebenen Vergzimmerling Karl Hermann Eißmann aus Mrdau, welcher flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen Be drohung, Hausfriedensbruchs, ruhestörenden Lärms, Landstreichens und Bettelns verhängt. M ,Z Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das Amtsgerichtsgefängniß zu Königsbrück aMlieferu.^ Königsbrück, am 27. Januar 1880. M -^'*^** Der Königliche A m t s a N w a l i. Feine. F F - Beschreibung. Alter: 46 Jahre. Statur: groß. Haare: schwarz. Augen: grau. Besondere Kennzeichen: Auf deH^rechten Arme befindet sich eine Axt und ein Beil eingezeichnet. Das neue deutsche Militärgesetz und »er europäische Friede. Der erst, Eindruck, den die Militärvorlage sowohl' im Inland« wie im Auslande hervorbrachte, ist erklär-^ licher Weise der der Ueberraschung, die auch in der aus ländischen Presse nach und nach zum Ausdruck kommt. Mit Genugthuung kann nun aus dielen Meinungs äußerungen des Auslandes wahrgenommen werden, daß im Grunde Niemand in der projectirten Verstärkung des deutschen Heeres eine Drohung erblickt. Oesterreich, als Bundesgenosse Deutschlands, begrüßt die Maßregel selbst verständlich nur mit Freuden, da es unter den bekannten Umständen durch dieselbe nur die Wirkung der Heeres vermehrung im eigenen Lande verstärkt sehen kann. Ja, einige österre ichische Blätter fassen in einer originellen Weise die Sache fast zu gemächlich auf, wenn sie sagen, „Deutsch land sei mit Oesterreich jetzt so eng befreundet und werde letzteres mit solcher Bundestrcue schützen, daß es sich die Militärlast wohl etwas erleichtern könne, nachdem Deutschland so freundlich gewesen sei, seine Kräfte aber mals zu steigern." — England nimmt der deutschen Heeresverstärkung gegenüber eine fast komische Miene an. Im Herzen ganz erfreut über die Politik des Fürsten Bismarck gegenüber Rußland, welche doch am Meisten dazu beigetragen hat, daß Rußland von der Ausführung seiner Pläne zur Beeinträchtigung der englischen Interessen im Orient und Centralasien abstehen mußte, — zeigt es zum Schein eine fromme Entrüstung über die „sündhafte Erhöhung der Militärlasten und der Opferung so großer Summen, welche besser für Zwecke des Friedens verwendet werden könnten." Dabei ver fehlt Lord Beaconsfield aber nicht durch Alarmartikel in den ihm ergebenen englischen Blättern eine stete Kriegsfurcht in Rußland und Deutschland wach zu halten. Er stellt die weise Behauptung auf, daß Deutschland zu seinem eigenen Besten gar nicht anders könne, als Ruß land sobald als irgend möglich den Krieg zu erklären und der deutsche Reichskanzler ziele es thatsächlich darauf ab, um eine Gelegenheit zu Feindseligkeiten mit Rußland herbeizuführen. Und warnend glaubt der wohlwollende westliche Nachbar noch darauf aufmerksam machen zu müssen, daß Rußland nicht der einzige Feind sei, mit welchem Deutschland früher oder später das Schwert zu kreuzen haben werde, — Rußland habe in Bezug auf den unvermeidlichen Kampf der Zukunft sein Auge aus Frankreich gerichtet. — Die Absicht, welche den edlen Nachbar zu solchem gegenseitigen „Langmachen" veran laßt, ist unverkennbar die, zum eigenen Schutze die drohende Macht Rußlands mit Deutschland in Conflict zu bringen. — Prüfen wir nun, wie diese Angelegenheit in Wirklichkeit liegt. Was Frankreich betrifft, so wird aus Paris unter dem frischen Eindruck, den die deutsche Militärvorlage dort hervorgebracht hat, geschrieben, daß dieselbe keineswegs das Aufsehen errege, als man viel leicht an manchen Orten erwartet habe. Man sei da rauf vorbereitet gewesen, daß Deutschland feine Wehr kraft erhöhen, seine Batterien vermehren und die Cadres seiner Infanterie vervollständigen werde, ebenso auch darauf, daß diese militärische Verstärkung mit dem Hinweise auf die numerische Ueberlegenheit der franzö sischen Armee begründet werden würde. Der einzige bedeutsamere Eindruck den die Militärvorlage hervor gebracht habe, sei der, als ob Deutschland den unver meidlich scheinenden Kampf Deutschland-Oesterreichs mit Frankreich und Rußland nicht bis zu einem Punkte ver schieben möchte, wo ihm die europäische Machtstellung weniger Vortheile biete, als heute. Frankreich werde Alles vermeiden, was die Empfindlichkeit Deutschlands reizen könne, die französische Regierung werde ihre ab solut friedlichen Absichten gegen Deutschland auf's Stärkste betonen. — Daß Frankreich dabei, um aus alle Eventualitäten gefaßt zu sein, mit Energie daran arbeiten wird, seine militärischen Reformen durchzuführen ist selbstverständlich. Bei der colofsalen Cadres-Aufstell- ung in der französischen Armee bedarf es in dieser Hin sicht bei k-iner Waffengattung einer Vermehrung, es ge nügt dieselben auszufüllen, um eine numerische Ueber legenheit, sowohl in Bezug auf die active, wie auf die Territorialarmee, über Deutschland auch ferner zu be haupten. Dieses trifft aber nur zu, bei den Verhält nissen, wie sie sich auf dem Papier zeigen, in Wirklich keit stellt es sich doch wesentlich anders. Während die Kopsstärke in der sranzösischen Armee, namentlich bei der Territorialarmee, noch auf lange Zeit hinaus hinter den angesetzten Ziffern bedeutend zurückbleiben wird, ist in Deutschland, wenigstens in Preußen die Landwehr und der Landsturm bei ihrem mehr als 50jährigen Bestehen auf so vorzüglichem Stande, daß im Nothfalle weit mehr Mannschaften zur Verfügung stehen, als auf. dem Papiere vorgesehen sind. — Gefahrbringender für Deutschland ist seit einiger Zeit die Haltung Rußlands dargestellt worden. Aber wir haben oben schon dargethan, von welcher Seite und zu welchem Zwecke solche Anschau ungen genährt worden. Richtiger dürfte die Auffassung sein, welche von diplomatisch wohlunterrichteter Seite mitgetheilt wird. Hiernach hat Rußland seit Abschluß des Wiener Vertrages seine politische Haltung gegen seine westlichen Nachbarn ganz entschieden geändert und in Berlin und Wien die nöthigen Schritte zur Wiederan näherung und zu einer vollen Verständigung im Interesse eines dauernden Friedens gethan. Man hat auch in Petersburg die Urheber jener Gerüchte von den krieger ischen Absichten Rußlands erkannt und spricht es in den höchsten Kreisen offen aus, daß es die englische Regier ung ist, welche schon seit einiger Zeit die Absicht Ruß lands sürchtet, in Centralasien eine größere Action zu unternehmen und um diese Gefahr von sich abzuwenden, womöglich eine Verwickelung zwischen Rußland und Deutschland herbeizuführen sucht, zugleich auch durch die hervorgerufene Beunruhigung Handel und Geschäfte in Deutschland und Oesterreich zu stören. In allen einge weihten russischen Kreisen herrscht die Ueberzeugung, daß die friedliche Entwickelung neuerdings nicht gestört ist, sondern wesentlich festeren Boden gewonnen hat. — Deutschland bringt ohne Zweifel zugleich auch der Er haltung des europäischen Friedens große Opfer, wenn es zur Sicherung des eigenen Bestandes seine Militär last vergrößert, da es um so weniger eine auswärtige Macht wagen wird, mit einem so schlagfertigen Gegner anzubinden. Zeitereignisse. Pulsnitz. Mit dem 31. d. M-, also heute, läuft die Frist ab, bis zu welcher die Hundesteuermarken auf das Jahr 1880 eingelöst sein müssen. Wer also dies bis heute nicht bewirkt hat, der eile, wenn er nicht noch 10 Pfg. Erinnerungsgebühr bezahlen will. Ueberdies verwechsle man nicht, daß jeder Hund, welcher am 10. Januar vorgefunden und ausgeschrieben worden, zu ver steuern ist, nur hat die Behörde den Besitzern eine Zahl ungsfrist bis zum 31. d. M. gestattet, es ist also, wenn der Besitzer dcn Hund vom 10.—31. Januar auch ver kauft oder getödtet hat, trotzdem die Steuern pro 1880 zu entrichten. So mancher glaubt irrthümlich davon be freit zu sein, wenn er am 31. Januar seines Hundes schnell noch sich entledigt, Pulsnitz. 30. Jan. Die am Sonntag Abend über fallene Frau Käppler aus Ohorn (siehe vor. Nr.) ist Dienstag Nachts, ohne daß sie wieder zum Bewußtsein gekommen ist, ihren Wunden erlegen. Pulsnitz In Zochau (bei Königsbrück) ist am 23. Januar Abends in der 7. Stunde das Bauergut des Herrn Carl Gottfried Jurisch gänzlich abgebrannt. Das Feuer hat mit solcher Schnelligkeit um sich gegriffen, daß nur wenig zu retten gewesen und sogar ein Schwein in den Flammen umgekommen ist. Entstehungsursache ist noch unermittelt. — Nach einer Entscheidung, welche von dem Zittauer Schöffengerichte gefällt worden, besteht unser sächsisches Landesgesetz vom Jahre 1837, wonach das Colligiren für auswärtige Lotterieen straffällig ist, noch zu voller Kraft. Die „Zittauer Morgen-Zeitung" hatte im Nov. v. I. mehrere Male Annoncen Hamburger Lotterie-Col- lccteure in ihrem Anzeigentheile veröffentlicht. Von der königlichen Staatsanwaltschaft war daraufhin Anklage gegen den verantwortlichen Redacteur der „M.-Z." er hoben worden nnd das Schöffengericht hat denselben zu einer Strafe von 1 Tag Gefängniß und 1 Mark Geld buße verurtheilt. — Die R valität zwischen den Städten Dessau und Halle a. S., die über die Frage entstanden ist, in wel cher Stadt die in Aussicht genommene Industrie- und Landwirthschastliche Ausstellung für Sachsen und Thü ringen stattfinden soll, ist heute von dem hierselbst zu sammengetretenen Schiedsgericht, an welchem die Herren Geh. Kommerzienrath Delbrück (Berlin), Stadtrath Schaaf (Leipzig) und Fabrikant Walther (Dresden), letzterer als Obmann mitwirkten, zu Gunsten von Halle a. S. entschieden worden. Berlin, 29. Januar. Der Reichstag ist nach einer im heutigen „Reichsanzeiger" veröffentlichten kaiserlichen Verordnung auf den 12. Februar einberufen. Natürlich ist nicht daran zu denken, daß der preußische Landtag bis dahin auch nur Halbwegs die ihm noch obliegenden Arbeiten erledigt haben könnte, aber es wird nun ein mal der Grundsatz Geltung behalten müssen, daß das Reich in der Festsetzung des Beginns und der Dauer seiner legislatorischen Thätigkeit den Einzelstaaten voran geht und diese sich ihrerseits nach jenem zu richten haben. Man nimmt daher an, daß der Landtag, zumal die ersten Tage der Reichstagsfession noch von schwierigen parlamentarischen Arbeiten verschont bleiben werden, bis zum 20. Februar seine Sitzungen abhalten und sich aus