Volltext Seite (XML)
Mockncki.ttt für Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend. Erscheint: »littwo»« und »onnadend« früh 8 Uhr. UbonnementSvreiS: Vierteljährlich 1j Mark. Inserate werden mit 10 Pfennigen für den Sie um einer gespaltenen Corpus- Zeile berechnet u. find bis spätestens Dienstags und Freitags Vormittags 0 Uhr hier ans,ug eben. Amtsblatt der Königlichen Gerichtsbehörden und der. städtischen Behörden zu Pulsnitz nnd Königsbrück. . MMiBrr Jahrgang. Buchdruckerei Son kSrnfil Ludwig Kür fier in PulSnttz. Verantwortliche Redaetion, Druck und Verlag von Paul Weber in Pulsnitz. SeschäftSfteNen für Königsbrück: bei Herrn Kaufmann «. Tschersich. Dresden: Rnnoncen- Bureau'S Hassenstein L Vogler, Jn- validendank, W. Saalbach. Leipzig Rudolph Mosse, Haasenstein L Vogler. Berlin: Tentralannoncenbureau für sLmmtliche deutsche Zeitungen. 28. August 1878 N 69. Mittwoch. von uns unbekannten Firmen und Personen nehmen wir nur gegen Pränumerando-Zahlung durch Briefmarken oder Posteinzahlung auf. Anonyme Annoncen, oder solche, welche Beleidigungen enthalten, werden keinesfalls ausgenommen, mag der Betrag beiliegen oder nicht. «I«« Meyer. gtwürdert worden ist, nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle aushängenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird Pulsnitz, am 6. Juli 1878. Königliches Gerrchtsamt. Jahn. Von dem unterzeichneten Königlichen Gerichtsamte soll -en 3« September 1878 da» dem Leinweber Gottlieb Reinhold Schmidt in Bretnig zugehörige aus Haus und Garten bestehende Hausgrundstück Nr. 868 des Katasters, Nr. 65» und 686 des Flurbuch» sowie Fol. 528 des Grund- und Hypothekenbuchs sür Bretnig, welches Grundstück am 1. Juli 1878 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf 6150 Mark —- Bekaniitniachuil g. In Folge vielfacher Gesuche wegen käuflicher Ablassung des Commungrundstückes am Jägcrhofe hier, haben wir beschlossen, dasselbe meistbietend zu versteigern und hierzu Termin auf Montag, den L. September e., Abends 7 Uhr, im Rathhause anberaumt, wozu wir Kauflustige einla^en. Königsbrück, den 23. August 1878. Der Stadtrat h. A. Peter, Brgrmstr. Bekanntmachung. Durch Ober-Präsidial-Polizei-Verordnung ä. d. Breslau, den 18. Juni 1877, ist vom 1. October 1877 ab sür den Umfang der Provinz Schlesien für sämmt- liches mit Pferden bespanntes Fuhrwerk, mit alleiniger Ausnahme der WirthschüftSfnhren innerhalb der Feldmark, beim Fahren auf öffentlichen Wegen die Anwendung der Einzel- (sogenannten Zopp, Todder- oder Hotte-) leine verboten und nur der Gebrauch der Kreuz- oder Doppelleine gestattet. Kreishauptmannschaftlicher Anordnung gemäß werden die Fnhrwerksbesitzcr hiesigen Bezirks zur Nachachtung und Warnung hiervon in Kenntniß gesetzt. Kamenz, am 20. August 1878. - Königliche Ämtshauptmannschaft. In Vertretung: Comm.-Rath Bachmann, Bez.-Ass. Oesterreich in Bosnien. Als der österreichische Doppelaar seinen Flug nach Osten unternahm, hat eS an Stimmen nicht ge- sehlt, welche voraussagten, daß die Bevölkerung Oester reichs über kurz oder lang bedauern würde, daß das österreichische Banner jenseits der schwär,gelben Grenz- psähle entrollt worden ist. Trotzdem das Okkupationswerk, von einzelnen Unfällen abgesehen, eine Anzahl äußer licher Erfolge aufzuweisen hat, ist in dem verständigeren Theile der österreichischen Bevölkerung denn auch noch keine reckte Siegesfreude bemerkbar geworden, vielmehr befindet sich das Publikum angesichts der dunklen Zukunft welche Oesterreichs orientalische Action herausbeschwocen hat in einer unheimlichen Atmosphäre und nur diejen igen Bestandtheile des buntscheckigen StaatengewirrcS, das man Oesterreich-Ungarn nennt, bekunden über das Fortschrriten der Okkupation einige Freude, welche von vornherein verdächtigt sind, für das gemeinsame Vater land nicht allzuviel Patriotismus übrig zu habe». Die übrige Bevölkerung, namentlich diejenige, deren öster- reichichser Patriotismus über jeden Zweifel erhaben ist, ahm in banger Sorge die riesenmüßigen Opfer und die heillosen Komplikatonen, welche die Besetzung im Ge folge haben dürfte. Trotzdem wird es immer klarer, daß Oesterreich bezw. Graf Andrassy schon seit Jahr und Tag die Annexion Bosniens und der Herzegowina im Auge hatte, und eS mag selbst Gegenstand berechtigter Discussion sein, ob eine viel bemerkte Rede, welche der Kaiser Franz Jo sef vor drei Jahren in Dalmatien hielt, nicht der Funke gewesen ist, welcher in den benachbarten türkischen LandcS- theilen die Explosion hervorrief. Mag dem sein, wie ihm wolle, soviel ist sicher, daß vom ersten Augenblick der türkischen Unruhen ab Gras Andrassy die Besetzung der Provinzen, für welche Oesterreich jetzt kämpft, be schlossen hatte, und sich an Rußland oder an England während dieser Zeit anlehnte, je nachdem die eine oder die andere dieser Mächte Neigung oder Abneigung zeigte, dieser ehrgeizige Streben zu unterstützen. Während die Rebellion in vollen Flammen stand, zeigte Oesterreich kein nennenswertheS Interesse für die türkischen Christen, aber in dem Augenblick, wo die Chance eines kühnen Griffes nahe zu sein schien, begann es eine bemer- kenSwerthe Sorge für die Wohlfahrt der christlichen Unterthanen der Türkei zu empfinden, und wußte schließ lich aus dem Congreffe Europa dazu zu gewinnen, eine im Interesse von Oesterreich zu bewirkende Besetzung durch keine Zeitdauer zu umgrenzen. Man würde der Uolitik Oesterreichs zu viel Ehre anthun, wenn man ihr dabei eine Düpirung Europas zuscheiebe; die Sache lag vielmehr so, daß die europä ischen Kabinette es für Vortheilhafter erachteten, sich blind zu stellen in Bezug auf die bosnische Angelegen heit, in der sicheren Voraussicht, daß die Halbossizielle Ueberlassung der beiden türkischen Provinzen an Oester reich ein Danaer-Geschenk sei, um das Niemand Oester reich zu beneiden haben würde. Als ein solches Danaer Geschänk hat sich denn auch das europäische Mandat Bosniens und der Herzegowina erwiesen. Die Bewoh ner Bosniens, welcher Nation sie auch angehören mögen, wünschen freilich nicht die Herrschaft der Türkei, sie wünschen aber eben so wenig unter den Fittigen des österreichischen Doppeladlers sich zu befinden, sondern sehnen sich nach der Autonomie und für diese kämpfen sie und weiden kämpfen, so lange sie die Mittel dazu haben, was um so lange der Fall sein wird, als der Sultan Interesse daran findet, den Aufstand mit allen seinen Kräften, wenn auch nur im Geheimen zu unterstützen. Wenn wir beim Eintritt der Okkupation voraus sagten, daß in Oesterreich das Bedauern über die An- drassy'sche Aktionspolitik nicht ausbleiben würde, so ist dieser Zeitpunkt auf schon jetzt eingctreten, obgleich man noch nicht wagt, dies öffentlich cinzugestehen und nur mit schmerzvoller Miene auf die Kurszettel und Börsen zeigt, wo die Notirung für österreichische Renten eine ab- wäns gerichlete Bewegung angenommen und damit eine beredte Kritik über den voraussichtlichen österreichischen Machtzuwacks in Bosnien liefert. Da die österreichischen finanziellen Verhältnisse nicht derartig sind, um die pe- cun'ären Erfordernisse, welche, ganz abgesehen von allen anderen Opfern, die Besetzung bezw. die Anexion der türkischen Grenzprovinzen erfordert, ohne Gefährdung der eigenen Existenz leisten zu können, so bricht sich be reits der Gedanke Bahn, daß die Annexionspolitik, wie sie dem Grafen Andrassy zugeschrieben wird, der par lamentarischen Begutachtung unterstellt werden müsse, um den Rückzug zu ermöglichen, welcher dem Grasen Andrassy aus eigener Initiative erklärlicherweise nicht zugemuthet werden kann. Es ist charakteristisch, daS ur plötzlich sogar staatsrechtliche Bedenken in Oesterreich austauchen gegen die Besetzung eines fremden Landes und gegen die Jnpfandnahme desselben zu Gunsten der sür die Besetzung und die Verwaltung verauslagten Aufwendungen. Gelegentlich solcher Fragen empfindet man es, daß der Berliner Vertrag die Okkupationsangelegenheit zu oberflächlich festgestellt hat, ohne dieselbe mit genauen Umrissen zu versehen. Jedenfalls genügt das Vertrags- verhältniß, wie es im Berliner Traktat in Sachen der bosnischen Okkupation vorgesehen, den dortigen Nationali täten keineswegs, und so ist es gekommen, daß die Be- tandtheile des Volkes, welche früher gegen die türkische Herrschaft in Aufruhr standen, sich durchaus nicht auf österreichische Seite geschlagen haben, sondern die Reihen >er Ausständischen vermehren. Trotzdem unter solchen Umständen die Ausgabe Oesterreichs nahezu eine unlös bare ist, ist es fraglich, ob die maßgebenden Politiker Oesterreichs, welche durch einige militairische Erfolge in der Lage gewesen sind, die öffentliche Meinung einiger maßen zu beruhigen, sich schon sehr bald in eine Zurück- rcvidirung ihrer Politik finden werden. Zeitereignisse. Pulsnitz, 24. August. Das königl. Ministerium des Innern erläßt in dem heutigen „D. I." eine „Ver ordnung, die statistischen Erhebungen über den Tabaks bau, die Tabaksfabrikation und den Handel mit Tabak und Tabakfabrikaten betr." Diese Erhebungen werden zum Theil im Wege örtlicher Ermittelungen durch Be- zirkScommissionen und durch Befragung von Sachver- stäuvigen, zum Theil im Wege allgemeiner statistischer Aufnahmen stattfinden und sind die dcsfallS getroffenen Bestimmungen, insoweit sich die Aufnahmen, welche unter Leitung der Localbehörden erfolgen, auf „Tabakfabrika tion und aus den Handel mit Tabak und Tabakfabri katen" beziehen, aus der oben erwähnten Verordnung zu ersehen. — Von Beobachtern t Zugvögel ist bemerkt wor den, daß seit vielen Iah'. 'ein so früher Abzug der Schwalben — 20 bis 30 Lage früher wie gewöhnlich — stattgesunden hat wie dies Jahr und wird daraus auf einen rauben Herbst oder sogar auf einen kalten Winter geschlossen. Jndeß haben dergleichen Ereignisse weniger mit der zukünftigen als mit der vorausgegange nen Witterung zu thun, und sinv sicherlich vieleSchwal- ben diesmal deshalb so bald von uns gezogen, weil sie aus Mangel an Fliegen, deren es am Ende Juli nur sehr wenige noch gab, sich nicht mehr nähren konnten. — Die Ernährung der Soldaten in den Casernen ist in jüngster Zeit Gegenstand eingehender Erwägungen