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RUwulsi.ttt für Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend. Erscheint: Mittwochs u. Sonnabend« früh 8 Uhr. Abonnementspreis: Vierteljährlich 124 Ngr., auch bei Bestellungen durch die Post. Inserate werden mit 1 Ngr. für den Raum einer gespaltenen Corpus-Zeile berechnet und sind bis spätestens Dienstags und Freitags Vormittags 11 Uhr hier aufzugeben. Amtsblatt der Königlichen Gerichtsbehörden und der städtischen Behörden zu Pulsnitz und Königsbrück. StchsunkYMUyigstkr Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Ernst Ludwig Förster in Pulsnitz. Geschäftsstellen für Königsbrück: bei Herrn Kaufm. M. Tschersich. Dresden: Annoncen bureau von C. Graf und Haasen stein L Vogler. Leipzig: Bernhard Freyer, Rudolph Mosse, Haasenstein L Vogler und Eugen Fort daselbst. Auswärtige Annoncen-Äufträge von uns unbekannten Firmen und Personen nehmen wir nur gegen Pränumerando-Zahlung durch Briefmarken oder Posteinzahlung auf. Anonyme- Annoncen, oder solche, welche Beleidigungen enthalten, werden keinesfalls ausgenommen, mag der Betrag beiliegen oder nicht. Lxpvü. Mittwoch 28. 8. April 1874. Bekanntmachung. Auf Antrag der Erben sollen die zum Nachlasse des verstorbenen Tagearbeiters Johann Gottlieb Schwiebus allhier gehörigen Grundstücke 1 ., das Haus- und Gartengrundstück Nr. 47 des Brandcatasters und Folium 102 des Grund- und Hypothekenbuchs für Königsbrück, 2 ., das Feldgrundstück Nr. 431Z. des Flurbuchs und Folium 424 des Grund- und Hypothekenbuchs für Königsbrück, -e« 14. April 1874, 11 Uhr Vormittags, an hiesiger Amtsstelle freiwilliger Weise meistbietend ersteigert werden, was unter Verweisung auf die im hiesigen Gerichtshause mit aushängenden Versteigerungsbeding ungen hierdurch hekannt gemacht wird. Königsbrück, am 24. März 1874 Das Königliches Gerichtsamt. Meusel. C. S. Holz-Auction auf Röhrsdorfer Staatsforstrevier. Von den aus Nohrsdorfer Forstrevier in den Bezirken Erlicht, Dachsbau, Otterberg und Landwehr aufbereiten Hölzern, sollen am Freitag, den 17. April 1874, von Vormittags 411 Uhr an,' im Gasthof zu Kleinröhrsdorf, 154 Stück fichtne Stämme von 11 bis 23 Centimeter Mittenstärke, 42 - harte Klötzer von 10 bis 23 Centimeter oberer Stärke und 4,§ Pieter Länge, 816 - weiche Klötzer von 16 bis 37 Centimeter oberer Stärke und 4,§ Mieter Länge, 780 - fichtene Stangen von 3 bis 14 Centimeter unterer Stärke, 52 Raumkubikmeter harte , 282 - weiche 1 ^ue, » - harte j Klöppel, 15 - welche j 12 Wellenhundert hartes f Abraumreißig, lo2 - weiches s einzeln und particenweise gegen sofortige Bezahlung und unter den vor Beginn der Auction bekannt zu machenden Bedingungen versteigert werden. Der mitunterzeichnete Nevierverwalter wird Auskunft über die Holzer ertheilen, die auch ohne Weiteres in den Waldorten besichtigt werden können, königliches Forst Rentamt Dresden und königliche Revierverwaltung Röhrsdorf, am 13 März 1874. Garten. Neumeister. Deutsches Reich. Aus Schneeberg wird dem „Chemn. Tagebl." ge schrieben. Wenn der Aufschwung im Geschäftsleben nach den Kriegsjahren auch hier ein kaum geahnter und hoch erfreulicher war, so fängt jetzt, wie überall, auch im Erzgebirge an, sich der Rückschlag in höchst empfindlicher Weise geltend zu machen. War in der Stickmaschinen branche früher oder später eine Ueberproductivn voraus zusehen, sodaß ungünstige Zeiten gar nicht einzutreten brauchten, so ist der Geschäftsgang auch in den andern erzgebirgischen Geschäftszweigen, wie Spitzen, Weiß- waaren, Handstickerei rc., ein äußerst flauer. Das sicherste Zeichen hierfür geben jedenfalls die zwei rasch aufeinander folgenden Liquidationen zweier gut renom- mirter Geschäftssinnen hicrselbst. Nachdem vor 14 Tagen die Girina Pohl ihre Insolvenz anzeigte, folgte heute Lindner L Oelzschjg in gleicher Weise. Berlin, 30. März. Die Osterwoche bringt zwar fast in ganz Europa Ruhe, da die Parlamente Ferien haben; aber für das Deutsche Reich ist die Ruhe keine behagliche, da so wichtige Fragen noch uneiltschieden sind. Die Ferien geben unsern Neichstagsabgeordneten Ge legenheit, sich in ihrer Heimath nach der Stimmung des Volkes umzuhören, und diese geht, glauben wir, dahin, daß jetzt keine Zeit ist für einen Militär-Conflict. Viel leicht stehen den Forderungen der Regierungen noch theo retische Bedenken entgegen; aber in der Wirklichkeit steht es nicht so, daß der Reichstag sich aus Händen giebt, wenn er die Forderungen Kaiser Wilhelm's be willigt. Für die Ewigkeit werden Militärgesetz so wenig gegeben, wie andere; Zeit und Umstände werden auch in künftigen Jahren ihr gewichtiges Wort bei Regelung der Militärfrage sprechen, ^ernstliche Krankheit des Reichskanzlers ist aber nur em Grund mehr, keinen for mellen Streit über den Mmtar-Etat anzufangen. Vom Krankenzimmer aus sehen sich die Dmge allerdings leicht schlimmer an als sie sind, und so dürfen wir hoffen, daß weder von Abdankung des Fürsten Reichskanzlers noch von Auflösung des Reichstages, die übrigens auch die Regierung zu scheuen Ursache hat, die Rede sein Wird. — Nus der Tagesordnung der ersten Sitzung des Reichstages nach den Ferien steht unter Anderem der Antrag des Abgeordneten von Unruh auf Abänder ung des Verfahrens bei der namentlichen Abstimmung. Graf Frankenberg ha! ein neues Abstimmnngsverfahren beantragt, welches alles Andere durch Schnelligkeit und Sicherheit in Schatten stellen soll. Der Antrag lautet: „Der Reichstag wolle beschließen, im Sitzungssaals des Reichstages ist ein Abstimmungstelegraph einzurichten" Zur Erläuterung des Apparates wird folgendes bemerkt: „Auf dem Platze eines jeden Abgeordneten werden zwei Knöpfe angebracht. Durch den Druck auf einen der selben wird die Abstimmung Ja oder Nein bewirkt. Auf dem Platze wird ferner eine Scheibe eingelegt, welche, aufgerichtct, die Abstimmung vor dem ganzen Hause sichtbar macht, bis der Präsident dieselbe sür ge schlossen erklärt. An der Wand gegenüber dem Präsi denten werden die Namen sämmtlichcr Mitglieder und daneben zwei Klappen angebracht, welche die Abstimm ung Ja oder Nein sichtbar machen. Darunter stehen drei Zifferblätter, von denen eins die Summe der Ab- stimmungen mit Ja, eins die Abstimmungen mit Nein augenblicklich angiebt. Das dritte Z'ffcrblatt zeigt zu gleich als Controls die Summe aller abgegebenen Stim men. Auf einem Papierstreifen, welcher mit fämmtlichen Namen bedruckt ist, wird an dem Apparat die Abstimm ung neben den Namen gedruckt. Dieser Streifen kann durch eine Umdrucks-Vorrichtung in kurzer Zeit verviel fältigt »verden. Die Ausführung der gesammten Ab stimmung wird etwa 30 Sekunden erfordern. Die Firma Siemens und Halske übernimmt die Ausführung auf die Gefahr hin, den ganzen Apparat herzustellen und ohne Entschädigung wieder zu entfernen, falls der selbe die zugesicherten guten Verdienste nicht leistet. Erst wenn der Reichstag diese anerkannt hat, soll Erstattung der Selbstkosten erfolgen." — Die „Nat.-Ztg." klagt über die unglückliche Un zuverlässigkeit der augenblicklichen Parteibildung im Reichstage. „Die Fortschrittspartei", schreibt sie u. A., „oder der größte Theil von ihr hat für's Erste eine Haltung beobachtet, welche nicht fortgesetzt werden könnte, ohne für den Reichstag und das Reich sehr unerfreuliche Aussichten zu eröffnen, Wenn es drei Jahre lang so Weiter geht, »vis seit dem 5. Februar, so wird die oeut- sche Volksvertretung in diesem ganzen Zeitraum nur etwa dann noch eine zuverlässig reichstreue Mehrheit aufweisen, »venu die National-Liberalen und die Conser- vativen »nit vollkommenster Hingebung zusammenhalten. Dann wirch in der Volksvertretung die Zahl der Freunde des Reiches etivas größer sein, als die Zahl der Gegner und der Unzuverlässigen; es ist aber gewiß keine glück liche Lage des Reiches, wenn seine Stützen nur eben ein wenig stärker sind als seine ganzen und halben Wider sacher. Selbst in dein Falle, daß gute oder leidliche Gesetze sich dabei noch zu Stande bringen, wird doch dein Ansehen und Rufe eines jungen angcfeindeten Ge- mcindewesens, wie das Deutsche Reich, nicht damit ge dient, wenn zur Erhaltung seiner Ordnung die Kräfte nur eben nothdürftig ausreichen. Die allermeisten Mit glieder der Fortschrittspartei sind ohne Zweifel in der festen Erwartung gewählt worden, daß sie nicht mit den Ullramontanen, sondern daß sie nut der Reichsregierung gehen würden. In derselben Erwartung hat ein Mit glied dieser Partei die Ehre erlangt, zum zweiten Vice- präsidcnten des Reichstages erhoben zu werden. Wenn nun nichts desto weniger die Mehrzahl der Partei in den Dienst der Elsässer und damit in den Dienst der Ultramontancn und aller Rsichsfeinde cingetreten ist, wie meint sie das vor ihren Wählern verantworten zu können? Hält sie es vielleicht darum für erlaubt und ungefährlich, weil die Wühler erst wieder nach drei Jahren zum Abstimmen kommen werden? Soll etwa gegen Ende des Jahres 1876 eine Schwenkung gemacht werden, um die reichstreuen Wähler wieder zu gewinnen, nachdem bis dahin den Ultramontanen eine lauenhafte Unterstützung gewidmet worden wäre? — Die „Germania" bringt einen Leitartikel: „Schullieder". Sie klagt darin, daß unter dem Titel: „Vaterländische Festlieder, gewidmet dein Cultusminister Or. Falk," Liedersammlungen von rheinischen Bürger melstern an die Lehrer versandt würden, in denen sie „verbrecherische Attentate gegen die Schuljugend" erblickt. Und was bringt sie vor, um einen so schweren Kampf zu begründen? Man höre und staune! Als die anstößigsten Lieder erscheinen ihr das zarte, wunderliebliche, reine,