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Wackrnblntt für Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend. Erscheint: GMttwocvs u. «onnabend« srüh 8 Uhr. NbonnementSpreiS: Vierteljährlich I2j Ngr., auch bc« Bestellungen durch die Post. Inserate werden mit l Ngr. für den Raum eimr gespaltenen Corpus-Zeile berechnet und sind bis spätesten« Dienstag« und Freitag« Vormittags ll Uhr hier auszugeben. Amtsblatt der Königlichen Gerichtsbehörden und der städtischen Behörden zu Pulsnitz und Königsbrück. SechsundswäimBer Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Ein st Ludwig Förster in PulSnitz. Geschäftsstellen für Königsbrück: bei Herrn Kaufm. M. Tschersich. Dresden: Annoncen bureau von C. Graf und Haasen stein L Vogler. Leipzig: Bernhard Freyer, Rudolph Mosse, Haasenstein L Vogler und Eugen Fort daselbst. Mittwoch Iß. LS. Februar 1874. Auf Antrag der Erben der Frau Selina Ottilie verehl. getves. Meisel, vorher verw. Jacob geb. Gebler in Großröhrsdorf, sollen die zu deren Nachlaß gehörigen Immobilien und zwar: 1 ., das Wohnhaus Nr. 71 des Brandcatasters für Großröhrsdorf, 2 ., das Feldgrundslück Nr. 12543. und 1256 b. des Flurbuchs für gedachten Ort, welche Grundstücke am 21. dss. Mon. und zwar das sub 1 auf 2600 Tulr. —- —- und das 8ub 2 auf 400 Thlr. —- —- ortsgerichtlich gewürdert worden sind, -en 18. März 1874 in der Mittelschänke zu Großröhrsdorf freiwillig versteigert werden. Erstehungslustige werden daher hiermit geladen, gedachten Tages Vormittags Punkt 10 Uhr, widrigenfalls sie zum Bieten nicht würden zvgelassen werden, im Gasthofe zur Mittelschänke in Großröhrsdorf zu erscheinen, über ihre Zahlungsfähigkeit sich auszuweisen und des Weiteren gewärtig zu sein. Eine Beschreibung der zu versteigernden Grundstücke, die darauf hastenden Oblasten sowie die Subhastationsbedingungen lind aus den Beifugen der im hiesigen Amthause und im Gasthofe zur Mittelschänke aushängenden Anschläge zu ersehen. Pultznitz, am 23. Februar 1874. Das Königliche Gerichtsamt. Fellmer. Bekanntmachung. Am 18. dieses Monats ist in Röhrsdorf und am 19. in Steinborn ein Hund erschossen worden, welche beide nach erfolgter bezirksthierärztlicher Section als der Tollwuth dringend verdächtig bezeichnet worden sind, und von denen der erstere aus Röhrsdorf selbst stammt, der letztere aber aus Königsbrück gekommen ist. Es sind deshalb in den Ortschaften RöhrS-orf, Steinbor«, «Kracka«, Sella, Bohra, LluoSborf, Stenz und Königsbrück bis zum 14. Mai 1874 alle Hunde entweder sicher eingesperrt zu halten, bez. an gute Ketten zu legen oder beiin Freilassen mit einem gut construirten, das Beißen unmöglich machenden Maul korbe von starkem Drathgeflecht zu versehen, alle diejenigen Hunde und Katzen aber, die von einem der Eingangs gedachten Hunde gebissen worden sind, sofort zu tödten und 2 Ellen tief unter die Erde zu verscharren, sowie mit ungelöschtem Kalk zu bedecken. Auch hat Jeder, welcher bei einem Hunde oder irgend einem Hausthiere An zeichen der Wuthkrankheit wahrnimmt, das betreffende Thier sofort unter thierärztliche Behandlung zu stellen und gleichzeitig Anzeige anher zu erstatten. Zuwiderhandlungen gegen diese Bekanntmachung werden mit entsprechender Geld- beziehentlich Haftstrafe belegt, und ergeht im allgemeinen Interesse an Jedermann und insbesondere an die Ortsgerichtspersonen und sonstigen Aufsichlsorgane hiermit das Ersuchen und die Bedeutung, solche Zuwiderhandlungen unnachsichtlich hier zur Anzeige zu bringen. Königsbrück, am 23. Februar 1874. Das Königliches Gerichtsamt. Meusel. Deutsches Reich. Dresden, 20. Febr. Unsere socialdemokratischen Blütter haben wirklich einen recht zartfühlenden Bericht erstatter im Reichstage, denn der Manu schreibt in Heller Verzweiflung über dre Sitzung vom 18., in welcher die Elsaß-Lothringer in rücksichtslosester Weise ihren Stand punkt zur Geltung zu bringen trachteten, nicht etwa über das Auftreten des sranzüsirenden Herrn Teutsch, sondern über die gewaltige Relchstagsmehrheit und deren Auf nahme der Teutsch'schen Rede: „Es war, um vor Scham in die Erde zu sinken." Kein Wunder, wenn bei solcher Gesinnung die Herren Socialdemokraten mit den Polen, dem Welfen Ewald, dem Dänen Kryger und dem mit dem Radicalisinus liebäugelnden Frankfurter Bankier Sonnemann für die Willfahrung des Elsässer Verlangens der nachträglichen Volksabstimmung stimmten. Charak teristisch für die Etsaß-Lothriuger war die Aeußerung des Abg. Teutsch, daß die Consultation des Volkes in Savoyen, welches bekanntlich 1859 nach dem Frieden von ViUafranca von Italien an Frankreich abgetreten Wurde, in Wirklichkeit unwürdig gewesen, aber daß mit dieser Maßregel der Schein doch gerettet wurde. „Köst lich", rief inan im Reichstage aus, „echt französisch," der Schein ist Alles, die Wirklichkeit — Nebensache. Im Interesse des Reichswohles und der Elsaß-Lothringer selbst wäre es sicherlich wünschenswerth, daß sie bald zur Einsicht gelangten, wie wenig die Wirklichkeit dein Scheine einer ihnen angethanen Vergewaltigung ent spricht und damit zu echten Söhnen des deutschen Reiches würden. Eines ist gewiß, das Echo, welches von Frankreich die Worte der elsaß-lothringischen Abgeord neten entstellt zu uns herübertragen wird, wird dem Zustandekommen des Reichsmilitärgesetzes außerordentlich förderlich seist. Man wird, alle liberalen Einwendungen gegen das Gesetz m Ehren gehalten, doch des großen Strategen Moltkes Worte für richtig erkennen, daß die Weltlage zu einer einseitigen Abrüstung nicht angethan Dresden, 20. Februar. Der Rath macht bekannt, daß der von ihm unter Zustimmung der Gemeindever- treter gefaßte Beschluß: die Tauer der hiesigen Jahr märkte auf 2 Tage zu beschränken, die Bestätigung ves k. Ministeriums des Innern erhalten hat. Dresden Welch ein bedeutendes Capital dem Finanzministerium in unseren Staatswaldungen anver traut ist, ist daraus zu ersehen, daß sie circa 11 Proc. oder den 3. Tycü der ganzen Landesfläche einnehmen. Wrth ist »u über 50 Millionen Thaler abgeschätzt worden. Die Forstnetweinnahmen haben sich seit dem Jahre 1842 um das 5sache, von 400,000 Thlr. auf 2 Millionen vermehrt. Dresden. Es macht wirklich einen komischen Ein druck, wenn man die Empfehlung liest, welche Or. Joh. Jacoby in Königsberg dem Kaufmann, Mehlhändler, Buchdruckereibesitzer und vor Allem Socialdemokraten Bracke in Braunschweig den Wählern im Leipziger Landkreis gegenüber angedeihen läßt. Jacoby scheint sich einzubilden, daß seine Ablehnung der ihm immerhin mit großer Mehrheit ««getragenen Vertretung des 13. Wahlkreises ganz in der Ordnung gefunden und daß er der größte Mann immerdar bleiben wird, für den er sich zumeist hält. Die Reichstreuen in unserem Lande müssen übrigens dringend die Niederlage der Socialdemokralen im Leipziger Landkreis wünschen und in diesem Gefühl können ste nimmer den andauernden Zwist der Anhänger des Professor Birnbaum und der des Or. Heine und damit der Liberalen untereinander länger fortgesetzt wünschen. Jener Herr Bracke ist geschickt genug, um mit seinen svcialdemokratischen Versprechungen die Wähler noch einmal zu bethören, und da leider panikularistische und Verblendete Gutsbesitzer des Wahlkreises sich kein Gewissen machen, sich eher feindlich statt freundlich der liberalen Candidatur zu erweisen, so ist der Eindruck seiner Reden selbst unter den bäuerlichen Wählern nicht gering zu schätzen. Daß der Herr in braunschweiger Ortschaften vom Landvolk, als er demselben seine social- demokratischen Heilslehren vortragen wollte, vertrieben wurde, hat ihn sicherlich nicht eingeschüchtert. Es scheint diesen socialdemorkratischen Arbeitersührern Ehrensache zu sein, im Reichstage die — Statistenrolle zu spielen. Denn ob auch im Bunde mit Ultkamonianen, Poten und Elsaß-Lothringern sranzösirender Gesinnung, der socialdemokratische direkte Einfluß wird sich gleich Null im Reichstage erweisen. Dresden. Am 1. März d. I. feiert Franz Lud wig Siegel, Gründer und Redacteur der „Constilutivnellen Zeitung" in Dresden den Tag seines Redacteur-Jubi läums. Ein darauf bezügliches, Or. Ai. unterzeich netes Inserat im „Dr. I." sagt u. A.: „Lasset uns also, Freunde und Anhänger des Wackern Kämpfen, am 1. März ds. Js., jeder wie er mag und kann, ihm ein Zeichen geben, daß wir seiner und seinen tapfer» Aus harrens im 25jährigen Kampfe für Wahrheit und Recht im Dienste für Deutschlands Einigung dankbar gedenken. Ergreist den Augenblick, thut Euch zusammen, sammelt Unterschriften zu Adressen unter dm Gesinnungsgenossen, bethätigt mit Wort und Schrift, privatim und öffentlich, Eure Theilnahme und machet ihm den schwer errungenen Tag zu einem Freudenfeste!" Dresden. Graf Herbert Bismarck ist zu einem mehrmonatlichen Aufenthalte in Dresden eingetroffen, und man kann den schmucken Dragonerlieutenant und dermalen Attaches bei der königl. Preuß. Gesandtschaft seinen dienstlichen Obliegenheiten zulieb täglich den Johannisplatz passiren sehen. IFreilich wenn Fürst Bis marck selbst diesen Weg nehmen würde, wäre es etwas Anderes, wenigstens würden seiner mehr Neugierige warten als des edlen Grafen Beust, für welchen augen blicklich nur die Häuser Kaskel und Oppenheim die nölhige Aufmerksamkeit tragen. Leipzig, 20. Febr. Kach hier eingegangener Meld ung ist der Professor der pathologischen Anatomie an der hiesigen Universität, vr. Carl Ernst Bock, als Mit- arbeüer der „Gartenlaube" in weitesten Kreisen bekannt, gestern in Wiesbaden, 65 Jahre alt, nach längerer Krankheit mit Tode abgegangen. Leipzig. Nach dem Verzeichniß der im Sommer- Halbjahre 1874 auf der hiesigen Universität zu halten den Vorlesungen, deren Anfang auf den 15. April am gesetzt ist, werden in der theologischen Facultät 14 Pro fessoren und Privatdocenten lesen, in der juristischen Facultät deren 15, in der medicinischen Facultät 36 und in der philosophischen Facultät 77. So weit für die einzelnen Vorlesungen die Stunden festgesetzt sind, beziffert sich die Zahl der Vorlesungen in der theolo gischen Facultät auf 54, in der juristischen Facultät auf 42, in der medicinischen Faculiät auf 91 und in der philosophischen Facultät auf 210. Der Schluß der Vorlesungen ist für den 15. Aug. bestimmt. Leipzig, Der am Sonntag begonnene und Mitt woch mit dem ,og. Katerfrühstück geschloffene Carneval in Leipzig hatte viele Fremde herbeigezogen, so daß die Personenzüge der Eisenbahnen und veranstaltete Extra züge fast überfüllt waren. Bei dem günstigen Wetter verlies derselbe in programmäßiger Weise ohne die ge ringste Störung und reihte sich den bisher stattgehabten ebenbürtig an. Was den Festzug durch die Straßen Leipzigs anlangt, so wird darüber als Resultat berichtet: Der diesjährige Festzug wetteiferte mit dem vorjäh rigen an Glanz und Pracht, — an Humor, Witz und Satyre jedoch ließ er denselben viel hinter sich zurück. Berlin, 16. Febr. Außer den früher schon hin länglich characterisirten Projecten, wodurch arglose Aus wanderer aus Europa zu ihrem Verderben Brasilien