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18 Bekanntmachung. Der auf -en IS. dieses Monats in Xutsicht genommene Viehmarkt wird infolge der in Wiednitz ausgebrochen gewesenen Rinderpest auf Grund amtsbauptmannschaftlicher Verordnung nicht abgehalten. Königsbrück, am 10. Januar 1874. Der Stadtrat h. Reusner, Bürgermeister. DeuticheS Reich. Bautzen. In nachbenannten Orten des 3. Wahlbe zirkes sind folgende Stimmen abgegeben worden: Bautzen 813 vonNostitz-Wallwitz, 226Keller, 57Stollberg. — Puls nitz 416 v. N., 8 Daschner. — Kamenz 593 v. N., 163 D., 20 St. — Luga 91 v. N., 9 St. — Neschwitz 139 v. N., 1 K., 1 St. — Radibor 12 v. N., 65 St. — Kriepitz 20 v. N., 10 St' — Elstra 156 o. N., 32 D., 1 St. — Wohla 57 v. N., 1 D. — Königswartha 178 v. 9t., 5 St. — Gaußig 90 v. N., 3 K. — Bischofswerda 420 v. N., 135 D. — Großröhrsdorf 246 v. N., 88 D. — Gnaschwitz 38 v. N., — Grubschütz und Techritz 34 v. N., 1 K., 11 St. — Temmritz und Salzenforst 27 v. N., 26 St. — Malsitz und Nimschütz 37 v. N., 11 St. — Oehna, Teich nitz, Lubachau 28 v. N., 13 K., 1 St. — Ober- und Niederneukirch 529 v. N., 2D. — Ringenhain 73 v. N., — Bretnig 161 v. N., 8 D. — Purschwitz und Litten 78 v. N. — Merka und Luttawitz 30 v. N., 4 K., 15 St. — Göda 84 v. N., 1 K. — Nedaschütz 46 v. N. — Coblenz und Zschischkowitz 22 v. N., 4 St. — Spittwitz 46 v. N. — Semmichau 40 v. N. — Puschwitz 36 v. N., — Rattwitz, Stiebitz, Förstgen 37 v. N., 2 St. — Pietsch witz 33 v. N. — Großseitschen 32 v. N., 3 K. — Cossern, Naundorf, Colenz, Zockau 90 v. N. — Jeßnitz 65 v. N., 95 St. — Arnsdorf 48 v. N. — Kauppa, Jetscheba und Kommerau 83 v. N., 1 K. — Neudorf a. Sp. mit Zube hör 174 v. N., 4 K. — Doberschau, Preuschwitz 27 v. N., 11 K. — Singwitz 12 v. N., 2 K., 10 St. — Förstchen, Siebitz, Preßke 43 v. N., 1 K. — Hauswalde 65 v. N., 1 D. — Ohorn 227 v. N. — Seidau 93 v. N., 162 K., 20 St. — Weißnauslitz 21 v. N. — Blösa und Weißig 35 v. N. — Demitz 43 v. N., 6 D. Dresden, 12. Januar. Die vom Director der hies. ersten Bürgerschule August Berthelt von ihrem Beginn bis jetzt redigirte „Allgemeine deutsche Lehrerzeitung" hat in diesen Tagen das 25jährige Jubiläum gefeiert. Die ihr von der ersten Lehrerversammlung deutscher Lehrer zu Eise nach gewordene Aufgabe, bis zur nächsten Versammlung vorzugsweise als Nachrichtsblatt für den Verein zu gelten, wurde in Nürnberg auf der zweiten allgemeinen deutschen Lehrerversammlung dahin erweitert, daß sie die Angelegen heiten des deutschen Schul- und Erziehungswesens vertreten, den gegenseitigen Verkehr der einzelnen Lehrervereine unter halten und einen stehenden Mittelpunkt aller Vereinsange legenheiten bilden solle. Als die zu Anfang der fünfziger Jahre einbrechende Reaction die Auflösung des allgemeinen deutschen Lehrervereins herbeiführte, verblieb die Zeitung als Organ der deutschen Lehrerversammlung, gleiche Zwecke mit ihr verfolgend. Und so hat denn das geschätzte Blatt fort und fort gestrebt, die deutschen Lehrer immer fester mit einander zu verbinden, ein immer regeres Vereinslebens unter ihnen zu wecken, die Begeisterung für Beruf und Amt in ihnen frisch zu erhalten und ihre gemeinsamen Bestrebungen in Dem, was der deutschen Volksschule und dem deutschen Lehrerstande noth ist, kräftigst zu unterstützen und zu fördern. (Dr. I.) Dresden. Während der vom kaiserl. Post-ZeitungS- amte herausgegebene Zeitungs-Preiscourant bisher all jährlich regelmäßig eine oft nicht unbedeutende Vermehr ung der periodischen Literatur nachwies, zeigt der in diesen Tagen versendete Preiscourant für das Jahr 1874 einen kleinen Rückgang, da er nur 5873 Nummern aufzählt während der vorjährige Katalog 5910 Zeimngen zuin Abonnement stellte. Die Zahl der deutschen Zeit ungen, welche die Post im nächsten Jahre debitirt, be trägt 3895; davon erscheinen 46 mehr als siebenmal wöchentlich. Ihren Ursprung finden von den 3895 deutschen Zeitungen 261 in Berlin, 3137 im übrigen Deutschland, 248 in Oesterreich, 214 im weiteren Aus land, zumeist in der Schweiz und 56 in Amerika. Von fremdländischen Zeitungen sind durch das Post-Zeitungs comptoir zu beziehen: 778 französische, 586 englische, 28 spanische, 79 holländische, 57 russische, 65 schwedische, 18 norwegische, 47 dänische, 58 polnische, 2 armenische, 15 böhmische, 3 kroatische, 9 griechische, 4 hebräische, 2 littauische, 1 portugiesische, 29 rumänische, 3 rnthe- nische, 5 serbische, 1 slowakische, 2 slowenische, 2 türkische, 1 vlämische, 1 walachische, 6 wendische, 30 ungarische, 145 italienische Zeitungen. — Der General-Post-Direction in Berlin liegt gegen wärtig ein Project vor. Dasselbe betrifft die Einführung von Empfangsscheinen für gewöhnliche Briefe. Auf zahl reiche Briefe, die ihrer Natur nach die Recommandation unpassend erscheinen lassen, werden gar keine Antworten er wartet, oder man darf erst nach einiger Zeit auf einige eingehende Erwiderung rechnen. Damit der Absender jedoch sicher sei, daß der Brief in die Hand des Adressaten ge langt, würde ihm eine kurze Benachrichtigung, daß ein Brief mit dem angegebenen Zeitdatum empfangen worden, genügen. Zu diesem Zwecke solle die Reichspostbehörde der artige Empfangsbescheinigungs-Formulare, unter welche der Brief-Empfänger nur seinen Namen setzen darf, in einem Formate anfertigen lassen, daß sie ohne Schwierigkeit einem Pviefe boigetegt ivsrden können. Selbstredend dürfte das j Postporto für diese Empfangsscheine in Rücksicht auf ihren speciellen Zweck ein nur geringes, etwa 3 Pf., sein. In Oesterreich besteht schon lange eine derartige Einrichtung, nach welcher die Empfangsbestätigung bei gewöhnlichen Briefen dem Briefboten eingehändigt wird, der sie durch die Post dem Absender des Briefes zukommen läßt. Darin liegt aber ein Uebelstand, der sich in Oesterreich recht fühl bar macht. Der Empfänger des Briefes ist gleich beim Empfang gezwungen, den Empfangsschein auszufüllen und ihm dem harrenden Briefboten zu überreichen, trotzdem von dein Absender des Briefes meistens nicht beabsichtigt ivird, den A ressaten zu einer momentan lästigen Procedur zu zwingen. Das der hiesigen General-Post-Direction schlägt dagegen vor, daß jeder, welcher sich von dem Empfang seines Schreibens seitens des Adressaten versichern will, ein mit seine- Adresse versehenes Empfangsbescheinigungs-For mular dein Briefe beilegt, das der Adressat zu jeder Zeit unterschreiben und der Post übergeben kann. Es ist dann anzunehmen, dap jeder dieser Pflicht des Anstandes aus eigenem Antriebe genügen wird. — Die während des letzten Krieges gesammelten Er fahrungen machen es zur Erhaltung der Kriegstüchtigkeit der Armee nothwendig, die vor der Armeeorganisation üb liche Zahl von 3 Secondelieutenants für jede Compagnie und Schwadron wieder herzustellen und dieselbe Zahl auch der Artillerie zu gewähren. Löbau, 10. Januar. Unter dem Rindviehbestande des Rittergutes Oehlisch ist die Lungenseuche, jedenfalls in folge Einschleppung, zum Ausbruch gekommen und sind in folge dessen die vorschriftsmäßigen Sperrmaßregeln für die Gehöfte in Bezug auf Rindmey, Rauchfutter und Stroh angeordnet worden. Bernstadt, 10. Januar. Abermals ein Beispiel, wie sehr langjährige Arbeitertreue gewürdigt und belohnt wird, gab die am 8. d. M. stattgefundene Feier des 50jährigen Arbeiterjubiläums im hiesigen Leinwandappreturgeschäft von C. Heinig u. Sohn. Der Arbeiter Johann Gottlieb Gäns- rich aus Cunnersdorf war an diesem Tage 50 Jahr als Mangelgehilfe und Leinwandzieher thätig gewesen, und wurde ihm aus Anlaß dessen „in Anerkennung seiner 50- jührigen treuen Dienste und seiner sonstigen lobenswerthen Führung" von unsers Königs Majestät wie zum AlvrechtS- orven gehörige Medaille in Silber verliehen, dieselbe vom Herrn Gerichtsamtmann Thomas im Beisein eines Ver treters der Firma Abraham Dürninger u. Co. zu Herrnhut, Herrn A. Gemuseus, Herrn Bürgermeister Reiner, Herrn Staotältesten Heyne, als früheren GeschäftSprincipals und bei Anwesenheit der jetzigen Geschäftsinhaber und seiner Arbeitsgenossen glückwünschend überreicht. Nachdem der Jubilar auch von allen anderen Anwesenden beglückwünscht worden, folgte auf diesen Festactus ein von den jetzigen Besitzern des Geschäfts arrangirtes splendides Festessen, bei welchem der Jubilar von der Geschäftsfirma Abr. Dürninger u. Co. und auch von seinen früheren und jetzigen Arbeit gebern reich beschenkt und seine Treue und Bescheidenycit lobend anerkannt wurden. — (Da kann der Volksbote wieder seinein Aerger freien Lauf lassen.) Meeraue, 8. Januar. Die Arbeiter der mechanischen Weberei von H. Schmieder u. Sohn hier haben gestern Vormittag die Arbeit eingestellt, da ihnen die geforderte Erhöhung des Lohnes um 25 Procent Angesichts des flauen Geschäftsganges nicht bewilligt werden konnte. Die meisten Arbeiter haben jedoch heute ihre Beschäftigung wieder aus genommen. Den Mitgliedern des aus 16 Mannn bestehen den Comitees, welcher von den Arbeitern gewählt war, die der Letztern den Fabrikinhabern vorzutragen, soll indeß der Wiedereintritt in die Fabrik nicht gestattet worden sein. Leipzig, 11. Jan. Das Ergebniß der hiesigen Reichs tagswahlen ist, daß der Vicebürgermeister Dr. Stephani mit einem Plus von 5571 Stimmen den Sieg über Bebel errungen hat. Alles, was nicht den zersetzenden Theorien der Socialdemocratie ergeben ist, athmete freier auf, denn wie ein drückender Alp lag dießmal der Gedanke auf der Stadt, daß die Wahl Bebel's doch nicht ganz zu den Un möglichkeiten gehöre. Die Betheiligung an der Wahl war eine erfreuliche: von ca. 21,000 Wahlberechtigten waren 13,062 zur Wahlurne getreten. Davon wählten 9222 den Dr. Stephani und 3651 den Drechsler Bebel; 74 Stimmen fielen auf den kathol. Pfarrer Dr. Stolle in Dresden, für welchen in den letzten Tagen ganz privatim gedruckte Stimmzettel in die Wohnungen der Ultramon tanen getragen worden waren, ein Manöver, das aller dings von vorn herein oen Stempel eines lächerlich un schuldigen Vergnügens auf der Stirn trug. Leipzig, 12. Januar. Die am Sonnabend stattge habte Reichstagswahl hatte in unserer Bevölkerung eine tiefgehende Bewegung hervorgebracht, die sich durch eine viel zahlreichere Betheiligung an der Wahl, als sie jemals hier stattfand, kund gab. Das Resultat, die Wahl des Herrn Dr. Stephani, läßt deutlich erkennen, daß die weit überwiegende Mehrzahl der Bevütkerug Leipzigs einer frei sinnigen Anschauung der politischen Verhältnisse huldigt, und daß die auf den Umsturz der bürgerlichen Ordnung ausgehenden Bestrebungen der Socialdemokratie noch keinx größeren Erfolge aufzuweisen haben, als es vor 3 Jahren der Fall war. Berlin. In Bezug auf die Ausführung des Münz gesetzes liegen wie vor einiger Zeit gemeldet worden, ver schiedene Anträge vor. Dieselben betreffen die Ausprägung von 5-Pfennigstücken, das allgemeine Verbot der österreich ischen Gulden- und Thalerstücke (erstere sind bisher nur an öffentlichen Cassen unzulässig) rc. Die Bevollmächtigten sind aufgefordert worden, sich möglichst bald mit Instructionen zu versehen, da die Angelegenheit schleunigst zum Austrage gebracht werden soll. Ueber das Verbot des österreichischen Silbers als Zahlungsmittel gehen übrigens die Ansichten im Bundesrathe zur Zeit noch auseinander. Frankreich. Paris. Marschall Bazaine's Gefangenschaft ist keineswegs eine so leichte, als Viele anzunehmen geneigt sind, aber andererseits doch wieder keine so peinliche, als die des Mannes mit der eisernen Maske gewesen sein soll. Daß Bazaine die Zelle bewohnt, die dem bisher noch immer nichi nnt historischer Bestimmtheit festgestellten Träger der eisernen Maske angewiesen war, ist vorerst noch blose Vermuthung; die Zelle selbst aber ist nicht gerade unwohnlich, da sie einen Kamin, ein breites (stark vergittertes) Fenster und eine anständige Einrichtung in sich schließt. Auf der Terrasse, die eine herrliche Fern aussicht nach Cannes und weit hinüber auch de» savoy- schen Alpenhöhen gestattet, darf Bazaine (die Iphigenie des Krieges) an bestimmten Tagesstunden beliebig lust wandeln; im Uebrigen aber ist seine Haft eine streng begrenzte, und streng begrenzt ist auch der Kreis der Personen, mit denen er Umgang pflegen darf. Sein I7jähriger Sohn, der zeitweilig bei ihm ist, Oberst Vi- lette, der ihm freiwillig in die Einsamkeit des kleinen Eilandes folgte, und ein Diener sind die Einzigen, die init ihm Verkehren dürfen. Für geistiges und körperliches Leid stehen ihm ein Priester und ein Arzt zu Gebote; für seine Sicherheit bürgt der Fortscommaudant Monsieur de St. Mars mit 2 Compagnien des 111 Linienregiments. Ium Nachdenken über die Ereignisse des letzten Krieges und den Charakter seiner Landsleute behätl er somit Müße in Nebenfluß. Möglicherweise reizt sie ihn zu Forschungen über seinen maskirten Vorgänger, der nach Anander als ein Zwillingsbruder Ludwigs X1V., als der Italiener Matthioli, ja, sogar, als ein Sohn Cromwell's ausgegeben worden ist. Auf alle Fälle aber müßte er seine diesfallsigen Studien rasch beginnen, sonst könnte es ihm passiren, daß, ehe er mit ihnen fertig geworden, seine verehrten Landsleute ihn zum Präsidenten der Republik, Kaiser, König, Consul oder Communal-Bürgcr- meister von Frankreich ausrufen. Tas vergrabene Testament. Erzählung von Ed. Wagner. Fortsetzung aus Str. '4. „Kommt, Bursche, wandte er sich au seine Leute, „durchsucht die alle Hexe — ich will Euch helfen." Nur ungern traten die beiden Männer vor, um den Befehl anszuführen. „Zurück!" rief der Baronet, indem er sich vor Bet tine stellte. „Ihr sollt diese Frau nicht anrührcn, so lange ich lebe. Pfui: Habt Ihr denn keine Achtung vor dem Alter oder den Frauen? Seit Ihr denn Thiere?" Die Männer hielten verblüfft inne bei den verfäng lichen Reden Sir Archh's. „Das sind bloße Worte!" rief der Administrator. „Was kümmert's Euch, Bursche, was .Sir Archy sagt, wenn Ihr nur gut bezahlt werdet. Fürchtet Ihr Euch?" höhnte er. „Wir sind vier Männer gegen einen, denn die junge Lady, das Mädchen und die alte Bettine sind in einem Kampfe nicht zu rechnen. Vier Diann gegen einen! Also vorwärts, durchsucht die Alte. Zehn Pfund Demjenigen, der das Papier zuerst entdeckt!" Diese letzten Worte verfehlten ihre Wirkung nicht; rasch gingen die Männer an ihre Ausgabe. Sir Archy wurde mit einem derben Stoß zur Seite geschoben und die alte Frau, welche in ein klägliches Geschrei ausbrach, festgehalten, nm sie zu durchsuchen. Im nächsten Moment aber riß Rosamunde dieselbe von den Angreifern los und stellteMch beschützend vor sie. „Wagt nicht noch einmal, sie anzurühren!" rief sie, indem ihre Augen flammten. „Sie hat das Papier nicht mehr, welches Sie verlangen, Amos Hadd. Es ist in meiner Verwahrung, ich trage es in meiner Verwahrung, ich trage es in diesem Augenblick bei mir." Der Administrator stieß einen leisen Fluch aus. „Also Sie haben das Papier?" fragte er heftig. „Nun, ich weiß nicht, ob Sie so erhaben sind, daß es Ihnen nicht genommen werden könnte. Bursche —" Tie Männer. schüttelten widerstrebend den Kopf. Sie hatten wohl die alte Bettine angegriffen, aber ein Angriff auf die Dame von Wilchester Towers war ihnen doch eine ganz andere Sache. „Vater," sagte Jason Hadd vortretend, „Keiner darf