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6 Siebzehnter Abschnitt. Hölzer. ringe« bei Hölzern der Tropen diesen Namen wirklich verdienen, oder nicht vielmehr, den dortigen Vegetationsverhältnissen entsprechend, Semester ringe sindbleibe hier dahingestellt. Die Ringzonen des Querschnittes entsprechen ebenso vielen Hohl- cylindern oder richtiger Hohlkegeln, von denen jeder folgende den vor hergehenden umschliesst und mit ihm fest verwachsen ist. Auf dem nach der Länge angeschnittenen Holzkörper werden jene Zonen sich daher als mehr oder minder deutliche Längsstreifen darstellen. Im Holzkörper vieler Laub- und Nadelholzgewächse ist der innere, ältere Theil von dem äusseren jüngeren verschieden in Substanzgehalt, Dichte und Färbung (vergl. Fig. 6). Man nennt in solchem Falle den äusseren Theil Splint, den inneren Kern 1 2 ). Der letztere ist in der Regel substanzreicher, schwerer, dunkler gefärbt und im frischen Zustande wasserärmer als der Splint, auch dauerhafter als dieser und stellt so den werthvollsten, oft allein genutzten Theil des Holzkörpers dar. Kern bildende Hölzer nennt man »Kernhölzer« im Gegensätze zu den »Splint hölzern«, in welchen solche Verschiedenheiten nicht vorhanden sind. Ist der innere Theil eines Holzkörpers zwar im frischen Zustande er heblich wasserärmer als der äussere, aber kaum oder nur wenig dunkler gefärbt als dieser, so kann man ihn mit Nördlinger 3 ) als »Reifholz« bezeichnen. Solches besitzen z. B. Tanne, Fichte, Weissdorn. Zuweilen bildet solches Reifholz den Uebergang vom äusseren Splint zum Kern, wie bei der Ulme. Die im Kernholze auftretenden Stoffe, »Kernstoffe«, sind in den meisten Fällen gummiartiger Natur (Schutz- oder Kerngummi), seltener Harze oder Gerbstoffe, und gewöhnlich von Farbstoffen begleitet, welchen das Kernholz seine oft sehr auffällige Farbe verdankt und die in manchen Fällen technische Verwerthung finden 4 ). 1) Siehe de Bary, Vergl. Anatomie, p. 519. 2) Vgl. hierüber u. a. R. Hartig, Lehrbuch der Anatomie und Physiologie der Pflanzen, p. 36 u. f. — Eine strenge, aber technisch kaum in Betracht kommende Fassung des Begriffes »Kernholz« bei Strasburger, Leitungsbahnen, p. 39. 3) Die technischen Eigenschaften der Hölzer, p. 29. — Zur Kritik des Ausdruckes »Reifholz« vgl. übrigens auch R. Hartig, Holz der deutschen Nadelwaldbäume, p. 25, 26. 4) Ueber solche Farbstoffe und die sie liefernden »Farbhölzer« vgl. das V. Ka pitel und die folgenden; über Kernstoffe überhaupt: Gaunersdorfer, Beiträge zur Kenntniss der Eigenschaften und der Entstehung des Kernholzes in Sitzgsber. k. Akad. d. Wiss., Mathem.-naturw. Gl., Bd. 85 (1882), I. Abth., p. 9 u. ff.; R. Hartig, Untersuch, aus dem forstbotanischen Institut zu München, II {1882), p. 46; Temme, Ueber Schutz- und Kernholz, seine Bildung und seine physiologische Bedeutung in Landw. Jahrb. XIV (1885), p. 645 u. ff.; Prael, Vergleichende Untersuchungen über Schutz- und Kernholz der Laubbäume in Jahrb. f. wiss. Bot., Bd. XIX (1888), p. 1 u. ff.; Will, Secretbildung im Wund- und Kernholz im Archiv f. Pharmacie, Bd. 237, 1899, p. 369.