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4 Siebzehnter Abschnitt. Hölzer. Gefässbündel die Grenzen zwischen diesen immer unkenntlicher werden müssen und der Begriff des Gefässbündels als einer individualisirten Ein heit seine Anwendbarkeit schliesslich verliert. Der Holzkörper erscheint dann eben nicht mehr aus einzelnen Bündeln und zwischen diesen liegendem Grundgewebe zusammengesetzt, sondern er lässt, von dem centralen Marke abgesehen, neben den Markstrahlen nur noch einzelne mit diesen abwechselnde Bündeltheile, zweckmässig Holzstränge ge nannt 1), unterschieden. Holzstränge und Markstrahlen sind auf dem Querschnitte des Holzkörpers wie Radien eines Kreises nebeneinander ge ordnet, so dass jeder Holzstrang zwischen zwei Markstrahlen liegt und um gekehrt (Fig. 5). Welche der letzteren primär, welche secundär sind, entzieht sich schon frühzeitig der Beurtheilung und ist praktisch völlig belanglos 1 2 ). In der Wurzel eines Laub- oder Fig. 5. Schematischer Querschnitt durch den dreijährigen Stammtrieb eines Laubholzes, dessen Heizkörper sich nicht mehr in einzelne Gefäss- bündel gliedern lässt, m Mark, p die innersten Theile der primären Gefässbündel, H H Jahres ringe, ph Innenrinde (»Bast«), v Aussenrinde. (Nach Wiesner.) Nadelholzes herrschen anfänglich von den oben besprochenen, für Stamm und Aeste geltenden insofern ab weichende Verhältnisse, als hier nur ein einziges, die Mitte einnehmendes und radial gebautes Gefässbündel vor handen ist. Die Entstehung einer ringsum geschlossenen Cambiumzone — deren Entwickelungsstadien hier nicht näher zu schildern sind — führt aber auch in der Wurzel zu einer Anordnung, welche der oben beschriebenen, in den Stammgebilden eintretenden in der Hauptsache gleicht, bis auf das fehlende Mark. Zu der beschriebenen Gliederung, die der Holzkörper eines Laub- oder Nadelholzes auf seinem Querschnitte entweder schon dem freien Auge oder doch unter der Lupe zeigt, gesellt sich meist noch eine weitere in Ringzonen, die im Stamme um das Mark, in der Wurzel um das centrale Gefässbündel als gemeinsamen Mittel punkt geordnet sind. Das organische Centrum der Schichtung kann dabei 1) Siehe de Bary, Vergl. Anat., p. 472. 2) Um rasch eine möglichst deutliche Vorstellung von der Anordnung und dem Verlaufe der Markstrahlen in einem Laub- oder Nadelholzstamme zu gewinnen, denke man sich eine Anzahl Wagenräder so aufeinander gelegt, dass die Naben und die Felgenkränze genau aufeinander passen, die Speichen aber bei jedem Rade gegen diejenigen der Nachbarräder verschoben sind. In dem ganzen Systeme lassen sich dann die Speichen mit Markstrahlen vergleichen, während die Gesammtheit der Naben den Markeylinder, die Felgenkränze miteinander die Rinde darstellen (Th. Hartig im »Lehrbuch für Förster«, Bd. I, p. 234).