1879 eingeführte Rindenzoll vermochte die schon damals sinkende Tendenz der Lohpreise nicht aufzuhalten. Die Hebung derselben 1880 hielt nur wenige Jahre an und wiederum war der Rückgang von 1892/93, der etwa als Folge der Handelsverträge angesehen werden konnte, schon 1894 und 1895 wieder ausgeglichen. Gesetzt, die erhoffte Preiserhöhung träte infolge des Zolles ein, so wird zunächst die Lohgerberei sie zahlen müssen, gewiß widerstrebend, aber nothgedrungen. Alsbald wird die letztere danach streben, entweder den Verbrauch der nuumehr thcureren Rinde zu be schränken, oder sich billigere Rinde zu verschaffeu. Ersteres gelingt wohl mit Hilfe der zahlreichen Surrogate, letzteres aber durch Ver wendung der ohnehin schon wegen des bequemen Bezugs vielfach bevorzugten ausländischen Rinde. Vor allein Ungarn ist, solange die dortige Gerberindustrie noch nicht entwickelt ist, auf den Absatz seiner Rinde nach Deutschland geradezu angewiesen. Es kann bei günstigeren klimatischen und wirthschaftlichcn Bedingungen auch billiger producireu als Deutschland. Wenn die Lohpreise in Deutsch land um den Betrag des Zolles wirklich stcigcu, so kauu Ungarn den Zoll tragen und dennoch dieselben Preise erzielen wie bisher. Aber selbst wenn das nicht gelingt, bleibt es immer noch export fähig und exportbedürftig auch bei geringerem Erlös. Je höher ein Produkt im Einfuhrland bezahlt wird, um so lohnender wird die Einfuhr. Schon jetzt kommt eine Preishebung in größerem Umfang der ausländischen, als der inländischen Rinde zn Gute. Wahrscheinlich also dürfte mit Einführung des Zolles die Einfuhr nicht abnehmcn, eher sogar zunehmen, und mit dem dann vermehrten Angebot würde der Rindenpreis bald wieder sinken. Um dieser Möglichkeit vorzubeugen, müßte der Zoll so hoch bemessen werden, daß er prohibitiv wirkt. Wird damit die aus ländische Rinde ganz oder großenthcils vom deutschen Markte ver drängt, so muß die heimische Rinde gewaltig im Preise steigen. Die Lohgerberei kann und wird dam: den, gegenüber den anderen gebräuchlichen Gerbmitteln schon jetzt theuren Rohstoff noch weniger, als jetzt verwenden, die Eichcnlohgerbung geht noch rascher als bisher zurück, die Brühen- und Schnellgerbung, wohl auch die mit Mineralien oder Elektricität, treten an ihre Stelle, nnd mit dem ab-