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594 Säureviolett — Safflor. Säurerubin ist in sauren Beizen viel beständiger als das Fuchsin. Im Handel wird das Säure rubin auch als Fuchsin 8 bezeichnet. Säureviolett, Theerfarbstoff, dunkelviolettes, in Wasser lösliches Pulver, in dessen Lösung Seide und Wolle direct ausgefärbt werden können. Saffian (nach der Stadt Safi), auch Maroquin oder Marokkoleder genannt, ist ein nach dem Ver fahren der Lohgerberci aus Ziegenfellen bereitetes sehr feines und weiches, künstlich genarbtes und einseitig gefärbtes, nicht lackirtes Leder; unechter Saffian wird aus gespaltenem Schafleder oder dünn ausgearbeitetem Kalbleder hergestellt. Die Saffianfabrikation soll aus dem Orient stammen; noch heute wird im Orient viel Saffian producirt, jedoch meist nicht fertig hergestellt, sondern nur gegerbt und getrocknet. In diesem Zustand, Ma- schinleder genannt, geht der Saffian nach Wien, sowie über Leipzig an deutsche Fabriken, um hier mit Farbe versehen, geglänzt und appretirt zu werden. Zum Färben dienen jetzt häufig Theer- farben. Saffian wird besonders zu feinerem Schnh- wcrk, Portefcuilleartikeln und Bnchbindcrwaaren verarbeitet. Safflor oder Färberdistel, Oartdamus tluo- torius, eine in Aegypten und Ostindien heimische Pflanze, die in Spanien, Mitleldeutschland, Ungarn, Rußland u. s. w. gebaut wird und deren dnnkel- rothgelbe Blumenkronen in getrocknetem Zustande einen Farbstoff Carthamin oder Carthaminsäure geben, welcher Baumwolle, Wolle und Seide roth färbt; der 60—125 em hohe Stengel trägt mehrere Zweige mit steifen, gezahnten, eiförmigen Blättern; am äußeren Ende dieser Stengel sitzt die im Juli bis August entstehende, den Blüthenköpfen der Disteln ähnliche Blüthe, die anfangs gelb, dann orangegelb gefärbt ist; die Blumenkronen sammelt man, trocknet sie sorgsam ini Schatten oder preßt sie gleich aus, legt sie auf Sieben in fließendes Wasser, preßt wieder aus und trocknet die auf Matten ausgebreiteien Blättchen im Schatten. Man unterscheidet: a) ägyptischen Safflor, der von den in Ober ägypten nnd um Cairo gebauten Pflanzen in der zuletzt beschriebenen Weise gewonnen wird nnd gewöhnlich als etwas feuchte, stark gepreßte, klum pige Masse von gleichmäßig rothbrauncr Farbe und starkem, eigenthümlichem Gerüche. b) ostindischer Safflor, der von Bengalen, China, Persien und den ostindischen Inseln in Form kleiner Kuchen oder abgeplatteter runder Scheiben, die innen rosenrothe Farbe zeigen, in den Handel kommt; der hierher gehörende Ba tavia-Safflor erscheint in gepreßten Ballen von dunkelrothcr Farbe. e) spanischer Safflor wird in kleinen Mengen von Valencia und Granada ans in Form lockerer, dunkelrothcr Blüthen von starkem Gerüche in den Handel gebracht. Säureviolett Diese Handelssorten sind durchwegs so ziemlich glcichwerthig, außer ihnen wird noch südamcrika- niichcr Safflor in Caracas und Mexiko, italieni scher in der Romagna, ungarischer bei Debrezin, österreichischer bei Wien, russischer iu Astrachan, Daurien und am Kaukasus, thüringischer bei Erfurt gebaut; diese Sorten sind meist minderwcrthig und dienen wohl nur dem inländischen Consum. Ein Kennzeichen eines guten Safflors ist eine schöne, lebhafte Färbung. Der Safflor enthält zwei Farbstoffe, das Safflorgelb, Las in Wasser löslich und daher in dem mit Wasser ausgewa schenen Safflor nicht mehr vorhanden ist und das Safflorroth, Carthamin oder Carthaminsäure, das sich zwar nicht in Wasser, wohl aber in Wein geist oder Sodalösung löst; letzteres ist in gerin geren Mengen (0-3—0-6"/°) im Safflor enthalten als das Safflorgelb. lieber das Safflorgelb weiß man noch wenig; seine Lösung in Wasser unterliegt an der Luft einer raschen Umwandlung, wobei sich ein in Wasser unlöslicher, in Alkohol löslicher Körper absondcrt. Das Safflorroth oder Carthamin wird auf fol gende Art dargestcllt: Safflor wird durch Aus waschen mit Wasser vom Safflorgelb befreit nnd mit einer kalten Lösung von 15 Th. krystalli- sirter Soda in 100 Th. Wasser behandelt; wenn man nun in die klare Lösung Streifen von Baum wollstoff taucht und ihr dann eine Säure zusetzt, so schlägt sich innerhalb 24 Stunden alles Car thamin auf der Baumwolle nieder, die man dann in angesäuertem Wasser gut auswäscht nnd hier auf mit verdünnter Sodalösung behandelt; in dieser löst sich das Carthamin und wird aus der Lösung durch Citroncnsäure flockenförmig aus geschieden. Diese Flocken löst man in absolutem Alkohol, conccntrirt die Lösung im Wasscrbade nnd gießt sie in eine große Menge Wasser; der entstehende Niederschlag wird so lange aus- > gewaschen, bis das Waschwasser eine rein rothc Farbe zu zeigen beginnt. Das so erhaltene Safflor roth löst sich gar nicht in Acther, wenig in Wasser, leicht und mit purpurrother Farbe in Alkohol; mit Wasser oder Alkohol gekocht zersetzt es sich, in concentrirtcr Schwefelsäure löst es sich mit rother Farbe, iu Salpetersäure und wässeriger schwefliger Säure mit gelber Farbe, seine Ver bindungen mit Alkalien sind in Wasser leicht lös lich und wird es aus den Lösungen mit Säuren abgeschieden. Ammoniakalische Carthaminlösung wird durch Zinnchlorür gelbbraun, durch Eisen chlorid braunroth, durch Quecksilberchlorid roth gefällt. Mau muß die Safflorlösungen schnell verarbeiten, da sie sonst leicht einer gänzlichen Zersetzung unterliegen würden. Das Safflorroth kommt in Wasser suspendirt in den Handel, eignet sich in dieser Form sehr zum Anstellen der Färbebäder und giebt sehr zu- — Safflor.