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Anthracen. 45 rikanisches Harz, d) 75 abdesiillirter Theer, 10 Trinidad-Asphalt, tO Kientheer, 5 Harzöl, o) 70 abdestillirter Theer, 25 Kientheer, 5 Haiz. Anthracen, eine im Steinkohlentheer ent haltene Kohlenwasserstoff-Verbindung 0,^11^, welche bei gewöhnlicher Temperatur fest und krystallinisch ist und bei 360" C. destillirt, wird ans den hochsiedenden Antheilen des Steinkohlen- theeres — dem sogenannten Green Grease (—Grün fett) — gewonnen. Das Anthracen hat eine außer ordentlich große Bedeutung für die Färberei und Zeugdruckerei dadurch gewonnen, daß es den Ausgangspunkt zur Darstellung des Alizarins bildet, welch letzteres in bedeutenden Mengen znr sogenannten Türkischrothfärberei Verwender wird. Der Steinkohlenthcer enthält immer nur geringe Mengen von Anthracen und bedarf dieses noch einer sehr umständlichen Behandlung, ehe es von den ihm hartnäckig anhaftenden fremden Kohlen- Wasserstoff-Verbindungen befreit ist. Zur Gewinnung und Reindarstcllung des An thracens sind verschiedene Methoden in Anwen dung gebracht worden, welche aber alle darauf hinauslaufen, daß man die bei hoher Tempe ratur übergehenden Destillate durch Ausprcssen von den beigemengten flüssigen Productcn zu be freien und die Wirkung des Druckes durch gleich zeitiges Erwärmen der gepreßten Masse zu unter stützen sucht, ähnlich wie man bei der Darstellung der reinen Stearinmasse in der Kerzen-Fabrika- tion verfährt. Das auf diese Art durch eine mechanische Behandlung vorläufig gereinigte Pro duct kann dann noch weiter durch Umkrystallisiren aus der Lösung in leichten Theerölcn gereinigt werden. Bei der Darstellung des Anthracens aus dem Green Grease behandelt man die schmierige Masse zuerst durch längere Zeit in Centrifugen, um die flüssigen Antheile möglichst zu entfernen. Der Rückstand wird in hydraulischen Pressen, deren Einrichtung jenen, welche man in den Stearin- kerzen-Fabriken anwendet, ähnlich ist, warm ge preßt, wobei Oele abfließen, welche eine ansehn liche Menge von Anthracen in Lösung halten und znr Gewinnung desselben verwendet werden können, wenn sich einmal eine größere Menge der selben angesammelt hat. Der nach dieser Be handlung in den Pressen hinterbleibendc Rück stand ist nun so weit an Anthracen angereichert, daß der Gehalt der Masse an reinem Anthracen beiläufig 60"/» von dem Gesammtgewichte aus macht. Mau erhält hierdurch Nohanthracen in Gestalt ciner grünlich gefärbten Masse, welche einen eigenthümlichen Geruch zeigt und der weite ren Reinigung unterworfen wird. Die Reinigung des rohen Anthracens kann auf verschiedene Weise vor sich gehen, doch empfiehlt cs sich, bei derselben einen systematischen Gang einzuhalten, um möglichst viel von dem Anthra cen zu gewinnen. Man beginnt die Reinigung in den meisten Fällen mit einer fractionirten Destillation des Rohproductes. Man steigert die Temperatur im Destillirapparat möglichst rasch bis auf 340" und wechselt, nachdem diese Tempe ratur erreicht ist, die Vorlage. Das Destillat, welches nunmehr zwischen 340 und 360" über geht, enthält die Gesammtmenge des vorhandenen Anthracens. Die weitere Reinigung des Anthra cens wird mit Zuhilfenahme von Lösungsmitteln vorgenommen, welche in einer bestimmten Reihen folge angewendet werden. Man beginnt diesen Theil der Operation gewöhnlich mit leichten Theerölcn, deren Siedepunkt zwischen 120 und 150" liegt, indem man das Anthracen in den selben bei Kochhitze auflöst und die Lösung er kalten läßt, wobei sich der größte Theil des Anthracens wieder in Krystallen ausscheidet, die durch Pressen von beigemengten fremden Sub stanzen befreit werden. Bei Anwendung eines nicht sehr stark verunreinigten Rohmateriales er hält man schon durch diese Operanon ein ziem lich reines Product, welches hübsche Krystalle bildet, aber doch noch so viele Verunreinigungen enthält, daß cs noch nicht zur Darstellung von Farben brauchbar erscheint. Man muß es daher einer abermaligen Reinigung durch Anwendung anderer Lösungsmittel unterziehen und eignet sich bewnders hierzu der Alkohol. Durch wiederholtes Umkrystallisiren aus kochendem Alkohol erhält man das Anthracen als schwach gelbe krystalli- sirte Massen, welche violett fluoresciren, eine Eigenschaft, die ein Kennzeichen für die Reinheit des Prodnctes ist, indem schon die Gegenwart einer kleinen Menge fremder Körper das Fluores ciren verhindert. Um das Anthracen in ganz reinem Zustande zu erhalten, kennt man bis nun kein anderes Mittel, als dasselbe der Sublima tion zu unterwerfen. Bei der Arbeit im Kleinen ist die Sublimation nicht schwierig auszuführen, indem das Anthracen, schon wenig über seinen Schmelzpunkt erhitzt — derselbe liegt bei 215" — zu sublimireu beginnt. Im Großen verursacht die Sublimation aber viele Schwierigkeiten, in dem leicht eine bedeutende Menge des Anthracens zersetzt wird. Es ist jedoch durch Anwendung eines Kunstgriffes möglich, bedeutende Mengen von Anthracen innerhalb kurzer Zeit zu subli- miren. Es scheint nämlich, daß die Zersetzung des Anthracens besonders dann in größerem Maße eintritt, wenn die schweren Dämpfe desselben längere Zeit in der Retorte verweilen nnd mit den heißen Wandungen derselben in Berührung kommen. Man mnß daher dahin arbeiten, die Dämpfe, so wie sie sich bilden, aus der Retorte fortzuschaffen und in die Verdichtungsgefäße zu bringen. Es gelingt dies am besten, wenn man eine tubulirte Retorte anwendet, in deren Tubulus ein bis nahe auf die Oberfläche des Anthracens reichendes Rohr eingesetzt ist. Die Retorte steht Anthracen.