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tischen Ausführung stellen sich jedoch manche Schwierigkeiten in den Weg, welche nicht ganz leicht zu bewältigen sind. Solche Farben, welche für künstlerische Zwecke dienen, werden gewöhn lich mit einem sogenannten trocknenden Oele an- gerieben. Manche Oele des Pflanzenreiches haben bekanntlich die Eigenschaft, in dünner Schichte der Luft dargeboten, in kurzer Zeit eine dickflüssige Beschaffenheit anzunehmen und endlich ganz zu verharzen. Das Leinöl, das Mohnöl, das Nußöl u. s. w. gehören zu diesen Oelen. Farben, welche für künstlerische Zwecke dienen sollen — die so genannten Oelfarbeu der Maler — werden meistens mit Mohnöl angerieben. Damit die augeriebene Farbe bei längerem Liegen an der Luft nicht frei willig in eine feste Masse übergehe, was durch das Verharzen des trocknenden Oeles in kurzer Zeit der Fall sein würde, ist es noihweudig, diese Farben in Gefäße einzuschließen, welche den Zu tritt der Luft abhalten. Früher wendete man zu diesem Zwecke Stücke von Thierblasen an, in welche man die angeriebene Farbe einband und dieselbe in Form kleiner Beutel in den Handel brachte. Gegenwärtig lind diese sogenannten Blasen- sarben fast ganz aus dem Verkehre verschwunden und gebraucht mau jetzt allgemein zur Aufbewah rung der Oclfarben die sogenannten Tuben oder Röhren, welche aus kleinen aus einer weichen Zinnlegirung geformten Röhren bestehen, die au einem Ende verschlossen, an dem anderen aber mit einem Halse versehen sind, auf den sich eine Metallkapsel aufschraubcn läßt; die nur mit so viel Oel, daß ein dicker Teig entsteht, angeriebene Farbe wird in diesen luftdicht geschlossenen Tuben durch viele Jahre anfbcwahrt, ohne daß eine Aenderung in der Cousistenz stattfindet. Billigere Farben, welche hauptsächlich zu Anstreicherarbeiten verwendet werden, wie z. B. Blei-, Zinkweiß, Chromgelb und manche andere Farben, werden nicht mit den theuereu Oelen, sondern mit einem Firniß angerieben. Der gewöhnliche Leinölfirniß enthält stets gewisse Mengen von Bleioxyd in Lösung und wird bekanntlich durch Kochen von Leinöl mit Bleiglätte bereitet. Es wurde wieder holt in diesem Werke darauf hingewiesen, daß Bleiverbindungen ungemein empfindlich gegen Schwefelwasserstoff seien; selbst Farben, welche durch Schwefelwasserstoff nicht peräudert werden können, nehmen einen dunklen Ton an, wenn man sie mit dem gewöhnlichen Blei-Leinölfirnisse anreibt, indem das in diesem enthaltene Blei an der Luft allmählich, aber sicher in schwarzes Schwefelblci übergeht und dieses auf die Nuance der Farbe ciuwirkt. Man sollte daher, um die ur sprüngliche Schönheit einer Farbe unverändert zu erhalten, den bleihältigen Firniß ganz außer Ge brauch setzen, da man in dem mittelst des bor sauren Mauganoxydules bereiteten Firniß ein Präparat besitzt, welches mindestens ebenso billig herzustellcu ist als der Bleifirniß, diesem gegen über aber den Vorzug besitzt, daß cs an der Luft nicht nachdunkelt. Seitdem das Zinkoxyd zu so billigen Preisen im Handel vorkommt, wird das selbe immer häufiger an Stelle des Bleiweißes zu weißem Anstrich verwendet. Das Zinkweiß ist bekanntlich gegen Schwefelwasserstoff unempfind lich und ändert seine Farbe nicht einmal in einer Atmosphäre von reinem Schwefelwasserstoffgas. Es scheint nun ganz widersinnig, diese werthvolle Farbe mit einem bleihältigen Firnisse anzureiben, da ein solcher Anstrich im Laufe der Zeit miß- färbig werden muß, während er mittelst des Fir nisses, der mit Hilfe des borsauren Mangan- oxydules bereitet wird, immer seine rein weiße Farbe unverändert beibehält. Die innige Ver mengung der trockenen Farben mit dem Oele oder Firnisse geschah früher durch Handarbeit; die Farbe wurde auf einer ebenen Steinplatte aus gebreitet, mit dem Oele übergossen und mittelst einer gläsernen oder steinernen Neibkeule, dem so genannten Läufer, zu einer gleichartigen Masse verrieben. Gegenwärtig wird diese zeitraubende Methode des Aurcibens der Farben Wohl in keiner Farbenfabrik mehr befolgt, sondern verwendet man hierzu allgemein mechanische Vorrichtungen, welche unter dem Namen der Farbemühlen be kannt sind. Farbemühlen. Die Farbemühlen, richtiger Farbenreibmaschinen, existiren in mannigfaltigen Constructionen und kann man bei denselben haupt sächlich zwei Principe unterscheiden: solche Appa rate, bei denen das Gemisch aus Farben nnd Firniß zwischen zwei Mctallschciben gerieben wird, nnd solche, bei denen das Reiben zwischen zwei Walzen, die einander sehr nahe gerückt sind, be werkstelligt wird. Die umstehende Abbildung (Fig. llO) ver sinnlicht die Einrichtung einer Farbenreibmaschinc, bei welcher das Reiben durch eine Scheibe vor genommen wird und welche sür einen größeren Betrieb eingerichtet ist. Durch den Fülltrichter ll' bringt man das durch Rühren bereitete Gemische aus der Farbe und dem Firniß in den Apparat, in dem es zwischen der schnell rotirenden Mahl scheibe Ll und der unteren Fläche des Trichters hindurchgehen muß, wobei eine Mischung beider Körper bewerkstelligt wird. Der geriebene Farbe- brei fließt aus dem ringförmigen Gefäße, welches die Mahlscheibe umgiebt, in ein untergesetztcs Gefäß ab. Die Umdrehung der Mahlscheibe wird durch ein horizontal und durch ein vertical ge stelltes Kegelrad bewirkt; letzteres steht mit der Riemenscheibe in Verbindung, welche durch irgend eine Kraft — Dampfmaschine, Wasserrad u. s. w. — in Umdrehung gesetzt wird. Durch eine am unteren Theile der Platte, in welcher die Achse der Mahl scheibe ihren Stützpunkt findet, angebrachte Schraube kanu mau die Mahlscheibe der Unter- platte des Trichters nähern oder von dieser ent fernen. Malerfarben.