— 24 — ihrerseits aufs feinste gemahlen und geschlämmt sind. Trotz der peinlichen mechanischen Vorbereitung ist die in der Filterpresse vom überflüssigen Wasser befreite und von der Knetmaschine durchgeknetete Masse (ebenso wie das gepulverte Wolfram) noch nicht plastisch genug, um sofort verarbeitet zu werden; sie muß erst längere Zeit lagern. Beim Lagern im feuchten Keller wird die Porzellanmasse schwarz und entwickelt Gase, Kohlensäure, Ammoniak, Schwefelwasserstoff, die von zersetz ter organischer Substanz herrühren, welche teils durch die Roh stoffe, teils durch das Wasser hineingelangt ist 1 ). Man bezeich net diesen Vorgang als Faulen, Mauken oder Rotten. Je länger die Masse fault, um so bildsamer wird sie; gewöhnlich läßt man mindestens ein Vierteljahr lagern. Nach Rohland be steht der Erfolg des Faulens darin, daß sich ein Kolloid bildet, das unter dem Einfluß des vorhandenen Alkali peptisiert wird. Die saure Gärung der organischen Substanzen führt zur Bin dung des Alkali und damit zum Gerinnen der kolloiden Lösung. Auch Ton, der an und für sich schon plastischer ist als Porzellanmasse, muß erst faulen, bevor er weiter verarbeitet wird. Eine sehr interessante Anwendung der Peptisation von Kolloiden bildet das von Dr. Emil Weber erfundene Verfahren, Glasschmelzhäfen durch Gießen herzustellen. Durch Zusatz einer je nach der Art des feuerfesten Tones genau ab gemessenen kleinen Menge Soda verwandelt er bei wenig Wasserzusatz unter stetem kräftigen Durchrühren die fein ge mahlene Schamotte in einen dünnen Brei, der dann aus dem Mischkessel in die darunter geschobene Hafenform abgelassen wird. Wäre die Schamotte allein mit Wasser angerührt, so würde sie sich in der Form bald zu Boden setzen, während bei dem Weberschen Verfahren der ganze Brei langsam zu einer festen Masse erstarrt, die gleichmäßig im Gefüge und dicht im Scherben ist, so daß die Häfen selbst bei größeren Tempe raturschwankungen im Glasofen keine Längsrisse bekommen. 1) Dietz, Das Porzellan (Halle 1907), S. 41.