Umgrenzung des Begriffes „Kolloid“. Der Name „Kolloid“ hängt mit dem griechischen Worte xoXa = Leim zusammen und bedeutet „leimartig“; er ist vor einem halben Jahrhundert von Graham geschaffen worden; dieser englische Chemiker bezeichnete als „Kolloide“ allerlei Substanzen, die zwar chemisch nichts mit Leim zu tun haben, wohl aber im Aussehen dem gequollenen Tischlerleim ähneln, so z. B. den gallertartigen Niederschlag, den man erhält, wenn man eine konzentrierte Lösung von Wasserglas mit Salzsäure versetzt. Aus kieselsaurem Natron und Salzsäure bildet sich dabei Kieselsäure und Kochsalz und die Kieselsäure scheidet sich als eine voluminöse Gallerte aus, die wir durch Aus waschen vom Kochsalz ziemlich vollständig befreien können. Durch Erhitzen treiben wir die von der Gallerte eingeschlossene große Wassermenge allmählich aus; wir erhalten schließlich eine pulverige Masse, die erst bei starkem Glühen ihr letztes Wasser abgibt. Im Knallgasgebläse schmilzt die Kieselsäure und erstarrt beim Erkalten zu einem durchsichtigen Glase, dem Quarzglas. Lassen wir aber außerordentlich langsam erkalten, so verwandelt sich das Quarzglas in lauter kleine Kristalle. So haben wir hier für ein und dieselbe Substanz, die Kiesel säure, nebeneinander drei verschiedene Zustände: den kolloi den, den glasigen und den kristallinischen Zustand. Ge nau genommen hat die Kieselsäure mehrere kristallinische Zu stände, da sie in mehreren Kristallformen vorkommt, unter denen der Bergkristall ein besonders hübsches Beispiel bietet. Der eine von diesen Zuständen, die hexagonale Kristallform des Bergkristalls, stellt bei gewöhnlicher Temperatur den Ruhe zustand der Kieselsäure dar, in den die anderen Zustandsformen überzugehen streben.