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Tannins vom Magendarmkanale aus nicht, oder unter dem Einflüsse des alkalischen Darminhaltes in nur sehr beschränktem Masse erfolgt. Wie wir in der Einleitung sahen, haben Le win u. a. die Ansicht vertreten, dass die Gerbsäure als Alkali- tannat im Darmkanale zur Resorption gelange. Ich möchte nicht bestreiten, dass eine wenigstens theilweise Resorption der Gerbsäure nach Darreichung in stark alkalischer, Eiweiss nicht fällender Lösung möglich ist, namentlich in Anbetracht der Resultate, die ich bei den noch zu erwähnenden Versuchen mit Tannigen, einer dem Tannin in jeder Beziehung sich ähn lich verhaltenden Substanz, erhalten habe. Ob aber eine Resorption des Tannins auch nach Darreichung desselben in Pulverform erfolgt, ist fraglich, vielmehr muss angenommen werden, dass das in den Darmkanal gelangende, an Eiweiss körper gebundene Tannin bereits hier wenigstens zum grössten Theil einer Zersetzung unterliegt und, wenn überhaupt, nur Spuren zur Resorption gelangen, welche wahrscheinlich in der Blutbahn schon rasch vollständig oxydirt werden. Für diese Annahme spricht einerseits die Gefahrlosigkeit der Verabfolgung grösserer Dosen von Tannin per os, andererseits die von Mörner konstatirte Thatsache, dass bei Hunden nach Darreichung von Tannin per os selbst bei Gaben bis zu 8,0 grm. keine Gallussäure zur Ausscheidung durch den Harn gelangt, während ich nach intravenöser Injection von wenigen Centigramm Tannin in stark alkalischer Lösung, also in einer Lösung, die aller Wahrscheinlichkeit nach im Darm zur Resorption kommen würde, bereits Gallussäure im Harne nachweisen konnte. Kommen wir zum Schluss auf die muthmassliche Todes ursache bei der Tanninvergiftung mit wenigen Worten zurück. Die Annahme, dass trotz der alkalischen Lösung des Tan nins durch primäre Thrombenbildung in den Gefässen in Folge