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Nr. 48. Wochenblatt für Dul»m- und Nrnarqen^ — Sonnabend, den 21 April 1806 Seite 2. vorragende Leistungen, von denen man es nach ihrem Ver halten vor der Einschulung am wenigsten erwartet hätte. Aber schon der Verlauf des ersten Schuljahrs bringt iw der Regel Klarheit. Nicht selten ändert sich das Bild allerdings auch im Laufe der Schulzeit. Dem begabten Faulpelz kommt der energische Fleiß des Minderbegabten zuvor. Durch Uebung wachsen die Kräfte. Wo gute Anlagen, wo Lust und Liebe, wo Meiß und Eifer vorhanden sind, da soll man, wenn es die Verhältnisse nur irgend gestatten, diesen guten Eigen schaften Raum zur Betätigung gewähren. Jedes für diesen Zweck gebrachte Opfer macht sich reichlich bezahlt. Ein junger Mensch mag werden, was er wolle, tüchtige Schulbildung wird ihm in jedem Berufe förderlich sein. Wo dagegen alle die erwähnten guten Eigenschaften fehlen, da soll man nicht glauben, daß Bildung unter allen Umständen durch Geld zu erlangen sei. luvitu Uiosrva, d. h. wenn die Weisheits göttin scheel blickt, ist alle Mühe von Eltern und Lehrern umsonst. Und so bleibt es denn dabei: Die Gunst nach Kunst, den Stand nach dem Verstände, dann steht es in der Schule gut und wohl im Vaterlande. — Das leidige Sitzenbleiben vergällte manchem Knaben oder Mädchen und mancher Familie die Osterfreude. Doch ist dies eine Frage, die im Allgemeinen zu viel vom Stand punkte des Ehrgeizes aus betrachtet wird. In der Volks schule hat das Sitzenbleiben nicht so sehr viel zu bedeuten. Denn es zeigt sich nicht selten, daß mittelmäßige Schüler im praktischen Leben mehr taugen wie gute. Die Neigung zum Praktischen ist im Leben dem schematischen Wissen vorzu ziehen. Nicht selten ist Krankheit die Ursache des Sitzen bleibens. In solchem Falle kann es den Eltern nur will kommen sein, denn ein kränkliches, schwaches Kind bedarf der Schonung. Dann hat das Sitzenbleiben das unverkenn bare Gute der größeren Gründlichkeit einer Stufe. Es ist besser weniger zu lernen, aber das wenige gründlicher Das Jagen unserer Zeit, das sich zum Teil auch der Schule be mächtigt hat, überhäuft nicht selten die Kinder mit zu vielem, so daß sie nicht Zeit haben zum tiefen Auffassen und zum tiefen Verständnis. Die Folge ist leichtes Vergessen Die Hauptsache bei allem Lernen ist und bleibt das feste Behalten. Von diesem Standpunkte aus betrachtet, kann das Sitzen bleiben oft als eine Wohltat angesehen werden. Darum nicht gleich verzagt und kopfhängerisch, wenn dar Mädchen oder der Knabe in der Schule sitzen blieb. — Schutz den Vögeln! Dem Reichstage sind zwei Gesetzentwürfe zugegangen, die einen erhöhten Schutz der Vogelwelt bewirken sollen. Danach soll das Vogelschutzgesetz vom 22. März 1888 in Zukunft wie folgt gestaltet werden: Das Zerstören und Ausheben von Nestern und Brutstätten der Vögel, das Zerstören und Ausnehmen von Eiern, das Ausnehmen und Töten von Jungen ist verboten. Desgleichen ist der Ankauf, der Verkauf, die Ankaufs- und Verkaufs vermittelung, das Feilbieten, die Ein-, Aus-, und Durchfuhr und der Transport der Nester, Eier und Brut der in Eu ropa einheimischen Vogelarten untersagt Dem Eigentümer und dem Nutzungsberechtigten und deren Beauftragten steht jedoch frei, Neste-, welche Vögel in oder an Wohnhäusern oder anderen Gebäuden und im Innern von Hofräumen ge baut haben, zu zerstören. Auch findet das Verbot keine An wendung auf das Einsammeln, den Ankauf, Verkauf, die Ankaufs- und VerkaufSvermittelung, das Feilbieten, die Ein-, AuS- und Durchfuhr und den Transport der Eier von Mö wen und Kiebitzen, soweit es nicht durch Landesgesetz oder durch landespolizeiliche Verordnung auf die Eier dieser Vögel für bestimmte Orte oder für bestimmte Zeiten ausgedeht wird. In der Zeit vom 1. März bis zum 15. September ist das Fangen und die Erlegung von Vögeln, sowie der Ankauf, der Verkauf und das Feilbieten, die Vermittelung eines hierdurch verbotenen An- und Verkaufs, die Ein-, Aus« und Durchfuhr und der Transport von Vögeln der in Europa einheimischen Arten überhaupt untersagt. Die Regierung sagt in der Begründung, daß die Vogelwelt von Jahrzehnt zu Jahrzehnt immer weiter abgenommen hat und auch nach dem Inkrafttreten des Vogetschutzgesetzes in stetem Rückgänge begriffen ist, und bezeichnet es als allgemeinen Wunsch, die ser bedauerlichen Erscheinung abzuhelfen. Bei unserer Damen welt wird dieser Wunsch nicht so „allgemein " sein. Denn der Vogelbalg auf den Damenhüten ist — leider! — noch immer sehr beliebt. Nach Erlaß des neuen Gesetzes wird diese Mode sehr bald Nachlassen. Dafür wird die Mensch heit sich wieder mehr an dem Gezwitscher und vem Flug der gefiederten Sänger erfreuen können. Und das ist doch ent schieden vorzuziehen. — Den Sendungen aus Deutschland nach Oesterreich- Ungarn mit lebendem Geflügel haben die Absender fortan Ursprungszeugnisse (Geflügelpässe) beizufügen, die den Vor schriften der Viehseuchenübereinkommens zwischen dem Deut schen Reich und Oesterreich-Ungarn vom 25. Januar 1905 entsprechen müssen. Die Geflügelpässe sind von den Orts behörden auszustellen und, außer im Grenzverkehr, mit einer amtstierärztlichen Gesundheitsbescheinigung zu versehen; bei der Versendung mehrerer Stück Geflügel sind Gesamtpäffe zulässig. Die Versendung der Pässe hat mit den Postpaket- adreffen und sonstigen Begleitpapieren zu erfolgen. Bei Sendungen mit Zier- und Singvögeln sind Pässe nicht er forderlich. Den Geflügelsendungen aus Oesterreich-Ungarn nach Deutschland müssen, soweit solche Sendungen zur Post beförderung zugelassen sind, ebenfalls Geflügelpässe beige fügt sein. — Das beste Geschäft bei dem diesmaligen großen Lose hat der Staat gemacht. Wie es nämlich heißt, sind fünf Zehntel des Loses als unverkäuflich wieder an die Lot teriedirektion zurückgesandt worden, sodaß der Staat nun mehr nahezu eine Viertelmillion einheimst. Dresden, 20. April. Der König hat den Kom mandeuren der Infanterie-Brigade Nr. 88 Generalmajor Wahle und der Infanterie-Brigade Nr. 89 Generalmajor v. Wartenburg den Abschied bewilligt. Der König hat den Generalmajor der Armee v Bosse rum Kommandeur der Infanterie - Brigade Nr. 88 und den Oberst Müller vom Infanterie-Regiment Nr. 177 unter Beförderung zum Gene ralmajor zum Kommandeur der Infanterie-Brigade Nr 89 ernannt. Der König hat ferner seinen bisherigen Flügel- adjutmten Oberst v. Schönberg zum Kommandeur des In fanterie-Regiments Nr. 177 und den Hauptmann Eulitz vom 6. Infanterie-Regiment Nr. 105 zu allerhöchstseinem Flügeladjutanten ernannt. — Dec Direktor der Dresdner Bank, Gutmann, dessen Gemahlin und zwei Kinder, die sich in Nürnberg zum Besuch aufhielten, sind infolge einer wahrscheinlich durch Fischgift hervorgerufenen Vergiftung schwer erkrankt. — Eme weitere Meldung besagt, daß beide Eltern und eine Tochter bereits gestorben sind. Dresden. Auf dem Schloßplatzs herrscht gegen wärtig eine rege Tätigkeit, um die Vorarbeiten zur bevor stehenden Enthüllung des König Albert-Denkmals rechtzeitig zum Ende zu bringen. Um das Denkmal, dessen hölzernes Schutzhaus bereits weggenommen ist, werden umfängliche PlanierungSarbeiten ausgefühct und zwischen der Fahrstraße und der katholischen Hofkirche errichtet man eine große Bühne. Dresden. Am Donnerstag nachmittags 4 Uhr 4 Min. ab Hauptbahnhof begab sich d r König in Begleitung des Flügeladjutanten Oberst von Wilucki nach Zittau zur Auer- hahnprrsch in den dortigen städtischen Forsten. Der Monarch nahm im Gasthofs zur Gondelsahrt am Nonnenfelsen Quar tier und wird am nächsten Sonnabend vormittags nach hier zurückkehren. Während de« JagdaufenthaltsS wird auch der Kronprinz mit einem Schulkameraden und in Begleitung des Oberlehrers Or. Bäumer in diesem Gasthofs Quartier neh men, er ist mit dem König dahin abgereist. Der Zug traf um 6 Uhr dort ein. Zur Begrüßung hatten sich AmtS- hauptmann v. Beschwitz und Oberbürgermeister Oertel einge funden. DaS Publikum begrüßte den König und den Kron prinzen seh« herzlich. Radeberg, 19. April. Vorverwichene Nacht zog ein von mehreren heftigen Schlägen begleitetes Gewitter über unsere Stadt, wobei ein Blitzstrahl größeren Schaden ver ursacht hat. Ein kalter Schlag fuhr in die Esse der Näh- maschinen-Schiffchen-Fabrik von Carl Barth und richtete be deutende Verwüstungen an. Er hob von der Esse 17 Meter vollständig aus, drehte sie dem Anscheine nach vollständig herum und schleuderte sie auf die Betriebsräume der Fabrik, die teilweise zerstört wurden Die Essentrümmer wurden weit fortgeschleudert und richteten an Fensterscheiben und Gebäuden viel Schaden an. Der Betrieb der Barth'schen Fabrik wird auf einige Tage vollständig ruhen müssen. Die Schwere des Schlags wurde in der ganzen Stadt gehört. In den Häusern der Nachbarschaft der Unfallstätte war die Erschütterung so groß, daß einzelne Ziegel von den Dächern, die nicht die besten zu sein schienen, fielen. — Die Königliche Kreishauptmannschaft zu Bautzen hat dem 13 Jahre alten Schulknaben Friedrich Wilhelm Loschke in Taubenheim für die am 10. Februar d. I. be wirkte Errettung eines fünfjährigen Kindes aus der Gefahr des Ertrinkens eme Geldbelohnung bewilligt. — An der Universität Leipzig werden vom Sommer semester ab Frauen mit den erforderlichen Reifezeugnissen und sächsische Volksschullehrerinnen, welche die zweite Prü fung mit I bestanden, als Studierende immatrikuliert, zur theologischen und juristischen Prüfung aber nicht zugelassen. — Erdbebenstation Leipzig. Wiederum ist, wie die „Leipz. Ztg." meldet, der Seismometer des Geologischen Institutes zu Leipzig durch ein gewaltiges Fernbeben in Mitleidenschaft gezogen worden. Dieses Beben hat sich in der Frühe des Mittwochs in den westlichen Staaten von Nordamerika abgespielt und insbesondere die Stadt San Franzisko in entsetzlicher Weise betroffen. Die ersten Wellen trafen hier nachmittags 2 Uhr 24 Min. 53 Sek. nach mittel europäischer Zeit, d. h ungefähr früh 5 Uhr 30 Min. nach Franzisko-Ortszeit ein und nahmen langsam an Stärke zu, bis 2 Uhr 52 Min. (mitteleuropäische Zeit gleich 5 Uhr 52 Min. San Franzisko-Ortszeit) die ersten der gewaltigen Oberflächenwellen anlangten, nachdem sie den 15 000 Kilo meter weiten Weg durch den ganzen nordamerikanischen Kon tinent, den Atlantischen Ozean bis in das Herz von Europa durchlaufen hatten Mit auffallender Stärke hielten diese Wellen bis 3 Uhr 6 Min. an, um dann von einer langen Reihe schwächerer Nachzitterungen gefolgt zu werden, die erst gegen 6 Uhr ganz allmählich ausklangen Das San Fran zisko-Erdbeben hat sich demnach hier in Leipzig in einem Zeitraum von 3 Stunden 35 Min. abgespielt, und zwar in einer so energischen Weise, daß die stärksten der Oberflächen wellen allhier noch tatsächlich horizontale Bodenschwan kungen von 1 bis 1,4 Zentimer Weite bewirkt haben, die sich in geradezu zerstörender Weise fühlbar gemacht haben würden, wenn diese Bewegungen bei ihrer weiten Entfernung vom Erdbebenursprungsorte nicht außerordentlich langsam, sondern in Form von kurzen Stößen erfolgt wären Niederwürschnitz. Auf dem Sterbebette trauen ließ sich der in der Grube des „Kaiserin Augusta-Schachtes " in Neu-Oelsnitz v E. durch hereinbrechende GesteinSmassen tödlich verletzte Bergarbeiter Zilinsky von hier. Die bei dem Unfall erlittenen Verletzungen führten alsbald seinen Tod herbei. Wurzen. Am Montag unternahmen von Wurzen aus fünf junge Leute eine Kahnfahrt auf der Mulde. In der Nähe von Schmöln kippte der Kahn um und die In sassen stürzten in das tiefe Wasser. Drei derselben konnten sich retten, doch zwei des Schwimmens nicht Kundige, die 20jährigen Malergehilfen Anton Müller aus Berg bei Hof und August Kühnavfel aus Braunsberg, ertranken. Die Leichen konnten noch nicht geborgen werden. Waldheim. Der Holzarbsiterstreik hat der Streik kasse etwa 100 000 Mark gekostet. Die ledigen Arbeiter sollen Unterstützung nicht mehr erhalten. Politische UmWan^ Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm ist durch die Nachricktsn von der schrecklichen Ka?astroshe, welch« über San Franzisko hereingebrochm ist, tief erschüttert worden; er übersandte dem P.äsidcnten Roosevelt ein sehr herzliches Bei leidstelegramm anläßlich der furchtbaren Ereignisse in San Franzisko. — Der Kaiser verweilte auch am Donnerstag über in Schlitz als Gast de» Grafen Görtz; der für den Nach mittag geplant gewesen« JagdauSflug veS Kaisers und d«S Grafen nach Jagdschloß Eichenberg mußte wegen der ringe« tretens» regnerischen Witterung unterbleiben. — Neueren Bestimmungen zufolge nimmt dar Kaiser paar voraussichtlich vom 12. Maiabeinen bi» zum 18. Mai währenden Aufenthalt in Schloß Urville bei Metz und be gibt sich dann nach Wiesbaden weiter. — Eine offiziös« telegraphische Auslassung au? Berlin in der „Köln. Ztg." tritt den von mehreren Seiten gegebenen Anregungen, der Reichskanzler möge in Hinblick auf seinen neulich?» Ohnmachtsanfall seine Repräsentations-Pflichten, namentlich, soweit sie durch den persönlichen Verkehr mit dem Kaiser bedingt seien, möglichst einschränken, entgegen. Die Auslassung betont, gerade der Reichskanzler würde der letzte sein, eine d°rartig« Rücksicht auf sich zu nehmen, außer dem sei er «in Frühaufsteher, und die gewöhnlichen in den Morgenstunden erfolgenden Besuche des Kaisers im Reichs- kanzlsrpalaiS und die sich hieran knüpfenden Spaziergänge im Garten legten dem Fürsten keinerlei Beschränkung auf. Wüt r wird hervorgehoben, wie der RsichSkanzler selber die sen zwanglosen Bsspr chungen mit seinem erlauchten Souve rän die höchste Wichtigkeit beimesss und eine Aenderung in dieser Gepflogenheit als eine Schädigung des StaatSinteresseS betrachten würde. DaS Telegramm bezeichnet auch gemacht« weitere Vorschläge zur geschäftlichen Entlastung de» Reichs kanzlers als praktisch undurchführbar, hebt di« Teilnahme de» Kaiserpaares an der Erkrankung des Fürsten Bülow hervor und teilt schließlich mit, dsr Fürst habe am Mittwoch daS Bett auf längere Zeit verlassen, was ihm ausgezeichnet be komm«' sei. — In M tz hat am Donnerstag die feierliche Bei setzung der einem Herzschlags erlegenen kommandierenden Generals des 16. Armeekorps stattgrfurden. D:r Kaiser ließ sich hie bä durch den Kommandeur de» 8. Armeekorps, General der Kavallerie v. Deims» prrveten. Kiel, 20. April. Bei einer Sprengübung, die das Torpedoboot «8 105" in der Stander Bucht heute Nach mittag vornahm, erfolgte vorzeitig eine Explosion. Der Kommandant des Bootes, Leutnant z. S. Pfeifer, wurde schwer verletzt und starb auf dem Transport nach dem Marinelazarett. — Das Kaiserpaar gebraucht diesmal in Homburg im Taunus die Kur. Ein offizieller Empfang unterbleibt des halb, ebenso finden auf Wunsch des Kaisers während deS Aufenthalts keinerlei Festlichkeiten statt. Dis Ankunft der Kaiserin mit ihrer Tochter Viktoria Luise erfolgte gestern Vormittag. Der Kaiser traf heute Sonnabend ein. —: Der Kaiser spendete für die durch den Ausbruch des Vesuvs Geschädigten 10 000 Mark — Für das 15. deutsche Bundesschießen in München sagten der Kaiser, der König von Württemberg und der Großherzog von Luxemburg Ehrenpreise zu. — In Breslau sind alle in den Betrieben der Metall industriellen beschäftigten gewerkschaftlich organisierten Ar beiter auSgespecrt worden, als Folge des Streiks unter den dortigen Metallarbeitern. Die Aussperrung betrifft über 5000 Mann Am Donnerstag Abend marschierten mehrere hundert Metallarbeiter in geschlossenem Zuge durch die be lebte Friedrich Wilhelm-Straße. An der Ecke der Schwert straße wurden sie von den Schutzleuten mit gezogenem Säbel zurückgetrieben. Breslau, 20 April. Bei den Krawallen, die gestern Abend stattgefungen haben, wurden 22 Personen, die sich der Schutzmannschaft widersetzten, verletzt, darunter sechs schwer, so daß sie ins Krankenhaus gebracht werden mußten. Auf Seiten der Schutzmannschaft wurden zehn ver letzte Heute blieben die A beitSwilligen unbehelligt. In der Gegend der Fabriken ist alles ruhig. Italien Nom, 20. April. Es verlautet, der Papst sei herzleidend un) hüte se.t zwei Tagen das Bett. Norwegen. Frau Baronin von Suttner, der be kannt; weibliche Friedensapostel, welche den diesjährigen Friedenspreis der Nobelst ftung erhalten hat, hielt am Mittwoch in Chnstiania den Vortrag, welchen die Zuer kennung der Nodelschen Friedenspreises bedingt. Dem Vor träge, welcher die Entwickelung der Friedensbewegung be- handelte, wohnten auch König Haakon, die Mitglieder der Regierung, deS StorthingS und des diplomatischen Korps bei. später nahm Frau von Suttner an einem ihr zu Ehren vom Minister des Aeußeren Lövlanö, dem Präsi denten des Nobelkomitss, gegebenen Mahls teil. Südafrika. Der Eingebor-nen-Aufftand in der Natal- kolonte nimmt einen immer ernsteren Charakter an. Die Mobilmachung der gesamten Miliz der Kolonie ist erfor derlich geworden. China. Der bisherige deutsche Gesandte in Peking, Baron Mumm von Schwarzenstein, ist von dort infolge seiner Ernennung zum neuen deutschen Botschafter in Tokio abberufen worden. Am Mittwoch hatte Baron Mumm seine AbschieöSaudienz beim Kaiser und bei der Kaiserin- Mutter von China, w bei Baron Mumm und die Kaiserin in den zwischen ihnen gewechselten Reden die Hoffnung auf eine weitere freundschaftliche Gestaltung de- deutsch- chinesischen Verhältnisse» aussprachen. Frankreich. Aus Lenz wird zu den Streikunruhen vsm Mittwoch weiier gemeldet: Gegen 4 Uhr nachmittags nahmen die Ausständigen eine drohende Haltung ein. Dra goner gingen zum Angriff vor. Ein Offizier und mehrere Dragoner wurden durch Steinwürfe verwundet. Ein Kran kenwagen, welcher die Verwundeten aufnehmen sollte, wurde ebenfalls mit Steinen beworfen und mußte umkehren. Die Ausständigen und die Soldaten machten sich die Bahnstrecke streitig, wobei da« Militär mit gefälltem Bajonett vorging. Gegen 5 Uhr schien Ruhe einzutreten; aber gegen 7 Uhr schleuderten die Ausständigen, die sich hinter Barrikaden ge flüchtet hatten, von neuem Steine gegen die Soldaten, wo bei ein Jnfanterieoffizier am Kopf getroffen wurde. Nach mehrfachen vergeblichen Aufforderungen, den Platz zu räu« Fortsetzung in der Beilage.