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Nr. 88. Wochenblatt für Pulsnitz und Umgegend. — Donnerstag, den 29. März 1906. Seite 2. — Lander-Irrenanstalt in ArnSdorf Die Finanz deputation der Zweiten Kammer entschied sich betreffs des Baue- einer LandeS-Jreenanstalt in ihrer gestrigen Sitzung einstimmig für Arnsdorf. — Die Anlegung eines zweiten sächsischen Truppen- Uebungsplatzes innerhalb der sächsischen Grenze scheint nun mehr gesichert. Wenigstens geht dies aus einer Vorlage der Königlichen Staatsregierung hervor, welche dieser Tage in der Zweiten Kammer zur Beratung gelangte. Danach wurde die Genehmigung der Ständeversammlung nachgesucht zur Veräußerung des Schwepnitzer Staatsforstreviers oder von Teilen desselben zu angemessenen Preisen behufs Anlegung eines Truppenübungsplatzes in der Gegend von Königsbrück. Damit ist begründete Hoffnung vorhanden, daß von einer Anlegung des Platzes in der Gegend von Belgern-Torgau endgültig abgesehen werden kann. Wir können uns vom sächsischen Standpunkte aus den Gefühlen der Genugtuung, die in der Zweiten Kammer von allen Seiten über den jetzigen Stand der Angelegenheit geäußert wurden, auS gan zem Herzen anschließen. Denn durch die Errichtung des zweiten Uebungsplatz-» in Sachsen werden dem Lande nicht nur Millionen erhalten, sondern eS wird auch berechtigten sächsischen Gefühlen, die mit den Hoheilsrechten der Krone im Zusammenhang stehen, Rechnung getragen. Das Ver dienst, die öffentliche Aufmerksamkeit des gesamten Landes auf die Verhandlungen gelenkt zu haben, die bezüglich des zweiten Truppen-UebungsplatzeS mit außersächsischen Gemein den schwebten, gebührt dem Konservativen Vereine in Dres den. In seiner Versammlung, die Mitte Mai 1905 in Dresden stattfand, klärte Herr Generalmajor z. D. Sachse in einem allgemein verständlichen Vortrage die Bevölkerung darüber auf, was für Sachsen alles in volkswirtschaftlicher und staatlicher Beziehung auf dem Spiele stände, wenn der Uebungsplatz in Preußen angelegt würde. In derselben Versammlung empfahl Herr Kommerzienrat Grumbt in Dres den dar Gelände bei Königsbrück als geeignet zur Anlage eines Truppen-Uebungsplatzes. Von da ab kam Bewegung in die Sache und das Interesse dafür, den Uebungsplatz Sachsen unbedingt zu erhalten, wurde allgemein Wir können es dem sächsischen Kriegsministerium nur Dank wissen, daß eS viesen Bestrebungen von Anfang an das größte Wohl wollen entgegengebracht hat. — Die zweite Deputation de? Erste» Kammer bean tragte, die erste Kammer wolle in Uebereinstimmung mit der Zweiten Kammer beschließe», die Veräußerung de« Schwep nitzer Staatsforstrevier» bezw. von beiden Teilen derselben zu angemessenen Preisen, behufs Anlegung eines Truppen übungsplatzes in der Gegend von KönizSbrück, unerwartet der genauen Feststellung der Größe de« abzutrstenden Areals und des dafür zu fordernden Preises schon jetzt die vsr- faffungsmäß'ge Zustimmung zu erteilen. — ES ist dis Aussicht vorhanden, daß in Sachse» auch an Sonn- und Festtagen aus den StaatSerse»bahn?n die vierte Klaffe verkehre» wird. Di« Finanzseputation 8. der 2. Kammer des Landtags hat beschlvffrn, die StaatSregierung um Gewährung dieser Maßregel zu ersuchen. — Ueber den Stand des Nordostbahnprojektes Riesa- Großenhain-Königsbrück-Kamenz liegt aus dem Landtage eine recht erfreuliche Nachricht vor. Die Finanzdeputation L der Zweiten Kammer, welche die Eisenbahnsachen in Spe zialberatung zu erledigen hat, beschloß, die Petitionen um Erbauung obiger Bahnstrecke der Königlichen Staatsregierung zur Erwägung zu überweisen. Der Kriegsminister hat eini gen Abgeordeten gegenüber ausgesprochen, daß von militä rischer Seite dieser Bahn Wichtigkeit beigemessen werde. — Die Erzherzogin Otto von Oesterreich, eine Schwester deS Königs von Sachsen, hat sich einer Blinddarmoperation unterziehen muffen, dieselbe nahm einen günstigen Verlauf, — Der österreichisch-ungarische Thronfoger Erzherzog Franz Ferdinand traf am Dienstag Mittag 1 Uhr inDres « den ein, um am königlichen Hofe in Stellvertretung des Kaisers Franz Josef den Besuch zu erwidern, welchen König Friedrich August dem greisen Herrscher am 3. Mai 1905 in Wien abgestattet hatte. Auf dem Hauptbahnho'e war großer Empfang; der König, welchen Prinz Johann Georg begleitete, begrüßte sich ungemein herzlich mit dem hohen Gaste, dann begleitete er denselben zu Wagen nach dem Re- fidenzschloffe. Abends 6 Uhr fand daselbst Galatafel zu Ehren des Erzherzogs statt, wobei der König einen Trink spruch aus den Kaiser Franz Josef und den Erzherzog aus brachte, welchen letzterer mit einem Toast auf König Fried rich August und sein Haus erwiderte. Abenos 8 Uhr wohnte der König und der Erzherzog Franz Ferdinand nebst dem Prinzen Johann Georg und der Prinzessin Mathilde einer Galavorstellung in der Königlichen Oper bei. — Die Königin-Witwe in Lugano. AuS Ares (Tirol) wird unterm 27. d. M. gemeldet: Königin-Witwe Carola von Sachsen und Gräfin von Flandern sind nach sechzehn tägigem Aufenthalt samt Gefolge nach Lugano abge»eist, wo sie 1—2 Wochen, wie eS heißt, zu verweilen gedenken, weil der König von Rumänien (Bruder der Gräfin von Flandern) dieser Tage dort eintrifft, um zur Erholung längeren Auf enthalt zu nehmen. Die Königin versprach in der nächsten Saison wieder zu kommen. — Verabschiedung des Grafen Hohenthal in Berlin. Zu Ehren des von Berlin scheidenden bisherigen sächsischen Gesandten Grafen Hohenthal hatten sich am Montag Abend um den beliebten Diplomaten und dessen Gemahlin im Hotel „Kaiserhos" die näheren Freunde seines Hauses an festlicher Tafel versammelt. ES war auch der Reichskanzler Fürst Bülow mit Gemahlin erschienen. Vom diplomatischen Korps sah man die Botschafter von Rußland, England, Oesterreich- Ungarn, Italien, Spanien und den Vereinigten Staaten mit ihren Gemahlinnen, ebenso den türkischen Botschafter u. a. Von den Ministern waren erschienen Graf PosadowSky, v. Tirpitz, v. Rheinbaben, Studt, der Hausminister Graf Wedel; ferner waren anwesend Generalfeldmarschall v. Hahnke und mehrere Mitglieder der Hofgesellschaft. Der Reichs kanzler hielt eine Ansprache, in der er zunächst daran er innerte, daß vor 21 Jahren Kaiser Wilhelm der Erste die Wahl deS Grafen Hohenthal zum sächsischen Vertreter in Berlin als ihm besonders genehm bezeichnet habe. Das damalige Beglaubigungsschreiben des Grafen sei von dem unvergeßlichen König Albert unterzeichnet worden. Seitdem hätten zwei sächsische Monarchen diese Beglaubigung erneuert. In manchem Wechsel der Jahre seien die engen nachbarlichen Beziehungen zwischen Preußen und Sachsen unberührt ge blieben und sie hätten sich bei Graf Hohenthal jederzeit in guter Hut befunden. Graf Hohenthal bleibe auch fernerhin Mitglied des Bundesrates, dessen eifriger Teilnehmer er stets gewesen sei, und Fürst Bülow hoffe, ihn noch oft zu wich tigen Bundesratssitzungen hier erscheinen zu sehen. Er, Fürst Bülow, sei überzeugt, daß Graf Hohenthal trotz aller Schwierigkeiten und Hindernisse der ihm in Dresden gestell ten ernsten Aufgabe sich gewachsen zeigen werde, denn er besäße diejenigen Eigenschaften, welche im politischen Leben und im politischen Kampfe schließlich doch obenauf bleiben, nämlich Ruhe, gesunden Menschenverstand und Festigkeit des Charakters. Graf Hohenthal dankte herzlich für die ihm be wiesene Freundschaft. Er verlasse mit tiefem Bedauern seinen Posten und tue es nur, um dem dringenden Wunsche seines Königs Folge zu leisten. — Der sächsische Gesandte am Berliner Hofe, Graf von Hohenthal und Bergen, dec Nachfolger des aus dem Amte scheidenden Vorsitzenden des sächsischen Staatsministe riums und Ministers des Inneren v. Metzsch, verläßt An fang April seinen bisherigen Posten und begibt sich zunächst auf seine Güter. Die definitive Uebernahme des Ministec- amles seitens des Grafen Hohenthal erfolgt erst nach dem Schluffe der sächsischen Landtagssession am 7. April In den Berliner Hof-, Regierungs- und diplomatischen Kreisen sieht man den Grafen Hohenthal nur sehr ungern scheiden, auch beim Kaiser selbst erfreute er sich großer Beliebtheit. Dresden, 26. März. Als gestern Abend im Hofe einer Maschinenfabrik auf der Rosenstraße einige Männer damit beschäftigt waren, ein 3000 Kilogramm schweres Rad mit einem Kran umzulegen, fiel dasselbe plötzlich auf einen in dessen Nähe befindlichen Arbeiter. Besinnungslos und innerlich schwer verletzt wurde der Mann in das Kranken haus gebracht, wo er verstarb. — Zu ver schweren SchiffShavari«, die sich am Mon tag — Vormittag auf der Elbe an der AugustuLbrücke in Dresden ereignet?, wir» noch gemeldet: Der Kahn „Alwins Augusta" deS SchiffeignerS E K ouse auS Pretzsch hatte an der Carolabrücke eu. 70 000 Stück Zisgel geladen und sollte von einem der kleinen Elblotssndampfer talwärts geschleppt werden. Bei der Durchfahrt durch die Augustus- brücks verfehlte ser Kahn mfolgr der starken Strömung an scheinend die Einfahrt und rannte aus den vierten Brücken pfeiler so heftig auf, daß drr Anter abbrach. Dir Strömung riß den Kahn sodann herum nnd legte ihn quer vor den vierten bis sechsten BrÜckenpfeil-r. Dabei ist der Kahn nicht weniger als viermal geb.ochen. Das HintertsU ist auf Gruad geraten und vollständig zertrümmert. Dis Schiffahrt ist bis zu der sofort in Angriff genommenen Bergung, die sich sehr schwierig gestalten dürfte, gesperrt. DaS Unglück führt ein mal wieder recht drastisch vor Äugen, eine wie zwingende Notwendigkeit der nun endlich beschlossene Umbau der Au- gukuSbrücke für dis Schiffahrt ist. Bei starker Strömung ist rs fast unmöglich, die großen Eldkähne durch die engen Brückenöffnungen unversehrt hindurchzubringen. — 33 Tage gehungert. Am Montag abend 6 Uhr wurde dir Hungerkünstlerin Buscharv, die in einem Dresdner Panoptikum 33 Tage in einer mit Glaswände« umgebenen und ständig bewachten Zelle gefastet hatte, unter großem Andrang de« Publikums wieder autgemauert. Die Hunger künstlerin hat de» Rekord Saccos in Wien um drei Tage übertroffen und während dieser Zeit nu, 16 Flaschen Mine ralwasser zu sich genommen. Nach den Angaben de» Impre sario soll sie 26 Pfund abgenomme» haben. Sie hat sich bereits 6 Mal produziert, doch war di« diesmalig« Hunger- verlöre die längste. Der Menschenandrang zu der Aus mauerung war ei» kolossaler. Hunderte konnten keinen Ein laß finden. Bautzen. Drr Lansesverband evaug.lffchsr Arbeiter vereine im Königreich Sachsen hiUt am Sonntag im Bür- gergarten unter reger Beteiligung von Vertretern der Ver- bandlvereine aus den verschiedensten Orten Sachsens seine ordentliche Hauptversammlung ab. Dieselbe wurde nach einem gemeinschaftlichen Mittagessen sowie einer erbaulichen An sprache deS Herrn Pastor Sekunda"»« Haebler und einem Chorgesang durch Herrn Pastor Winter DreSven eröffnet. Anwesend waren 73 Delegierte von 40 Vereinen und zahl reiche Gäste. In seiner EröffnungLceoe gedachte Herr Pastor Winter der Stiftung von 3000 Marl durch Se. Majestät den König zur Unterstützung deS im Mai in Dresden statt findenden sozialen ÄusbilüunzSkursus für Arbeiter. Die Versammlung gab ihren Dank hierfür, sonne ihrer nationalen Gesinnung in einem dreifachen Hoch auf den Monarchen Ausdruck. Der vom Vorsitzenden erstattete Geschäftsbericht stellte fest, daß dem LandeSverbande 52 Vereine mit 13 109 Mitgliedern angehören. Mit dem sogenannten Zwickauer Verband, dem 16 evangelische Arbeitervereine mit 1659 Mit gliedern angehören, ist vom Landesverband: em Kartell ein« gegangen worden. Die Finanzlage de« Landesverband« hat sich wesentlich gebessert. ES ist ein Kaffenbestand von 1778 Mark vorhanden. Sodann fand eme von Herrn Pastor Frohberger-DreSden eingrbracht« Resolution einstimmige An nahme, in der au» gesproßen wird, daß der Landesverband eine baldige Aenderung de« gegenwärtigen LandtagSwahlrecht zugunsten einer stärkeren Vertretung der minderbemittelten Volksklaffen in der sächsischen Zw'iten Kammer für dringend notwendig hält. Au« de» nunmehr folgenden Berichten der KreiSvsrfitzenden drr Verbände im Plauenschen Grunde, in Meißen, Zwickau, Leipzig, Pirna und Plauen i. V. war zu entnehmen, daß überall eine lebhaft« soziale Tätigkeit in den evangelischen Arbeitervereinen herrscht. — Gestorben ist in Annaberg Herr Bahnhofs inspektor Oelzner im Alter von 58 Jahren nach schwerem Leiden. Der Verblichene war bi» 1896 Bahnhofsinspektor in Arnsdorf. — Urber den Nachlaß des verstorbenen Banko» eltor« Stohn in Zwickau ist nunmehr da» Konkursverfahren eröffnet worden. Stohn hat, wie jetzt bekannt wird, nicht allem gegen 300 000 Mk. Bankgelder unterschlagen, sondern auch die Kaffen einiger gemeinnütziger Vereine, die er zu verwalten hatte, schwer geschädigt. — Fortbildungsschülern zur Wahrnung teilt da« „L. T." folgendes Urteil mit: Der 16 jährige Lehrbursche Paul Friedrich Hennig in Wahren besucht die dortige Fortbil dungsschule. Al» der Unterricht am Abend des 30. Januar beendigt war, schrieb er an die Wandtafel «ine Bemerkung, die eine schwere B-leioiqung des Lehrer« Sch , der an der Volksschule angestellt ist, enthielt. Di« Schuljungen lasen die Bemerkung und machten davon Anzeige. Die Folge da von war, daß gegen Hennig da» Strafverfahren wegen Be leidigung eingeleitet und daß rr in Berücksichtigung der gro ßen Frechheit, di- er an den Tag g legt hat, verurteilt wurde. Ec gab dem Richter gegenüber ohne weitere« zu, die Be merkung geschrieben zu haben. Er hab« da» getan, um den Lehrer Sch. zu ärgern, der ihm früher einmal eine Ohrfeige gegeben habe. Herr Sch. selbst konnte sich daran nicht mehr erinnern, möglich sei es aber bei dem öfteren flegelhaften Betragen deS Burschen. Da« Urteil lautete auf einen Mo nat Gefängnisstrafe. Hennig wurde zur Verbüßung dieser Strafe sofort in Haft genommen und abgeführt. Politische Umschau. Deutsches Reich. Der Kaiser gedenkt an diesem Sonn abend '/j7 Uhr abenos in Weraizerrod: zu seinem angffaaten Besuche beim Fürsten Stollbsrg-Wernigecrode einzutreffen. Vereine und Schulen bilden beim Empfange de« Monarchen Spalier. Sonntag Vormittag wohnt der Kaiser dem Gottes dienst in der Schloßkirch? bei, abends 7 Uhr ist Festtafel im Schloff«, um 10 Uh? findet dann die Abreise des hohen Gaste« nach Krefeld statt. — Der „Köln. Ztg." zufolge beabsichtigt da» Kaiser paar im Residcnzschloffe zu Hombu g im TaunuS vom 16. April ab einen mehrwöchigen Aufenthalt zu nehmen. — DaS Kaiferpaar wohnte am Dienstag Vormittag einer Gedächtnisfeier .für die verstorbene Herzogin - Witwe Wilhelm zu Mecklenburg in der Potsdamer Frisdenskirchr bei. Am Mittwoch Abend erfolgt« die Uebersührung ter Leich« der entschlafenen Fürstin von ver Wilsparkstation aus nach Schwerin zur Beisetzung. — Die geplant« Mitielmrsrreiss des Kaiser« scheint in der Tat noch nicht fssizuftehsn. Hieraus deutet wenigstens der Umstand, hin, daß Sie ursprünglich auf den 27. März angesagt gewesene Absahrt der Besetzung der kaiserlichen Nacht „Hohsnzollem" von Kiel nach Hamburg, wo die Bs« satzung an Bord des vom Kaffer für die Mittelmerrsahrt gescharten Dampfer» „Hamburg" gehen sollte, aus unbe stimmte Zeit versiobrn worden ist. — Di« Grenzstccitigkeiten zwischen Deutschland und Frankreich in Wes afrika sind zu gunsten Deutschland» erle digt. Von den beiderseitigen Abgrenzungskommissionen ist festgestrllt worden, daß der Miffumiflu, wo vorig s Jahr ein Zusammenstoß zwischen Deutschen und französischen Kolonial» trupven stattsand, zum deutschen Kamerungebiet gihört. Oesterreich »Ungarn. Am Dienstag hat in Wien wieder ein großer ungarischer MiMerrat unter Vorsitz de» Kaiser Franz Joses stattg-funden. Gutem Vernehmen nach ist hierbei die Frage der Ausschreibung von Neuwahlen zum ungarischen Reichstag zur Erörterung gekommen. Frankreich. Di- Streikbewegung im nordsranzösischen Kohlengebiet verschärft sich. Das Streilkomi!« fordert die AuSständischen auf, den Achtstundentag und 8 Franken Lohn zu verlangen. Spanien. Zur Marokko-Angelegenheit. Die Marokko-Konferenz zu AlzesiraS hat am Montag nach mehr -vi« einwöchiger Pause endlich wi-der eine Plenarsitzung abgehalten. In derselben gelangte hauptsächlich der n-ue VermittelungSvorschlag de« österreichischen Delegierten Grafen Welsertheimb zur Polizeifrag« zur Ermterunq, welcher darauf hinausläuft, die Kontrolle ve« diplomatischen Korps in Tan ger und de« neutralen Generalinspektors zu verstärken, da gegen die neutral« Polizei-Station in Ca'ablanea fallen zu lassen. Nach längerer Debatte wurden laut einem offiziösen Kommunique au« AlgesnaS über diese Sitzung Artikel 1 de« Polizetentwurf-S (Bildung der Polizei aus marokkanischen Truppen), Artikel 2 (Ausbildung der Polizri von französischen und spanischen Offizieren), Artikel 4 (Effektivstärke der Polizei- truppe 2500 Mann im Max-muw, Höchststärke der Offiziere 20, ve» Unteroffiziere 40) und Artikel 5 (2»/, Millionen Fels. als jährliche» Budget für die Polizei) angenommen. Artikel 3 (Ausbildung und Befugnisse der Instrukteur«), 6 (Schaffung d«r Inspektion) und 7 (Tätigkeit der Polizei und Funktionen deS Inspekteurs) wurden nebst den hierzu gestellten verschiedenen Amendement» zur endziltigen Fassung an die Redaktionskommission« zurückgewies«n. Schließlich genehmigte die Konferenz noch die Artikel 8 und 9 (Fest setzung de« Gehalt«» de» Inspekteur« aus 25000 F-e«. Rutzlaud. Dir Wahlen zur russischen Neichrouma sind durch kaiserlichen UkaL sür Estland auf den 27. April, für Kurland und Livland auf den 3, Mai festgesetzt worden. — Urber die Behandlung der UntersuchungSgefangenen in drn russischen Gefängnissen werden schaurige Einzelheiten bekannt. Um den Unglücklichen Geständnisse zu ««pressen, werden die gräßlichsten Foltern angewandt, di« der FanatiS- mu» de» finstersten MittrlalterS ersann. Aut dem War schauer Gefängnis gelang «S einem Internierten, briefliche Mitteilungen über die furchtbaren G««url an dir Oeffentlich- keit gelangen zu laff-n. Der Briefschreiber, der unschuldig in dem Gefängnisse sitzt, sagt« unter anderem: Ich mußte auf einem Stuhle, mit dem Gesicht nach der Wand, siebt» Stunden lang, ohne mich zu rühren, sitzen. Al» ich abge führt wurde, sah ich auf einem Sofa einen jungen Mann liegen, dem die Haut von Nase und Stirn in Fetzrn herab hing; in dem nächsten Zimmer lag «in schwer verstümmelt«» Mann. Ich wurde in eine daran anstoßende Kammer ge- Fortsetzung in der Beilage.