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Wochenblatt Velegeamm-klöitsse: kepn 8 p lecbee bloclienblalt pulsnik r; -r. tto. 18 M. und Umgegend Erscheint Dienstag, Donners- tog and Sonnabend. Beiblätter: Illustr. Sonntags blatt u. Humor. Wochenblatt Inserate für denselben Tag sind bis vormittags zo Uhr aufzuaeben. Einspaltige Zeile oder deren Raum 12 kokalpr. 10 Reklame 2<l Lei Wiederholungen Rabatt. Rlle Nnnoncen-Expeditionen nehmen Inserate entgegen. Amts-Blatt > des liömgl. klmtsgenckts und des Stadtratkes su pulsnttL. Rbonnement. Monatl. 50 H., I vierteljährlich Z.2L bei j kreier Zustellung ins Haus, > durch die Post bezogen unter Nr. ««02 z.2S. -LL ! für Pulsnitz Amtsblatt für den Bezirk des Aönigl. Amtsgerichts Pulsnitz, umfassend die Ortschaften : Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Böhmisch-V / ung, Großröhrsdorf, Bretnig Hauswalde, Ohorn, Gbersteina, Niedersteina, Weißbach, Oberlichtenau, Niederlichtenau, Friedersdorf-Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, fichtenberg, Alein-Dittmannsdorf Druck und Verlag von E. L. Förster'» Erben (Inh.: I. w. Mohr.) Expedition: Pulsnitz, Bismarckplatz Nr. 2«s. Verantwortlicher Redakteur Otto Vorn in Pulsnitz. Donnerstag, den 14. Dezember 1905 Wr. 149. 87. Jahrgang. Wekanntmacbung. Nach ergangener Verordnung des Königlichen Ministeriums des Innern zu Dresden ist es in letzter Zeit wiederholt vorgekommen, daß Personen, die Haar färbemittel gebraucht haben, an Entzündungen der Haut des Kopfes, des Gesichts, des Halses, zuweilen auch der Brust und der Arme, mitunter begleitet von ner vöser Erregung ernstlich erkrankt sind. Insbesondere sind solche Fälle bei der Verwendung der Haarfärbemittel „Nu ein" und „Nu tin" (Vitek's Nucin-Nußextrakt) beobachtet worden. Da die bezeichneten, in den Zeitungen angebotenen Mittel nach deren chemischen Untersuchung das gesundheitsschädliche Paraphenylendiamin enthalten, so wird vor dem Gebrauch jener Haarfärbemittel hiermit gewarnt. Pulsnitz, den 11. Dezember 1905. Der Staötrat. " vr. Michael, Bürgermeister. Mekanntmachung. Mit dem 1. Januar 1906 treten die Bestimmungen der Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 27. Juni 1905 über Betriebe, in denen Maler-, An streicher-, Tüncher-, Weistbinder- oder Lackierer-Arbeiten ausgeführt werden (Reichsgesetzblatt Seite 555 flg.) in Kraft. Diefe Vorschriften haben auch in kleineren und insbesondere Handwerksbetrieben der genannten Art Beachtung zu finden und wollen die Inhaber dieser Betriebe, welche in denselben Arbeiter beschäftigen, sowie von solchen anderen Gewerbebetrieben, in denen Arbeiter ständig oder vorwiegend bei Maler-, Anstreicher-, Tüncher-, Weißbinder- oder Lackiererarbeiten verwendet und dabei Bleifarben oder deren Gemische — und zwar nicht nur gelegentlich — verwendet werden, sich mit den bezeichneten Bestimmungen rechtzeitig bekannt zu machen und sie nach ihrem Inkrafttreten genau befolgen. Die bezeichneten Vorschriften nebst Bleimerkblatt liegen an Ratskanzleistelle zur Einsicht für die Beteiligten aus. Pulsnitz, den 14. Dezember 1905. DerStcrötvat. ^Or. Michael, Bürgermeister. Neueste Kreignisse. Der Glasmachermeister Linke in Kamenz wurde wegen sechsfachen Mordes und vorsätzlicher Brandstiftung sechsmal zum Tode, zu 5 Jah ren Zuchthaus und zum dauernden Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt. Im Reichstag brachte gestern Freiherr von Sten gel einen vierten Nachtragsetat für Deutsch südwestafrika ein. Aus dem Süden Deutsch-Ostafrikas werden neue Gefechte gemeldet, in einem von ihnen wurde Hauptmann von Seyfried leicht verwundet. Die Weizenmühle in Ludwigshafen, die größte in Deutschland, ist gestern um Mitternacht völlig niedergebrannt. Mehrere Müller wurden schwer verletzt, einer tötlich. Der Gouverneur von Kamerun Herr v. Putkamer ist vom Kolonialamt nach Berlin berufen wor den, um sich wegen der Klageerhebung der eingeborenen Beschwerdeführer zu rechtfertigen. Die russische Regierung hat beschlossen, die Ein berufung einer konstituierenden Versammlung die sich mit der Frage der Prüfung des all gemeinen Wahlrechts befassen sollte, rundweg abzulehnen. Was hat Deutschland von dem Regierungs wechsel in England zn erwarten? Die Erfahrungen des letzten Sommers und die deutsch, feindliche Neigungen in England haben deutlich gezeigt, was England »urutrauen ist, um seine dominierende Welt herrschaft zu be estiaen Da entsteht die Frage, ob durch den Regierungswechsel in England und die Uebernahme der- Staatsleitung durch Parteiführer der Liberalen und Unionisten unter Campbell Bannerman eine wesentliche Aen- derung in der Haltung Englands gegenüber zu erwarten ist. Diese Frage kann nicht ohne weiteres mit Ja oder Nein beantwortet werden. Zunächst muß man bedenken, daß die Unionisten, die eine wesentliche Stütze des konservativen Ka- binetS unter dem früheren Ministerpräsidenten Balfour bil deten, auch das neue liberale Kabinet stützen, also in der auswärtigen Politik Englands sich schwerlich etwas ändern wird. Dabei kommt auch in Betracht, daß das Kabinet Balfour auf dem Gebiete der auswärtigen Politik durch das Bündnis mit Japan, die Niederlage Rußlands und die will fährige Freundschaft Frankreichs die denkbar größten Erfolge davongetragen hat, und daß England mehr als je die ton angebende Weltmacht in Asien und Europa geworden ist, und fürchteten die Franzosen nicht, daß sie in einem euro päischen Kriege die Zeche zahlen müßten und deshalb Eng lands Verlockungen widerstehen, die Rolle Deutschland gegen über zu spielen, die Japan mit Unterstützung Englands gegenüber Rußland gespielt hat, so hätten wir wahrscheinlich schon letzten Sommer einen großen Krieg gehabt. Kurzum, Mißerfolge oder Schwierigkeiten der auswärtigen Politik sind nicht die Ursachen des Rücktrittes des Ministeriums Balfour, die Gründe des Regierungswechsels sind vielmehr auf dem inneren Gebiete Englands und der Handelspolitik zu suchen. Herr Balfour hat erkennen müssen, daß die Mehrheit des englischen Volkes für die imperialistische Politik Chamberlains mit der Zollunion mit allen Kolonien und der Schutzzollpolitik nach außen nicht zu haben ist. Infolgedessen fühlte sich das Kabinet Balfour nicht mehr recht sicher. Aber auch das neue Kabinet kann nicht von sich sagen, daß eS vom Vertrauen der Wähler getragen werde, denn die letzten Parlamentswahlen in England brachten keine liberale, son dern eine konservativ-unionistische Mehrheit. Also müssen naturgemäß bald Neuwahlen in England stattfinden, und erst nach dem Ausfälle derselben wird man sehen, ob eine Besse rung der Beziehungen zwischen England und Deutschland erwartet werden kann. Angenommen kann jetzt nur werden, daß die imperialistische auf Erweiterung der Weltmachts stellung Englands gerichtete Tendenz in der Regierungspolitik zu einem gewissen Stillstand gekommen ist, indem die Libe ralen Englands nicht in die Fußtapfen Chamberlains zu treten geneigt sind. Im übrigen muß aber erst alles die künftige Entwickelung der Dinge in England lehren, denn die Kon servativen fühlen sich dort nicht als die vollständig Geschla genen, und die neuen Parlamentswahlen könnten Ueber- raschungen bringen. Allerdings gibt es in England auch liberale Imperialisten, die mit den Unionisten stark sympathi sieren. Und dann hat das neue Kabinet in England auch noch mit der Befestigung seiner Stellung zu tun. Campbell- Bannerman ist eS gelungen, die sich ihm entgegenstellenden Schwierigkeiten zu überwinden und sein neues Ministerium zustande zu bringen. Sir Edward Grey hat das Porte feuille des Auswärtigen übernommen, trotzdem Campbell- Bannerman, vorläufig wenigstens, Führer der Liberalen im Unterhause bleibt. Die liberalen Imperialisten haben also den Radikalen zunächst nachgegeben in der ganz richtigen Erwägung, daß es jetzt darauf ankommt, bei den nahenden Wahlen eine möglichst stattliche liberale Mehrheit zustande zu bringen, was bei einem offenen Konflikt zwischen den ge mäßigt Liberalen und den Radikalen schwerlich hätte geschehen können. Daß die konservative Opposition die Gegensätze im englischen Liberalismus aufmerksam verfolgt und auszunutzen versuchen wird, zeigt die von Balfour in Manchester gehal tene Rede, in der er besonders die Erfolge der Unionisten auf dem Gebiete der auswärtigen Politik hervorhob, die Ge schlossenheit der Unionisten in diesen Fragen betonte, dem gegenüber auf die Zwiespältigkeit der Liberalen hinwies und an die Hoffnung, die Liberalen würden die auswärtige Politik der »monistischen Regierung fortsetzen, gleich den Zweifel knüpfte, ob sie diese Politik mit Erfolg, und Stetigkeit auch fortzuführen imstande sein würden. Der Sarkasmus, der aus dieser Gegenüberstellung spricht, ist recht deutlich und scharf. Sind die Liberalen klug, so können sie aus dieser Rede lernen, wo die Konservativen, deren^Führer Balfour bleiben will, die Hebel einzusetzen gedenken. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz Auf einem Uebungsritt begriffen, trafen heute Mittag 24 Offiziere der Militärreitanstalt Dresden, 1 Unteroffizier, 15 Offiziersburschen mit 28 Pferden in hiesiger Stadt ein. Die Verquartierung erfolgte im Hotel „G auer Wolf", Schützenhaus, Herrnhaus und Sächsischen Hof. Morgen Freitag erfolgt die Rückkehr nach Dresden. — Weihnachten steht vor der Tür, der poetische Höhepunkt des Jahres! Wieder hat die sorgende Mutter, die schaffende Hausfrau, die liebende Braut, die sinnige minnige Tochter lange Winterabende hindurch fleißig die Hände gerührt; sogar die kleinen Mädchen haben nicht ver säumt, ihre noch ungeübten Finger in dauernde Bewegung zu setzen, und der gute Vater hat gern die Börse geöffnet, um die Fürsorge und Liebe für die teuren Angehörigen an den Tag zu legen. Nun hat sich die Blume dieser spenden den Liebe in ihrer ganzen Pracht erschlossen. 11 Tage noch und der grünende, vielfarbig geschmückte, lichterglänzende Weihnachtsbaum steht auf dem zahlreichen, buntbelegten Weihnachtstische. Lichter gehören zum Feste, gewissermaßen um die selige Glanzfülle anzudeuten, welche über dasselbe ausgegossen ist. Lichter üben auf das menschliche Auge einen geheimnisvollen, tiefinnerlichen Zauber aus. Lichter spielen bei den Gebräuchen aller Religionsgemeinschaften und bei allen Völkern der Erde daher eine Hauptrolle. Wer erklärt den Jubel der kleinen ihrer selbst noch nicht bewußten Kinder beim Anblick des hellstrahlenden Baumes. Den Lichtern, nicht den Gaben gilt die erste freudige Beachtung. Auch die Eltern und Großeltern, denen der Wcihnachtsbaum etwas Altes ist, stehen still in sinniger Betrachtung vor seinem Glanze. Darin liegt eine große Bedeutung unseres heutigen Festes. Die Lichter die belebend auf das menschliche Gemüt wirken, sollen besonders heute die Menschen erwärmen in gegenseitiger Liebe zum Andenken an den Hellen Strahl, der auSgegangen von Betlehem. Weihnachten gilt somit als das Fest des ungebrochenen Lichtes, und darum ist seine eigent lich gottesdienstlich-liturgische Farbe das reine Weiß. Bren nende Wachskerzen am Tannenbaume deuten in schöner Symbolik.das welterlösende Licht der Weihnacht an. Die heidnischen Naturvölker der nördlichen Erdhälfte haben um dieselbe Zeit ihr uraltes Lichtfest, die Wintersonnenwende, gefeiert. Die Perser jubelten ihrem Lichtgott Mithras, der unbezwingbaren Sonne, zu, die Römer begingen in den Saturnalien ein ähnliches Fest. Nicht minder waren bereits