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1730 Nichtamtlicher Theil. 106, 8. Mai. Firma verlegten Werke, von Heinrich BrvckhauS herausgcgeben, endlich ein von Rudolf BrockbauS zusammengcstelltes Album mit geschichtlichen und statistischen Angaben über die Entwickelung des Geschäfts, sowie mit Ab bildungen und Plänen dazu. Den Gründer dieses Hauses bezeichnte der Redner als einen Mann, auf welchen nicht stur seine Familie, sondern auch das deutsche Volk stolz sei» dürfte, ganz besönderS aber der deutsche Buch handel, Sein Streben als Verleger ging wesentlich dahin, sür Bildung und Aufklärung zu wirken, so namentiich durch ein Werk, als dessen eigent licher Begründer er mit Recht angesehen werde, das „ConversationS- Lerikon". Ein Zeugniß aber von seinem deutschen Sinne gaben besonders die „Deutschen Blätter", die er noch im Angesicht des wälschen Feindes begann und muthig fortsetzte und zu einem der ersten Organe des deutschen nationalen Geistes machte, so das! er den Ruhm mit ins Grab genommen hat, einer der den Vertretern der Neaction verhaßtesten deutschen Männer gewesen zu sein. Obgleich der Verewigte nur 18 Jahre von den 51, die ihm vergönnt waren, den, buchhändlerischen Berufe widmen konnte, gehört er doch zu dessen ausgezeichnetsten und verdientesten Vertretern und hat er den Grund zu der jetzigen Blüthc des Geschäfts gelegt. Vor mehr denn 50 Jahren traten seine Söhne Heinrich und Friedrich in das Geschäft ein, von welchen indeh der Letztere 1850 austrat und 1865 starb. Seit 20 Jahren wird Heinrich Brockbau« durch seinen ältern Sohn (den Redner) und seit 10 Jahren durch den jüngern Sohn Rudolf unterstützt. Am heutigen Tage empfinden cs die jetzigen Inhaber der Firma als heilige Pflicht, all den treuen Mitarbeitern zu danken, die sie bis heule gefunden. Glücklich aber preise» sie sich auch, daß Heinrich Brockhaus diesen Ehrcntag miterlebt hat, er, welchem nach des Begründers Tode hauptsächlich die überaus schwere Ausgabe zuficl, das Geschäft weiter zu leite», welche« er nun zu einer so erfreulichen Blüthe gebracht hat. Ihm wie dem Andenken des Begründers brachte der Sprecher zum Schlüsse ein dreifaches Hoch aus, in welches die Anwesenden freudig einstimmten. Darauf folgte eine von Hrn- Rudolf Brockhaus gehaltene An sprache an das Personal: Er betonte, wie wichtig gerade in unserer Zeit der Collisionen ein fried liches Zusammenwirken zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern für die gedeihliche Entwickelung eines jeden Geschäfts sei. Glücklicherweise habe die Firma BrvckhauS den heilsamen Einfluß solches Zusammenwirkens an sich selbst erfahren. Um so mehr fühle das Haus sich an diesem Freudcntage, ge drängt, dcm Geschäftspcrsonal einen Beweis seiner Hochschätzung zu gebe», ünd> cs thue dies durch Errichtung einer Stiftung, deren Zinsen zur Anerkennung rreuer Dienste langjähriger Mitarbeiter in Beorängniß dienen sollen. Die Urkunde über diese Stiftung setze das betreffende Capital auf 10,000 Thlr. mit 5proc. Verzinsung fest. Das Personal, welches diese Erklärung mit lautem Danke entgegennahm, sprach hierauf durch einige Vertreter aus seiner Mitte den Geschäftsinhabern die besten Glückwünsche znm Jubel feste aus, indem es zugleich eine» prächtigen Pokal überreichte. Als dieser zum ersten Mal gefüllt worden war, trank die Gattin des Hrn. Heinrich Brockhaus daraus „auf das Wohl des gesammtcn Personals". Dem ganzen Feste war der Charakter eines Familien festes auch in der Weise gewahrt worden, daß die Frauen und die jüngern Sprößlinge der Familie an demselben mit theilnahmcn. Eine lange Reihe von Deputationen folgte nun einander, um ihre Theilnahme an dem Feste kundzugcben. So waren vertreten der Börscnvcrcin der deutschen Buchhändler, die Gewcrbckammer, die Buchdruckerei- und Schriftgießereifacloren, der Verein für Erd kunde, die Oberpostdireclion, die Genossenschaft der Buchdrucker, welche dem Jubilar einen silbernen Lorberkranz überreichte, der Geschäftsführcnde Ausschuß des Deutschen Buchdruckervereins, die Handelskammer, der Vorstand des Leipziger Buchhandels, der Verein Typographia, der Leipziger Buchdruckergchilsenvercin. Außerdem hatten sich sehr viele namhafte Vertreter von Kunst und Wissenschaft von hier und auswärts eingefunden, um ihre Sym pathien auszusprechen, so von Auswärtigen: Professor Hettner aus Dresden, Friedrich Gerstäcker aus Draunschweig, Generalpostdircctor Stephan aus Berlin, während schriftliche und telegraphische Be grüßungen in großer Menge von überallher zusammenströmten. Kurz nach der Mittagsstunde erschien eine Abordnung des > Stadtrathes und der Stadtverordneten, Vicebürgermeister Stephani und Stadtverordneten-Vicevorsteher Goetz an der Spitze. Elfterer sprach: Wir erscheinen im Aufträge des Rathes und der Stadtverordneten, »m Ihnen zu Ihrer schönen Fcstfxiep .de» ApSdrxick der chheiliighme, de« Glück wunsches, und des Danke«, der Stadtgei,icinde .darzubrilegeii. Wir freuen uns der Pietät, mit welcher Sie den hundertjährigen Geburtstag des ehr würdigen einstigen Oberhauptes der Familie und des Begründers Ihres blühende» Geschäftes feiern. Wir theilen Ihre Empfindungen, sowohl was das Verhältniß zu Friedrich Arnold Brockbaus als Familienoberhaupt wie auch als GeschäflSbcgründer anbetrifst, indeß neigt sich natürlich unsere Theilnahme stärker dem Begründer des Geschäfts zu, nicht jedoch, weil er ein Geschäfr errichtet, das in seinem Aufschwünge mehr und mehr zur Ehre und zum Vortheil der Stadt gereicht. Die Stadt Leipzig ist nicht gewohnt, Theilnahme und Dank nach ihrem Vortheil zu bemessen; sie weiß, daß ihr eigenes Interesse am besten gewahrt ist, wenn sie sich den höchsten Interessen der Menschheit und des Vaterlandes unterordnet, sie widmet daher ihre Theilnahme am liebsten Denen, bei welchen sie in dieser Richtung Streben und Erfolg sieht. Dieses haben wir gesehen an dem Ahnherrn Ihres Hauses und an der Thätigkeit, die er entwickelt hat, er, in dessen Fußstapfen Sie getreten sind. Deswegen ehren wir sein Andenken und nehmen herzlich Antheil an dieser Jubelfeier. Er hatte den Buchhandel in seiner edelsten Bedeutung aufgefaßt, so, daß dieser Diener und Vermittler sein soll sür die Resultate der Wissenschaft, die er auf allen Canälen des großen Orga nismus der Menschheit der großen Masse zugänglich machen soll, sodaß er hochwichtiger Factor im Cultnrleben wird. Von dieser Auflassung aus gehend, gründete Friedrich Arnold BrvckhauS Ihr Geschäft, so leitete er es und in demselben Sinne wirkten seine Söhne und seine Enkel, und sie er rangen so wie er eine schöne Stellung als Mitarbeiter an den höchsten Aufgaben der Wissenschaft. Deshalb danken wir ihm und Ihnen und freuen uns mit Ihnen von ganzem Herzen, daß Sie zurückschaucn können nicht nur auf den Geburtstag eines so würdigen Vaters und Großvaters, sondern auch aus solche Erfolge heute, in dem Augenblicke, wo wir alle noch unter dem Eindrücke der Erhebung und Begeisterung stehen darüber, daß die großen Werke des deutschen Geistes, für welche die Wissenschaft und deren Heiser, der Buchhandel, so lange vorgcarbeitet habe», nun übcr- gegangen sind in siegreiche Tbaten des deutschen Volkes; heute sehen wir in der schönen alten Reichsprvvinz, welche das deutsche Schwert uns wiedcr- gewonnen, einen der schönsten Erfolge de« deutschen Geistes zum Ausdrucke gelangen. Der Dank und Glückwunsch, welchen wir Ihnen, meine Herren, dar bringen, gilt dem Hause BrvckhauS in allen seinen Gliedern; er gilt auch allen Denen, di« für dieses Geschäft wesentlich mit thätig gewesen sind; in ganz bcsondcrm Grade aber Ihnen, Hr, I>r. Heinrich BrvckhauS, dem Sohne des Gründers, der am längsten und mit dem größten Erfolge in diesem Sinne thätig gewesen ist, namentlich aber Ihnen, weil Sie mit besonder» Fesseln an unsere Stadt gekettet sind. Sie haben um die Stadt in deren unmittelbarem Gemeindelcben sich Verdienste erworben durch Ihre lang jährige Wirksamkeit als Stadtverordneter und weiter als Abgeordneter beim Lantztage. Ihr vstlfgches Wirken in verschiedenen Ehrenämtern sichert Ihnen die Dankbarkeit und Verehrung der Stadt, ganz besonders dadurch, daß Sie in demselben Geiste wie Jbr Vater sich bewährt haben als Ab kömmling der „rothen Erde", der mit aller Energie, auch wo kein Hoff nungsschimmer auf Erfolg ist, an dem fcsthält, was er für Recht erkannt hat; dafür, für diese Zähigkeit in böser Zeit danken wir Ihnen heute in guter Zeit, Deshalb hat die Stadt beschlossen, ihren Dank auSzudrückcn durch die höchste Auszeichnung, tue eine Gemeinde zu verleihen i»> Stande ist: durch die Auszeichnung des EhrenbürgerrcchtS. Wir bitten Sic, diese Ernennung so freundlich auzunehmen, wie sie dargeboten wird, als Aner kennung Ihres persönlichen Wirkens, als Auszeichnung der Firma Brock- hauö und aller ihrer Mitarbeiter. Wir wollen zu erkennen geben, wie sehr wir jedes Streben achten und ehren, das die nationalen und die wissen schaftlichen Interessen fördern will. Fahren Sie fort, Ihr schönes, blühen des Geschäft noch lange zu leiten wie bisher, Gottes Segen ruhe auf Ihrer Thätigkeit! Der Jubilar sprach, wie er dies schon sämmtlichcn Deputa tionen gegenüber gethan, seinen wärmsten Dank aus. Er könne es gar nicht hoch genug schätzen, von einer so bedeutenden Gemeinde so hoch geehrt zu werden. Die Festtafel, zu welcher sich am Nachmittage das gesammte Personal der Firma Brockhaus im großen Saale und den anstoßen den Räumen des Schützenhauses vereinte, war ungemein belebt. Nachdem Hr. Heinrich Brockhaus im Andenken an Friedrich Arnold Brockhaus dem fernern Gedeihen und Blühen der Firma F.A. Brock haus das erste Glas gewidmet, ernannte er sich selbst, „um auch seinerseits einmal die constitutionellc Form umzustoßen" durch