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Blatt Amts und des Stadtrathes M. 77 25. September 1W1 Mittwoch Verantwortlicher Redakteur Otto Dorn in PulSnitz. Als Beiblätter: !. JUuftrirte« SonntaaSblaN twöchentlich); 2. üandwirthtchastliche Beilage (monatlich). Druck nnb Verlag von E. L. Förster'- Erden in Pulsnitz. Erscheint: Mittwoch und SonnadenV r» Wucksnitz. Vt-kiundMufzigstev Jahrgang Inserat« sind bis Dienstag und Freitag Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- puSzeile (oder deren Raum) 10 Pennige. Geschäftsstellen: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-BureauS von Haasen stein L Vogler, Jnqalidendank, Rudolph Moffe und G. 8. Daube ä Lom» nboune.»ent «.Preis des Königs Wntsgerichts Vierteljährl. 1 Mk. 25 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Bei dem unterzeichneten Stadtrath ist im September d. Js. das I I. Stück des Gesetz- und Verordnungsblattes für das Königreich Sachsen eingegangen. Dasselbe liegt 14 Tage lang zu Jedermanns Einsicht in unserer Rathskanckei aus und enthält: Nr. 46 Verordnung zur Abänderung der Verordnung vom 9. Juli 1872, den Verkehr auf den öffentlichen Wegen betr. S. 137. — Nr 47 Verordnung zur weiteren Ausführung des Reichsgesetzes über den Verkehr mit Wein, weinhaltigen und weinähnlichen Getränken vom 24 Mai 1901. S. 138. — Nr. 48 Verordnung, die Enteignung vom Grundeigentdum zur Erbauung einer schmalspurigen Eisenbahn von Reichenbach i V. nach Oberheinsdorf betr. S. 139 — dir 49 Verordnung, die Vornahn e von Ergünzungs- beziehentlich Ersatzwahlen zur II. Kammer der Ständeversammlung betr. S. 140 — Nr. 50 Verordnung, die Ein- und Durchfuhr lebender und todter Wachteln betr. S. 141. — Nr. 51 Bekanntmachung, die Vornahme von Ergänzungswahlen für die I. Kammer der Ständeversammlung betr. S. 141. — Nr. 52. Bekanntmachung, Abänderungen der Telegraphenordnung für das Deutsche Reich betr. S. 142. — Nr. 53. Bekanntmachung, Aenderungen und Zusätze zu der mittels Bekanntmachung vom 15 September 1900 veröffentlichten Nachweisung der Regelung der Gerichtsbarkeit über die Stäbe der Kommandobehörden rc. betr. S. 145 — Nr. 54 Verordnung, die Beaufsichtigung der Geflügelausstellungen betr. S. 146. Pulsnitz, am 19. September 1901. Der Stadtrath. Ur Michael, Bürgermeister. Vom Reichsgesetzblatt sind im August und September d. Js. die Nummern 35 bis mit 39 beid em unterzeichneten Stadtrath eingegangen. Dieselben liegen 14 Tage lang zu Jedermanns Einsicht in unserer Rachskanzlei aus und enthalten: Bekanntmachung, betreffend Beschränkung der Ein- und Durchfuhr aus der europäischen Türkei einschließlich aller linkischen Häfen des Aegäischen und Schwarzen Meeres. S. 281. — Verordnung, betreffend die Klasseneintheilung der Militärbeamten des Reichsheeres und der Marine S. 283. — Bekanntmachung, betreffend die dem internationalen Uebereinkommen über den Eiseubahnsrachtverkehr beigesügte Liste. S. 294. — Zusatzübereinkommen zu dem inlernationalen Uebereinkommen über den Eisenbahnfrachlverkehr vom 14. Oktober 1890. S. 295. — Bekanntmachung, betreffend diejenigen obersten Verwaltungsbehörden und höheren Verwaltungsbehörden im Deutschen Reiche und in der Oesterreichisch- Ungarischen Monarcbi sowie in Bosnien und in der Herzegowina, deren Urkunden nach den Verträgen zwischen dem Deutschen Reiche und der Oesterreichisch-Ungarischen Monarchi vom 25. Februar 1880 und 13 Juni 1881 einer Beglaubigung nicht bedürfen. S. 323 - Bekanntmachung, betreffend die Vereinbarung erleichternder Vorschriften für den wech selseitigen Verkehr zwischen ven Eisenbahnen Deutschlands und Luxemburgs. S. 349. Pulsnitz, am 19. September 1901. Der Stadtrath. vr. Michael, Bürgermeister. Zur Frage der Zolltarifreform. Im preußischen Handelsministerium haben zur Stunde die signalisirtcn Berathungcn von Vertretern der NeichSre- gierung und der preußischen Regierung mit Sachverständigen über den neuen Zolltarif begonnen. Gutem Vernehmen nach dürsten diese Zoll- und handelspolitischen Erörterungen dis in den Oktober hinein währen, man kann also wohl an nehmen, daß es sich hierbei um eine nochmalige gründliche Prüfung der einzelnen Theile des provisorischen Zolltarifent- wurss handelt. Offenbar ist man an den maßgebenden Ber liner Stellen bemüht, vor der endgiltigen Redigirung der neuen Zolltarif-Vorlage noch einmal die Anschauungen der Vertreter der wichtigsten Berufsstände über eine Anzahl Punkte der im Werke befindlichen Zolltarifrevision kennen zu lernen, hinsichtlich welcher bisher besondere Unklarheiten und Schwierig keiten bestände» Es kann nur mit hoher Befriedigung be grüßt werden, daß durch die jetzt eröffneten Sachverständigen- Conserenzen im preußischen Handelsministerium dem Handel und der Industrie wie der Landwirthschast eine letzte Gelegen heit gegeben ist, sich durch ihre nach Berlin entsandten Ver trauensmänner direkt den Regierungsvertieters gegenüber hinsichtlich dessen, waS diese gesammten Berufskreise von der geplanten Umgestaltung für sich erhoffen oder aber befürchten, auszusprechen. Natürlich werden hierbei die Gegensätze mehr oder weniger scharf auseinander prallen, um so mehr hat dann die Negierung Gelegenheit und Anlaß, die sich ent gegenstehenden Forderungen und Wünsche der einzelnen Ja- teressentengruppen in der Zolltarissrage nochmals gründlich zu prüfen und zugleich möglichst einen Ausgleich in den sich kreuzenden Anschauungen herbeizuführen. Doch muß erwartet werden, daß auch die beteiligten Berufskreise selber bei dieser Ausgleichsarbeit der Regierung milthun, daß weder die Ver treter der Industrie und des Handels, noch diejenigen der Landwirthschast den Lagen ihrer Forderungen zu scharf an- fpannen, wie es bisher in der Parteipreffe bei der Behand lung des zollpolitischen Thema- vielfach geschehen ist, soust ist nickt ubzusehen, wie eine zweckmäßige Verständigung zwischen den widerstrebenden Interessen in der Zolliarisangelsgen- heit erreicht werde» soll. In d r Erkenntniß der Nothwendigkeit, daß die Zoll- tarifresornr nur aus der Grundlage des gemeinsamen Schuy-8 aller Gewerbe möglich sei, hat ja der Reichskanzler Gras Bülow seinerzeit im Reichstage schon deutlich erklärt, es könne der künftige Zolltarif nur auf einer „Diagonale" zu Stande kommen. Denselben Faden hat nun kürzlich der Handels- minister Möller weitergesponncn, als er in seiner bekannten und vielerörterten Duisburger Rede cbensalls bete nie, daß bei der Aufstellung des neuen Zolltarifs der goldene Mittel weg eingchalten werden müsse, auf welchem sich die Forde rungen vom Handel und Industrie wie der Landwirthschast vereinigen lassen könnten, und daß lediglich beim Festhalten an dieser Mittellinie ein gerechter Ausgleich der sich bekämp fenden Forderungen der Interessenten am künftigen Zolltarif möglich sei. Wenn dann der Minister im Weiteren aus führte, es sei eine Vertretung der Allgemeinheit, daß die Regierung immer wieder verlangen müsse, es sei unser han delspolitisches Verhältniß zum Auslande sicher zu stellen, so ist hierin gewiß kein Abschwenken Deutschlands zur freihänd lerischen Richtung zu erblicken, welche Besorgniß hie und da in der die Forderungen der deutschen Landwirthschast ver tretenden Presse zum Ausdruck gelangt ist. Vielmehr giebt die deutsche Negierung durch das Bestreben, neue handels politische Abmachungen mit dem Auslande zu erreichen, nur zu ei kennen, daß sie keineswegs gesonnen ist, mit dem Kopfe durch die Wand zu rennen, sondern den handelspo litischen Beziehungen des Reiches zu den anderen Ländern eine gewiss« Stetigkeit verleihen will. Zunächst bleibt nun allerdings abzuwarten, zu welchem Ergebniß die jetzigen Berathungen im preußischen Handels ministerium führen werden. Wenn dieselben jedoch, wie zu hoffen stell, mit einem Kompromiß zwischen den betheiligt n Jnterefsenoerbänden abfchließen sollten, so würde alsdann eine e'sprießliche Unterlage für die definitive Fertigstellung der Zolltarisvorlage durch den Bundesrath gewonnen sein, da man wohl erwarten darf, daß genannte Körperschaft bei der Durchberatkung, des neuen Zolltarifentwurss die Resul tate der erwähnten Sachverständigen-Conserenzen berücksichtigen wird. Ob im Uebrigen die Zolltarif-Vorlage im Bundes- rathe wirklich bis zum Tage des Wiederzusammentrittes des Reichstage«, bis zuni 26. November, fertiggestellt sein wird, das bleibt einstweilen noch abzuwarten. Oertttche und siichstsche Angelegenheiten. Pulsnitz. Vom 1. Oktober ab wird an Stelle der Landpostfahrt zwischen Pulsnitz und Ohorn nur an den Werktagen ein zur Postbeförderung benutzte« Privat- Personevfuhrwerk mit folgendem Gange verkehren: 8"> ab Pulsnitz an 7" 8»b an Ohorn ab 72». Pulsnitz. Mit Freuden begrüßen Spaziergänger und Wanderer neue Ruhcplätzchen in unserer schönen Um gebung. Der Gebrrgs- und Verschönerungs-Verein scheut keine Kosten, um die Annehmlichkeiten eines Spazierganges zu erweitern. Fünf neue Bänke sind in vergangener Woche gesetzt worden und zwar zwei Bänke an dem Wege von der Eichert nach dem Waldschlößchen, also im Ganzen jetzt vier Bänke, eins Bank auf dem Eierberg in halber Höhe, von wo aus man einen herrlichen Blick ins Thal genießt, eine Bank an dem Wege nach dem Schwedenstein von der Eichert aus, und eine Bank an dem Fahrweg in der Eichert aus dem sogenannten Eichertbcrg. Dieselben werden dem Schutze des Publikums empfohlen. — „Reserve hat Ruh!" Der aufgerollten Achsel klappe begegnete man schon in den letzten Tagen auf den Straßen unserer Stadt. Die ausgedienten Mannschaften verlassen freudigen Herzens die Kaserne, um wieder in die Heimaih zurückzukehren. Wer wollte ihre Freude nicht begreifen und sie theilen? Sind doch die Jahre der Dienst zeit re ch an Anstrengungen und persönlichen Opfern für jeden Soldaten. Und doch gehören sie zu den glücklichsten im Leben eines Deutschen, und je älter der Mann wird, desto Heller strahlen in seiner Erinnerung die Jahre seiner Soldatenzeit. Freilich, die schöne Zeit der Sorglosigkeit, in der mit dem Beginn des Dienstes alle Sorge zu Ende war, ist nun vorüber und der rauhe Wind des Lebens weht um die gebräunten Häupter der im Heere zu Männern herangewachsenen Söhne des deutschen Volkes. Möge die ernste Zeit an ihnen alle Zeit starke, treue und wehrhafte Männer finden! Und fo fei den jungen Männern, die heute als „alte Soldaten" des Königs Rock nicht ohne Wehmuth auszogen, ein herzliches „Willkommen im Bür- gerthume" zugerufen. Wir wissen, daß sie alle die Tugen den des Soldaten auch im bürgerlichen Leben bewähren werden: Muth und Treue! — Der Sommer ist zu Ende — der Herbst ist da. Am Montag Abend um 7 Uhr nahm der Herbst seinen Anfang. Leise zieht die Wehmuth des Abschieds von der schöneren Jahreszeit in die Menfchenbrust ein; nur ungern gewöhnt man sich an die Herbstgedanken. Aber die Natur kümmert sich nicht um das kleine Ding, das Menschenherz, mit seinem Bangen und Sehnen — ungestört nimmt sie ihren vorgeschriebenen ewigen Laus. Schon wehen die Lüfte merklich kühler, und daS Tagesgestirn, dessen Strahlen viel von ihrer intensiven Kraft eingebüßt haben, kürzte seinen Lauf bedeutend ab, die eigenartig fahle Farbe der Blätter, der Charakter der Gärten und Fluren — dies Alles verräth, daß es Herbst geworden ist. Jahr um Jahr schwindet, das wiikende Gras, die verdorrte Blume am Wege verkünden unerbittlich: Wieder ist ein neuer Ring geschlossen um den LrbenSbaum. DaS Heranwachsende Geschlecht wiegt sich in den Wünschen und Hoffnungen kür Vie Freuden des Winters; wer der Jahre eine stattliche Reihe zählt, sagt still: Auch d<^in Herbst kommt! Da- ist Menschenloes, und um eS zu einem friedvollen zu gestalten, giebt es nur das Eine: Das Bewußtsein trenersüllter Pflicht. Dann empfinden wir's, daß auch im Hndst doch noch die warme Sonne scheint, daß auch daS gereifte Menschenleben seine Freuden hat; schal und haltlos ist nur, was ohne Inhalt ist, ein Menschenleben voll rechter Arbeit sieht auch dem Winter getrost entgegen. — Herrliche Herbsttage erfreuen unS jetzt und wie dankbar ist auch noch ein SonntagSausflug ins Freie oder auf die Berge. Ruhe und trauliche Stille ist in die Natur eingekehrt. Nicht wird man mehr belästigt von der som merlichen Hitze und abmattenden Schwüle, von Gewittern und plötzlichem Regen, von übermäßigem Schweiß und unaufhörlichem Durst. Klare reine Lust, wie in dem Maße sonst zu keiner Zeit deS Jahres, gestattet die groß artigsten Fernsichten, erheitert den Sinn und macht da- Semüth leicht. Dabei ist die Tafel überall gedeckt mit den schmackhaften, guten Gaben, die auch der diesjährige Herbst wieder in reichem Maße gespendet hat. Gut ist das Obst in fast allen deutschen Gegenden gerathen und der heurige Wein ist von ausgezeichneter Qualität, wie sie