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Blatt Amts" uni» des Aabtrathes des Lönigl Umtsgerickt N b o n n e m e n t s - P r e i s Vierteljähel. 1 Mk. 26 Pf. Aus Wunsch nnentgeltliche Zu sendung. Als Beiblätter: l. Jllnsirirtes SonntagSblatt (wöchentlich); 2. Landwirthschaftliche Beilage (monatlich). Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Inserat« sind dis Dienstag und Freitag Vorm. S Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- puSzeile (oder deren Raum) 10 Pennig». KescHLstsstetten: Buchdruckereien von 8. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Bnnoncen-BureauS von Haasen stein L Vogler, Jnaalidendank, Rudolph Moss« und S. L. Daube t Tomp. -Uuls'nitz Druck und Verlag von E. L. Förster'- Erden in Pulsnitz. Tveiundfünszigstev Jahrgang. Verantwortlicher Redakteur Otto Dorn in PulSnitz. Sonnabend. Nr. 66. 17. August 1801. Zwangsversteigerung. Die im Grunobuche für Kleindittmannsdorf Blatt 16, 54 und 77 auf den Namen Carl Julius Rösler eingetragenen Grundstücke, bestehend aus Wohngebäude mit angebauüm Scheunengebäude und Schmiedewerkstelle, Feld und Wiese sollen am 10. Oktober 1906 vormittags 10 Uhr — an der Gerichtsstelle — im Wege der Zwangsvollstreckung versteigert werden. Die Grundstücke sind nach dem Flurbuche 1 Hektar 12,g Ar groß und ausschließlich des mit 1042 Mark bewertheten Schank-, Wirthschafts- und Schmiede-Inventar auf 8500 Mark geschätzt. Die Einsicht der Mittheilungen des Grundbuchamts sowie der übrigen die Grundstücke betreffenden Nachweisungen, insbescndere der Schätzungen, ist Jedem gestattet. Rechte auf Befriedigung aus den Grundstücken sind, soweit sie zur Zeit der Eintragung des am 6. April 1901 verlautbarten Versteigerungsvermerkes aus dem Grundbuche nicht ersichtlich waren, spätestens im Versteigerungstermine vor der Aufforderung zur Abgabe von Geboten anzumelden und, wenn der Gläubiger widerspricht, glaubhaft zu machen, widrigenfalls die Rechte bei der Feststellung des geringsten Gebots nicht berücksichtigt und bei der Vertheilung des Versteigerungserlöses dem Ansprüche des Gläubigers und den übrigen Rechten nachgesetzt werden würden. Diejenigen, die ein der Versteigerung entgegenstehendes Recht haben, werden aufgefordert, vor der Ertheilung des Zuschlags die Aufhebung oder die einstweilige Einstellung des Verfahrens herbeizusühren, widrigenfalls für das Recht der Vcrsteigerungscrlös an die Stelle des versteigerten Gegenstandes treten würde. P u l s n i tz, den 12. August 1901. Königliches Amtsgericht. Bekannt machu u g. Die Ministerialverordnung vom 2. April 1901, den Berkehr mit Fahrräder» aus öffentlichen Wegen betreffend, wird noch nicht allseitig beobachtet. Es wird daher hiermit nochmals auf sie hingewiesen und insbesondere daraus aufmerksam gemacht, daß bei dem Fahren mit Fahrrädern nur die für Fuhrwerke bestimmten Wege benutzt werden dürfen, demnach das Fahren auf Ausjwtgt» Verholt» ist Ebenso ist innerhalb der Stadt nur mit »läjzigcr Geschwindigkeit zu fahren und beim Passieren von engen Straßen, beim Einbiegen aus einer Straße in die andere so langsam gefahren werden muß, daß das Fahrrad nölhigensalls auf der Stelle zum Halten gebracht werden kann. Die Polizeibeamten sind angewiesen, auf die Beobachtung obengenannter Verordnung strengstens zu achten. Pulsnitz, am 15. August 1901. Der Stadtrath Or. Michael Bürgermeister. Der Boerukrieg. Immer noch zieht sich der Krieg in Südafrika von einem Monat zum andern fort, ohne daß sich begründete Aussichten aus seine baldige Beendigung eiöffneten. Im Gegentheil, er scheint jetzt nur noch wildere uns rücksichtslosere Formen an nehmen zu wollen, wie die bekannte Blutproclamation Lord Kitcheners gegen die Boern vom 7. August bekundet. Das tapfere Boernhäuflcin ist indessen entschlossen, sich von den in dieser schmachvollen Kundgebung des britischen Oberbefehls habers enthaltenen schweren Drohungen nicht einschüchtern zu lassen, sondern nunmehr den Kampf rücksichtslos zu füh ren. Nach Meldungen aus den leitenden Boernkreisen ist man daselbst fest entschloßen, den Engländern von nun an Gleiches mit Gleichem zu vergelten, wenn wirklich die weiter hin den Engländern in die Hände fallenden Boernstreiter einfach standrechtlich erschossen werden sollten, so daß also künftig n Südafrika das düstere Bibelmort: „Äuge um Auge, Zahn um Zahn !" in schreckliche Erfüllung gehen würde. Jedenfalls würden die Boern in vollem Recht sein, wenn sie endlich auch ihrerseits alle Rücksichten, welche die Kriegs führung zwischen den gesitteten Völkern gebietet, bei Seite ließen und dem Gegner mit den blutigsten Repressalien ant worteten. Haben doch die Engländer den jetzigen K-ieg in Südafrika fast von allem Anfang an mit empörender Härte, ja, Grausamkeit geführt, wie alle Welt aus zahllosen beglau bigten Schilderungen genugsam weiß, während die Boern vielfach mit übergroßer Schonung des ihnen gegenübecstehcn- den Feindes austraten. Niemand könnte cs iynen darum verdenken, wenn sie namen lich angesichts der erwähnten jüngsten Proklamation Lord Kitcheners die fortgesetzten eng lischen Gewaltthaten blutig vergelten würden, die bisher von den Bvirn den Briten gegenüber ausgeübte Menschlichkeit ist ihnen doch wahrlich herzlich wenig gedankt worden! Man muß sich also leid.r daraus gefaßt machen, daß nächstens m Südafrika vielleicht eure allgemeine Periode de« gegenseitigen unbarmherzigen Mordens und Vernichtens zwi schen den feindlichen Parteien beginnt, was allerdings ein grausiger Hohn auf das Cbristenthum und die angeblich so entwickelte menschliche Cultur und Gesittung im Anfang des 20. Jahrhunderts wäre. Werden sich die neutralen Mächte denn nun in Hinblick auf die drohende Möglichkeit einer der artigen für die Gegenwart fast beispiellosen Verschärfung des südafrikanischen Krieges wirklich einmal zu einer klüftigen diplomatischen Intervention aufraffen, um die langen und schrecklich n kriegerischen Wirren im Süden Asukas beizulegen? Boerifchnseits soll man an einen solchen bevo -stehenden diplo matischen Schritt der Großmächte glauben, der auch wahr scheinlich nahe genug liegen würve, aber immerhin ist da der Tag nicht vor dem Abend zu loben, haben doch die „Ncu- tialen" in der südafrikanischen Crisis eine geradezu unglaub liche Indolenz bewiesen, aus Furcht, den lendenlahmen bri tischen Leu zu reizen! Inzwischen scheint sich in England selbst eine die Ermöglichung des Friedensschlußes in Süd afrika fordernde Richtung allmählich Bahn zu brechen. Laut einer Londoner Meldung unterzeichneten 400 nonconformistische Geistliche ein Manifest, welches darauf dringt, die Gräuel des Krieges in Südafrika durch einen schleunigen Fciedens- schluß zu beendigen, und die Wirkung dieses Schrittes darf bei dem weitreichenden Einflüsse der anglikanischen Kirche keineswegs unterschätzt werden. Auch von einer anderen, ganz unerwarteten Seite entstehen jetzt den bedrängten Boern Helfer und Freunde. Dec bekannte belgische Arbeiterführer Wandervelde hat bei den englischen Arbeiterführern angesragt, ob sie vnlleicht geneigt fern würden, einen allgemeinen Aus stand der englischen Arbeiter zu verfügen, um hierdurch einen Druck aus das Ministerium Salisbury-Chamberlain behufs Gewährung der Unabhängigkeit an den Baern auszuüben. Das wäre in der That ein kräftiges, wenn auch drastisches, Mittel, den südafrikanischen Krieg zu beendigen, man darf darum gespannt daraus sein, wie sich die englischen Arbeiter führer zu dieser Anregung Vandervelde's stellen werden. Soll ten sie derselben Nachkommen und «inen Generalstreik der eng lischen Arbeiterschaft anordnen, so würde das Cabinet SaltS- bmy-Chamberlain diesen Druck mindestens sehr unangenehm empfinden. vertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Mehrere von heftigen, wolkenbruchartigen Regengüssen begleitete Gewitter trafen am Dienstag Abend in der achten Stunde hier auf. Schaurig anzusehen war der von schweren Wolken bedeckte Himmel und das schnell aufeinandersolgende Zucken der Blitze, ebenso anzuhören der Schall des Donners. In Strömen schoß das Wasser die Dächer herab, sodaß die Dachrinnen dasselbe gar nicht fassen konnten und eS überall plätschernde Niederschläge gab. Glücklicher Weise ging das Unwetter ohne Schaden anzu richten vorüber. Der diesmalige August scheint sich immer mehr zu einem recht feuchten Gesellen herauszubilden, denn auch in der Nacht vom Donnerstag zum Freitag entlud sich, nachdem am Abend in der Ferne schon zahlreiche Blitze auf leuchteten, ein ziemlich heftiges Gewitter, verbunden mit Regen, über unsrer Stadt. Pulsnitz. Einen frohen Tag, wie er in gewerb lichen Betrieben leider heutzutage nicht mehr so häufig vor kommt, feierten am vorigen Dienstag zwei Arbeiter der hiesigen Böttner'schen Fabrik. Der Oberwerkmeister Karl August Frenzel, der seit 1864, aUo 36 Jahre lang, und der Krempler Robert Voigt, welcher seit 1861, also 39 Jahre ! der genannten Firnia treulich gedient, erhielten das vom Königl. Ministerium des Innern verliehene Königl. Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit, welches Herr Bürgermeister Or. Michael den Genannten in Anwesenheit ihre« Chef« und de« ver sammelten Fabrilpersonals unter herzlicher Ansprache über reichte. Möchten die Glückwünsche, die dabei seitens deS Herrn Bürgermeisters, des Herrn Chefs und so mancher guten Freunde den beiden wackeren Männern ausgesprochen wurden, in Erfüllung gehen und möchte e« auch in Zukunft nicht an Arbeitern fehlen, die wie die Genannten in gewiffen- paster Pflichterfüllung und treuer Ergebenheit, geschätzt von ihren, Arbeitgeber, ihr Leben lang ein und derselben Firma ihre Kräfte widmen! — Das Stoppelfeld bildet jetzt die Physiognomie der Felder. ES ist am meisten zu erblicken und hat den Ge- gcnden den Ausdruck der sommerlichen Fülle und der früh- jährlichen Frische genommen. Der Höhepunkt der sommer lichen Herrlichkeit ist m t ihm überschritten, drum erweckt auch das Sloppelfcld die ersten melancholischen Gefühle und Herbstahuung stellt sich ganz von selbst ein. Man durchschreitet schon nicht mehr mit solchem Hochgefühl der Freude und vollem innerlichen HerzenSjubel die Felder. Man spürt, die ganze Natur ist matter geworden, verschwun- den ist der jubilierende Gesang der Vögel in den Lüften, in Wald, Feld und Garten. Hört man auch noch einzelne Stimmen; sie drücken aber nicht mehr die übergroße Freude aus. Viele Vögel sammeln sich bereits in Schaaren und vollführen dabei, wie die Staare einen nicht geringen Lärm, allein eS sind keine lockenden, gefühlvollen LiebeStöne m-hr. Es ist loses Geschrei. Kein Kuckuck ruft mehr auS dem Wald. Mit der Fülle der Felder verschwin det immer ein Stückchen nach dem andern von der sommer- lichen Poesie und die frischgepflügten Accker lassen schon die Sorge für das nächste Jahr erkennen. Sogar da- Blät- terwerk der Bäume zeigt nicht mehr die saftige Frische. Die Somme,wärme vollzieht regelrecht ihre vertrocknende Arbeit und die ersten fallenden Blätter vervollständigen daS Gesammtbild deS entweichenden Lebens. Die Abende wer den schon wieder merkbar länger und daS Leben, Tummeln und Treiben im Freien, das Sitzen unter dem Lindenbaum nimmt mehr und mehr ab. Man fühlt nicht mehr den gewaltigen Zug ins Freie. Selbst im Volkssprichwort drückt sich das nunmehrige Mißtrauen aus, daS da sagt: „Wenn der Wind über die Stoppeln wehet, die Kühle der Nacht dann bald angehet," — AuS der Vogelwelt. Schon beginnt gewaltige HerbsteSahnung in der gefiederten Schaar. Die Sperlinge sind jetzt in der dritten Brut begriffen. Die Rebhühner in der zweiten. Auer-, Birk- und Haselhühner, Fasanen und Rebhühner führen ihre Jungen in Wald, Feld uud