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Wochenblatt Telegramm-8 örcsse: wockendlstt Pv!§mt2. keensplecker H ri- tto. 18.:sr A- Erscheint Dienstag, Donners tag «nd Sonnabend. Beiblätter: Illustr. Sonntags- blatt n- Humor. Wochenblatt Abonnement. Monat!. 50-., vierteljährlich z.2S bei freier Anstellung ins Hans, durch die Post bezogen unter Nr. s«or z.2S. für Pulsnitz und Umgegend Amts Blatt -es König!, kmisgerickts und -es §la-lpalkes sru pulsnikL. Inserate für denselben Tag find bis vormittags zo Uhr anfzuoeben. Einspaltige Zeile oder deren Raum ;2 tokalpr. io Reklame 20 Bei Wiederholungen Rabatt, kille Nnnoncen-Erpeditionen nehmen Inserate entgegen. Amtsblatt für den Bezirk des Nönigl. Amtsgerichts Pulsnitz, umfaßend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Böhmisch-Vollung, Großröhrsdorf, Bretiüg Hauswalde, Ohorn, Gberfleina, Niedersteina, Weißbach, Oberlichtenau, Niederlichtenau, Lriedersdorf-Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, «lein-Dittmannsdors Druck und Verlag von L. L. Lörster's Erben (Inh.: Z. w. Mohr.) Expedition: Pulsnitz, Bismarckplatz Nr. 2ss. Verantwortlicher Redakteur Otto Dorit in Pulsnitz. Nr. 14t. Sonnabend, den 25. November 1805 57. Jahrgang. Herbstncbel lagern auf Feld und Flur, Die Vöglein schweigen schon lauge, Ein Sterbenshauch zieht durch die Natur- So müde, traurig und bange; Da treibt's dich nochmals mächtig hinaus Zum einsamen Fricdhosshage, Zu deiner Verblichenen stillem .Haus An dem Allertotentage. Erstarrt liegt der .Hügel, öd und kahl, Umweht vom Herbstwind, dem rauhen — — Wie war er blühend im Sonnenstrahl Doch herrlich noch jüngst zu schauen; Nun schmückst du die liebe, traute Statt Mit den letzten Blüten wieder, Vom Baume fällt dazu Blatt auf Blatt Wie klagend zur Erde nieder. Totensonntag. So wie die Blätter, fällt auch das Glück; Das zeigt sich heute am Grabe, Wo sehnend du mit umflortem Blick Beweinst deine beste Habe, Die einstens dir der bittere Tod Vom warmen Herzen gerissen, Und die in des Lebens Sorg' und Not Unsagbar schwer ist zu missen. Trum ruft's dich mahnend in deiner Brust Am herbstlichen Totcutage Zn jenen, die mit dir Lebenslust Genau so teilten wie Plage, Und die, von inniger Lieb' umsaßt, Mit deinem Herz war'n verkettet. Bis du sie dann zur ewigen Rast In kühler Erde gebettet. o —<« (Nachdruck verboten.) O weine dich aus! Vom Schmerz befreit Verlaß dann die Hügel der Toten, Und tröste dich, denn selbst Gram und Leid Sind heilige Gottesboten, Die weisen dich aus das Vaterland, Zu dem ihren Flug genommen Ter Deinen Seele, — in Gotteshand Kann ihnen kein Herbst mehr kommen. Sie sind mit verklärtem Angesicht ! Jn's Jenseits vorangegangen, Dort schau'n sie nun in himmlischem Licht Des ewigen Lenzes Prangen. Vergönn' der Seele den hehren Glanz, Dem Leib die Ruhe im Grabe, Und leg' von neuem daraus den Kranz Als der Liebe schönste Gabe. aart ^mm-iv Nach dem Beschlusse des Bundesrates vom 18. März 1903 findet am 1. Dezember 1905 im Deutschen Reiche eine Volkszählung und eine Feststellung der beivohnten und unbewohnten Wohnhäuser und der sonstigen zur Zeit der Zählung zu Wohnzwecken benutzten Baulichkeiten statt. Hierzu ist die Stadt in NO Zählbezirke eingekeilt und für jeden derselben ein Zähler bestellt worden, der die Zählung innerhalb seines Bezirkes zu leiten und zu kontrollieren, auch eventuell die Haushaltungsvorstände bei Ausfüllung der Listen zu unterstützen hat. Die Volkszählung ist von außerordentlicher Wichtigkeit und hoher Bedeutung, insbesondere auch für die Beurteilung der Wehrkraft, sowie für die Verteilung der gemeinschaftlichen Lasten im deutschen Reiche, wir ersuchen daher vor allem die Haushaltungsvorstände die Zählungslisten mit größter Genauigkeit, Sorgfalt und Ge wissenhaftigkeit auszufüllen und die Zählung und Zähler in jeder Weise zu unterstützen. Das Amt des Zählers ist ein Ehrenamt, Der Zähler ist berufen als Organ der Behörde bei der Zählung mitzuwirken und hat Anspruch darauf, daß ihm von den Bewohnern jede gewünschte, aus die Zählung Bezug habende Auskunft erteilt wird. Pulsnitz, den 24. November 1905. Dev Htcrötv^t. vr. Michael, Bürgermeister. Neueste Ereignisse. Die Wahlrechtsinterpellationen kommen'am Mon tag in der zweiten sächsischen Kammer zur Verhandlung. In der zweiten sächsischen Kammer teilte gestern der Präsident offiziell mit, die Regierung be absichtige, demnächst eine Vorlage einzubringen, die die Aenderung der Zusammensetzung der ersten Kammer betrifft. Der Charlottenburger Hochschulstreit hat mit einem Sieg der Studentenschaft geendet. König Haakon hält heute seinen Einzug in Chri- stiania. Der Kongreß der russischen Semskows und Städte lehnte die Einberufung einer konstituierenden Versammlung ab und erklärte sich für das allgemeine direkte Wahlrecht. Gedenke des Todes! (Nachdruck verboten.) ^owouto mori! - Gedenke des TodeS! - Das find die mahnenden Worte welche alljährlich das Fest der Toten zu seiner Wiederkehr d^r Welt zürnst gleich einer ernsten Warnung, nnmer treu bestrebt zu sein, seine Pflichten als Mensch zu erfüllen, damit derselbe, wenn dereinst der Tod an sein Lager tritt, za Mr Stunde für das Scheiden üuf twlg ist, nnl seligen Bewußtsein, alle« zeit vor Gott und den Menschen schlicht und recht gehandelt zu haben. Ein neuer Festtag der Toden ist wieder heran- «-kommen, als ein Zeichen, daß alle die Teueren, welche siegreich nach des Lebens Last und Leiden den Tod be. zwangen haben, nun Angegangen sind zu einem unvergäng lichen Licht und in ewiger Ruhe und in seligem Frieden schlafen von all dem Kummer und all den Beschwerden, welche ihnen das Leben nicht ersparen konnte. Das ist der Sinn des Allertotentages und aus diesem Grunde wird er mit Recht als ein Fest der aus der Welt Geschiedenen be zeichnet. Und vereint mit diesem so ernsten Feste begeht auch draußen die Natur ihre große Totenfeier, der rauhe Herbflwind läßt die letzten Blätter vom Baume zur Erde sinken und weht über erstarrte Auen, Felder und Fluren, auf denen noch vor kurzer Zeit des Lenzes knospende Pracht, des Sommers Blütenglanz und des Herbstes Reifen der Menschheit entgegenlachte. Wohin man schaut, ein Welken, Verderben und Sterben, und mswovto wori ruft der Welt auch die sterbende Natur entgegen, die rmn einer langen kalten Winternacht zugeht. Fröstelnd fühlt der Mensch das rauhe Walten des Herbststurmcs und der Vergänglichkeit und doch treibt es ihn noch einmal zu dem Totensonntage hinaus an die Stätte des Friedens, wo sie alle in dunkler Grabes- nacht auf ewig schlummern, die einst so froh und gern mit und des Lebens Glück und Leid geteilt haben Und, gedenke des Todes, ruft es uns von neuem entgegen, wenn wir mit dem zum runden Kranz gewundenen letzten Grün, das uns der rauhe Herbst noch ließ, die Pforte des Friedhofes durch schreiten und an die kahlen Hügel treten, auf denen es vor kurzer Zeit noch so herrlich grünte und blühte. Versunken im Gedenken an die Verstorbenen stehen sie nun alle am Grabe derer, die sie immer so innig geliebt und legen den Kranz als erneutes Zeichen dec ine ersterbenden Liebe auf die Ruhestätte der in Golt dem Herrn Schlafenden nieder. Enger schließt sich dabei noch de Erinnerung Kette mit den Verblichenen und unwillkürlich wird bei diesem Träumen der Mensch für kurze Zeit des Lebens Daseins entrückt. Hier schmückt tränenden Auges eine schwergeprüfte Mutier das Grab des einzigen Lseblings, der ihr ganzes Lebensglück ausmachte, mit des Herbstes letztem G.ün, Und bei dem Niederlegen der Spende Sieht sie im Geiste das lächelnde Kind: Ist ihrs, als legten zwei kleine Hände Schmeichelnd um ihren HalS sich geschwind; dort steht weinend an der stillen Gruft des von ihrer Seite hinweggerissenen Gatten die tiefgebeugte Witwe und es steigen vor ihren Blicken die köstlichen Jahre des Lebens auf, da sie vereint miteinander schafften und wirkten, sich an dem Gedeihen ihrer Kinder erfreuten bis dann der bittre Tod ihr die Sorge für das Liebste auf Erden allein überließ Wieder lehnt sie am herz-n des Gatten, DaS ihr in alter Treue erklingt, Fühlt, — wie sie fest deS Verklärten Schatten Mit der einstigen Liebe umschlingt. — Und weiter dort schauen zwei große traurige Kinderaugen auf den noch nicht zu lange aufgeworfenen Hügel, welcher ein treues Mutterherz bedeckt und das der armen, an ihm klagenden Kindesseele doch viel zu frühe entrißen worden ist. Auch das Kind schaut im Geiste sein geliebtes herziges Mütterchen und dieses ist ihm so in dem kindlichen Schmerze als ein guter Engel nahe. Wieder hört es des Mütterchens Sprache, Wie sie vor kurzem sein Ohr noch traf; Sieht seinen Blick mit der stummen Frage: „Herzenskind, bliebst du auch immer brav?" Ja, es ist etwas Herrliches um das Fest der Toten, da wir vor langer Wintersnacht uns nochmals an ihrem Grabe mit ihnen so innig verbinden! — Aber ist dann dort das Leid ausgeweint, so sollen wir über dem Schmerz um die Entschlafenen auch nicht die Lebenden ve geffen, die uns Gott daheim noch an dem Herzen gelassen hat und die doch noch so sehr unserer Liebe bedürftig sind. Balv läuten wieder die Christglocken Weihnachten, das lieblichste Fest der Christenheit ein und da bedarf die Menschheit so vieler un endlicher Liebe, daß man sie nicht allein nur dem Vergangenen darbringen darf. Das ist die ernste Mahnung, welche uns