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Amtsblatt für den Bezirk des Aönigl. Amtsgerichts Pulsnitz, umfassend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Böhmisch-Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig Hauswalde, Ohorn, Oberstem«, Niedersteina, Weißbach, Oberlichtenau, Niederlichtenau, Zriedersdorf-Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmannsdorf Druck und versag von E. L. Zörster's Erben (Inh.: w. Mohr.) Expedition: Pulsnitz, Bismarckplatz Nr. res. Verantwortlicher Redakteur Otto vorn in Pulsnitz. Ar. 108. Sonnaöend, den 9. September 1905 57. Jahrgang. Von neuem ruft in das Land hinaus Der Glocken Helles Geläute: „Herbei ihr Christen zum Gotteshaus, Bringt dankbaren Herzens heute Dem Vater der Welten Lob und Preis, Daß glücklich nun ist geborgen Der Lohn für des Landmanns regen Fleiß Nach langen Mühen und Sorgen!" — Krntedankfest. Ein reicher Segen lag rings umher Allf Feldern, Fluren und Auen, Tas wogende gold'ne Aehrenmeer War herrlich im Stand zu schauen, Mußt' uns doch des Herrgotts Machtgebot Vor allen schlimmen Gefahren, Wie Dürre, Hagel und Wassersnot, Fast überall zu bewahren. —— Nachdruck verboten! Und als dann schön durch der Sonne Strahl Der Halm gereift war zum Schnitte, Zog Sensenklang über Berg und Tal, Laut tönten nach alter Sitte Zum Sang der Kinder bei Spiel und Tanz Des Landmanns fröhliche Lieder, Hoch thronte der bunte Schnitterkranz Auf dem Erntewagen wieder. — Nun liegt die Gottesgabe verwahrt In der dichtgefüllten Scheuer, Es glückte wiederum gut die Fahrt, Den Weltenschöpfer am Steuer; Denn was der Bauersmann eingebracht, Verdankt er nicht seinen Händen, Der Mensch vermag nichts, nur Gottes Macht Kanu Segeu allein ihm spenden! — Im .Nonrursverfayren aber oas Vermögen des Glaswarenhändlers August Eduard Altasfeck in Großröhrsdorf wird auf Antrag des Konkursverwalters zur Beschlußfassung über Erteilung der Genehmigung zur Veräußerung des Geschäfts des Gemeinschuldners Termin zur Abhaltung einer Gläubigerversammlung aus den 15. September 1905, vormittags - 412 Uhr, bestimmt. .Pulsnitz, den 7. September 1905. Königtiekes Amtsgericht „Drum folgt der Glocken mahnendem Klang Und geht zum Kirchlein, dem alten, Bringt Euren: Herrgott lobpreisend Dank Dort für sein väterlich Walten!" Mags auch im nächsten Jahre so sein — Frisch schau man des Segens Spuren Dann wieder durch ein herrlich Gedeih'n Auf grünen Feldern und Fluren! Emmrich. Im Konkursverfahren -über das Vermögen des Kaffee- und Zigarrenhändler Larl Arno Lippmann in Großröhrsdorf wird auf Antrag des Konkursver walters Zur Beschlußfassung über Erteilung der Genehmigung zur Veräußerung des Warenlagers des Gemeinschuldners im Ganzen Termin zur Abhaltung einer Gläubigerversammlung auf vsn 15. September 1905, vormittags ' zl2 Uhr, bestimmt. Pulsnitz, am 7. September 1905. Körrigtiches Amtsgericht. Aeueke Hreigniffe. Bei der Reichstagswahl m Thorn-Kulm ist der nationalliberale Kandidat Bankdirektor Ortel gewählt worden. Der Benediktinerpater Reymund Netzhammer, der Rektor des griechischen Kollegiums in Rom, ist vom Papst zum Erzbischof von Rumänien er nannt worden. Die amerikanische Botschaft in Konstantinopel be steht darauf, daß der zum Tode verurteilte Armenier Variation, der Mörder des arme- nischen.Bankiers Undjian, ihr ausgeliefert werde, und hat ein Ultimatum gestellt, das vorgestern Abend ablief. Der Petersburger „Regierungsbote" teilt die am 5. September erfolgte Unterzeichnung des Frie densvertrages mit. Nach einem Telegramm aus Tokio war vorgestern dio Stimmung des Volkes ruhiger. Bei Ein tritt der Dämmerung begann ein heftiger Regen und trieb den größten Teil der Menge in die Hauser. Aus Tschibo werden Unruhen gemeldet. Die Protestversammlungen in-Tokio beschlossen, ein Memorandum an den Mikado uud das Parla ment zu richten, die ersucht werden, den Frie densvertrag nicht zu ratifizieren. Die Postillone des Geschäftsviertels von Neuyork sind in den Ausstand getreten. Wie dem „Daily Telegraph" aus Shanghai ge meldet wird, ist dort das Gerücht im Umlauf, daß die Ruhestörer die englische Gesandtschaft angegriffen haben. Grntejegen. (Nachdruck verboten.) Nun ist auch der letzte mit goldenen Garben hoch beladene Wagen der schützenden Scheuer zugeschwankt und der reiche Erntesegen ist sicher geborgen Freudig schaut der Landmann auf die Früchte seiner harten Arbeit, die in die sem Jahre durch des Herrgotts Gnade reich gesegnet worden ist. Mit bangen Sorgen hatte der Bauersmann das Samen korn in die Erde gelegt, dachte er doch dabei an das ver gangene, mit seiner schrecklichen Dürre und seinem furcht baren Wassermangel, welches so manche Hoffnung auf einen guten Ernteertrag zu Nichte machten und einen großen Scha den allenthalben der deutschen Landwirtschaft zufügten. Die Befürchtung einer Wiederholung desselben ist gottlob nicht eingetroffen und fast aus allen Gauen des deutschen Vater landes wird berichtet, daß der Erntesegen ein reicher und guter ist. Da ziemt es sich denn, Dank zu sagen dem Weltenschöpfer, der das Korn zum Keimen und die Frucht zum Reifen brachte, der die Welt gnädig vor schweren Wetterschäden bewahrte und Sorge dafür trug, daß der herrliche Gottessegen auch bis zum letzten Halme gut gebor gen wurde. Deshalb ruft heute der Glocken eherner Klang von dem alten Kirchlein laut mahnend, zu dem Hause Gottes zu kommen und Dank zu sagen im innigen Gebet zu dem Herrn für den gnädigen Schutz, welchen er der Menschheit schwacher Arbeit angedeihen ließ Und die frohbewegte Menge folgt dankbarem Herzens gern dem Rufe und eilt festlich ge kleidet der heiligen Stätte der Andacht zu, deren Altar nach alter Sitte schön mit dem goldenen Erntesegen geschmückt ist und brausend tönen die Lobgesänge vereint mit den Klängen der Orgel durch die alten Hallen dahin. Gilt es doch, Gott, den Himmelsvater, zu preisen zum ErntedankeSfest für sein gnädiges Walten, daß er einen so reichen Erntesegen erstehen ließ, denn kein Stand und Beruf ist mehr auf die Gnade des Herrn angewiesen als derjenige des Bauers mannes, deshalb auch seine Glaubensstärke und seine Gott ergebenheit Mit Gott fängt er alles an und mit Gott be schließt er alles, so auch heute, wo der Erntesegen des Jahres wieder glücklich unter Dach und Fach gebracht worden ist. — Erntesegen! Wie herrlich klingt dieses Wort, wenn die Ernte wirklich ein Segen für die Menschheit geworden ist, wie eS in diesem Jahre der Fall war. Schwer ist der Be ruf des Landmannes, der in harter Arbeit der heimischen Scholle das «bringen muß, was er zu seinem Lebensunter» halte gebraucht. Bittere Enttäuschungen durch Wetterschaven und Mißernte sind oft der Lohn seines MühenS und doch hängt er mit einer glühenden Liebe an seinem Bauernstände. Birgt derselbe doch viel Dinge, Die nur er genießen kann, Und die ihn — durch ihre Wunder — Machen erst zum rechten Mann! Gilt ihm nicht in aller Frühe Schon der Lerche erste- Lied, Während grüßend in der Ferne Purpurrot die Sonn' aufzieht? Winken ihm nicht Blumenkelche Freundlich zu im Morgentau, Und kommt nicht durch sein Erscheinen Leben über Flur und Au? — Das ist das Schöne in dem Berufe des Bauersmannes, daß er mit der Liebe zur heimatlichen Scholle und zu seiner schweren Arbeit eng einen festen Christenglauben verbindet und „Wer Gott vertraut, hat wohlgebaut im Himmel und auf Erden!" Diese alten Worte haben sich in diesem Jahre wiederum glänzend bewährt, das zeigt uns der reiche Ernte segen und die Freude des beglückten Landmannes, der heute zum Erntefeste mit dem Dank für Gottes gnädiges Walten an diesen die innige Bitte richtet, auch in künftigen Zeiten gnädig das Mühen seiner Hände Arbeit zu schützen und schön zu belohnen durch einen reichen Erntesegen. Karl Emmrich. Oertliche «ud sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Der hiesige Kaufmännische Ver ein hat in einer gestrigen Sitzung für das kommende Winter halbjahr sein Programm festgestellt. Dasselbe enthält drei gewrß sehr interessant und belehrend sich gestaltende Vorträge, auf die wir schon jetzt Hinweisen. S o n n t a g , den 19. No vember 1905: Projektionsvortrag des Herrn l)r. E. Walter aus Lund (Schweden) über „Krieg in Ost-