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Nr. 69. Wochenblatt für Vulsnik und Umaeasnd. — Sonnabend, den 10. Juni IWF. Seite 2 Zuchtvieh-Auskeilung mit Prämiierung in Pulsnitz. Der Landwirtschaftliche Kreisverein für das König!. Sachs. Markgraftum Oberlausitz beabsichtigt, //,, ' . am iZ. Zuli l. in Pulsnitz eine Zuchtviehausstellung mit Prämiierung aus Staatsmitteln zu veranstalten. Zur Prämiierung gelangen: 1. r^inDsr der Oldenburger Rasse, sowie Kreuzungen mit ausgesprochenem Typus dieser Raffe, und zwar: Bullen, die dem öffentlichen Gebrauche dienen; (werden Privatbullen zur Preisbewerbung angemeldet, so ist der Beweis zu erbringen, daß dieselben tatsächlich im Vorfahre dem öffentlichen Gebrauche gedient haben); b., Kühe im Alter von nicht über 4 Jahren; c., ältere Kühe, wenn sie sichtbar tragend sind oder mit dem- Kalbe vor geführt werden; 6., gedeckte Kalben und e., selbstgezogene Zugochsen. 2. Zisgsn der Saanenrasse sowie Kreuzungen mit ausgesprochenem Typus dieser Rasse, und zwar: Böcke, die dein öffentlichen Gebrauche dienen und mindestens 10 Monate alt sind; b., Zuchtziegen mit oder ohne Zickel, die noch zur Zucht verwandt werden. Die Anmeldungen zur Beschickung dieser Ausstellung sind bis zum 20. Juni 1NOF an das unterzeichnete Direktorium zu richten, in dessen Kanzlei Formulare zur Anmeldung entnommen werden können. Das Direktorium des Landwirtschaftlichen Kreisvereins für das König!. Lachs. Markgraftum Oberlausiy. (kiest. Mekononlierat Bä st nel, Bors. f?ref. str. Gräfe. KÄeiss. Neueste Kreignisse. Der Bundesrat hat am Donnerstag dem Totali satorgesetz zugestimmt Das Reichsgericht verwarf die Revision des Grafen Baudissin und seines Verlegers Janke, die durch den Roman „Erstklassige Menschen" das preußi sche Offizierskorps ble'digt hatten und des halb verurteilt morden waren. Zum norwegischen Minister des Auswärtigen ist Staatsminister Loevland ernannt worden Der außerordentliche schwedische Reichstag zur Be handlung der norwegischen Frage ist zumZO.Jum einberufen. In Christiania ist am Freilag feierlich die Unions flagge niedergcholt und die „reine" Flagge gesetzt worden. Tas englische Unterseeboot „A. 8" ist gestern Vor mittag an der Mole von Plymouth mit 14 Mann Besatzung untergegangen. An der türkisch-montenegrinischen Grenze ist es zu blutigen Zusammenstößen gekommen. Lenz es wo nn?, Pfingstzelt! (Nachdruck verbalen.) Nun ist es wieder eingezogen, Pfingsten, vas lieblichste der Feste, und in Wald und Feld, in Tälern und auf Bergeshöhen hat sich ringsum sein herrlicher Zauber ausge breitet. Wohin das Auge schaut, ein Blühen und Grünen, die Natur erstrahlt in ihrem schönsten Bilde, es ist ja Lenzes- wonne, Pfingstenzeit! Ein Hauch von frischer Lebenslust und holdem Frühlingsglück zieht durch die ganze Gotteswelt und hat auch mahnend angeklopst an die Wohnungen der Menschen, „die Fenster auf, die Herzen auf, geschwinde, ge schwinde !" Und weit sind sie nun geöffnet, die Fenster und Türen, damit auch der liebliche Pfingst-auber in die Häuser eindringe und durch seinen wärmenden Strahl der Liebe dort noch alles verscheuche, was von des Winters banger Last und Sorge zurückgeblieben ist. Deshalb grüßt uns auch aus jeder Menschenwohnung der würzige Düst der jungbe laubten Maie in ihrem frischen Grün, gleichfalls als Sym bol dafür, daß nun auch hier des Winters Bann gebrochen und der Lenz siegreich seinen Einzug gehalten hat So ist der Zauber des Pfingstfestes, dec draußen in der Natur gleisend über der ganzen Erde liegt, auch in die Herzen der Menschen eingezogen und hinaus drängt es sie in die lachende Lenzeslust zu Blumenduft und Vogelgesang. Jauchzend schallen die Frühlingslieder der Jugend zum Herrgott empor, die mit dem Wanderstabe in der Hand und dem Strauße am Hute frohen Herzens Fluren und Auen durcheilt. Es herrscht überall die gleiche Freude an der festlich geschmückten Natur, an dem blauen lachenden Himmelszelt und an dem Frohlocken in den Zweigen und Lüften, es ist ja Lenzes- wonne, Pfingstenzeit! So wird denn das Alter mit der Jugend fortgerissen und neue Hoffnungen, neue Zuversicht zieht mit dem Pfingstfeste wieder in manche kranke Menschen brust. Das ist der Zauber von der Frühlingsfeier der Natur, daß er imstande ist, des Lebens Last, Kummer und Pein vergeßen zu machen und daß mit dem Wehen des heiligen Geistes durch die Christenwelt an den Tagen des Pfingstglückes der Glaube wieder Sieger wird über Verzagt heit und grollenden Zweifel. Deshalb lockt uns die Lenzes- sonne hinaus ins Freie, es winkt der grünende Wald und die duftende Au und fordert so die Menschheit auf, sich los zureißen von allem dem, was die Seele schmerzlich bedrückt und an dem Herzen der Natur sich neue Kraft und neuen Lebensmut zu holen auf ihre weitere Pilgerfahrt. Deshalb gilt es dem Rufe Folge zu leisten und hinaus zu eilen in das Freie, dort seinen Gott zu suchen und zu finden und sich zu erfreuen an dem herrlichen Pfingstfrieden, der rings um auf der bräutlich geschmückten Mutter Erde ruht. „Heb dick aus des Daseins Jammer, Tritt heraus aus deiner Kammer, Schau der Welt ins Angesicht! Rings um dich steht ja geschrieben Gottesbotschaft, die dich weist Aus den Weg zum wahren Lieben, Auf die Spur vom Heilgen Geist!" Ja, eine Gottesbotschaft ist es, welche uns das liebliche Fest der Maien mit jedem Jahre von neuem wiederbringt, nämlich daß es nach langem Schlafe ein Wiedererwachen, nach mattem Welken ein frisches Blühen gibt. Darum freue dich, Menschheit, draußen in der herrlichen Gottesnatur, an ^em geheimen Weben und Treiben der Allmacht des Welten- sihOpfers, welche dir aus jedem Blütenkelche entgegen grüßt und gemeße die einzig schönen Tage der Rosen, es ist za Lenzeswonne, Pfingstenzeit! Nur noch wenige Tage und die Sonnenwendfeuer brennen von neuem auf den Bergen, der Welt verkündend, daß es wieder abwärts geht mit den Strahlen des Tagesgestirns und daß nach des Sommers Reifen und des Herbstes Welken wieder die lange Winter nacht kommt „Heiliger Geist des Pfingstfriedens, ziehe des halb in alle Herzen, bringe dein Glück arm und reich, groß und klein und trage es auch hinüber zu den Brüdern in der Ferne, die in afrikanischer Sonnenglut unter vielen Ent behrungen für Deutschlands Macht und Größe mutig kämpfen, breite deine Schwingen der Liebe auch über sie aus und lasse sie dein heiliges Wehen verspüren als einen treudeutschen heimatlichen Gruß des in Fcühlingspracht erstrahlenden ge liebten Vaterlandes, es ist ja Lenzeswonne, Pfingstenzeit!" Karl Emmrich. Oertliche und sächsische AugelegeAheiten. PulSnitz. Anläßlich des Pfingstfestes dürfen die hiesigen Geschäftsinhaber am heutigen Sonnabend ihre Läden bis abends 10 Uhr offen halten. Auch am zweiten PfinD- fsiertags ist das Offsnhalten dec Läden bis abends 10 Uhr gestattet. PulSnitz. Pfingsten in Sonnenschein feiern zu kön nen, SaS ist wohl der Wunsch Aller. Und das mit Recht. Wie viel schöner nimmt sich doch die Welt zur Psingstzeit aus im Glanze des freude- und segenspsndende« Tagesgestirns. Dis im vollen Frühlingsschmucke prangende Natur kommt richtig erst unter dieser Verklärung zur Geltung. Alls ihre Wunderkrast hat sich über ihrs Fluren gebreitet, jeder Halm rüüet sich zum Preise dis ewigen Schöpfers und die leben digen Wesen der Erde atmen neue Kraft und trinken volle Züge au« dem Becher der schönen Frühlingszeit. Ein inniges Sehnen zieht die in Beruf und Sorgen eingepferchten Tau- sende hinaus in Gottes schöne Natur, sie in der Pfingstzrit zu genießen und zu bewundern. Wir wollen deshalb auf die in den verschiedensten Garten-Etabliffements in der nähe ren und weiteren Umgebung in Aussicht genommenen Pfingst« konzerte Hinweisen. Am ersten Feiertag Nachmittag finden Konzerte statt in den Gärten d«S Gasthofs zu Böhmisch- Vollung, zum Waldschlößchen, zur Gol denen Aehre, Frredersdorf, sowie in den Gärten der Restaurants zum Schwedenstein und Keulenberg. Möge allen diesen Veranstaltungen ein freundliches Wetter beschieden sein. Unseren Lesern aber wünschen wir fröhliche und gsnußrsichs Feiertage. Pulsnitz. Morgen, am ersten Pfingstfeiertag, vor mittags 11 Uhr findet im Beisein der städtischen Kollegien, des Vorstandes des AltertumS-VereinS sowie geladener Gäste die Eröffnung der städtischen Museums statt. PulSnitz. Viele fleißige Hände haben im Laufe dieser Woche nunmehr daS geschaffen, waL unter dem Namen „P f i n g st s ch i e ß e n i n P u l n i tz" auf dem schön gelegenen Schützenplatze sich so stattlich erhebt und in brei ten Volksschichten sich des besten Rufes erfreut. Dieser Ruf ist altbsgründet und alle Jahre befestigt sich derselbe aufs neue. Auch diesmal zeigt sich das Pfingstschießen in groß artiger Reichhaltigkeit. Für alles ist Sorge getragen, was Herz und den übrigen „inwendigen Menschen" zu erfreuen geeignet ist. Es ist nur zu hoffen, daß die Pfingstschießen- tage Sonnenglanz genießen und sich nicht nur gewaltige Be sucherscharen einfinden werden, sondern daß auch der nötige Patentdurst sich entwickeln wird, zu dessen Löschung die um fassendsten Vorbereitungen getroffen worden sind. Hierzu § dient in erster Linie das von Herrn Josef Planer aufs Beste bewirtschaftete Schützenhaus, da« auf dem Festplatze befind liche Lagerbierzelt und das Lokal „Zum Schützenliesel", als» dann aber auch die Kaffee-, Wein« und Speisezelte mit ihren altbewährten Wirten. In den prächtigen Anlagen finden bereits am ersten und zweiten Feiertag vormittags von i/,11—1 Uhr beliebte Freikonzerte statt. Nun will man bei derartigen Festen aber auch etwas fürs Auge haben. Da bietet denn ein großes Panorama die neuesten Wsltereigniffe. Ferner wird ein Zirkus und eine Menagerie, in welcher drei große schöne Löwen, acht Wölfe, Riesenschlangen rc. zu sehen sind, ihre Anziehungskraft nicht verfehlen. Dem alljährlich auf dem Platze sich befindenvrn großen Karussel hat sich noch ein Velodrom (Radfahr - Karussel) hinzugesellt und dürften dieselben zumal bei der kleinen, wie auch größe ren Jugend Interesse haben. Den vorgenannten schließen sich noch weitere Schaustellungen an, u. a. ein Kasperthea ter, verschiedene Schaukeln, Schießbude, Photographie, sowie eine große Anzahl Verkaufs- und VerlosungSgeschäst«. Bei dieser Reichhaltigkeit ist also für Jedermanns Geschmack etwas geboten und so braucht man nur noch Geld in den Beutel zu tun — und es kann losgehen! Pulsnitz. Das Mitnehmen der Fahrräder auf den Schützenplatz zumal bei großem Andrange ist immer als sehr lästig empfunden worden. Es ist daher den Radfahrern dringend zu empfehlen, chr« Räder Aufbewahrungsstellen zu übergeben. Ebenso ist dec Verkehr mit Kindeiwagen bei Menlckenandrang durchaus nicht ratsam. — Wie der Ehristbaüm, so ist die Maie ein Schmuck des Zimmers, ersterer, behangen mit Gold- und Silberstreifen, Zuckerwerk usw. darf am Weihnachtsfeste in keiner christlichen Familie fehlen, letztere, die Maie, kündet die Freude über das Erwachen der Natur und findet am Pfingstfests im Zimmer, auf dem Balkon, an den Türen usw Aufstellung. In einen Behälter mit frischem Wasser gestellt, hält sich das Bäumchen mit den jungen, grünen Blättern sehr lange, nur soll man beim Kauf darauf sehen, daß der Stamm nicht mit den kleinen, graugrünlichen Insekten bewuchert ist, die be kanntlich die Mottenerzeuger sind. Am Pfingstfeste finden tausende der Maien Absatz beim Publikum und es ist eine schöne Sitte, die Zimmer damit zu schmücken. PulSnrtz. Im amtlichen Teile der heutigen Num mer ergeht eia Ausruf, der die Bitte um Gewährung von Geldmitteln zu den Kosten eines in der Residenzstadt zu er richtenden König Georg-Denkmals enthält. Wir verweisen auch an dieser Stells unsere Leser auf diesen Aufruf. Die Sächsischs Bank zu Dresden hat die Hauptkaffenverwaltung übernommen. Geldbeiträge nehmen in Pulsnitz die Stadt- kasie und die Geschäftsstelle des Wochenblattes bereitwilligst entgegen. P u l s n > tz. Am 7. dieses Monat« hat sich eine aus der hiesigen Großröhrsdorfer Straße wohnhafte Frau aus ihrer Wohnung, in der Richtung nach Großröhrsdorf entfernt, ohne bisher zurückgekehrt zu sein. Beschreibung: Statur klein und schmächtig, blasse Gesichtsfarbe, dunkelblon des Haar und schlechte Zähne. Kleidung: braurer Rock, dunkslgestrAste Bluse, lederne Damensttefilletten mit Gummi zug. Etwaige Wahrnehmungen werden an die hiesige Poli zeibehörde erbeten. Pulsnitz. Als gesunden wurde aus hiesiger Polizei- wache abgegeben: 1 klein« Scheere und 1 Klemmer mit ver nickeltem Gestell. — Nach Verlaus von mehreren Jahren veranstaltet der Wirt des schönen Garten-NestaurantS in Böhmisch- Vollung, Herr Adolf Barthel am ersten Pfingstfeiertage, von nachmittags 5 Uhr an wieder ein großes Konzert. Von allen Musikfreunden wird dieses Borhaben nur mit Freuden begrüßt werden. Noch viel mehr dürfte sich die Lust zum Besuch dieses Konzerte» erhöben, wenn das heute veröffent lichte, mit feinem Geschmack zusammengestellte Programm einer Durchsicht unterzogen worden ist. Bei günstigem Wit ter findet daS Konzert im geschützten Garten, bei schlech ter Witterung hingegen im geräumigen, gut ventilierten Saale statt. Wo eL aber sei, die genußreichen Darbietun gen verdienen einen zahlreichen Besuch. — Die neuen Kartoffeln find für viele eine Delikatesse, aber für die Hausfrau nicht immer angenehm, weil sie zu manchen Speisen nicht zu gebrauchen sind. Vom sanitären Standpunkte aus erscheint ihr zu zeitiger Gebrauch geradezu bedenklich. Der Verständige uno auch der Feinschmecker gibt der völlig ausgereiften, mehlreichen Frucht den Vorzug. Be sonders hüte man sich vor sofortigem Waffertrinken nach Genuß von Frühkartoffeln. Doch ist jetzt gerade für diese unentbehrliche Tischfrucht eine üble Zeit, da auch die vor jährigen Kartoffeln nun nichts mehr taugen. Darum tut man gut, den zu zeitig von dem reisen Stocke entfernten Knollen den fehlenden Mehlgehalt durch eine künstliche Schnell reife zu ersetzen, dadurch, daß man sie einige Tage in trocknen Sand legt, so daß sie vollständig bedeckt werden, und den Sand den Sonnenstrahlen aussetzt, da diese Früchte des wegen schnell reifen, weil der Saftzufluß fehlt. Abends bringt man die so behandelten Erdäpfel an einem trockenen Orte unter Dach, damit ihnen der Tau nicht neue Feuchtig keit zuführe. — Das Barometer ist im Steigen begriffen, nachdem am Mittwoch durch eine flache Depression vielfach gewaltige Regenmassen in Begleitung von Gewittern niedergegangen sind. In Thale a. H , wo sich unser Wetterberichterstatter zur Zeit befindet, fanden in der Umgebung Wolkenbrüche statt, wodurch schweres Unheil angerichtet wurde. Der Schleifenbach besonders, ein sonst ganz unscheinbares Wässer chen, schwoll zum reißendsten Strome an. Er führte gewal tige Wassermassen zu Tal, zerstörte Acker- und Gartenland, riß Chausseen und Wege auf, warf Mauern um; das Wasser trat in tiefer liegende Keller usw. Oberhalb, nach dem Ge birge zu, muß dieser Bach viel schlimmer noch gehaust haben. Kühe und andere Tiere kamen angetrieben, leider auch vier Menschenleichen, die in Thale geborgen wurden. In der Nähe von Timmenrode stürzte eine Brücke ein, auf der ein Fuhtwerk sich befand, Kutscher und Pferde ertranken. Große Seen haben sich auf sonst trockenen Stellen gebildet. Die Feuerwehr wurde durch vas Notsignal des Eisenwerks mehr- Fortsetzung in der Beilage.