I. Einleitung. An Produkten erzeugen und liefern die Regionen des Sudan eine reiche Fülle. Die Hauptbrotfrucht ist die sogenannte Negerhirse oder das Kafferkorn (Durra, KorZIruin). Diesem zunächst der Duchn (konioü- laria). 'Sonst finden sich reiche Quantitäten von Mais, Reis, Weizen, Roggen; dann Futtergewächse, Webestoffe und Fruchtpflanzen aller Art, Bananen, deren es nördlich vom Äquator ganze Wälder giebt, und Erd nüsse (^raollio); Waldfrüchte sind in großer Anzahl vorhanden. Der Er trag des Ackerbaues wird zur Deckung des eigenen Bedarfes verwendet. Der Ackerbau selbst hat in Afrika zahlreiche Feinde. Von Waldkultur ist im Sudan, wie in Afrika überhaupt, gar keine Rede. Die Jagd liefert die ergiebigste Beute. Die Züchtung der Haustiere (des Pferdes und des Huhnes) ist allgemein eingebürgert. An mineralischen Schätzen ist der Sudan nicht reich und es werden dieselben so gut wie gar nicht behoben. Gold, Eisen, Kupfer kommen vor. Mit Rücksicht auf die Gewerbthätigkeit der afrikanischen Eingeborenen unterscheidet Or. Schweinfurth drei Kulturringe auf dem afrikanischen Kontinente. Der erste, das Gebiet der Feuerwaffen, umfaßt die Küsten landschaften und reicht namentlich im Norden ziemlich tief ins Binnenland. Seine Bewohner stehen in mehr oder weniger regem Handelsverkehr mit Europäern und erhalten von diesen ihre Bedürfnisse. Tiefer im Innern ist die zweite Region, die der europäische Markt durch Vermittlung des Eingeborenenhandels nur noch mit Baumwollcnzeugen zur Kleidung der Eingeborenen zu versorgen vermag. Endlich im innersten Centralkerne des Kontinents breitet sich das dritte, von jeder mittelbaren und unmittelbaren Berührung mit der europäischen Welt intakt gebliebene Gebiet aus, dessen Bewohner Kleidung aus Rindenzeugen und Fellen gebrauchen. Zwischen dem zweiten und dritten Ringe könnte man noch ein Übergangsgebiet der Glasperlen und Korallen einschalten. Dies ist zugleich das Hauptgebiet des Sklavenhandels. Or. Schweinfurth, der die afrikanische Jndustrie- thätigkeit gründlich kennt, sagt, je größer die Fortschritte gewesen, die hin und wieder ein afrikanisches Volk auf der Bahn der äußern Gesittung gemacht, um so geringer habe sich dessen eigene Produktionskraft gestaltet und um so größer sei die Abhängigkeit in allen Bedürfnissen eines ver feinerten Lebens von der europäischen Industrie, welche sich unaufhaltsam aufdränge und jede Konkurrenz ausschließe, geworden. Auch habe die europäische Industrie jede Regung des angeborenen Nachahmungstriebes bei den Afrikanern erstickt. Die muhammedanischen Völker in der Nord hälfte Afrikas werden immer weniger produktiv an eigenen Erzeugnissen der Kunst und des Gewerbefleißes. Einen gleichen Einfluß üben sie wieder selbst auf die Völker im zweiten Gebiete. Dies ist namentlich in den Negerstaaten des Mittlern Sudan am deutlichsten zu erkennen, seit sie dem Islam verfallen. Dort giebt sich, wie nns 6r. Schweinfurth belehrt, ein