Volltext Seite (XML)
V. Die Nillandschaften. Gewohnheit verursache, daß nach und nach die Wirbelsäule einen weniger stumpfen Winkel mit dem Becken macht, so daß die Hinteren Teile mehr als natürlich herauszustehen kommen. Die Kinder haben nach dem genannten Gewährsmann bei der Geburt eine hellgraue Farbe. In den ersten Tagen pflege man sie mit einem Pflanzenabguß zu waschen, der das Schwarzwerden der Haut befördere, wahrscheinlich aber dazu dienen wird, die zarte Haut gegen die Einwirkung der Sonnenstrahlen zu schützen. Die Wohnungen der Bewohner des Dar Nüba sind auf unzugäng lichen Spitzen der Felshügel in Dörfern gebaut und dazu noch durch dor nige Einzäunungen verteidigt. Als Waffen dienen dünne Lanzen mit ver gifteter Spitze, die mit großer Geschicklichkeit geworfen werden und durch die Maschen des Panzers der feindlichen Reiter eindringen können. Bogen und Pfeile scheinen ganz unbekannt zu sein. In Kriegszeiten finden sich beim Angriff auch die Weiber ein, um die Männer zur Tapferkeit anzu feuern. Polygamie ist üblich, aber nicht sehr verbreitet. Der Islam ist das Religionsbekenntnis der Nüba. Jeder Stamm hat einen Oberpriester, dessen Würde in der Familie erblich ist. Gewisse Fasttage, namentlich am Ende der Mondmonate, werden beobachtet. Der Glaube an ein zweites Leben im Hause Gottes ist verbreitet, wo den Verstorbenen Belohnung er wartet. Die Nübas fand Rüppell eben nicht träge; doch scheuen sie an haltende Arbeit. Ihrem Charakter nach sind sie jähzornig, halsstarrig, untereinander aber dienstfertig. Ganz verschieden von den Nüba sind die Tegelü (Takale), deren Stamm durch den jahrelangen Kampf gegen die Ägypter berühmt ge worden ist. Ihre nominelle Unterwerfung war natürlich dennoch unaus bleiblich. Mek (aus dem arabischen inülok „der König") Nassr, der zäheste Kämpfer für die Unabhängigkeit seines Landes, hielt die Ord nung unter seinen Stammangehörigen nur mit Aufwand äußerster Strenge aufrecht. Das Land Tegelü ist wegen seiner Fruchtbarkeit und der Gast lichkeit der Einwohner berühmt. Auch Kupferminen sollen sich vorfinden. Leider huldigen die Tegelü, wiewohl Moslimin, der Sitte, ihre Kinder zu verkaufen. Übrigens hat der Mek auch das Recht, ihm mißliebige Unter- thanen zu verkaufen. Im Bürgerkriege, berichtet Munzinger, würden ge wöhnlich die freien Gefangenen niedergemetzelt, die Sklaven verkauft. Doch behalte häufig die Habsucht den Sieg, so daß auch Freigeborene verkauft würden, und da sie von ihrer Obrigkeit geknechtet worden sind, können sie das Recht der angeborenen Freiheit, das jeder Muslim hat, nicht für sich in Anspruch nehmen. Die Tegelü betrachten sich als Brüder der Fundsch von Sennaar. Die Hauptbeschäftigung der seßhaften Bevölkerung Kordofans ist der Handel. Da der Neger nicht einmal zu Hause den Handel zu vermitteln vermag, so ist es klar, daß nur der muhammedanische Araber, dem schon