Vorwort. Der Aufforderung des Herrn Verlegers, ein afrikanisches Thema für die „Bibliothek der Länder- und Völkerkunde" zu bearbeiten, bin ich gerne nachgekommen, weil die Tendenz der Sammlung meinen Beifall fand und ich jederzeit bereit bin, für die Verbreitung der Kenntnis afrikanischer Geographie nach Kräften einzustehen. Eine Schilderung der geographischen und ethnographischen Verhältnisse der ausgedehnten Sudanländer schien mir wegen der relativ geringen Bekanntschaft weiter Kreise mit dem Gegen stände geeignet für den Zweck. Die Wissenschaft verdankt einen grossen Teil der geographischen Errungenschaften im Sudan deutscher Kraft und Arbeitsleistung. Auf diesen habe ich daher vorwiegend Rücksicht genommen. Was ich aber mit der Veröffentlichung dieser kleinen Arbeit gerne erreichen möchte, das ist, namentlich die Kreise deutscher Jugend und gebildeter Interessenten im weitesten Sinne aufmerksam zu machen auf den Schatz, den die deutsche Litteratur, man kann es kühn behaupten, in den Reise werken der meisten Afrikaforscher besitzt. Diesen kostbaren Schatz würdigt man viel zu wenig im Mutterlande selbst. Manche Partieen in den großen deutschen Afrika-Werken sind geradezu in klassischer Diktion abgefaßt; ich erinnere nur an Barths Beschreibung von Kano, Rohlfs' Schilderungen des Empfanges bei den sudanesischen Potentaten, Nachtigals Beschreibung der Sklavenjagden in Bägirmi, Schweinfurths Schilderung der Bongo- Musik, der Vegetation im Niam-Niam-Gebiete und die Beschreibung des Mangbattu-Landes. Viele derselben verdienten in die Lesebücher der Jugend ausgenommen zu werden. Die Verschiedenartigkeit des vorhandenen Materials bot Schwierig keiten bei der einheitlichen Darstellung des Ganzen. Besonder» Wert legte ich auf die Anführung und Einverwebung historischer Details über die Völker und Reiche des Sudan, weil in dieser Beziehung wenig in die breite Schicht der Gebildeten dringt. Auch der Orthographie der sudanesischen Namen wandte ich mein besonderes Augenmerk zu. Ein reichhaltiges Quellenverzeichnis wird geographischen Fachmännern willkommen sein. Möge diese Arbeit anregen zum Studium des in seiner Natur und Menschheit so großartigen Kontinents Afrika! Wien, am 20. Juni 1884. Der Verfasser.