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III. Die westlichen SudLnIänder. der wackere französische Reisende, liegt durch ein halbes Jahr während der trockenen Zeit dem Handel ob und ist fähig, Anstrengungen und Entbehrungen aller Art zu ertragen. Die andere Hälfte des Jahres verbringt er be haglich mit der Beaufsichtigung seiner arbeitenden Sklaven. Der Geselligkeit wird natürlich in dieser Zeit gleichfalls sehr gehuldigt. Man nimmt ge meinsam Mahlzeiten ein; dies ist jedoch nur unter den Männern Sitte, denn die Frauen speisen zu Hause abgesondert von den Männern. Die Polygamie ist allgemein. Doch beeinträchtige sie nicht das Familienleben, welches Caillis ein zärtliches nennt. Die Einwohner von Tims kultivieren den Butterbaum, Indigo und Tabak. Unter den Negerstämmen in diesem Teile des Sudan fand Caillis eine besondere Vorliebe für die Musik uud den Gesang, besonders bei den Bambara, deren Gebiet er auf dem Marsche gegen Norden durchzog. Ganze Nächte verbringt man in den Bambara-Dörfern bei Tanz und Sang, und auch auf der Reise giebt man sich diesem Vergnügen hin. Eine be sondere Zunft liegt der Pflege derselben ob, die sogenannten Griots (Fig. 14), die man den Troubadours oder den fahrenden Sängern sehr wohl vergleichen kann. Dieses Amt der Griots versehen nach dem Zeugnisse Cailliss in den Mandinka-Ländern auch die Frauen. Auf dem Wege von Tims an den Nigir passierte der Reisende zahl reiche Dörfer, die in dem Schatten riesiger Baobabs hingebettet waren und in welchen er schon Waren antraf, die über Timbuktu aus Europa dahin gelangt waren. Die meisten Karawanen, die nach dem Innern der Man- dinka-Länder ziehen, verfrachten das Salz, Kola-Nüsse und Goldstaub. Aller Handelsverkehr von Osten uud Süden ist nach Dschenns gerichtet. Je näher man dem Nigir komme, desto lebhafter werde die Gegend, desto lebhafter der Verkehr der Leute untereinander, desto reicher seien die Märkte beschickt. Die Einwohnerschaft ernährt der Transportverkehr der Senegal- Länder mit den Binnenterritorien des westlichen Sudan. Eine hervorragende besondere Rolle spielen auf dem Territorium des Sudan die Fülbö (Singul.: Puls) oder „Fala", wie sie von den Man- dinka, Fillani (Sing.: Ba-Fillautschi), wie sie von den Haüsfä-Leuten, „FelLta", wie sie von den Kanuri, und „Fulan", wie sie von den Arabern genannt werden. Am weitesten gegen Westen, bis an das Meer, sind sie in Senegambien vorgeschoben. In Füta Dschallo bilden sie den Hauptbestandteil der Be völkerung. Weiter gegen Osten haben sie ihre Wohnsitze an den beiden Ufern des obern Nigir (Moassina und Segü), dann an dem Mittelläufe dieses Stromes (Sökotö, Gandu), endlich in Borna, Bagirmi uud Wada,, wo sie aber noch keinen vorwiegenden politischen und religiösen Einfluß gewonnen haben. Am Benutz dagegen (Ädamaüa) sind sie am weitesten nach Süden gerückt und dringen von da unablässig gegen den Äquator,