88 wonach ein heutiger Leser die Finger schleckt. Das ist also Rosegger und das ist die „Woche". Nur zu wahr ist auch bezüglich der ganzen Anlage und Ausführung, was der Waldnovellist allen Ernstes vorbringt: „,Sie sind ja ein Bauernsohn. So wissen Sie doch, daß in der Tiefe die Steine sind. Die fruchtbare Erd schicht ist auf der Oberfläche. Mit den Gedanken wirds halt auch nicht viel anders sein/ Der Doktor dachte ein bischen nach und sagte dann: .Mich deucht, jetzt hätten Sie beinahe einen tiefen Gedanken ausgesprochen. Beinahe.' Die fruchtbare Erdschicht ist auf der Oberfläche .. .1" Das ist eines jener billigen Argumente, wie sie Rosegger aus Naturvergleichen ziehen zu können vermeint, und die nicht immer so harmlos sind wie das eben angeführte. Verfänglicher ist schon das aus dem „Erdsegen": „Der Fichtenbaum weiß auch nichts von Gott und wächst doch dem Himmel zu." Roseggers Kunstauffassung hat also einen Riß er litten: seine Romanlyrik mit den Sonntagsmenschen und dem weißwolkigen Blauhimmel über einer trotz aller Gnaden- lengnung doch immerhin etwas Übcrnatur atmenden metaphysischen Typik, hat ihre vollste Saite verloren. So bald das „Weltgift" einmal gebunden durch Leipzig mar schiert, werden wir Roseggers größten Buchcrfolg er leben. — Auf der Höhe der Kunst steht Rosegger in der kleinen Novelle; hier kann sich sein Talent ganz und gar ausent- falten, ohne daß dessen Schwächen zn störender Geltung